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CKomet

Chefziege

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Montag, 7. Juni 2021, 19:36

Vielleicht, vielleicht auch nicht (Dalanas Geschichte)

Die alte Heimat

Es war ein wunderschöner Frühjahrstag. Die Sonne stand hoch am strahlendblauen Himmel. Auf der Blumenwiese vor ihr flatterten Schmetterlinge in der leichten warmen Brise. Sie stand neben einer alten Kutsche. Hinter ihr befand sich ein altes aus Holz gebautes Lagerhaus, das an den Felsen das neben den Felsen von altem zerfallenen Mauerwerk eingerahmt war. Etwas den Pfad entlang sah sie vor einem zerfallenen Schuppen zwei Pferde stehen, die dort friedlich am Grasen waren. Ein Grauschimmel und ein Brauner. Obwohl ihr alles bekannt vorkam, war es gleichzeitig als wäre sie hier zum ersten Mal.

Warum war sie hier draußen? Was suchte sie? Es wollte ihr einfach nicht einfallen. Also ging sie planlos nach links. Nach einem kurzen Stück sah sie 3 Kreuze an dem verbrannte Leichen hingen. Zwei Erwachsene und ein Kind. Was hatte das zu bedeuten?“ fragte sich Dalana. Die Toten mußten da schon länger hängen. Aber das Feuer brannte noch immer. Obwohl sie eigentlich beunruhigt sein sollte, war sie es aber nicht. Sie beschloß in die andere Richtung weiter zu gehen.

Als sie an den Pferden vorbeikam hoben diese nur kurz ihre Köpfe, um sie gleich wieder im Gras verschwinden zu lassen. Jetzt wo sie am Schuppen angekommen war erkannte sie dass es wohl eher ein zerfallenes Haus war. Im Haus fand sie ein Buch dessen Inhalt sie noch mehr verwirrte. Der Titel lautete: Die Nahrhaftigkeit des Fleisches. Es handelte davon, das früher die Feinde gegessen wurden, um deren Stärke selbst aufzunehmen, was aber zwischenzeitlich verboten wurde. Dalana legte es wieder auf den Boden und ging zu dem kleinen Teich hinter dem Haus. Das Wasser war klar und sie konnte bis auf den Grund sehen. Ein paar Fische schwammen darin. Die Libellen, die zuvor über dem Teich flogen waren davon geflogen, als sie sich näherte. Die Seerosen trugen hübsche blaue Blüten. Hinter dem Teich sah sie eine alte Statur mit Flügeln. Vor dieser blieb sie lange Zeit gedankenlos stehen. Dann sah sie den Zettel dort liegen und nahm ihn in die Hand um zu sehen, was geschrieben worden war. Der Text wirkte wie ein Gebet an einen alten furchtbaren Gott. Sie ließ ihn schnell wieder fallen.

Dalana begann ein wenig zu frösteln. Sie hatte nicht gemerkt wie die Sonne weitergewandert war und langsam hinter den Bergen verschwand. Sie ging am hohen Zaun entlang zu dem Wohnhaus. Das Rauschen des Meeres das sie hinter dem Zaun weit unten sah, war kaum zu hören. Als sie sich auf dem schmalen Pfad dem Haus näherte hörte sie, wie ihr Vater am Holzhacken war. Als er sie näher kommen sah, stellte er seine Arbeit ein und sah sie müde und erschöpft an.

„Na, mein Kind, hast du gefunden was du gesucht hast?“

Dalana schüttelte schweigend den Kopf.

„Egal, dann suchst du halt demnächst noch mal danach“, er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Geh doch schon mal ins Haus. Ich hatte heute Glück und einen prächtigen Hirsch erlegt und ihn zerlegt. Mutter und Schwesterchen warten drinnen auf dich.“

Gedankenlos tat Dalana wie ihr geheißen und ging ins Haus. Niemand war dort zu sehen. Von irgendwoher hörte sie das Lachen eines Kindes. Aus dem Küchenbereich drang der Geruch von frischem Blut in ihre Nase. Sie blieb dort einen Moment stehen. Da kam auch schon ihr Vater fröhlich pfeifend rein.

„Oh. Ich hatte ganz vergessen, was das für eine Sauerei hier drinnen ist. Aber übertrieben habe ich nicht. Ein richtiges Prachtstück, der Gute. Also… Dann würde ich mal sagen, machen wir uns an die Arbeit, oder?“

Dalana war verwirrt: „Aber was ist mit Mutter und Schwesterchen?“

„Was? Willst du mich verärgern Kind?“ sein fröhlicher Gesichtsausdruck war verschwunden und wurde zu einer verzerrten Fratze.

„Sie sind tot, das weiß du doch. Du hast sie umgebracht. Erst hast du die Krippe von deinem Schwesterchen angezündet. Sie hat schrecklich laut geschrieben, weiß du das nicht mehr? Mutter hat es mitbekommen und wollte sie retten, aber als sie oben war, da war nur noch verbranntes Fleisch übrig, und…“

Dalana unterbrach Vati: „Ich war das nicht, das waren die Männer mit den Masken.“

Vati sah Dalana wütend an: „Was kommst du immer mit dieser alten Geschichte? Du weiß doch wie unglücklich mich das macht.“

Dalana schüttelte den Kopf: „Aber ich war das wirklich nicht. Die Männer mit den Masken..“

„Du hast sie ermordet“, donnerte ihr ihr Vater nun richtig wüten. „Punkt, aus, fertig. Und egal wie oft du versuchst es abzustreiten, ändert sich nichts daran, verstehst du? Gar nichts!“

Die Augen ihres Vaters hatten sich zwischenzeitlich rot verfärbt.

„Und jetzt lass uns bitte essen. Ich bin so verflucht Hungrig!“

Dalana wollte es noch einmal versuchen und ihre Version erzählen, aber wieder unterbrach ihr Vater sie: „Beim Namen des Schöpfers.. Was sollen diese Lügen? Reicht es nicht das du uns ermordet hast.“

Dalana war verwirrt: ‚uns?‘ Aber ihr Vater stand doch hier vor ihr.

„Manchmal wünschte ich, der Schöpfer hätte mich ein bisschen weniger barmherzig, ein klein bisschen weniger gutgläubig geschaffen“, fuhr ihr Vater fort. „Weil ich dann nämlich rechtzeitig erkannt hätte, das du von Sünde befleckt bist!“

Dalana standen die Tränen in den Augen, weil sie nicht mehr wusste was sie noch sagen sollte.

„Ich hätte die gleich nach der Geburt im Pferdetrog ertränken sollen, so wie es richtig gewesen wäre.“

Während sich ihr Vater immer weiter in Rage redete, begann der Raum in Flammen aufzugehen.

„Ja, ich hätte dich töten sollen. Ich hätte dich einfach töten sollen. Genauso wie du uns getötet hast. Und jetzt, jetzt glaubst du, du wärst sicher weil wir alle unter der Erde liegen, was.“

Die Flammen schossen immer höher. Dalana spürte ihre Wärme nicht. Ihr Vater anscheinend auch nicht, denn er fuhr mit seinem Monolog fort.

„Na, dann hör mir mal gut zu, ‚mein Kind‘, da hast du dich geschnitten. Und weißt du auch, warum? Weil die Toten nicht vergessen. Hörst du?!? Die Toten vergessen nicht!
Und jetzt genug des Geredes. Ich will endlich essen!“

In Flammen gehüllt kniete sich Vati nieder und grub seine Zähne in den vor ihm auf dem Boden liegenden Hirsch.

Dalana stand nur da nicht mehr wissend was sie tun sollte.

Vati sah plötzlich zu ihr auf, das Gesicht mit Blut verschmiert. „Bring mir das Fleisch, du verzogenes Balg, bring es mir!“


Auf der Morgentau

Zitternd kam Dalana zu sich. „Bring mir Fleisch! Bring mir endlich ein schönes knuspriges Stück Fleisch“. Diese Worte klangen noch in ihren Ohren. Sie brauchte einen Moment um sich zu orientieren. Die leichten rollenden Bewegungen des Bodes ließen sie erkennen, daß sie sich an Bord eines Schiffes befand. Ihr fiel alles wieder ein. Gemeinsam mit ihrem Freund Sirius hatten sie sich an Bord der Morgentau geschlichen, kurz bevor diese Nehrim verließ. Seit früher Kindheit waren Dalana und Sirius unzertrennlich gewesen. Er hatte sie als kleines Mädchen in den Gassen von Ostian gefunden und mit zu sich nach Hause gebracht. Um über die Runden zu kommen lernte sie das Diebeshandwerk. Im Gegensatz zu Sirus, war Dalana aber gewillt lesen und schreiben zu lernen, was Sirus Mutter eigentlich ihnen beiden versuchte beizubringen.

Während sie anfangs noch für sich alleine arbeiteten, mussten sie als sie älter wurden, für die ortsansässige Diebesgilde arbeiten. Dalana fühlte sich damit nicht wirklich wohl, aber sie war der Meinung es Sirius schuldig zu sein, ihn zu unterstützen und bei ihm zu bleiben. Doch eines Tage ging eine Unternehmung schief und so sahen sich die beiden gezwungen so schnell es ging zu verschwinden. Dalana wäre lieber ins Landesinnere gegangen. Für eine Passage über das Meer hatten sie ja kein Geld. Aber Sirius überredete sie, sich in einem günstigen Augenblick an Bord der Morgentau zu schleichen und im Frachtraum zu verstecken. Zeit zum Nachdenken blieb ihr kaum, denn ihrer Verfolger waren ihnen dicht auf den Fersen, also folgte sie ihrem Freund.

Und nun waren sie hier. Als blinde Passagiere auf einem Schiff, von dem es hieß die Kapitänin sei ein Ungeheuer. Ihre eigene Mannschaft hatte Angst vor ihren unberechenbaren Ausbrüchen. Je nach Laune konnte schon ein kleines Vergehen dafür sorgen das einem der Rücken wund geschlagen wurde oder noch schlimmer, das man über Bord geworfen wurde. Daher herrschte bei Sirius und Dalana stets die Angst entdeckt zu werden.

Sirius kniete neben ihrem Lager und strich ihr beruhigend übers Haar.

„Shhhhh, he. Ruhe, verdammt noch mal! Willst du das ganze Schiff wecken, oder was?“

Für einen Moment schwieg er, dann entschuldigte er sich bei Dalana.

„Es tut mir leid, das war eben etwas harsch. Ich bin einfach nur nervös, wo wir nun fast am Ziel sind. War es wieder der Traum?“, fragte er sie besorgt.

Dalana nickte nur und richtete sich auf. Sirius nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.

„Wir haben es fast geschafft. Morgen Abend sollen wir in Ark ankommen. Ich war vorhin weiter vorne im Schiff, um etwas zu essen zu holen. Da habe ich zwei Matrosen davon reden hören.“

Sirius ließ Dalana los, drehte sich um und holte ein altes Stück Brot hervor.

„Hier, nehmt etwas. Du siehst erschöpft und hungrig aus.“

Weiterhin schwieg Dalana und brach sich ein Stück von dem Brot ab.

„Vielleicht hätten wir uns doch gleich nach dem Ablegen zu erkennen geben und darum bitten sollen unsere Überfahrt abzuarbeiten.“

„Bei jedem anderen Kapitän wäre das wohl die beste Lösung gewesen, aber nicht bei dieser hier. Das weiß du auch. Sie hätte uns entweder sofort getötet oder einfach über Bord geworfen.“

Langsam kauend nickte Dalana nur. Sirus hatte Recht. Hätte er doch nur auf sie gehört. Aber nun war es eh egal. Sie hoffte ihr Glück würde anhalten und sie könnten sich dann in der Nacht nach der Ankunft in Ark vom Schiff schleichen. Dann würde für sie endlich ein hoffentlich besseres Leben beginnen. Dieser Gedanke ließ Dalana lächeln, was Sirius veranlasste ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.

Dalana wollte gerade etwas erwidern als sie beide ein Geräusch vernahmen.

„Schnell lösch die Lampe,“ flüsterte Sirius.

Dalana tat wie ihr geheißen und machte das Licht aus. Dann hörten sie auch schon, wie jemand das Schott zum Laderaum öffnete. Sirius und sie zogen sich so leise es ging weiter nach hinten zurück.

„Warum will Rocio unbedingt jetzt, das wir die kleine Kiste finden. Das hätte doch sicherlich auch noch Zeit bis zur Ankunft“, sagte eine jünger wirkende Stimme.

„Frag nicht sondern fange an zu suchen. Gehe du nach hinten ich suche hier vorne“, antwortete der andere.

„Verflucht“, flüsterte Sirius Dalana ins Ohr, „die werden uns hier entdecken. Wir müssen sie ausschalten. Ich kümmere mich um den Jungen hier hinten, schlage du den anderen nieder.“

Mit mulmigem Gefühl schlich Dalana los. Sie nahm sich ein Kantholz, das sie für diesen Zweck zurecht gelegt hatte in die Hand. Im letzten Moment sah der alte Seemann Dalana und stieß einen Warnruf für seinen Kumpel aus. Dann brach er auch schon unter dem Schlag zusammen.

Sirius brauchte etwas länger um seinen Gegner zu Boden zu schlagen.

„Was machen wir nun“, fragte Dalana verzweifelt und ängstlich. Sirius nahm die Messer der beiden an sich.

„Wir könnten ihnen die Kehlen aufschneiden und hoffen, daß sie niemand vermisst, bis wir von Bord sind.“

Dalana schüttelte den Kopf. „Nein, keine Toten. Wir wollten unser altes Leben hinter uns lassen, und ich möchte nicht das so neu beginnt.“

„Wie du meinst, dann lass uns schauen das wir ein paar Stricke finden um sie zu fesseln und zu knebeln.“

Dalana fand nach kurzer Zeit das was sie suchte. Sie reichte welche an Sirius, der sich hinunter zu dem älteren Matrosen bücken wollte, als plötzlich wie aus dem nichts eine Stimmer erklang:
„Arme, verirrte Seelen. Die Wahrscheinlichkeiten haben sich gegen euch gewandt.“

In dem Schott durch das zuvor die beiden Matrosen gekommen waren stand nun eine in einen grauen Umhang gehüllte Gestalt. Dalana war wie erstarrt, als sie diese Frau sah.

„Was zum…? Wer seid ihr?“ vernahm Dalana Sirius Stimme.

„Mein plötzliches Erscheinen verwirrt euch“, sagte die verschleierte Frau mit leiser sanfter Stimme. „Aber meine Identität ist nicht von Bedeutung.“

Sie sah nun Sirius an: „Ihr, lieber Sirius seid es diesmal leider auch nicht.“

Dalana fuhr es Eiskalt über den Rücken, aber immer noch war sie nicht in der Lage sich zu rühren, während Sirius ängstlich flehte: „Was? Scheiße, bitte erzählt niemanden von uns. Diese Kerle sind einfach…“
„Ihr bitte mich, euch nicht zu verraten, weil ihr nichts Böses im Sinne hattet… Und ich glaube euch. Aber leider werden meine Taten nicht von Mitgefühl bestimmt. Der erste Flügelschlag muß geschehen, damit sich die Wahrscheinlichkeiten fügen können… so wie sie es immer tun, seit Äonen.
Es tut mir leid, Sirius.“

Das war das letzte was Dalana unten hörte bevor sie das Gefühlt hatte vom Boden abzuheben und dann in Dunkelheit versankt.


Die Sonne schien hell am Himmel, als Dalana wieder zu sich kam. Es war das erste Mal seit Wochen das sie wieder frische Luft atmen konnte. Sie konnte sich nicht rühren, als hätte man einen Lähmungszauber über sie gelegt. Nur ihre Augen konnte sie einen Spalt weit öffnen. Undeutlich sah sie Sirius auf dem Boden kniend, die Hände auf den Rücken gefesselt. Vor ihm stand eine finster dreinblickende Gestalt die von ihr keine Notiz nahm. Es war Kapitän Ricio, die mir Sirius sprach.

„Soso, dann lasst mich noch mal zusammenfassen. Ihr beide habt euch die ganze Zeit da unten im Lagerraum versteckt und von meinen Vorräten gelebt, bis Riq und Sebald euch zufällig gefunden haben. Und dann habt ihr die beiden verprügelt und gefesselt, als plötzlich eine, wie sagtest du noch, eine verschleierte Frau auftauchte und euch mit Wildmagie überrumpelt hat. Richtig?“

Mit zittriger Stimme und gesenktem Kopf antwortete Sirius leise: „Ja… ich weiß es klingt verrückt, aber so war es. Bitte Meydame, wir … wir hatten einfach keine Wahl, das müsst ihr uns glauben. Der Krieg, es… Wir wollten doch einfach nur etwas frieden… und eine zweite Chance, mehr nicht.“

Die wahren Gründe verschwieg er lieber. Er hob den Kopf und sah Kapitän Ricio flehend an.

„Frieden… ja, ich verstehe. Ihr wollte ein neues Leben in einem neuen Land. Und da mein Schiff das einzige ist, das seit den Kriegen überhaupt noch so weit fährt, war ihr förmlich gezwungen, ohne Bezahlung mitzufahren.“ Die Stimme der Frau klang höhnisch.

„Ja … Wir … wir könnten für euch arbeiten, Meydame! Das Deck schrubben, Kartoffeln schälen, irgendetwas um unsere Schild abbezahlen zu können… und wenn wir erstmal -“

Dalana dachte daran, dass sie das gleich zu Anfang Sirius vorgeschlagen hatte. Dass sie sich stellten, nachdem sie einen Tag auf hoher See waren. Aber er hielt es für keine gute Idee. Verdammt hätte sie sich doch nur einmal durchsetzen können.

„Aber seien wir mal ehrlich: ihr hattet sehr wohl eine Wahl. Ihr hättet bei mir anheuern können wie es die anderen auch, aber das habt ihr nicht. Stattdessen habt ihr euch in meinem Schiff eingenistet wie die Fleischmaden und euch auf den Schultern meiner Mannschaft ausgeruht.“

Kapitän Ricio ging kurz ein paar Schritte hin und her ohne den Blick von Sirus zu wenden, dann fuhr sie ungehalten fort.

„Und jetzt erzählt ihr mir etwas von verschleierten Frauen und Wildmagie? Sagt mal, für wie dämlich haltet ihr mich eigentlich?“

Dalana wollte Sirius zur Hilfe kommen und ihm zustimmen und bestätigen das das was er sagte die Wahrheit sei, aber sie konnte sich weiterhin nicht rühren oder auch nur einen Laut von sich geben.

„Ich kenne eure Sorte“, fuhr Ricio fort. Ihr seid ehrlose Halsabscheider, Straßendiebe, nichts weiter… Habt wenigstens den Schneid und steht dazu.“

‚Bitte, Sirius‘, dachte Dalana nur, ‚Sage das es wahr ist, was sie denkt. Sage einfach die Wahrheit.‘

„Was? Nein, wir … ihr täuscht euch!“ widersprach Sirius. „Bitte lasst mich erklären, und ihr würdet - “

„Eure Erklärungen interessieren mich so viel wie der Dreck unter meinen Stiefeln.“

Dalana konnte die Wut in der Stimme sehr gut raushören, während der Kapitän ihr Entermesser zog.

„Richte ihn auf, Rugar.“, befahl sie einem der Matrosen.

Dieser zögerte etwas, weil ihm das was gleich geschehen würde nicht behagte.

„Tu es!“ donnerte die Stimme dann noch mal über das Deck.

Langsam näherte sich Rugar Sirius und packte ihn an den Armen um ihn aufzurichten. Dalana konnte hören wie er leise zu Sirius sagte:

„Tut mir leid, Junge… Ihr hättet in Nehrim bleiben sollen.“

Als Sirius voll aufgerichtet vor Kapitän Ricio stand hörte Dalana ihn sagen:

„Aber … was…? Aber… aber das könnt ihr doch nicht tun.“

Dalana war entsetzt. Sie wollte aufspringen und sich vor Sirius werfen, aber der verfluchte Zauber lag immer noch über ihr und verdammte sie zum Zusehen. Tränen füllten ihre Augen, weil sie wusste was als nächstes gesehen würde.

„Oh doch … das kann ich.“ Während Ricio diese Worte sprach stieß sie ihr Entermesser in die Brust des sie ungläubig anschauenden Sirius‘.

Als der Kapitän das Messer aus dem toten Körper rauszog sah die Frau zu Dalana hinüber, die sich plötzlich wieder bewegen konnte.

„Na sie mal einer an. Da ist jemand aufgewacht!“

Dalana wollte aufspringen und zu Sirius laufen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Aber sie kam nicht dazu.

Auf dem Befehl von Kapitän Ricio packen zwei Männer sie: „Fesselt sie an ihren Kumpanen … und dann schickt sie zu den Fischen. Und zwar schnell bevor mir schlecht wird.“

Dalana versuchte sich verzweifelt aus den Griff der Männer zu winden, was ihr aber nicht gelang. Wie befohlen wurde sie an Sirius gebunden und dann über Bord geworfen. Als sie in das kalte Wasser fiel und ihre Lungen sich mit Wasser füllten verlor sie wieder das Bewusstsein.