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CKomet

Chefziege

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Mittwoch, 19. Juni 2013, 07:25

Nanija, unter den Sturmmänteln

01 Wie alles begann


Nanija wuchs auf einem Hof zwischen Dämmerstern und Einsamkeit auf. Gemeinsam mit ihren Geschwistern half sie ihren Eltern den Hof zu bestelle. Sie war die älteste der drei. Ihre Schwester war ein Jahr und ihr kleiner Bruder 5 Jahre jünger als sie selbst. Es war ein recht beschauliches Leben. Und sie kamen gut über die Runden, mit dem was der Hof abwarf. Die größte Sorge war für Nanijas Eltern immer, dass der Bürgerkrieg zwischen den Kaiserlichen und den Stummänteln schlimmere Ausmaße annahm. Nanijas Vater war ein geheimer Anhänger der Strummäntel. Wenn einer aus der Truppe Unterschlupf oder etwas zu essen brauchte, half ihr Vater stets.
Eines Nachts, Nanija war gerade sechzehn geworden, erwachte sie von laut prasselnden Flammen auf dem Dach. Feuer! Sie hatte keine Zeit sich andere Kleider über zu ziehen. Sie lief in das Nebenzimmer, wo ihre beiden Geschwister schliefen und weckte diese und zog die verschlafenden Kinder die Treppe hinunter und rannte dann ins Freie. Ihre Eltern waren auch aufgewacht und wollten gerade hochkommen, als sie erleichtert die drei kommen sahen. Sie rannten nach draußen und dort erwartete sie die nächste Überraschung. Ungefähr 10 Männer in Strummantelbekleidung standen da, teilweise mit brennenden Fackeln in der Hand.
„Was soll das?“ Nanija Vater ging auf den Mann zu den er für den Anführe der Gruppe hielt? „Warum brennt ihr unseren Hof nieder? Wir waren immer auf der Seite von Ulfric.“
„Das wurde uns anders berichtet. Und damit habt ihr euer Leben verwirkt.“
„Das könnt ihr nicht machen.“
„Sagt wer?“ Der Anführer gab seinen Männern ein Zeichen. Drei von ihnen ergriffen Nanijas Vater der sich heftig wehrte, fesselten ihn und banden ihn anschließend an den stabilen Zaun hinter dem sich das Vieh befand. Nanijas Mutter wollte ihrem Mann zur Hilfe eilen und wurde von einem der Männer niedergeschlagen. Nanija hielt ihre Geschwister Angstvoll umklammert. Die drei trauten sich nicht, sich zu rühren.
„Wir werden euch du euren Nachbarn schon zeigen was es heißt sich gegen Ulfric zu stellen.“
Wieder versuchte Nanijas Vater zu erklären, dass er und seine Familie auf Seiten der Sturmmäntel standen, aber der Anführer ignorierte es. Dann ließ er seine Männer Nanija Mutter und die beiden Mädchen ergreifen. Den kleinen Jungen ließ er auch an den Zaun binden, damit auch er zusehen konnte, was nun folgen sollte.
Wie die wilden Tiere vergingen sich die Männer nacheinander, an den Frauen, bzw. Mädchen. Nanijas Vater musste verzweifelt zusehen und konnte nichts tun. Nachdem die Männer ihr Verlangen gestillt hatten, ließen sie die beiden Mädchen schwer verletzt am Boden liegen. Nanijas Mutter wurde neben dem Vater und dem Jungen angebunden. Dann begannen sie mit Bögen auf die drei am Zaun zu schießen. Es dauerte eine Ewigkeit bis das letzte Leben aus allen dreien gewichen war.
Nanija, die das ganze bei Bewusstsein mit ansehen musste, war wie erstarrt und konnte sich nicht rühren. Ihre Schwester neben ihr und bekam glücklicherweise davon nichts mehr mit. Nanija spürte einen heftigen Schlag am Kopf und danach versank um sie herum alles in Dunkelheit.
Schreiend wachte Nanija auf. Ihr ganzer Körper tat ihr weh. Sie sah vor ihren Augen wieder die Bilder, wie man ihre Eltern und kleinen Bruder mit Pfeilen spickte. Sie wollte weinen, aber es ging nicht. Sie bewegte sich vorsichtig. War alles vielleicht nur ein böser Traum? Sie spürte die weichen Laken eines Betts. Aber es war nicht ihr eigenes.
„Ganz ruhig Kleines“, hörte sie eine Stimme. Es war nicht die ihrer Mutter. Elana, ihre Tante saß an ihrem Bett. Sie wohnten in der Nähe von ihrem Hof. „Nicht bewegen, dann tut es auch nicht so weh.“
Nanija hörte nicht auf sie. Sie versuchte sich aufzurichten. Aber sie viel sofort wieder zurück, so heftig pochte ihr Kopf und ließ sie wieder in Ohnmacht fallen.
Als sie das nächste Mal erwachte tat ihr Körper und ihr Kopf nicht mehr so sehr weh. Elana wirkte erleichtert: „Ich dachte schon ihr wolltet gar nicht wieder aufwachen, mein Kleines“ kommt trinkt etwas von der Brühe. Das wird euch gut tun.“
Willenlos schluckte Nanija die Brühe hinunter. Sie spürte wie ihr Körper die Energie daraus aufsog und sie wieder kräftiger wurde. „Gina? Wie geht es ihr?“
Elana sah sie traurig an. „Sie hat es nicht überstanden. Die Verletzungen waren zu schwer und ihr Wille nicht stark genug um weiter zu leben.“
„Ihr hättet mich auch sterben lassen sollen. Dann wären wir jetzt alle gemeinsam in Sovengarde.“
„Sagt sowas nicht, Nanija. Talos wollte das ihr weiterlebt.“
„Und wo war Talos als diese Schweine unseren Hof überfallen haben? Was haben wir ihnen getan? Wir haben ihnen immer geholfen und das war der Lohn dafür?“
Beruhigend legte Elana Nanija den Arm um die Schulter. „Wer war für den Überfall verantwortlich? Es gehen Gerüchte um, das es Sturmmäntel waren. Ich kann das nicht glauben, denn alle hier in der Gegend sind im geheimen auf ihrer Seite. Also sagt, waren es Banditen?“
„Nein. Sie trugen die Uniformen der Strummäntel.“
„Seid ihr euch da ganz sicher?“ Elana wirkte besorgt.
„Ja, ich bin mir da ganz sicher.“ Diese blaue Farbe der Uniformen und das Gefühl von dem Stoff auf ihrem Körper würde sie nie wieder vergessen.
„Gut, dann werden wir in Einsamkeit um Schutz bitten, bevor sie die nächsten Höfe niederbrennen.“
Nanija sagte nichts. Sie war wieder eingeschlafen.
An die nächsten Wochen und Monate konnte ich Nanija kaum Erinnern. Sie durchlebte sie wie in einer Trance. Tagsüber half sie sobald sie in der Lage dazu war auf dem Hof ihrer Tante mit. Nachts wachte sie oft schreiend und schweißgebadet auf und durchlebte die letzte Nacht auf dem Hof ihrer Eltern wieder und wieder. Eines Nachmittags hörte Nanija, wie sich zwei der Soldaten der Kaiserlichen, die nun in der Gegend patrouillierten, sich darüber unterhielten, das sie dringend noch Leute suchen würden. Ohne lange nachzudenken, packte sie noch am selben Abend ihre wenigen Sachen und verließ nachts leise das Haus, denn sie wusste, dass ihre Tante ihre Entscheidung nicht billigen würde. Drei Tage brauchte sie um nach Einsamkeit zu gelangen, wo sie sogleich Hauptmann Aldis aufsuchte, der für die Rekruten zuständig war, wie sie von der Wache am Tor von Einsamkeit in Erfahrung bringen konnte.
Die Anfangszeit war sehr hart für Nanija. Nie zuvor hatte sie eine wirkliche Waffe getragen, geschweige denn sie benutzt. Die meisten anderen Rekruten hatten schon eine gewisse Grunderfahrung. Dazu kam, dass sie recht klein und zierlich gebaut war. Trotzdem übte sie jede freie Minute um mit einem einfachen Schwert und Bogen zurechtkommen zu können. Jedem Abend fiel sie Todmüde ins Bett in dem Gemeinschaftsraum in der Kaserne. Es gab nur wenige Frauen in der Truppe und zu den Männern hielt Nanija weitestgehend Abstand, sofern es sich einrichten ließ. Sie versuchte nicht irgendwelche Freundschaften zu schließen, sondern hielt sich etwas abseits. Einzig zu Hadvar, eine jungen Mann aus Flusswald, dessen Eltern früh gestorben waren, so dass er bei seinem Onkel aufwuchs, baute sich sowas wie eine Freundschaft auf.
Mehrfach wurde Nanija mit auf Patrouille geschickt. Dabei wurde sie dann öfters in den kleinen Ortschaften in Jagdbekleidung vorgeschickt, um die Lage zu überprüfen. Sie machte ihre Sache dabei sehr gut und so beschloss man, dass sie als Spionin besser geeignet wäre, als wie als einfacher Fußsoldat. Mann schickte sie für fast vier Jahre nach Cyrodiil. Das gefiel ihr eigentlich gar nicht, denn sie wollte sich an den Sturmmänteln rächen und die waren nun weit weg. Trotzdem tat sie, was man von ihr verlangte und sie lernte wie man sich bedeckt hielt, heimlich in Häuser einstieg wie ein Dieb und Dinge unbemerkt entwendete. Genauso brachte man ihr bei, zu Lügen ohne dass man es ihr ansah. Sie lernte auch unter Schmerzen zu schweigen. Denn schlimmer als das was die Sturmmäntel ihr angetan hatte, konnte nichts mehr sein.
Nachdem sie ihre Ausbildung beendet hatte, schickte man sie zurück nach Himmelsrand. Dort hatte man in mühsamer Kleinarbeit es geschafft eine Falle zu entwerfen, um Ulfric und seine Schergen in eine Falle zu locken. Nanija sollte mit gefangen genommen werden und versuchen das Vertrauen der Sturmmäntel zu erlangen und gemeinsam mit ihnen zu fliehen. So sollte sie in den Reihen der Strummäntel aufgenommen werden und man hoffte so besser über die Pläne von Ulfric informiert zu werden.

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Mittwoch, 19. Juni 2013, 07:26

02 Helgen

Nanija trug eine schäbige einfache Lederrüstung, als sie die Gegend von Dunkelwasserkreuzung erreichte. Sie trug nur einen Bogen und ein langes Jagdmesser bei sich. Sie sah aus wie eine einfache Jägerin, die schon längere Zeit unterwegs war. Sie hielt sich neben der Straße, so wie man es ihr geraten hatte. In der Nähe von Dunkelwasserkreuzung schlug sie dann in dem dichten Gebüsch ihr Nachtlager auf. Sie konnte in der Nacht hören, wie sich Soldaten an ihr vorbei schlichen. So würden die Strummäntel sie bestimmt entdecken, bevor man ihnen zu nahe kam, dachte Nanija nur. Im Morgengrauen wurde dann der gerade einsetzende Gesang der Vögel durch die überraschten Schreie der überfallenen Strummäntel unterbrochen. Na, scheinbar waren die Soldaten doch besser als sie dachte. Nanija sprang auf und wollte wie man es ihr aufgetragen hatte flüchten. Sie wurde aber von zwei Kaiserlichen aufgehalten.
„Was macht ihr hier?“
„Ich habe hier übernachtet.“
„Warum ausgerechnet hier? Gebt zu, ihr wolltet euch mit Ulfric und seinem Männern treffen.“
„Das ist doch quatsch. Ich bin eine einfache Jägerin und habe mit den Ulfric und seinen Mannen nichts zu schaffen.“
„Das könnt ihr dem General selbst erklären. Ihr kommt nun erst mal mit uns.“
„ich denke nicht dran.“
Nanija versuchte den Männern zu entkommen, aber sie waren schnelle und hielten sie fest. Sie wehrte sich so gut sie konnte, naja so gut sie durfte, weil ansonsten wäre sie wirklich entkommen, was aber nicht geplant war. Einer der beiden Männer schlug sie mit seinem Schwertknauf nieder und dann schleppte man sie zu den anderen Gefangenen.
„Die hier haben wir gerade dort hinten in den Büschen gefangen. Sie ist bestimmt eine Spionin von Ulfric.“
„Bringt sie rüber zu den anderen.“
Man schleifte Nanija zu den gefangenen Sturmmänteln und ließ sie dort einfach liegen.
Erst lange Zeit später kam sie wieder zu sich. Sie fluchte. Dieser verdammte Soldat hatte härter zugeschlagen als Not tat. Ihr brummte wie wild der Schädel. Langsam schlug sie die Augen auf. Sie erkannte dass sie sich auf einer Kutsche befand. Man hatte ihr die Hände gefesselt. Sie dachte nur, was für Idioten waren denn das nur. Hände gehören hinter dem Rücken gefesselt und nicht vorm Bauch. Zu Mindestens war es so bequemer. Neben ihr saßen noch drei weitere Gefangene auf der Kutsche. Vor ihnen war eine weitere Kutsche mit jeweils vier Gefangenen. Der Mann neben ihr musste Ulfric sein, denn man hatte ihn noch zusätzlich genebelt. Ihr gegenüber saß ein kräftiger blonder Nord. Er versuchte sich mit dem schmächtigen kleinen Mann neben sich zu unterhalten. Dieser war anscheine ein Pferdedieb, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und gemeinsam mit den Sturmmänteln gefangen wurde. Aus dem Gespräch zwischen den beiden Männern erfuhr Nanija, das der Nord ihr gegenüber Ralof aus Flusswald war und der Pferdedieb Lokir aus Rorikstatt stammte.
Als Ralof bemerkte das sie zu sich kam, wandte er sich an Nanija. „Wie geht es euch? Wer seid ihr und was hattet ihr hier zu suchen?“
Seine hell blauen Augen sahen sie besorgt an und er versuchte trotz der Situation zu lächeln. Nanija überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. „Nanija ist mein Name. Ich bin Jägerin und war für einige Zeit in Cyrodiil gewesen und wollte nun wieder nach Hause.“
„Da habt ihr euch aber einen schlechten Moment ausgesucht für eure Rückkehr. Ich befürchte, man hält euch für eine Spionin, die für uns arbeitet. Eigentlich hatte ich erwartet, dass man uns nach Cyrodiil bringen würde, in die Kaiserstadt, wo man uns zur Schau stellen würde, aber man scheint sich anders entschieden zu haben. Man bringt uns nach Helgen. Dort hinten kann man schon die ersten Häuser der kleinen Stadt sehen.“
Bei den Worten zuckte Nanija etwas zusammen. Helgen? Es war doch geplant, dass sie wirklich in die Kaiserstadt gebracht werden sollten. Hatte man den Plan geändert? Sie versuchte ruhig zu bleiben und sich die Unruhe die sie nun befiel, nicht anmerken zu lassen. Glücklicherweise wurde Ralof durch den rumjammernden Pferdedieb wieder von ihr abgelenkt. Wenige Minuten später fuhren sie in die Stadt ein. Nanija sah den General Tullius mit ein paar Thalmor nahe des Tores stehen, durch das sie die in die Stadt kamen. Sie hatte ihn in Einsamkeit ein paar Mal gesehen und hoffte, dass er sie nicht erkannte.
Vor der großen Kaserne beim Gasthof machten sie halt. Man wies sie an die Kutschen zu verlassen und sich davor au zu stellen. Aus dem Gasthof kam ein weiblicher Hauptmann sowie einfacher Soldat mit einer Liste. Nanija wurde blass. Aber dank dessen, das sie eh schon die ganze Zeit kaum Farbe im Gesicht hatte, fiel es nicht großartig auf. Der Soldat war Hadvar aus Flusswald. Als er sie ansah stutzte er. Sie versuchte ihm durch ein kaum merkliches Kopfschütteln verstehen zu geben, das er sie nicht erkennen durfte. Und er verstand es. Nanija war erleichtert. Dann nahm Hadvar die Liste und begann die Namen, die darauf standen vorzulesen. Die aufgerufenen Männer und Frauen gingen stellten sich auf dem großen Platz auf. Als der Pferdedieb an die Reihe kam, nahm er seine Beinen in die Hand und floh. Weit kam er aber nicht, denn er wurde von mehreren Pfeilen der Wachen durchbohrt. Der Anblick ließ Nanija etwas Übel werden. Dann war Ralof an der Reihe. Als Hadvar den Namen vorlas, sah man ihm an das er sich unwohl dabei fühlte. Er und Ralof hatten früher oft gemeinsam die Wälder rund um Flusswald unsicher gemacht. Erst als sie älter wurden gingen sie getrennte Wege. Hadvar schloss sich den kaiserlichen an und Ralof ging nach Windhelm zu den Sturmmänteln.
„Es tut mir leid Ralof, das wir uns so wieder treffen müssen.“ Hadvars Stimme merkte man die Trauer um seinen ehemaligen Freund an.
„Glaubt mir, mir auch.“ Ralof versuchte zu lächeln Dann begab er sich zu den anderen Sturmmänteln.
Hadvar starrte auf seien Liste. Dann warf er einen blick zu dem Hauptmann neben sich. „Sie steht nicht auf der Liste.“ Erleichtert sah Hadvar Nanija lächelnd an. Diese stand mit versteinerter Mina da ohne etwas von sich zu geben.
Dann hörte man die schneidende Stimme des Hauptmanns: „Sie geht zum Block, genau wie die anderen.“
Hadvar wollte protestieren, aber Nanijas Blick ließ ihn verstummen.
„Wie ihr wollt“, knurrte er leise und fragte dann laut: „Euer Name und wo kommt ihr her?“
„Nanija, Umland von Dämmerstern.“
Hadvar notierte die Angaben auf seiner Liste und dann durfte Nanija sich zu den anderen begeben. In der Zwischenzeit war auch General Tullius zum Platz gekommen. Von den Thalmor war aber nichts mehr zu sehen. Nanija war darüber etwas verwundert. Denn was machten sie hier, wenn sie nicht da waren um der Hinrichtung von Ulfric und seinen Leuten bei zu wohnen? Und warum stand sie überhaupt noch hier? Die Mission war geändert worden. Man wollte die Strummäntel nicht mehr entkommen lassen. Also konnte sie doch ihre Rolle aufgeben.
Während sie darüber nachdachte, was sie tun sollte, hatte eine Priesterin begonnen die Sterbesakramente vor zu tragen. Einem der Sturmmäntel war das zu viel. Er wollte es hinter sich bringen und fuhr die Priesterin a, auf zu hören und begab sich zum Block. Der Henker verrichtete seine Arbeit schnell. Nanija war die Nächste die zum Block geschickt wurde. Hadvar sah sie entsetzt an, als sie sich niederkniete. Er wollte gerade etwas sagen, als sich der Himmel urplötzlich verdunkelte und ein riesiges geflügeltes Wesen auf dem Turm neben dem Platz mit dem Richtblock landete. Der Henker ließ sein Beil sinken und starte das Wesen Ehrfurchtsvoll an. Dann hörte man in Wort aus dem Maul des Wesens und eine kraftvolle Druckwelle riss alles umstehenden von den Beinen. Dann erhob sich der schwarze Drache wieder in die Luft und begann mit Feuerbällen um sich zu werfen. Nanija lag wie betäubt neben dem Richtblock. Es war Ralof der ihr auf die Beine half. „Kommt, Mädchen, wir müssen hier weg. Folgt mir zum Turm dort drüben.“ Nanija wusste nicht wie sie es schaffte zum Turm hin über zu gelangen. Dort drinnen befanden sich die restlichen Strummäntel mit ihrem Anführer Ulfric. Die meisten hatten sich schon von ihren Fesseln befreit. Aber es blieb ihnen keine weitere Zeit. Nanija lief wie man ihr sagte gemeinsam mit einem weiteren Mann die Treppe des Turmes hoch. Plötzlich wurde ein Loch in die Mauer gerissen und der Kopf des Drachens kam zum Vorschein und spie einen Strahl Feuer, der den Mann vor ihr erwischen und die geländerlose Treppe herabstürzen ließ. So schnell wie er aufgetaucht war verschwand der Kopf des Drachen wieder. Ralof, der ihr gefolgt war stand vor dem Durchbruch. „Wir müssen dort rüber springen. Von dort aus sollten wir fliehen können. Los macht schon.“
Nanija sprang. Da ihre Hände aber noch gefesselt waren, konnte sie kein Gleichgewicht finde und stützte unglücklich bei der Landung zu Boden. Sie rappelte sich wieder auf und lief zum anderen Ende des hause, wo sie nach unten sprang. Dabei knickte sie sich ihren Fuß um. Nanija fluchte. Das hatte ihr jetzt noch gefehlt. Sie untersuchte den Fuß kurz und spürte dass er dicker wurde. Sie konnte durch ertasten aber nicht erkennen ob etwas gebrochen sei. Sie biss die Zähne zusammen und humpelte nach draußen. Hier stieß sie auf Hadvar, der gerade einen kleinen Jungen in die Obhut eines Manns übergab.
„Nanija“, rief Hadvar sichtlich erleichtert. „Ihr lebt noch.“
„Sieht wohl so aus“, antwortete Nanija. „Könnt ihr mir die Fesseln aufschneiden?“
Hadvar nickte. Nachdem er das getan hatte rief er ihr zu, kommt, wir müssen General Tullius finden und stürmte davon. Nanija folgte ihm. Sie war im Moment etwas unschlüssig was sie tun sollte. Hadvar und sie mussten an einer Mauer vor dem Drachen in Deckung gehen. Als Hadvar weiterstürmen wollte hielt ihn Nanija kurz zurück.
„Hadvar. Ihr sollt wissen, dass ich keine Verräterin bin. Ich soll mich den Sturmmänteln anschließen und so an Informationen rankommen. Niemand darf davon wissen. Weder unsere Kameraden, noch die Männer von Ulfric. Dafür wurde ich die letzten vier Jahre in Cyrodiil ausgebildet.“
Hadvar nickte „Daher wart ihr plötzlich verschwunden. Ich hatte mich schon gefragt, wo ihr abgeblieben wart.“
„Irgendwas wurde an dem Plan geändert. Es war nicht geplant nach Helgen zu kommen.“
„Der Befehl kam ganz kurzfristig. Ich weiß auch nicht von wem.“
„Danke. Lasst und nun weiter gehen. Und wenn wir auf Sturmmäntel treffen, werde ich zu ihnen gehen. Ich wünsche euch daher jetzt schon mal alles Gute.“
„Ich euch auch, meine Freundin.“
Dann liefen sie beide weiter. Die meisten Soldaten von Helgen waren dabei den Drachen mit Pfeilen zu beschießen, die aber kaum durch seine dicken Schuppen drangen. Auf ihren Weg durch die Stadt trafen Hadvar und Nanija auf viele Bürger und Soldaten, die durch das Feuer des Drachens getötet worden waren. Es dauerte nicht lange und sie trafen ausgerechnet auf Ralof. Von den anderen Sturmmänteln war nichts zu sehen.
„Mich werdet ihr nicht wieder gefangen nehmen, Hadvar. Ich fliehe“, rief Ralof ihnen zu. „kommt mit mir Mädchen.“
Nanija dachte nicht lange nach und folgte dem Mann, der zuerst zum Tor rennen wollte. Aber dieser Weg wurde ihm von dem Drachen abgeschnitten. Hadvar hatte sich wieder zwischen die Häuser zurückgezogen. „Da lang“, rief Ralof und zeigte auf den Eingang der Kaserne. „Und die kaiserlichen“, fragte Nanija etwas ängstlich.
„Die haben sicherlich andere Probleme. Nun kommt endlich.“
Nanija folgte dem Nord. Im Inneren fanden sie die Leiche eines Sturmmantels. Ralof kniete sich neben ihm nieder. Er war wirklich tot. „Nehmt seine Waffe. Gunja kann sie eh nicht mehr gebrauchen.“
Nanija nahm die Axt in ihre Hand. Ein Schwert wäre ihr lieber gewesen, aber so war es besser als gar nichts. Schnell merkten sie, dass sie hier in der Halle in der Falle saßen. Beide Gitter, die weiter ins Innere der Festung führten waren abgeschlossen. Es blieb ihnen theoretisch nur wieder der Weg in die Hölle draußen. Dann hörten sie aus dem Bereich der Quartiere plötzlich Stimmen.
„In Deckung“, flüsterte Ralof ihr zu. Sie stellte sich hinter ihm auf. Dann wurde das Gitter vor ihnen aufgeschlossen. Zwei Kaiserliche kamen in die Halle. Sie griffen Ralof und Nanija sofort an und Nanija blieb nichts anderes übrig als sich zu wehren. Schnell durchsuchten sie anschließend die beiden kaiserlichen und fanden einen Schlüssel. Sie probierten, ob dieser für die Tür war, die weiter hinunter ins Innere der Festung führte.
Sie hatten Glück. Ralof stürmte vor und Nanija folgte langsam, zwischenzeitlich stärker humpelnd, denn die Schmerzen im verletzen Knöchel wurden immer stärker. Ralof bemerkte das sie zurück blieb. „Was ist los?“ „Ich habe mir den Fuß bei der Landung aus dem Haus nach dem Turm umgeknickt.“ Sie sah verzweifelt aus. So würden sie es nicht schaffen. „Geh ihr alleine weiter ich folge euch langsam. Sonst falle ich euch nur zur Last.“
„Quatsch“, antwortete Ralof, „Ich werde euch nicht zurücklassen. Immerhin sind wir Mitschuld daran, das ihr in Gefangenschaft geraten seid.“ Er reichte ihr seinen Arm. „Kommt, ich stütze euch, dann schaffen wir es schon.“ Etwas unbeholfen nahm sie die Hilfe an und so gingen sie weiter. Zum Glück begegnetet ihnen niemand hier unten weiter. Erst als sie in den Bereich des Gefängnisses kamen, vernahmen sie Stimmen und Kampfgeräusche. Ralof ließ Nanija los und stürmte wild drauf los. Nanija schüttelte den Kopf. Aber was sollte sie machen? Sie folgte dem Krieger und nach der nächsten Biegung des Gangs, wie ein heftiger Kampf zwischen einigen Kaiserlichen und ein paar Sturmmäntel in Gange war. Und es sah für die Sturmmäntel nicht gut aus. Nanija nahm die beiden Messer, die sie zuvor den kaiserlichen am Anfang in der Halle abgenommen hatte und schleuderte sie auf die kaiserlichen. Beide Messer trafen in die Arme ihrer Gegner und brachten damit den Gefangenen einen Vorteil. Eigentlich wäre es ihr lieber gewesen die Messer in den Herzen der Strummäntel landen zu lassen. Aber sie würde sicher noch früh genug Gelegenheit bekomme, um Rache zu nehmen. Der Kampf ging nun schnell zu Ende. Ralof kam ihr entgegen. „Wo habt ihr so gut Messer werfen gelernt?“ „Todgeweihte Tiere können einem schnell gefährlich werden und man hat nicht unbedingt immer die Zeit noch mal den Bogen zu spannen.“
Ralof sammelte die Messer wider ein und gab sie ihr zurück. „Vielleicht braucht ihr sie ja noch mal“, grinste er. Dann reichte er ihr wieder seinen Arm und sie gingen gemeinsam mit den beiden anderen überlebenden Sturmmänteln weiter. Es dauerte nicht lange und sie kamen in einen höhlenartigen Bereich. Hier waren irgendwie einige kaiserliche her gelangt.
Das Überraschungsmoment lag aber auf Seiten der Sturmmantelkrieger. Diese waren nun auch besser mit Waffen ausgerüstet, als im Kampf im Gefängnis und somit lagen die Kaiserlichen schnell am Boden. Ralof entschied, das die beiden anderen hier warten sollten, falls Ulfric mit den restlichen Leuten hier noch durchkommen würde. Er und Nanija wollten den weiteren Weg auskundschaften. Nanija hielt das für keine gute Idee, denn mit ihrem Fuß, den sie kaum aufsetzen konnte ohne vor Schmerzen aufzustöhnen. Aber Ralof ließ sich nicht davon abbringen. Am Ende des folgenden Ganges stießen sie auf eine Klappbrücke. Ralof betätigte den Hebel und danach konnten sie die Brücke passieren. Sie waren gerade am anderen Ende der Brücke angelangt als es hinter ihnen fürchterlich schepperte. Der Drache musste draußen etwas zum Einsturz gebracht haben, dass selbst hier unten noch dafür sorgte, dass Felsbrocken hinabstürzten und die Brücke unter sich begruben. Ralof fluchte. „Ich befürchte, die anderen müssen einen anderen Weg hinaus suchen.“ Nanija nickte nur.
Sie wusste nicht mehr wie lange sie nun schon unterwegs waren und wann sie das letzte mal was gegessen hatte. Sie fühlte sich einfach nur müde und erledigt. Aber sie durfte nicht aufgeben. Trotzdem bat sie Ralof an dem kleinen unterirdischen Fluss einen Halt zu machen. Sie wollte ihren Fuß etwas kühlen. Sie bekam ihren Stiefel aber nicht ausgezogen. So blieb nichts anderes übrig als ihren Weg weiter fortzusetzen. Sie kamen in eine Höhle, in der sich ein paar Frostbissspinnen eingenistet hatten. Eine Erwischte Ralof mit seinem Bogen. Nanija erwischte die zweite mit den beiden Messern die sie warf. Die dritte erledigte Ralof mit seinem Schwert. Nanija hatte gerade ihre beiden Messer wieder eingesteckt, als plötzlich von oben zwei weitere Spinnen sie überraschten. Ralof, der fast genau unter dem Nest gestanden hatte wurde von der einen Spinne direkt in die Seite gebissen. Zum Glück hielt ein Großteil seiner Rüstung das schlimmste ab, aber trotzdem hatte sie ihm eine recht tiefe Wunde zugefügt. Er hatte aber noch weiteres Glück, das es sich um ein männliches Exemplar der Spinne handelte dessen Kiefer nicht mit Giftdrüse, wie bei den Weibchen der Fall war, ausgestattet war. Da Ralof sein Schwert noch in der Hand hatte gelang es ihm, die Bestie schnell zu töten, bevor sie noch mal angreifen konnte. Auch Nanija kam nicht ohne weitere Verletzungen davon. Um gebissen zu werden stand sie zu weit weg, aber ihrer Spinne gelang es sie mit ihren Klauen um Gesicht zu erwischen, da sie wegen ihres Fußes nicht schnell genug zurück springen konnte. Beim zweiten angriff hatte Nanija ihr Schwert gezogen und schlug der Spinne die Klaue ab. Dadurch sprang das Tier zurück und geriet in den Angriffsbereich von Ralof, der ihr sofort sein Schwert in den Rücken stieß. Als Ralof Nanija mit dem Blutüberströmten Gesicht vor sich sah, wurde er bleich.
„Lasst mich mal sehen, Mädchen.“ Er riss ein Stück von dem Stoff seiner Rüstung und wollte damit vorsichtig das Blut aus ihrem Gesicht wischen. Nanija wich zurück. „ Lasst gut sein, es sein nur ein paar Kratzer. Das verheilt schon wieder. Wir sollten weiter gehen und sehen das wir hier heraus kommen.“
Sie hatte selbst nicht mitbekommen, das auch Ralof verletzt worden war. So reichte Ralof ihr nur wieder seinen Arm und sie gingen langsam weiter. Nach gut einer weiteren Stunde gelangten sie um Ausgang der Höhle. Beide waren Froh den Himmel wieder sehen zu können. Plötzlich stieß Ralof Nanija hinter einem Felsen. Sie wollte gerade ihr Messer ziehen, also sie plötzlich den riesigen Schatten am Himmel sah. Der Drache. Aber er hatte sie nicht gesehen und flog weiter Richtung Norden.
Zum ersten Mal, seit sie von der Kutsche abgestiegen war atmetet Nanija erleichtert auf.
„Ich glaube er ist weg.“
„Das hoffe ich.“ Ralof sah man die Anspannung noch immer an. „ So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war ein Drache. Ein echter lebendiger Drache. Wo kam der her?“
„Ich weiß es nicht und will es eigentlich auch gar nicht wissen.“
„Was werdet ihr jetzt tun?“ Ralof sah Nanija fragend an.
„Ich weiß es nicht.“
„Warum schließt ihr euch nicht uns Sturmmänteln an? Das ihr Kämpfen könnt habt ihr heute bewiesen. Auch das ihr hart im Nehmen seid und nicht gleich wegen einem Kratzer zu jammern anfangt. Ihr wärt eine große Bereicherung für uns.“
Nanija tat, als würde sie nachdenken. Genau das war das ziel gewesen, sich den Sturmmänteln anzuschließen. Gut, Ralof war nur ein einfacher Söldner, aber es war ein Anfang einen Fürsprecher zu haben, dem auch der Jarl von Windhelm vertrauen entgegen brachte.
So stimmte sie nach einigen Minuten schließlich zu.
Ralof freue sich sichtlich darüber. „Dann lasst uns aufbrechen. Meine Schwester Gerdur lebt eine knappe Tagesreise von hier entfernt in Flusswald. Dort können wir sicherlich für ein paar Tage unterkommen und euer Fuß kann in Ruhe verheilen.“
Nanija nickte und stand dann vorsichtig auf.

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Mittwoch, 19. Juni 2013, 07:26

03 Flusswald

03 Flusswald

Nachdem Nanija wieder auf ihren Beinen stand, überlegte Ralof nicht lange und nahm die Frau einfach auf den Arm, weil er dachte, so würden sie schneller vorwärts kommen. Nanija aber war da ganz anderer Ansicht. Niemand durfte sie ungefragt so anfassen. Sie zog ihr Messer und hielt es Ralof unter das Kinn.
„Lasst mich auf der Stelle runter, oder ihr werdet es bereuen“, ihr Ton war eindeutig und Ralof ließ sie sofort wieder zu Boden gleiten.
„Was ist los mit euch, Mädchen? Ihr könnt kaum laufen, also ist es doch wohl besser, wenn ich euch trage.“
„Lasst das meine Entscheidung sein. Niemand nimmt mich ungefragt auf den Arm“, stieß sie wütend hervor.
Ralof trat ein paar Schritte zurück. „Ist ja schon gut, ich werde Abstand von euch halten.“
Nanija sah sich um. Sie entdeckte einen stabilen Ast mit Gabel, der wohl beim letzten Sturm von einem der großen Bäume herabgefallen war. Vorsichtig humpelte sie rüber und sah ihn sich an. Er war etwas lang, aber wenn man unten etwas abhackte würde er seinen Zweck erfüllen. Ralf sah ihr kopfschüttelnd zu, als sie den Ast mit ihrem Schwert bearbeitete, dass sie zuvor einem der kaiserlichen abgenommen hatte und gegen die Axt von Gunja getauscht hatte. Als sie fertig war probierte sie die Krücke aus und war zufrieden. Zwei davon wären sicherlich besser, aber so war es auf alle Fälle besser als gar nichts. Und sie fühlte sich nicht mehr von Ralof abhängig.
„Seid ihr sicher, dass es so geht“, fragte Ralof vorsichtig und Nanija humpelte zügig mit Hilfe ihrer neuen Krücke davon. 'Frauen', dachte Ralof und schüttelte nur den Kopf. Letztendlich war er aber selbst froh, das Nanija ohne seine Hilfe gehen konnte, denn er spürte wie seine eigene Wunde anfing zu ziehen. Außerdem war er so auch besser in der Lage, sollten sie angegriffen werden sich verteidigen zu können. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander den Weg entlang. Irgendwann fragte Ralof: „Wollt ihr mir erzählen wo mir genau herkommt und was euch in diese Gegend verschlagen hat?“ Nanija sah den blonden Nord kurz an und schüttelte dann den Kopf. Wieder zuckte Ralof nur mit den Schultern. Irgendwann würde sie schon reden wollen. Der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen.
„Wir sollten uns ein ruhiges Plätzchen abseits des Weges suchen, wo wir die Nacht verbringen können. Ganz in der Nähe fließt ein kleiner Bach vorbei. Ich denke, dort finden wir einen geeigneten Ort.“
„Ja, das wäre wohl das Beste.“
eine halbe Stunde später erreichte sie den Bach und sie fanden dort auch eine gute Stelle bei einem umgestürzten Baumstamm, hinter denen sie ihr Nachtlager aufschlagen konnten. Man würde sie vom Weg aus nicht bemerken, aber sie konnten sehen, ob jemand anderes den Weg entlang ging. Am Bach wuchsen ein paar Beerensträucher die noch Früchte trugen. Auch einen wilden Apfelbaum gab es in der Nähe, an dem noch ein paar recht sauer aussehende Äpfel hingen. Ralof pflückte ein paar und sammelte Beeren. Nanija versuchte unterdessen ihren Stiefel aus zuziehen, was nicht gelingen wollte. So beschloss sie ihn mit ihrem Messer auszuschneiden. Als Ralof mit seiner Ernte zurück kam saß Nanija am Bach und kühlte ihren Fuß, der dunkelblau angelaufen war und recht dick aussah. Das getrocknete Blut aus ihrem Gesicht hatte sie auch abgewaschen. Man sah mehrere tiefe Kratzer, die leuchtend rot schimmerten.
„Ich wünschte wir hätten etwas Heilsalbe, um euch zu behandeln. So werdet ihr ein paar hässliche Narben zurück behalten.“
„Es gibt Schlimmeres“, sie versuchte zu lächeln. Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie plötzlich. „Danke, dass ihr euch um mich kümmert und nicht einfach bei der Höhle zurück gelassen habt.“ Ralof lächelte zurück. „Einen guten Kameraden lässt man nicht zurück.“ dann begannen sie gemeinsam erst die Beeren zu essen und anschließend jeweils einen der Äpfel. Als sie das erste Mal hinein bissen verzogen beide ihre Gesichter. Die Äpfel waren mehr als sauer. Sie sahen sich dabei an und mussten dann plötzlich lachen. Sie schafften es jeder zwei der Äpfel zu verspeisen und danach waren sie auch gesättigt. Die Sonne verschwand hinter den Bäumen und es wurde schnell dunkel. In der Ferne sah man auf der anderen Flussseite auf dem Berg eine Ruine der alten Nords stehen.
„Das ist das Ödsturtzhügelgrab“, erkläre Ralof Nanija. „ Als Kind hatte ich immer Angst, die Drauge und toten würden nachts dort hinunter kommen und mich fressen. Ich habe nie verstehen können, wie meine Schwester im Schatten der Ruine leben mag.“
„Und heute?“, fragte Nanija, „Fürchtet ihr die Ruine noch immer?“
Ralof starrte zum Grab hinüber. „Ja.“ dann schwieg er und auch Nanija sagte nichts mehr. Irgendwann schliefen beide ein.
Es war noch dunkel als Nanija erwachte. Sie brauchte einen Moment um sich zu orientieren. Dann spürte sie wie ein leichter Schmerz durch ihren Fuß zog und die Erinnerung an den gestrigen Tag kam zurück. Langsam stand sie auf. Ralof schlief noch fest. Ohne ihn zu wecken humpelte sie zum Bach hinüber und hielt dann ihren leicht schmerzenden Fuß in das kühle Nass. Der Schmerz begann nachzulassen. Als es heller wurde konnte sie erkennen, dass die Schwellung zurückgegangen war. Die dunkle Farbe würde sich wohl noch etwas länger halten. Aber das störte sie nicht weiter. Sie begann von den langen Grashalmen, die am Bachufer wuchsen, welche zu sammeln. Daraus würde sie sich ein paar Schnüre flechten, mit denen sie den Aufgeschnitten Stiefel etwas zusammenbinden konnte.
Sie setzte sich wieder an das Wasser und kühlte ihren Fuß, während sie sich an die Arbeit machte. Ralof schlief immer noch tief und fest. Als sich bei der Hunger bemerkbar machte ging sie zurück zum an ihren Lagerplatz und nahm sich einen der sauren Äpfel. Dann beschloss sie, dass es an der Zeit war, dass auch Ralof aufstehen sollte. Vorsichtig berührte sie ihn an der Schulter und schüttelte ihn dann leicht. Benommen drehte er sich zu ihr um. Nanija erschrak als sie sein glühendes Gesicht sah. Er schien über Nacht heftiges Fieber bekommen zu haben. Wie konnte das nur sein, fragte sie sich. Dann sah sie den großen rötlichen Fleck an seiner zerschlissenen Rüstung. Verdammt, er musste sich auf ihrer Flucht gestern verletzt haben. Warum hatte er nur nichts gesagt? Sie fluchte leise. Wenn er jetzt hier starb, würde sie einen neuen Plan erarbeiten müssen, um den Sturmmänteln bei zu treten.
Vorsichtig begann sie die Rüstung zu öffnen. Glücklicherweise, war es eine die man vorne auf machen konnte.
Ralof brummte vor sich hin als sie sich ans Werk machte. Nachdem es ihr gelungen war die Rüstung soweit zu öffnen, dass sie an die verletzte Stelle gut rankam, schob sie sein Leinenhemd hoch und sah sich die wunde an. Wieder fluchte sie leise. Sie war keine Heilkundige, aber sie erkannte, dass es nicht gut aussah. Die Wunde hatte sich dunkel verfärbt und eitriger Ausfluss lief heraus. So konnte er nicht weitergehen. Was sagte er gestern? Seine Schwester lebte in einem kleinen Ort nicht weit von Helgen entfernt. Ihr gehörte die Sägemühle. Würde sie selbst es schaffen bis dorthin zu gelangen um Hilfe zu holen? Und sollte sie den blonden Nord hier alleine zurücklassen? Aber was war die Alternative? Zu hoffen, dass irgendwelche Reisenden vorbei kämen, die ihr helfen konnte? Da würde sie wohl bis in alle Ewigkeit werten können. Abgesehen davon wäre es unklug, Fremden zu vertrauen, wenn man im Sturmmantelgewand gekleidet war. Hier war Das Gebiet der Kaiserlichen und sie würden gemeinsam gleich wieder gefangen genommen werden. Nein, sie musste es alleine nach Flusswald schaffen. Zuvor zerriss sie noch Ralofs Hemd und ging damit zum Bach. Er musste etwas Flüssigkeit zu sich nehmen, und da sie ihn nicht ragen konnte und auch keine Gefäß hatte, wo sie etwas Wasser hineinfüllen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm mit Hilfe des Tuchs etwas Wasser zu geben.
Es gelang ihr auf diese Weise Ralof etwas Wasser zukommen zu lassen. Danach legte sie das feuchte kalte Tuch auf seine Wunde. Sie zog sich vorsichtig den zerschnittenen Stiefel über und band ihn mit den geflochtenen Gräsern zusammen. Es hielt besser, als sie gedacht hatte. Dann nahm sie die Krücke und versuchte ein paar Schritte zu gehen. Es ging heute viel besser als gestern. Sie hoffte dass es ihr gelingen würde rechtzeitig zurück zu kommen. Sie kniete sich noch mal neben dem zwischenzeitlich bewusstlos gewordenen Mann nieder „Halter durch, ich hole so schnell ich kann Hilfe.“
Dann machte sie sich auf den Weg. Sie ging so schnell ihr verletzter Fuß es zuließ. Trotzdem kam sie nur langsam vorwärts. Die ganze Zeit hoffte sie, das Ralof es überstehen würde. Am Nachmittag erreichte sie Flusswald. Eine alte Frau sah sie kopfschüttelnd an. Wo mochte sich die Sägemühle befinden? Sie beschloss, in der Schmiede nach zu fragen.
„Hallo“, sprach sie den Schmied an, der sie wie schon die alte Frau zuvor argwöhnisch anschaute. „Ich bin auf der Suche nach Gerdur von Flusswald. Ich muss sie dringend finden.“
„Dann geht ihr am besten dort neben der Schmiede den Steg entlang auf der kleinen Insel befindet sich die Sägemühle, dort sollte Gerdur irgendwo am Arbeiten sein.“
„Danke für die Auskunft“, Nanija lächelte den Schmied an und ging dann in die ihr genannte Richtung. Sie musste nicht lange suchen. Als sie den Steg betrat, kam ihr eine Frau entgegen. „Seif ihr Gerdur von Flusswald“, fragte Nanija sie sofort.
Die angesprochene Frau musterte Nanija von Kopf bis Fuß und sah sie missbilligend an.
„Wer will das wissen?“
„Ich bin Nanija. Bitte, ich, nein Ralof braucht dringend Hilfe. Er liegt schwer verletzt eine gute halbe Tagesreise zu Fuß von hier entfernt. Wenn ihr ihm nicht helft wird er sterben.“ Die Worte sprudelten aufgeregt aus Nanija heraus.
„Beruhigt euch erst mal.“
„Bitte, ihr müsst mitkommen und ein paar Leute um ihn zu tragen. Ich musste ihn zurücklassen, denn ich konnte selbst kaum laufen.“
Nanija versuchte ein paar Tränen hervor zu bringen.
„Warum sollte ich euch glauben? Mein Bruder ist weit fort von hier in Windhelm.“
„Bitte, was kann ich tun damit ihr mir glaubt? Warum sollte ich hierher kommen und in seinem Namen um Hilfe bitten?“
„Ihr habt Recht.“ Sie sah sich um. „Hod!“ man hörte von der Sägemühle ein brummen. „Hod, seht zu das ihr herkommt. Macht die Kutsche fertig, wir müssen jemanden abholen.“
„Seit wann sind wir ein Fuhrunternehmen, Frau?“
„Verdammt, Hod, macht was ich euch sage und beeilt euch.“ Ihre Stimme klang resolut.
„Ihr wartet hier ich komme gleich wieder.“
Nanija sank erschöpft zu Boden. Sie hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen. Gerdur rannte unterdessen so schnell sie konnte nach Hause. Dort suchte sie ein paar Kräuter Salben und etwas Verbandzeugs zusammen. Ihrem Sohn Frodnar, der gerade mit seinem Hund vom Spielen zurück kam, wies sie an, das Bett von Ralof fertig zu machen und zusätzlich eine Schlafstätte zu erreichten, für einen weiteren Gast. Der junge sah sie erstaunt an. „Onkel Ralof besucht uns? Wann kommt er?“ der Junge war ganz aufgeregt. Sein Traum war es schon immer, seit er denken konnte, wie sein Onkel zu den Stummänteln zu gehen.
„Wir holen ihn gleich ab. Ihr bleibt hier und wartet. Ihr könnt aber schon mal Wasser holen und einen Kessel voll kochen.“
Frodnar tat, was seine Mutter sagte. Gerdur suchte auch noch etwas zu essen zusammen und nahm auch einen Becher mit. Das Mädchen sah ziemlich hungrig aus. Sie hörte, wie draußen die Kutsche vorfuhr. Hod hatte sich wirklich beeilt. Sie verließ schnell das Haus und sprang zu ihrem Mann vorne auf den Kutschbock. Am Steg neben der Schmiede, saß Nanija wartend.
Als sie die Kutsche kommen sah, sprang sie auf. Dabei schrie sie kurz vor Schmerz auf. Sie hatte vergessen, dass sie ihren Fuß nicht belasten durfte. Gerdur half ihr auf die Kutsche und dann ließ Hod, das Pferd so flott s ging vorwärts traben.
Gerdur reichte Nanija etwas Brot, was diese dankbar annahm. In kürzester Zeit hatte sie es runtergeschlungen. Gerdur sah sie immer noch skeptisch an. „Und nun erzählt, was ist passiert und warum ist mein Bruder schwer verletzt?“
Nanija erzählte, dass sie nahe Dunkelwasserkreuzung in eine Falle der Kaiserlichen geraten waren und wie sie anschließend entkommen waren. Das mit dem Drachen wollten weder Gerdur noch Hod so richtig glauben. Aber sie schwiegen und widersprachen Nanija nicht. Das Mädchen sah eh ziemlich fertig aus.
Fast vier Stunden brauchten sie um zu er Stelle zu gelangen, wo Nanija Ralof zurück gelassen hatte. Denn es ging die ganze Zeit bergauf und die Straße war recht uneben, so dass man nicht sonderlich schnell fahren konnte.
Sie fanden Ralof fast genauso wie ihn Nanija verlassen hatte. Er war immer noch Bewusstlos und er atmete nur noch sehr flach. Nanija war erleichtert, dass er noch lebte. Auch dass er nicht von wilden Tieren angefallen worden war, von denen es hier eigentlich so wimmelte. Gerdur nahm ihren Beutel mit den sauberen Tüchern und Kräutern und begann erst mal die Wunde auszuwaschen. Sie wies Nanija an, die sich zu ihr gekniet hatte die Stirn von Ralof zu kühlen. Hod sollte dafür sorgen, dass die Tücher immer schön nass und kühl waren.
„Warum habt ihr die Wunde nicht schon gestern Abend gesäubert, fuhr Gerdur Nanija an, nachdem sie fertig war. Das hätte Schlimmeres verhindern können.“ Sie hatte große Angst um ihren „kleinen“ Bruder. „Es ist eure Schuld wenn er es nicht übersteht.“
„ich wusste nicht, dass er verwundet war. Er hatte nichts gesagt“, flüsterte Nanija.
„Wie könnt ihr es nicht mitbekommen haben, das Ralof so verletzt wurde…“
Weiter kam sie nicht, denn Hod mischte sich ein.
„Jetzt ist keine Zeit für Vorwürfe, Gerdur. Er muss so schnell wie möglich zu uns nach Hause geschafft werden du dann werde ich weiter nach Weißlauf reiten um Danica kommen zu lassen.“
„Ihr habt Recht, lasst ihn uns auf den Wagen legen.“
Hod hob Ralof vorsichtig hoch und legte ihn hinten auf die Ladefläche des Wagens. Gerdur und Nanija kletterten auch hinten rauf und knieten neben dem verletzten. So fuhren sie so vorsichtig zurück nach Flusswald. Gerdur war froh, dass sie letztes Jahr die Kutsche, und das Pferd angeschafft hatten, um ihr Holz selbst zu den Käufern zu bringen, damit es nicht wochenlag bei ihnen rumlag.
Es war schon weit in der Nacht, als sie endlich Flusswald erreichten. Frodnar kam ihnen entgegen gelaufen. Hod ließ ihn auf dem Kutschbock mitaufsteigen, damit er nicht den ganzen Ort mit aufweckte weil er Ralof begrüßen wollte. Als er seinen Onkel so bleich und fast leblos auf dem Wagen liegen sah schwieg er.
Vor dem Haus hielt Hod an und sagte Frodnar er solle das Pferd ausspannen und dafür satteln. Das Pferd war sehr gutmütig und man konnte es überall hinstellen und es bleib so lange stehen bis man etwas anderes sagte. So konnte Frodnar es von der Bank aus, die vor dem Haus stand, satteln. Hod machte sich sobald der Junge fertig war auf den Weg nach Weißlauf.
Im Haus hatte Frodnar, wie es seine Mutter verlangt hatte ein zweites Lager neben dem von Ralof aus Stroh und einigen Laken errichtet, wie sie es öfters taten, wenn Ralof unerwarteten Besuch mitbrachte, der nicht im Gasthof übernachten konnte. Der Junge erkannte, dass er jetzt besser nicht im Weg stand und setzte sich auf sein eigenes Bett und beobachtete, wie seine Mutter sich um ihren Bruder kümmerte. Nachdem sie ihn mit Hilfe von Nanija weitestgehend entkleidet hatte, wandte sich Gerdur an Nanija. „Es tut mir leid, dass ich euch vorhin so angefahren habe. Dabei seid ihr trotz eurer eigenen Verletzung zu uns gekommen und habt uns Bescheid gegeben und zu ihm gebracht. Lasst mich mal nach eurem Fuß sehen. Für Ralof kann ich im Moment eh nichts weiter machen.“
Nanija schüttelte den Kopf. „Mir geht es gut. Ich brauche nur etwas ruhe, dann kann ich in ein zwei Tagen wieder gehen.“
Gerdur ignorierte diese Worte und bugzierte Nanija zu dem Lager, das man für sie errichtet hatte und zog ihr vorsichtig die Stiefel aus. „Frodnar, hol mir bitte den Topf aus dem kleinen Nachtschrank mit dem Deckel auf dem ein grüner Kreis gemalt ist.“ Der Junge sprang auf und holte den Topf herbei. In ihm befand sich eine dunkle Masse. Es war eine kühlende Salbe, die Gerdur von Danica, der Heilerin aus Weißlauf bekommen hatte, da sich ihr Sohn öfters mal verletzte, wenn er draußen wild am Spielen war. Gerdur tat etwas von der Salbe auf Nanijas Fuß und diese merkte sofort, die schmerzstillende Wirkung. „Ich danke euch, Gerdur. Das tut gut.“
Gerdur lächelte kurz, dann legte sie Nanija noch einen Verband an. „nun solltet ihr aber versuchen zu schlafen. Ihr seht ziemlich am Ende aus.“
Nanija nickte nur und schon wenige Minuten später war sie tief und fest eingeschlafen.
Es war schon weit nach Sonnenaufgang als Nanija aufwachte. Langsam richtete sie sich auf. Gerdur saß am Bett ihres Bruders und kühlte seine Stirn. Ralof war weiterhin nicht bei Bewusstsein. Ein Junge saß neben ihr. Das musste der Sohn von Gerdur sein, erinnerte sich Nanija. Die beiden hatten nicht mitbekommen, dass sie erwacht war.
„Wie geht es ihm“, fragte Nanija leise.
Gerdur sah sie an und schüttelte traurig den Kopf. „Unverändert. Ich hoffe Hod kommt bald mit Danica.“ Dann wandte sie sich an ihren Jungen. „Los Frognar, bring Nanija etwas zu essen und trinken. Sie soll noch etwas liegenbleiben und ihren Fuß schonen.“
Der Junge tat wie geheißen und brachte ihr ein wenig Brot du aufschnitt sowie einen großen Becher Kräutertee. Als Nanija der Geruch von dem frisch gebackenen Brot in die Nase stieg, merkte sie erst wie hungrig sie war. Sie war gerade fertig mit dem essen, als sie draußen Hufgetrappel hörten. Hod und Danica waren angekommen. Frodnar lief hinaus um sich um die Pferde zu kümmern. Hod und die Heilerin betraten dann das Haus. Gerdur begrüßte die Heilerin freudig und umarmte sie herzlich. Dann führte sie sie schweigend zu ihrem Bruder ans Bett.
Sie sah sich die Wunde genauer an und frage dann: „War es eine Frostbissspinne?“ Gerdur sah zu Nanija hinüber. Diese nickte. „ja zwei dieser Tiere haben uns in einer Höhle überrascht. Eine davon muss Ralof erwischt haben, aber er hat es nicht gesagt.“ Die Heilerin nickte. „ja, wenn man so einem Biss nicht gleich behandelt, kann er gefährlich werden. Aber Ralof hatte Glück, denn wenn er an ein giftiges Weibchen geraten wäre, dann wäre er schon lange in Sovengarde.“
Danica holte aus ihrem Beutel ein kleines Fläschchen mit einer trüben Flüssigkeit. „Gebt ihm hiervon alle zwei Stunden fünf Tropfen in einem halben Becher Wasser und sorgt dafür, dass er es trinkt. Das sollte die Entzündung aus seinem Körper vertreiben. Dann gab sie Gerdur noch eine Schale, die mit einer eklig riechenden Salbe gefüllt war. Und das dreimal am Tag auf die Wunde auftragen. Vorher die Reste und den Ausfluss aus der Wunde gründlich mit warmen Wasser entfernen. Die Tropfen soll er Mindestens drei Tage alle zwei Stunden bekommen, danach sollte es alle vier Stunden reichen. Die Salbe solang verwenden, bis die Wunde sich von alle schließt. Das kann gut eine Woche dauern. Er wird eine hässliche Narbe zurückbehalten, aber was ist ein Mann schon wert, wenn er keine Narben trägt, zwinkerte Danica Gerdur zu. Diese lachte nur.
Bevor Danica sich wieder verabschiedete, sah sie sich noch die Verletzung in Nanijas Gesicht an. „Hm… ein Mann mit Narben wird gerne gesehen, eine Frau sollte aber keine sichtbaren tragen. Die Kratzer verheilen bei euch gut. Aber ihr werdet immer sichtbare Spuren zurück behalten.“
„Ich bin Jägerin, da muss man mit so etwas immer rechnen“, antwortete Nanija etwas ungehalten, weil sie keine Lust hatte, sich mit der Heilerin zu unterhalten. Danica wunderte sich etwas über die schroffe Art, aber die junge Frau hatte scheinbar auch ein paar anstrengende Tage hinter sich. Da konnte es schon vorkommen, dass man etwas ungehalten reagierte.
Danica verabschiedete sich von Gerdur und Nanija und machte sich dann wieder auf den Weg nach Weißlauf wo ein Haufen Patienten auf sie warteten.
Frodnar kam nachdem die Danica gegangen war, wieder hinein gestürmt. „Wie geht es Onkel Ralof? Wird er bald wieder gesund werden?“ Gerdur strich dem Jungen mit der Hand durch das struppige Haar. „Es wird ein paar Tage dauern und euer Onkel braucht bis dahin viel Ruhe. Daher solltet ihr hier drinnen nicht so herumtoben. Nanija drehte sich um. Niemand sollte sehen wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Den Anblick wie Gerdur mit dem Jungen umging erinnerte sie an ihre Mutter und ihrem kleinen Bruder. Sie würde sich an denjenigen rächen, die das getan hatten. Und jedem der sich ihnen freiwillig anschließen wollte. Frognar verließ kurz darauf das Haus und ging hinüber zur Sägemühle um dort seinem Vater zur Hand zu gehen.
Gerdur kümmerte sich den restlichen Tag um Ralof und saß fast die ganze Zeit an seinem Bett. Nanija sollte ja ihren Fuß schonen. Auch den nächsten Tag saß Gerdur fast die ganze Zeit am Bett ihres Bruders. Nanija blieb die meiste Zeit auf ihrem Lager. Gerdur hatte ihr eines ihrer Bücher gegeben und war langweilte sich Nanija nicht so sehr. Wie lange war es her das sie einfach mal ruhe zum Lesen hatte? Am Späten Nachmittag erwachte Ralof dann das erste mal für einige Minuten. Sowohl Gerdur, als auch Nanija freuten sich sehr darüber, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Nanijas Plan, mit Hilfe von Ralof nahe bei Ulfric den Sturmmänteln beizutreten, war damit weiter Ausführbar.
Am folgenden Tag begann Nanija langsam immer mal wieder ein paar Schritte vorsichtig zu gehen. So lange sie ihren Fuß nicht voll belastete, merkte sie kaum noch etwas. Ralof war seit dem Morgen durchgehend wach. Er erzählte Gerdur, auch noch mal im Detail, wie er und seine Truppe in Gefangenschaft geriete und anschließend entkommen waren. Als auch er den Drachen erwähnte, wurde Gerdur doch etwas blass. „Ich dachte, das wäre der Fantasie eurer Begleiterin entsprungen.“ Gerdur konnte sich nicht helfen, aber irgendwie konnte sie keinen richtigen Draht zu ihrem Gast finden. Die junge Frau wirkte irgendwie etwas verschlossen, als würde sie irgendwas verbergen. Ralof lachte vorsichtig: „Schwester, warum sollte sie euch eine Bären aufbinden wollen?“
Am Nachmittag ging Gerdur hinüber zur Mühle und bat Nanija sich um ihren Bruder zu kümmern, sollte er etwas brauchen. Nanija nickte und setze sich an den Küchentisch, von wo aus sie Ralof gut im Blick hatte. Die Erzählungen am Morgen hatten ihn doch etwas angestrengt und so verschlief er fast den ganzen Nachmittag. Einmal musste Nanija ihn wecken, damit er seine Medizin schlucken konnte.
An nächsten Morgen ging Gerdur gleich morgens mit ihrem Mann zur Mühle. Sie hatten einen größeren Auftrag abzuarbeiten und da konnte sie nicht den ganzen Tag zu Hause bleiben. Nanija hatte versprochen gut auf Ralof auf zu passen. Aus sein Bitten hin nahm sie einen Stuhl und setzte sich zu ihm. Er bat sie ihm etwas über sich zu erzählen, aber sie schüttelte nur den Kopf. Also erzählte Ralof wie er mit seiner Schwester hier groß geworden waren. So verging er Tag recht schnell.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Ab und an gelang es Ralof dann doch mal Nanija dazu zu bewegen etwas über ihre Herkunft erzählen. Allerdings log sie, wie ihre Familie starb. Ralof sah sie traurig an, als sie erzählte, das ihre Familie an einer heftig in der Gegend wütenden Epidemie starben. Er wünschte sich, sie tröstend in die Arme nehmen zu können, aber er musste noch liegen bleiben. So ergriff er nur ihre Hand. Im ersten Moment wollte Nanija sie ihm entziehen, aber dann ließ sie es. Ralof lächelte sie an.
Nanija lächelte zurück.
Je mehr Zeit Ralof mit Nanija verbrachte, desto mehr fühlte er sich zu ihr hingezogen. Nanija hatte länger darüber nachgedacht, ob sie darauf eingehen sollte und sich dafür entschieden. Sie spürte aber auch, je mehr Ralof sich ihr zu wandte, desto ungehaltener wurde Gerdur. Aber das konnte ihr ja egal sein. Sobald Ralof wieder gesund war, würden sie nach Windhelm aufbrechen. Nanija hoffte das würde bald er Fall sein. Um Gerdur etwas milder zu stimmen hatte sie angefragt, ob sie nicht wo Ralof es nun wieder besser gehen würde und er nicht mehr den ganzen Tag betreut werden musste, in der Mühle mitarbeiten konnte. So könnte sie sich dafür das Gerdur und Hod ihr eine Unterkunft gegeben hatten, revanchieren.

CKomet

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Donnerstag, 20. Juni 2013, 23:12

04 Die goldenen Klaue

Gerdur wies das Hilfsangebot von Nanija ab. "Ihr würdet nur im Weg stehen und euch wohlmöglich noch dabei verletzten", versuchte sie so freundlich wie möglich die Ablehnung zu formulieren. So überlegte Nanija, wie sie anders zu Geld kommen konnte. Wenn sie mit Ralof nach Windhelm wollte, war es wohl besser, wenn sie eine andere Klinge haben würde, die ihr besser in der Hand lag und auch der einfache Bogen würde es nicht lange machen und der Weg dorthin war nicht ganz ungefährlich.
Nanija ging, als sie das erste Mal das Haus von Gerdur seit ihrer Ankunft in Flusswald verließ, zum Laden von Lucan und seiner Schwester gegangen, um sich ein neues Paar Stiefel zu kaufen. Etwas Gold hatte sie ja, weil sie die gemeinsam mit Ralof und seinen Kameraden in den Tunneln und Gängen unter der Festung von Helgen, den toten Kaiserlichen alles Brauchbare abgenommen hatten. Viel war dabei nicht zusammen gekommen, aber es reichte aus um im Tausch dafür einfache Lederstiefel zu erhalten. Hier erfuhr sie, das Lucan ein paar Leute suchte, die ihm einen Wertvollen Gegenstand, den ihm Banditen vor wenigen Tagen entwendet hatten, zurückbrachten. Die Banditen sollten sich bei dem Hügelgrab oben auf der anderen Seite des Berges befinden. Faendal, ein Waldelf, der in Flusswald lebte hatte ihre Spuren bis dahin verfolgt. Allerdings war es ihm zu gefährlich sich ihnen alleine zu nähern. Er meinte mit drei Leuten würden sie es schaffen können, die Klaue von Lucan zurück zu holen. Bisher hatte sich nur noch Sven, der Barde aus dem Ort angefunden, um zum Hügelgrab mit hoch zu gehen.
Nanija überlegte nicht lange, und erklärte sich bereit, mit den beiden sich um die Banditen zu kümmern. Was sollte sie sonst auch in Flusswald machen, denn es würde ja noch ein paar Tage dauern, bevor Ralof soweit war, nach Windhelm auf zu brechen. Lucan sagte er würde Faendal und Sven informieren, dass sie mitkommen würde und sie sollte sich in zwei Stunden wieder im Laden einfinden. Er würde für die drei Proviant zusammenstellen, denn sie würden sicherlich mindestens zwei Tage unterwegs sein. Der Weg hinauf zum Grab dauerte ja alleine schon einen halben Tag, je nachdem wie das Wetter war. Nanija nickte und ging zurück zum Haus von Gerdur, wo sie wie zu erwarten war, nur Ralof und den Jungen antraf. Ralof war alles andere als begeistert, als sie ihm mitteilte, dass sie vorhatte hoch zum Ödsturtzhügelgrab zu gehen.
"Überlegt es euch noch mal, das ist viel zu gefährlich. Vergesst nicht die Drauge oder Schlimmeres, die sich in dem Grab befinden. " Er sah sie bittend an.“ Ihr übertreibt, Ralof. Drauge und Untote sind doch nur Märchenfiguren, mit denen man Kindern Angst machen will, wenn sie nicht das tun, was man ihnen sagt."
"Genau wie Drachen", flüsterte Ralof kaum hörbar und griff nach ihrer Hand um sie zurückzuhalten. Sie erkannte das Ralof wirklich Angst um sie hatte.
Frodnar hingegen fand es aufregend, das Nanija hoch zum Grab der alten Nords wollte. "Bitte nehmt mich mit. Ich habe keine Angst vor Draugen und Untoten. Gemeinsam mit Stump werden wir sie schon verjagen." Die Augen des Jungen leuchteten vor Aufregung und seine Stimme überschlug sich fast. "Darf ich mit, Onkel Ralof?"
Nanija sah den Jungen an und schüttelte den Kopf. "Dann würde mir eure Mutter endgültig den Kopf abreißen, Frodnar. Nein, ihr werdet hier bleiben. Einer muss doch eurem Onkel Gesellschaft leisten, damit er nicht so alleine ist."
Dann wandte sie sich noch mal an Ralof. "Ich bin nicht alleine, Faendal und Sven sind dabei. Zu dritt werden wir bestimmt keinen Probleme haben. Wir werden wahrscheinlich nicht einmal das Grab betreten müssen." Sie versuchte ihn anzulächeln.
Ralof erkannte, das sich Nanija nicht umstimmen ließ. "Bitte seid vorsichtig. Wegen Faendal mache ich mir wenig Sorgen, der gehört zu der vorsichtigen Sorte und handelt nicht überstürzt. Sven dagegen ist ein Draufgänger."
Nanija drückte kurz Ralofs Hand bevor sie sie ihm entzog und versprach ihm, das sie aufpassen würde. Dann machte sie sich auf den Weg zu Lucans Laden. Sie war viel zu früh da. So half sie Lucan und seiner Schwester beim zusammen suchen der Dinge, die sie gebrauchen könnten und die in drei Rucksäcke gefüllt wurden. Kurz vor der verabredeten Zeit erschienen dann auch Sven und Faendal. Der kleine Elf war Nanija sofort sympathisch. Er strahlte eine natürliche Ruhe aus. Sven war das Gegenteil von ihm. Der Nord war groß und kräftig gebaut und trat ziemlich herrisch und von sich eingenommen auf. Nanija merkte sofort das zwischen den beiden alles andere als Freundschaft herrschte. Beide schienen ein Auge auf Lucans Schwester geworfen zu haben, aber sie versuchten beide es vor der Frau zu verbergen.
Nanija schüttelte den Kopf und seufzte leise. Das konnte heiter werden. Hoffentlich würden sie unterwegs sich zusammen nehmen und miteinander arbeiten und nicht gegeneinander. Nun verstand sie die Bedenken von Ralof, aber sie würde sich davon nicht zurück halten lassen. Sie waren fast am Ende des Dorfes angekommen, als plötzlich Frodnar mit seinem Hund auftauchte. „Bitte lasst mich mitgehen. Stump und ich werden euch eine große Hilfe sein.“ Faendal schüttelte den Kopf und auch Nanija wollte gerade etwas sagen, als ihr Sven zuvor kam.
„Warum nicht junger Krieger. Je mehr desto besser und einen Hund kann man auch immer gut gebrauchen. Also wenn eure Mutter einverstanden ist….“
„Nein Frodnar“, mischte sich Nanija sofort ein, „Ihr werdet nach Hause gehen. Eure Mutter wird es euch nicht erlauben und wir können nicht auf euch aufpassen.“
„Ihr müsst nicht auf mich aufpassen. Und Onkel Ralof hat mich auch schon öfters mit auf die Jagt genommen, wenn er da war.“
„Frodnar“, Nanija kniete sich vor dem Jungen hin um ihn besser ansehen zu können, „ Das hier ist kein Jagdausflug, Junge. Hier geht es um Banditen, mit denen nicht zu spaßen ist. In ein paar Jahren dürft ihr bestimmt mit eurem Onkel gemeinsam auch mal auf Banditen Jagt gehen, versuchte sie ihn zu trösten.“
„In ein paar Jahren werde ich zu den Sturmmänteln gehen und für Ulfric kämpfen.“ Stolz hob der Junge seinen Kopf. Nanija hätte ihm für diese Worte am liebsten den Hintern versohlt. Aber sie behielt ihre Gedanken für sich und lächelte, als würde sie sein Ansinnen unterstützen.
„Nun geht heim.“
„Darf ich bis zum Anfang des Bergpfades mitkommen? Bitte.“
„Nein“, sagte Nanija streng.
„Bis zum Bergpfad ist es nicht weit. Bis dahin könnt ihr mitkommen“, lies sich Sven vernehmen.
„Juhu“, rief der Junge und stürmte vor.
„Wenn dem Jungen etwas passiert, werdet ihr es seiner Mutter sagen“, fauchte Nanija Sven an. Faendal nickte zustimmend. Dann gingen sie weiter. Faendal machten den Anfang gefolgt von Nanija und hinten gingen Sven und der Junge. Bei der Brücke, die über den Weißlauf führte, stürmten Frodnar und Stump vor. Auf der anderen Seite des Ufers stöberte der Hund eine kleine Schlammkrabbe auf. Frodnar wollte sie mit einem Messer angreifen, aber Faendal war schneller. Er hatte in Windeseile seinen Bogen zur Hand genommen und mit einem Pfeil die Krabbe getötet. Nanija war erleichtert. Auch wenn es nur ein kleines Exemplar, konnte es mit seinem riesigen Scheren einem doch ziemlich schwere Verletzungen zufügen.
Frodnar war hingegen enttäuscht. „Warum habt ihr das gemacht Faendal, die Krabbe hätte ich mit Leichtigkeit töten können.“
Sven lachte und legte dem Jungen seine Hand auf die Schulter. „Die Nächste gehört alleine dir, Frodnar. Der Elf wird sich dann nicht einmischen. Da passe ich schon auf.“
Faendal schwieg und schluckte seine ungehaltene Antwort runter.
„Auch wenn ich als Spielverderber auftreten mag, Frodnar, aber ihr werdet jetzt umdrehen und nach Hause gehen. Ansonsten bringen wir euch selbst nach Hause und ich denke Gerdur wird euch dann den Hintern versohlen.“ Der Junge wollte widersprechen, aber Nanija sah ihn streng an. So einen Blick kannte er. Wenn seine Mutter einen so anschaute, dann war es besser zu tun was sie sagte.
Mit hängendem Kopf drehte er sich um und ging zurück nach Hause.
Sven sah sie kopfschüttelnd an. „Tat es Not so streng mit dem Jungen zu sein?“
Da Nanija keine Lust auf eine Diskussion hatte, sagte sie nur kurz „Ja“, drehte sich um und setzte den Weg fort. Die beiden Männer folgten ihr.
Anfangs schwiegen sie hinter ihr, dann hörte sie wie Sven Faendal fragte: „Sagt, Elf, was haltet ihr von der Geschichte die in Helgen passiert ist? Ich denke ja, das die Sturmmäntel versucht haben die Stadt ein zu nehmen und das es dabei zu einem Brand in der Stadt kam, der alles vernichtet hat. Aber Drachen? Niemals. Ich wette die Kaiserlichen wollten nicht zugeben, dass sie den Sturmmänteln unterlegen waren. Es reicht schon, wenn meine Mutter herum spinnt und behauptet sie hätte vor ein paar Tagen einen über Flusswald kreisen sehen. Das war sicherlich nur ein großer Vogel.“
„Es war ein Drache“, entfuhr es Nanija, der der überhebliche Tonfall von Sven nicht gefiel. „Ihr solltet eurer Mutter mehr Respekt entgegenbringen. Sie hat einen Drachen gesehen und sie war nicht die einzige.“
„Wollt ihr behaupten ihr hättet ihn auch gesehen? Wo kommt ihr eigentlich her und was macht ihr hier in der Gegend.“
„Ich war in der Gegend von Helgen jagen, als der Drache über die Stadt herfiel. Von weiten sah ich die Stadt in Flammen aufgehen und wie die Menschen versuchten zu fliehen. Es war entsetzlich, man hatte das Gefühl der Drache wäre überall gleichzeitig. Kaum jemand entkam. Ich lief davon Richtung Flusswald. Unterwegs fand ich den verletzten Ralof und holte seine Familie zur Hilfe. Seitdem bin ich in Flusswald Gast bei Gerdur und Hod.“
Sven hielt es für besser zu schweigen. Er wollte ihr nicht glauben, aber das behielt er besser für sich. Faendal schwieg die ganze Zeit, aber er schien er ihr zu glauben, so wie er sie ansah.
Drei Stunden später gelangten sie zu einem zerfallenen ehemaligen Wachturm. Während Faendal und Nanija der Meinung waren, es wäre am besten an dem Turm vorsichtig vorbei zu schleichen, war Sven anderer Ansicht. „Was wenn die Banditen gar nicht bis zum Hügelgrab gegangen sind, sondern es sich hier am Turm gemütlich gemacht haben?“
Da weder Faendal noch Nanija das ausschließen konnte, bekam Sven seinen Willen. Langsam schlichen sie näher an den Turm heran. Faendal hielt seinen Bogen schussbereit und auch Nanija hatte ihren gezogen. Sven hatte sein großes Bastardschwert mit beiden Händen ergriffen und stürmte dann plötzlich auf den Turm zu, wo sie zwei Banditen draußen sehen konnten. Wie viele noch im Turm sein mochten war nicht auszumachen. Dank des Angriffs von Sven würden sie es aber sicherlich gleich wissen. Während Sven auf den Mann zustürmte, der sich gemütlich an einem Baumstamm gelehnt hatte, nahm Faendal den zweiten Kerl ins Visier, der sich auch mit einem Bogen bewaffnet hatte. Noch bevor dieser Dazu kam einen Pfeil einzulegen sackte er schon von Faendals Pfeil getroffen tot in sich zusammen. Nanija behielt mit ihrem Bogen den Eingang des Turms die ganze Zeit im Auge, bereit, jeden der von dort kam sofort mit Pfeilen zu spicken. Aber es kam niemand.
Während dessen hatte auch Sven seinen Gegner erreicht und schlug mit mächtigen Hieben auf den Mann, der seinerseits sein Schwert gezogen hatte ein. Der Mann hatte aber kaum eine Chance sich gegen die wuchtigen Hiebe zu verteidigen und so war der Kampf schnell beendet und der Bandit wurde von Svens Schwert durchbohrt, nachdem er zu Boden gestürzt war.
Nanija, wollte das die beiden warteten, während sie vorsichtig das innere des zerfallenen Turmes betrat, aber Sven dachte nicht daran ihr den Vortritt zulassen. "Mit meinem Schwert kann ich einen Gegner sofort ausschalten" und schon war er im Inneren verschwunden.
Nanija sah Faendal an. "Ist der immer so?" Der Elf nickte nur und dann folgten sie Sven. Da sich nach dem Kampf draußen niemand weiter hatte sehen lassen, war zu erwarten, dass es hier keinen weiteren Banditen geben würde. Da täuschten sie sich aber. Im unteren Bereich war wirklich niemand weiter aber als sie nach oben gingen, vernahm Nanija ein leises knatschen von Holzbohlen. Auch Faendal hatte es vernommen, nur Sven nicht. Völlig selbstsicher betrat er den oberen Raum und wenn Nanija, die direkt hinter ihm war, ihn nicht mit Schwung weiter hineingestoßen hätte, wäre der Pfeil der nun an der Wand abprallte wohl in der Schulter des Nord gelandet. Sie selbst sprang auch in den Raum hinein, wobei sie eines ihrer Messer gezogen hatte, das sie in die Richtung schleuderte, wo sie den Gegner vermutete. Zum genauen Zielen war keine Zeit. Ein fluchender Aufschrei ließ ahnen, dass sie getroffen hatte. Die Frau, die oben auf der hölzernen Plattform stand ergriff ihr Schwert und kam die Treppe hinab. Faendal er wischte sie aber noch bevor sie ganz unten angekommen war mit einem seiner Pfeile.
"Was sollte das eben? Mit der wäre ich locker alleine fertig geworden", fauchte Sven sie an.
"Nun, beim nächsten Mal werde ich mich zurückhalten, beschwert euch dann aber hinterher nicht, wenn ihr von einem Pfeil durchbohrt wurdet."
Nanija ging zu der Toten und nahm sich zunächst ihr Messer, das noch im linken Arm der Frau steckte. Dann durchsuchte sie ihre Taschen und entnahm alles was wertvoll schien und teilte es mit Sven und Faendal. Gemeinsam durchsuchten sie alle Ecken des Turmes, in der Hoffnung, den gestohlenen Gegenstand von Lucan hier zu finden. Aber er war nicht hier. Das hieß sie mussten weiter.
Sie gingen langsam wieder hinunter. Als sie vor dem Turm angekommen waren durchsuchten sie auch die anderen beiden Banditen und nahmen ihn alles ab, was sie gebrauchen konnten. Der Bogen des einen Toten war besser als ihr eigener, daher nahm ihn Nanija an sich. Der weitere Aufstieg zum alten Hügelgrab wurde schwieriger. Das Wetter hatte sich etwas geändert und es hatte hier oben zu schneien begonnen. So stapften sie schweigend den steilen Pfad hinauf. Es war noch nicht ganz dunkel als sie kurz vor dem Grab ankamen. Nanija hoffte, dass wenn sie die Räuber hier oben erwischt hatten, das sie einen windgeschützten schneefreien Platz finde würden, wo sie übernachte konnten. Ein Feuer hier draußen zu machen würde schwer werden.
Sie näherten sich langsam der Großen Treppe die zum Eingang das Hügelgrab führte. Nanija sah zwei Banditen die im Bereich vor dem Grab ihre Runden drehten, Faendal hatte noch einen dritten entdeckt. Sie kamen überein, das sowohl Faendal als auch Nanija zunächst den Mann, der sich auf einer Art Aussichtsplattform befand mit Pfeilen erledigten. Danach wollten sie sich um die beiden anderen vor dem Eingang kümmern. Aus der Deckung heraus schossen Nanija und der Elf fast Zeitgleich und beide Pfeile trafen ihr Ziel, das ohne noch einen Laut von sich zu geben in die Tiefe stürzte.
Die anderen beiden entdeckten sie schnell nachdem sie aus ihrer Deckung heraus kamen und den oberen Bereich betraten. Einer der beiden hatte einen Bogen zur Hand genommen und während der andere mit einem Kriegshammer auf sie zustürmte.
Faendal und Nanija versuchten den Mann mit dem Bogen auszuschalten. Dabei. Weder für sie noch für ihren Gegner war es einfach zu schießen, da sie nicht still an einem Platz stehen bleiben konnte, da sie sonst in Gefahr liefe getroffen zu werden. Allerdings entschied das Verhältnis zwei gegen ein schnell den Ausgang. Nanija schoss als erstes um den Banditen auf sie zu lenken. Während Faendal abwartete, bis dieser seinen Pfeil auf Nanija schoss, die aber zur Seite sprang. Faendal erwischte den Mann an der Seite, so dass dieser Seinen Bogen fallen ließ und sich zusammenkrümmte. Nanija ging auf Nummer sicher und schoss nun ihrerseits und tötete den Mann endgültig.
In der Zwischenzeit waren der verbliebenen Bandit und Sven mit ihren Waffen aufeinander losgegangen. Anfangs sah es nach einem ungleichen Kampf aus, weil der Bandit mit seinem Hammer wesentlich wuchtigere Schläge austeilen konnte, als Sven mit seinem Schwert. Aber Sven war mit seiner Waffe beweglicher und wich den Schlägen seines Gegners geschickt aus. Während sich der Mann schnell verausgabte gelang es Sven mehrere leichte Treffer zu landen, die ihn weiter schwächten. Und als der Bandit dann wieder mal schwungvoll ausholte unterlief der Nord seinen Gegner und stieß ihn sein Schwert in die Seite so dass dieser auf der Stelle tot zusammenbrach.
Nanija und Faendal senkte ihre Bögen als der Mann zu Boden ging. Wieder durchsuchten sie die beiden Toten und nahmen ihnen wie gehabt alles Wertvolle ab. Die Klaue war aber nicht darunter. Sie überlegten was sie als nächstes tun sollten. Nanija vermutete, das sich die Banditen ins Innere des Hügelgrabs zurück gezogen hatten und die hier draußen nur als Wachen zurück geblieben waren. Faendal und Sven nickten zustimmend. So gingen sie zum Eingang und versuchten diesen leise zu öffnen. Das riesige Eisentor ließ sich nur schwer bewegen, aber glücklicherweise gab es keine Geräusche von sich. So gelangten sie unbemerkt in die riesige Vorhalle. Am Ende der Halle brannte hinter eine Säule ein großes Lagerfeuer. Um die Säule herum lagen diverse tote Skeever. Auch zwei Männer schienen den Angriff der Tiere nicht überlebt zu haben. Die mussten schon ein paar Tage hier liegen, dem unangenehmen fauligen Geruch nach zu urteilen. Angewidert schüttelten alle drei die Köpfe. Dann vernahmen sie die Stimmen von zwei Personen. Nanija gab ihren Gefährten zu verstehen, dass sie warten sollten, während sie sich näher heran schlich um zu lauschen, worüber die beiden Sprachen. Diese nickten und Nanija machte sich auf den Weg. Bei den Banditen handelte es sich um eine kräftigen Nord und eine Frau von unbestimmter Herkunft. Nanija vermutete sie wäre eine Bretonin. Es gelang Nanija bis an die Säule bei den beiden zu kommen ohne bemerkt zu werden. Sie gab ihren Gefährten ein Zeichen zu warten. Der Geruch hier war noch schlimmer, als am Eingang. „Mir gefällt es hier nicht“, hörte Nanija die Frau sagen. „Es war nicht richtig das Arvel einfach schon vorgegangen ist und die Klaue mitgenommen hat. Wir hätten alle zusammen gehen sollen.“ „Paro ist ihm gefolgt. Er wird schon nicht verschwinden.“ „Trotzdem war es falsch.“
„Wenn es euch nicht gefällt könnt ihr ja gehen, dann bleibt für uns andere mehr von dem Schatz über.“
„Das könnte euch so passen, ich werde hier mit euch warten.“
Mehr würde Nanija nicht erfahren, also winkte sie Faendal und Sven heran. Sie kamen unbemerkt zu ihr. Dann zogen die drei ihre Schwerter und traten hinter der Säule hervor. Die beiden am Lagerfeuer wurden überrascht und so konnten Faendal und Sven die beiden auf der Stelle ohne großen Kampf töten. Sven wollte dann auch gleich weiter gehen, aber Nanija meinte, es wäre besser, die Nacht hier zu verbringen. Sie waren den ganzen Tag unterwegs gewesen und wussten nicht was ihnen im Grab noch begegnen würde. Faendal stimmte Nanija zu. Die beiden fingen an die Leichen der beiden Banditen in den vorderen Bereich der Halle zu schleppen. Dasselbe machten sie mit den Kadavern, der Skeever und anderen beiden Toten. Sven stand unschlüssig da. Sollte er allein weitergehen? Dann entschied er sich zu bleiben, allerdings sah er keine Notwendigkeit den beiden anderen bei ihrer Tätigkeit zu helfen.
Aus sie es geschafft hatten begann Nanija einen Eintopf mit den Dingen, die Lucan ihnen mitgegeben hatte zu kochen. Zuvor hatte sie den Topf sicherheitshalber draußen vor dem Grab mit Schnee gefüllt und anschließend gesäubert. Als sie fertig war füllte sie ihren und Faendals Teller.
„Und was ist mit mir?“ fragte Sven ungehalten.
„Ihr könnt euch selbst etwas machen, wenn ihr Hunger habt“, meinte Nanija nur und aß ihren Teller leer. Wütend nahm sich Sven aus seinem Beutel etwas Brot und begann es so zu essen.
Nach dem sie gegessen hatten legten sie sich am Feuer schlafen. Faendal hatte noch etwas von dem Holz, das die Banditen glücklicherweise herbeigeschafft hatten nachgelegt. Er übernahm auch die erste Wache, denn sie wollten nicht von Arvel und Paro überrascht werden, sollten die beiden in der Nacht aus dem Inneren des Grabes zurückkommen.
Nanija, die die letzte Wache übernommen hatte, weckte am nächsten Morgen ihre Gefährten. Nachdem sie noch mal etwas gegessen hatten folgten sie den Gang der ins Innere führte. Verlaufen konnten sie sich nicht, denn alle Nebengänge waren verschüttet. Immer wieder stießen sie auf tote Skeever. Die Urnen, die herumstanden waren anscheinend schon von anderen geplündert worden. Irgendwann kamen sie zu einem Raum an dessen anderem Ende eine vergitterte Tür war. Vor der Tür war ein Hebel im Boden eingelassen, neben dem ein Toter lag. Sven wollte den Hebel einfach betätigen aber Faendal hielt ihn zurück. „Wenn ihr wie der Kerl enden wollt dann benutzt den Hebel. Ich gehe davon aus, dass er durch vergiftete Pfeile gestorben ist, so wie er aussieht. Sven wurde bleich, er hatte sich den Banditen nicht näher angeschaut, aber als er es nun tat erkannte er, das der Elf Recht hatte.
„Und was nun?“
Nanija hatte sich während sich die Männer unterhielten umgeschaut. „Die Säulen“, antwortete sie, „wir müssen sie wie die Zeichen die dort oben zu sehen sind, oder waren anordnen. Danach können wir den Hebel betätigen.“
Sie drehten die Säulen in die richtige Position und dann war es Nanija die es wagte den Hebel zu benutzen. Und s passierte wie sie sich dachte nichts, außer dass das Gitter aufging. Auf der anderen Seite vom Gitter war noch ein Hebel. So musste wohl diese Arvel es hinter sich wieder geschlossen haben. Sie gingen langsam weiter und kamen zu einer hölzernen Treppe, die weiter nach unten führte. In dem Raum nach der Treppe wurden sie von einem halben Dutzend Skeevern angegriffen. Drei erwischte Faendal mit seinem Bogen. Ein Nanija mit einem Wurfessen und bevor sie ihr Schwert ziehen konnte, hatte Sven die letzten beiden schon mit seinem Schwert erledigt. „Nimmt, das mit diesen Viechern denn nie ein Ende?“ Sven schüttelte sich. Die anderen antworteten nicht. „Pst“, sagte vernahm man dann plötzlich Nanija. „Hört ihr das?“ Die beiden lauschten. Irgendwo aus den Nebenräumen drang eine ängstliche Stimme an ihre Ohren. Sie konnten aber nicht verstehen was derjenige sagte. Vorsichtig gingen sie mit gezogenen Waffen weiter. Ihr weiterer Weg war durch ein riesiges dichtes Spinnennetz versperrt.
Sven versuchte es mit seinem Schwert zu zerschneiden, was teilweise gelang. Nanija nahm dann eine Fackel zu Hand und versuchte die nun lose herabhängenden klebrigen Fasern abzubrennen. Es dauerte eine Weile, aber dann konnte sie durch die nun entstandene Lücke in den nächsten Bereich gehen. Hier erwartete sie eine böse Überraschung. Von oben ließ sich eine riesige Frostbissspinne herab. Faendal und Nanija schossen mehrere Pfeile auf das Tier während Sven mal wieder Leichtsinnig direkt auf das Tier zu stürmte und ihnen teilweise in die Schusslinie sprang. Trotzdem gelang es den dreien das Tier zu erledigen ohne das sie verletzt wurden. Nanija musste während des Kampfes an ihre Flucht mit Ralof aus Helgen denken. Als das Tier tot war, wies sie ihre Gefährten an zu schauen, ob sie nicht von dem Tier irgendwie verletzt worden waren. Aber niemand hatte einen Kratzer davon getragen.
Die Stimme, die sie gehört hatten, kam von einem Mann am Ende des Raumes, den die Riesenspinne lebendig eingesponnen hatte. „Heft mir“, rief er ihnen nun zu. “Schneidet mich hier los.“
Nanija ging auf den Mann zu. Faendal und Sven hielten sich im Hintergrund. „Wer seid ihr? Wie kommt ihr hierher? Habt ihr die Goldenen Klaue bei euch?“
"Das ist jetzt doch unwichtig, macht mich erst mal los. Dann sage ich euch alles was ihr Wissen wollt."
Nanija sah ihre Gefährten an. Sven trat zu ihr und gemeinsam durchtrennten sie mit ihren Schwertern, die Spinnenweben. Es dauerte eine Weile, bis sie es soweit gelockert hatten, dass der Mann sich daraus endgültig befreien konnte. Er fiel zunächst zu Boden. Nanija und Sven traten etwas zurück. Denn sie wollten nicht an dem Klebrigen Fasern hängen bleiben. Kaum hatte sich der Mann aufgerappelt lachte er auch schon höhnisch und lief plötzlich so schnell er konnte den Gang der sich hinter dem Spinnenweben befand entlang. "Ich denke nicht dran etwas mit irgendwem zu teilen", waren die letzten Wort die sie von ihm hörten.
Sven wollte sofort hinterher stürmen, aber Nanija hielt ihn zurück. "Er kann nicht entkommen und wer weiß was vor uns noch lauert." nur mit Mühe konnte sie ihn beruhigen. Dann lösten sie gemeinsam die Reste der Spinnenweben und folgten vorsichtig dem Mann. Es war eine gute Entscheidung gewesen, wie sich kurz darauf rausstellen sollte.
Am Ende des Ganges, durch den sie dem Mann, der vor ihnen davongelaufen war, gefolgt waren stießen sie auf eine riesige Grabkammer. Überall waren zwei bis drei Grabstätten übereinander angelegt worden, in denen teilweise verweste und zerfallene mumifizierte Tote lagen. Langsam betraten die drei die Kammer. Es wirkte beängstigen ruhig und sie hatten alle drei irgendwie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Faendal und Nanija hatten ihre Bögen gespannt und Pfeile eingelegt, sofort bereit auf alles zu schießen was sich möglicherweise bewegen würde. Die Anspannung war kaum auszuhalten. Sven war mit gezücktem Schwert an eines der Gräber getreten um sich den darin befindlichen Toten näher anzuschauen, als dieser plötzlich seine Augen öffnete und Sven anstarrte. Wie gelähmt blieb der große Nord vor Schreck stehen und konnte sich nicht rühren. Nanija schoss mehr aus Reflex als wie bewusst auf die Leiche, die gerade versuchte aufzustehen und Sven zu packen. Der Tote sackte nachdem der Pfeil an die Stelle, wo sein ehemaliges Herz gewesen war, wieder in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.
Nanija atmete tief durch. Was war das gewesen? Sowas gab’s doch nur in Märchen. Waren das nicht ihre Worte zu Ralof. Und nun musste sie diese Ansicht revidieren. Faendal war sprachlos. Sven stand immer noch neben dem Grab und war kreidebleich geworden. "Was... war... das...?" Man sah die Panik in seinen Augen.
Nanija hatte sich als erstes wieder gefangen. "Ich würde sagen, das war ein Untoter Drauge." Und kaum sagte sie das, als sie hinter sich ein kratzen in einem weiteren Grab hörte. Sofort hatte sie einen weiteren Pfeil eingelegt und schoss in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatte. Diesmal traf sie nicht die richtige Stelle um den Untoten sofort endgültig ins Jenseits zu befördern. Faendals Pfeil erledigte das.
"Wir sollten umkehren", Faendal und Nanija sahen Sven, der das sagte erstaunt an. "Mit Untoten soll man nicht spaßen."
"Wer sagt dass wir mit ihnen Spaß haben wollen? Man kann sie töten, und sie scheinen nicht gefährlicher als Skeever zu sein. Ich bin für weitergehen." Nanija wollte nicht einfach aufgeben. Dank ihrer harten Ausbildung, die sie in Cyrodiil genossen hatte, spürte sie weniger Angst, als sie eigentlich erwartet hatte. Sie schätze das Risiko als nicht höher ein, als würden sie noch einen Bande Banditen hier in dem Grab zu bekämpfen haben.
Faendal sah sie an und überlegte eine Weile, dann sagt er "Ich bin auch für weitergehen, schließlich habe ich Camilla versprochen, den gestohlenen Gegenstand zurück zu bringen und das habe ich vor auch zu tun", dabei sah er Sven herablassend an, der immer noch bleich da stand. "Ihr könnt ja schon mal zurückgehen und ihr Bescheid geben, das es noch etwas dauern wird, bis wir zurückkommen."
War Sven eben noch bleich, schoss ihm nun vor Wut das Blut wieder ins Gesicht und er wurde rot. "Das hättet ihr lächerlicher kleine Elf wohl gerne? Ich werde es sein, der diesem Avel die Klaue entreißt und zurückbringt. Komme was da wolle." Er drehte sich um, hielt sein Schwert angriffsbereit vor sich und ging an dem Waldelfen vorbei um dem Dieb so schnell es ging zu folgen.
Nanija schüttelte den Kopf. 'Männer', dachte sie. 'Die müssen immer besser als der andere sein'. Immerhin hatte es dafür gesorgt, dass sie gemeinsam weiter gehen würden. Zu weit wäre auch Nanija das Risiko zu groß gewesen und sie wäre mit umgekehrt. Siefolgte Sven. Während Sven einfach drauflos stiefelte, sah sich Nanija noch mal um und plötzlich rief sie etwas panisch. "Sven, stehenbleiben!"
Der Mann tat was sie sagte und wollte gerade was sagen, als er sich den Boden vor sich genauer anschaute. In seiner Wut über den Elfen hatte er nicht drauf geachtet, wo er langging. Nun sah er die Druckplatte vor sich, die wohl dafür gedacht war, das mit unzähligen Stacheln versehene Gitter auf denjenigen zu schleudern, der die Platte betrat. Und das würden wohl die wenigsten Überleben.
Nachdem er sich von dem erneuten Schreck erholt hatte, war er nicht böse darüber, dass Nanija die Führung übernehmen wollte. Sie kamen nur langsam vorwärts, das Nanija wirklich alles gründlich überprüfte bevor sie einen weiteren Bereich betraten. Mehrfach erwachten Drauge wenn sie den Gräbern zu nahe kamen, aber diese waren für die drei kein wirkliche Problem und meist reichte ein Pfeil von Nanija oder Faendal um sie diese Wesen wieder ins Land der Tote zu schicken. Sie wunderten wie es Avel gelang an diesen wesen vorbei zu kommen, ohne dass sie erwachten und ihn angriffen. Aber sie hatten weder die Zeit noch das Interesse, sich da über Gedanken zu mache.
Vor einem schmalen Gang in dem drei riesige Äxte hin und her schwangen und jeden, der ihnen zu nahe kam in zwei Hälften teilen würde, beschlossen sie eine Pause einzulegen. Sie wussten nicht wie lange sie schon unterwegs waren, aber sie verspürten Hunger. Nachdem sie sich etwas gestärkt hatten überlegten sie, wie sie diese Falle umgehen könnten. Nanija sah auf der anderen Seite eine herabhängende Kette mit ring. Es sah aus, als wäre diese kette dafür gedacht die Falle zu aktivieren und das hatte Avel wohl getan. Damit würde man sie sicherlich auch wieder deaktivier können. Nanija sah sie die Abstände zwischen den Äxten genau an. Dann sah sie ihre Gefährten an und sagte. Das kann ich schaffen. Der Platz zwischen dein einzelnen Äxten eicht aus um sicher zu stehen und getroffen zu werden. Ihr wartet hier, bis ich den Mechanismus betätigt habe um die Falle wieder zu deaktivieren. Da keiner der anderen einen besseren Vorschlag hatte und nicht freiwillig sich zerteilen lassen wollte, stimmten sie zu. Vorsichtig ging Nanija dich an die erste Axt heran. Sie wartete bis sie an ihr vorbeigeschwunden war und machte einen Schritt nach vorne. Nun stand sie genau zwischen zwei der Äxte, eine falsche Bewegung nach hinten oder vorne und sie würde na Sovengarde gehen. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf den nächsten Schritt. Wieder stand sie dann zwischen zwei der Äxte und wartete noch mal bevor sie dann die andere Seite unbeschadet erreichte. Auch Sven und Faendal waren froh zu sehen, dass sie es Heil schaffte. Nanija betätigte dann die Kette und die Äxte verschwanden, so dass sie weiter gehen konnte.
Die nächsten Stunden gingen sie durch lange verwinkelte Gänge, wo sie immer wieder auf Untote stießen. Nanija nahm sich Zeit alles gründlich zu untersuchen bevor sie weitergingen. Auch wenn es sie einen Haufen Zeit kostete und Arvles Vorsprung damit größer wurde, drängelte keiner der Männer. Sie verließen sich nun vollkommen auf Nanija. Sie erreichten eine große natürliche Höhle durch die ein Bach floss. Das Wasser war sauber und klar, so machten sie hier nochmals halt, um etwas zu essen und ihre Wasserflaschen wieder auf zufüllen.
Nachdem sie die natürliche Höhe wieder verlassen hatten kamen sie wieder einen künstlich angelegten Grabbereich. Sie waren dem Gang noch nicht weit gefolgt als sie wieder das bekannte Geräusch von schwingenden Äxten hörten. Wie schon zuvor gelangte Nanija au die andere Seite und deaktivierte dort die Falle, damit die anderen ihr folgen konnten. Wieder stießen sie hier auf diverse Untote, die aber keine große Gefahr für die drei darstellten. Wieder folgten sie den Gängen bis sie zu einer mit Eisen beschlagenen Tür kamen. Die Männer stellten sich seitlich der Tür und Nanija öffnete diese ganz langsam Stück für Stück, jederzeit bereit sofort in Deckung zu springen, sollte ihr etwas verdächtig vorkommen. Aber nichts passierte. Hinter der Tür befand sich ein langer Gang, der an beiden Seiten an den Wänden wunderschöne Reliefe hatte, für die die drei aber kein Auge hatte. Am anderen Ende musste auch mal eine Tür gewesen sein, die aber in den Boden abgesenkt war. Die frei vermuteten, dass sie sich nun vor der letzten Grabkammer befand, die Avel geöffnet hatte. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät, und es gab hier einen weiteren Ausgang so dass er hatte fliehen können. Dann währe ihre Mühe vergebens gewesen und sie würden mit leeren Händen dastehen, zu mindestens was ihre Aufgabe anging.
Die letzte Grabkammer bestand aus einer riesigen natürlichen Höhle. Als sie diese Betraten und ein paar Schritte vorwärts gegangen waren, scheuchten sie eine Schwarm Fledermäuse auf, die wild um sie herum flatterten. Die drei versuchten die Tiere, die ihnen nichts taten zu ignorieren und gingen langsam weiter. Am Ende der Höhle war eine riesige halbrunde Wand die mit sonderbaren Zeichen verziert was. Davor stand ein Grab, dessen Deckel am Boden lag. Davor lag der Bandit Avel, bzw. sein Rumpf, denn der Kopf war fein säuberlich abgetrennt worden. Noch bevor sie sich Gedanken darüber machen konnten wer es war erfasste die drei eine Druckwelle, die sie zurückwarf. Glücklicherweise wurden sie nicht zu Boden geschleudert. Dann sahen die den Draugen vor sich. Sofort ergriffen Nanija und Faendal ihre Bögen und schossen auf das Wesen. Es war größer und stärker als diejenigen, denen sie bisher begegnet waren. Und es konnte anscheint Zaubern und Druckwellen auf sie zuschleudern. Sie wussten nicht, wie man das sonst anderes bezeichnen sollte, denn so etwas hatte bisher keiner der drei je erlebt. Sven versuchte sich seitlich an das Wesen mit seinem Schwert anzuschleichen, wurde aber immer wieder durch die Druckwellen zurück geschleudert. Faendal und Nanija verschossen was sie noch an Pfeilen hatten während der riesige Drauge sich dem zu Boden gegangene Sven mit einem riesigen Zweihänder den er Schlagbereit erhoben hatte näherte. Kurz bevor er Sven erreichte gelang es den beiden Bogenschützen den Draugen zu Boden gehen zu lassen, Sven rappelte sich fix hoch und rammte dem Wesen sein Schwert zwischen die Rippen und es brach endgültig tot zusammen.
"musstet ihr euch so lange Zeit lassen, um den fertig zu machen? Er hätte mich fast erwischt, „fauchte Sven Nanija und Faendal an. Die beiden sahen sich nur kurz an und schüttelten mal wieder verständnislos die Köpfe und sagten nichts dazu. Sven ging zu dem toten Arvel und durchsuchte ihn. Er fand bei ihn die gestohlene Klaue. Nanija indessen hatte sich der halbrunden Wand genähert. Sie wurde irgendwie magisch von ihr angezogen und konnte dem nicht wiederstehen. Als sie direkt davor stand hatte sie spürte sie ein Kribbeln, das sie durchdrang. Sie wollte zurückspringen doch sie konnte sich nicht rühren. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit für sie bis das Kribbeln nachließ und sie sich wieder bewegen konnte. Die drehte sich zu Sven und Faendal um, um sie zu fragen ob sie das auch gespürt hatten, aber die beiden stritten sich gerade darüber wer von beide die Klaue zurückbringen würde. Nanija fackelte nicht lange, griff nach dem Gegenstand den Sven triumphierend in der Hand vor Faendal hielt und steckte ihn in ihre Tasche. "Wenn zwei sich streiten freut sich die dritte, oder wie war das?" grinste sie nur. Sven sah sie verdattert an und Faendal begann auch zu grinsen.
Neben dem Grab aus dem der riesige Drauge auferstanden sein musste, stand noch eine große Truhe. Nanija öffnete sie Vorsicht. Darin befanden sich verschiedene wertvolle Gegenstände, die sie untereinander aufteilen. Es war auch ein merkwürdiger großer Stein mit sonderbaren Symbole in der Truhe. Nanija nahm ihn in die Hand und wunderte sich über das Gewicht. Sie hatte erwarte den Stein kaum anheben zu können, doch er war Federleicht. Und da sie noch etwas Platz in ihrem Rucksack hatte und keiner der anderen ihn haben wollte, nahm sie ihn mit.
Beim weiteren durchsuchen der Höhle entdeckten sie einen schmalen Gang, der nach draußen führen konnte. Sie folgten vorsichtig dem Gang und kamen tatsächlich hinaus. Sie hatten gar nicht bemerkt wie die Zeit in dem Grab vergangen war. Die Morgendämmerung setzte gerade ein. Sie beschlossen hier oben auf dem Felsvorsprung ein wenig zu schlafen bevor sie sich an den Abstieg machten, um nach Flusswald zurück zu kommen.

CKomet

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Sonntag, 23. Juni 2013, 00:03

05 Aufbruch nach Weißlauf

Als Gerdur am späten Nachmittag nach Hause kam, war sie froh, dass Nanija nicht da war. Sie hatte glücklicherweise auch nicht mitbekommen, dass Frodnar versucht hatte, mit Nanija, Faendal und Sven hoch zum Ödsturtzhügelgrab zu gehen. Im Haus traf sie Ralof alleine an. Frodnar war irgendwo draußen und spielte mit der Tochter des Schmieds. Sie wunderte sich wo Nanija war und fragte Ralof nach ihr.
Mit betrübter Miene sagte ihr Ralof, das Nanija gemeinsam mit Sven und Faendal zum Ödsturtzhügelgrab aufgebrochen war um den gestohlenen Gegenstand von Lucan zurück zu holen. "Ich hoffe dass ihr nichts passiert", seufzte Ralof. Gerdur erkannt, dass ihr Bruder mehr für diese Frau empfand als einfache Freundschaft und das gefiel ihr überhaupt nicht. Natürlich wünschte sie ihrem Bruder, dass er endlich eine Gefährtin finden würde, mit der er glücklich wurde. Aber Nanija war nicht die richtige für ihn. Etwas stimmte mit der Frau nicht. Gerdur konnte nicht sagen was, aber sie hatte einfach kein gutes Gefühl und bisher konnte sie sich immer darauf verlassen. Sie fühlte sich immer noch dafür verantwortlich, dass es ihrem Bruder gut ging. Sie hatte nach dem frühen Tod ihrer Mutter um ihren kleinen Bruder gekümmert und ihn umsorgt. Ralof war gerade fünf Jahre als ihre Mutter starb und sie selbst fast Vierzehn. Und sie wusste, dass er obwohl er ein gestandener Krieger war der im Kampf vor nichts zurückschreckte, eine empfindliche Seele hatte, die sehr verletzlich war. Und davor hatte sie Angst.
"Ralof", Gerdur sah ihren Bruder ernst an. "Haltet Abstand zu Nanija. Sie passt nicht zu euch und sie wird euch nur Kummer bereiten. Sie..."
"Gerdur", Ralof lachte als er sie unterbrach. "Überlasst bitte mir, wer zu mir passt und wer nicht. Ich bin kein kleiner Junge mehr, den ihr behüten müsst. "
Er knuffte seine Schwester in die Seite, die sich dann seufzend zur Küche begab, um das Abendessen vorzubereiten. Als Hod und Frogar zum Essen kamen stand Ralof dann das erste Mal auf. Seine Wunden waren gut verheilt und er hoffte in ein paar Tagen würde er soweit sein, das er sich auf den Weg nach Windhelm machen konnte, auch wenn seine Schwester da noch anderer Meinung war.
Die nächsten zwei Tage verbrachte Ralof viel Zeit im Garten seiner Schwester. Hier war er ungestört und man konnte ihn von der Hauptstraße aus nicht sehen. Er trug einfache bürgerliche Kleidung. Seine Sturmmanteluniform sah etwas ab mitgenommen aus und Gerdur war dabei sie so gut es ging auszubessern. Er hatte mitbekommen, dass auch Hadvar nach Flusswald gekommen war und bei seinem Onkel, dem Schmied untergekommen war. Ralof hielt es für besser ihm nicht über den Weg zu laufen. Auch wenn sie Flusswald immer als neutrales Gelände gesehen hatten, wusste man nie, ob nicht weitere kaiserliche in der Nähe waren vor denen Hadvar es nicht erlauben konnte ein Auge zuzudrücken, wenn es um einen entlaufenen Sturmmantelflüchtling ging. Ralof trainierte immer wieder mit seiner Axt, wobei er aber drauf achtete, dass seine Wunde nicht wieder aufriss.
Am dritten Tag, nachdem Nanija gegangen war, wurde er doch langsam unruhig. Wenn sie die Banditen vor dem Grab erwischt hätten, müsste sie doch schon wieder zurück sein. Auch am Abend waren sie noch nicht zurück. Gerdur spürte die Unruhe, die ihren Bruder befallen hatte. „Wahrscheinlich sind die Banditen abgehauen und die drei mussten ihnen nachjagen. Daher kann natürlich etwas dauern, bevor sie zurückkommen“, versuchte sie Ralof aufzumuntern.

Nanija, Sven und Faendal kamen irgendwann nach Mitternacht in Flusswald an. Sie hatten lange geschlafen und anschließend auch etwas gegessen und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie den Abhang hinab kletterten. Als sie unten ankamen war es fast Mittag. Von hier war es fast eine Tagesreise um nach Flusswald zu gelangen. Die drei hatten aber beschlossen, als es dunkel wurde, weiter zu gehen und nicht noch reine Rast einzulegen. Sven hatte sich durchgesetzt und so klopften sie in der Nacht an Lucans Tür. Dieser öffnete verschlafen im Nachtgewand die Tür. Als er die drei sah und Nanija ihm die Klaue zeigte, ließ er sie sofort rein. Sie musste ihm erzählen, wie sie die Klaue zurückbekommen hatten. Dann gab ihnen Lucan die versprochene Belohnung. Die drei wollten eigentlich nur noch schlafen, denn das war die letzten Tage zu kurz gekommen. Als sie den Laden wieder verließen, ging Sven sofort ohne sich großartig zu verabschieden nach Hause. Nanija überlegte was sie tun sollte. Sie wollte Gerdur und ihre Familie nicht mitten in der Nacht wecken. Daher überlegte sie in den Gasthof zu gehen. Faendal merkte, dass sie unschlüssig dastand. „Wenn ihr wollt könnt ihr heute Nacht bei mir übernachten. Ich habe ein kleines Gästebett, das ihr benutzten könnt.“ Nanija sah ihn dankbar an und nickte dann. Das wäre wohl die beste Lösung. Nachdem sie sich zu Bett begeben hatte schlief sie auch gleich ein.
Sie merkte nicht, wie Faendal wenige Stunden später aufstand und kurz zum Gasthof hinüberging, um dort etwas zum Frühstück zu holen, da er kein Brot mehr im Haus hatte. Sie wurde wach, als sie vor dem Haus stimmen hörte. Ralof und Faendal sprachen laut miteinander.
„Ihr seid wohlbehalten zurück gekommen“, wunderte sich Ralof. „ Aber wo ist Nanija? Ihr ist doch hoffentlich nichts passiert.“ Ralofs Stimme klang besorgt. „Nein“, beruhigte Faendal den Nord. Sie schläft wohl noch. Wir kamen erst weit nach Mitternacht zurück und sie wollte Eure Familie nicht wecken, daher hat sie bei mir übernachtet.“
Nach diesen Worten trat Nanija aus dem Haus. Ralofs Augen begannen zu leuchten, als er sie kommen sah. Er wollte sie zur Begrüßung in die Arme nehmen, aber er scheute sich davor eine Abfuhr zu bekommen, so wie sie ihn auf ihrer Flucht angefahren hatte, als er sie wegen ihres Fußes einfach tragen wollte. Nanija sah ihn lächeln an. „Es geht euch anscheinend schon wieder sehr gut.“ Ralof nickte. „Ich denke wir können in ein paar Tagen nach Windhelm aufbrechen“, meinte er.
„Was haltet ihr aber davon, wenn wir zuvor etwas frühstücken?“ Faendal hielt den Beutel mit dem Brot hoch. Er sah Ralof an. „Es reicht sicherlich auch für drei.“
„Gute Idee, mein Freund.“
So gingen sie gemeinsam in Faendals Haus und während sie am Essen waren, erzählte sie Ralof, was sie im Hügelgrab erlebt hatten. Ralof sah die beiden entsetzt an, als er hörte, auf was für Wesen sie gestoßen waren. Er ergriff reflexartig Nanijas Hand und hielt sie fest. Er spürte, das ihr das unangenehm war, er sah sie an und als er sie dann schüchtern lächeln sah, hielt er sie auch weiterhin fest und lies sie nicht so schnell wieder los. Als die drei mit dem Frühstück fertig waren verabschiedeten sich Ralof und Nanija von Faendal wobei sie sich noch mal für das Frühstück und die Unterkunft bedankten.
Ralof und Nanija gingen dann hinüber zum Haus von Gerdur und ihrer Familie. Gerdur wartete drinnen auf ihren Bruder: „Wo wart ihr so lange? Ihr wolltet doch nur kurz etwas bei Lucan abholen?“ Dann sah sie Nanija hinter Ralof und ihr Gesicht verfinsterte sich ein wenig. Im Gegensatz zu Ralof bemerkte Nanija es, aber tat so als wäre dem nicht so. „Nanija und die anderen sind heute Nacht zurückgekommen“, freute sich Ralof. „Ja, das sehe ich“, war das erste was Gerdur dazu sagte. Dann sah sie wie sich Ralof sie bittend ansah. „Schön euch heil wieder zu sehen“, Gerdur bemühte sich freundlich zu Nanija zu sein, was ihr ersichtlich schwer fiel. Bevor Nanija antworten konnte wandte sich Gerdur gleich wieder an Ralof.
„Ich habe eure Rüstung wieder soweit herstellen können, dass ihr euch damit wieder sehen lassen könnt.“ Sie ging zum Tisch hinüber, wo sie sie abgelegt hatte und reichte sie an Ralof weiter. Dieser fiel ihr um den Hals. „Danke Schwester.“ Dann nahm er die Rüstung und begab sich zu seinem Bett, wo er sich dann sofort umzog. Als er fertig war stellte er sich vor die beiden Frauen.
„Sieht wie neu aus, findet ihr nicht?“ Ralof stolzierte vor den beiden hin und her und drehte sich dabei immer Mal um die eigene Achse. Gerdur musste herzlich lachen, als sie ihren Bruder so sah. Nanija zwang sich, auch ein leises Lachen hören zu lassen, obwohl sie lieber etwas ganz anderes getan hatte.
„Ich muss nun hinüber zur Mühle gehen, dort wartet noch ein großer Berg Arbeit auf mich.“ Gerdur lächelte ihrem Bruder zu und dann dreht sie sich um und verließ das Haus.
„Und was machen wir beide nun?“ Ralof sah Nanija spitzbübisch an.
„Ich denke ihr solltet euch erst mal wieder etwas hinlegen, ihr seht nämlich wieder recht blass aus. Ich selbst würde auch gerne noch versuche etwas zu schlafen. Die letzten Tage waren doch recht anstrengend.“
Sie ging zu dem Lagerplatz hinüber, auf den sie zuvor immer geschlafen hatte und wollte es sich dort bequem machen. Ralof sah sie an. Wollt ihr euch nicht zu mir legen? Das Bett ist breit genug für uns beide und viel gemütlicher.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen bereute er es auch schon. Ralof war über sich selbst erschrocken, es lag hatte nicht in seiner Absicht gelegen Nanija in irgendeiner Form zu bedrängen. Er sah wie sie erst rot und dann blass wurde. „Ich denke jeder von uns bleibt in seinem Bett“, sagte sie dann schließlich etwas ungehalten. Ohne ihn noch mal anzuschauen lege sich hin. Ralof sah sie lange an, bevor auch er sich auf sein Bett legte. 'War sie jetzt böse auf ihn?'
Nanija lag einige Zeit wach und dachte darüber nach wie sie mit dem Ansinnen von Ralof umgehen sollte. Früher oder später würde es sich nicht vermeiden lassen, sich entweder ihm oder einen anderen hinzugeben. Nun, sie würde sich darüber den Kopf zerbrechen wenn es soweit war. Dann schlief sie ein.
Gut zwei Stunden später wachte sie wieder auf und fühle sich gut erholt. Ralof saß auf seinem Bett und hatte ein Buch in der Hand. Als er merkte dass sie sich rührte, legte er das Buch zur Seite. Er beobachtete sie bis sie sich aufrichtete. "Habt ihr gut geschlafen", fragte er sie leise und hoffte sie hatte vergessen, was er vorhin zu ihr sagte. Nanija sah zu ihm und lächelte: "Ja ich fühle mich fast wie neugeboren. Ich könnte glatt ein paar Bäume ausreißen."
"Das lasst lieber sein", lachte Ralof, "Da könnte meine Schwester etwas ungehalten drüber werden. Sie hat hier in der Umgebung als einzige die Rechte Bäume fällen zu lassen und würde sicherlich nicht begeistert sein, wenn ihr da möglicherweise die falschen heraus reißt."
Bei der Vorstellung mussten beiden richtig lachen.
"Gut, also keine Bäume ausreißen. Was machen wir dann mit dem angefangenen Tag? Die ganze Zeit drinnen zu verbringen sagt mir nicht zu."
"Wir könnten etwas auf die Jagd gehen und ein paar Kaninchen oder Fasane schießen. Ich kenne eine Stelle, wo sich die Tiere gerne aufhalten."
"Das hört sich nach einem guten Plan an."
Ralof wollte sich seine Rüstung anziehen, als ihn Nanija missbilligend anschaute. "Was ist los? Ich dachte euch gefällt meine Rüstung."
Nanija schüttelte den Kopf. "Es geht nicht ums gefallen, sondern um unsere Sicherheit. Ich halte es für keine gute Idee, auch wenn hier wohl die meisten Einwohner nicht kaiserlich eingestellt sind, eure Gesinnung offen zur Schau zu stellen. Solange wir uns nicht auf sicherem Gebiet befinden, solltet ihr etwas Neutrales tragen."
"Ihr hört euch an wie meine Schwester", grummelte Ralof, aber dann grinste er auch schon wieder. "Okay, ich trage die Rüstung nicht. Allerdings bräuchte ich dann etwas anderes. Nur die einfachen Kleider, die ich hier habe, taugen nicht viel um durch den Wald zu schleichen oder um nach Windhelm auf zu brechen."
"Lasst uns doch beim Schmied nachschauen, ob er nicht etwas Passendes hat. Ich bräuchte auch noch ein paar anständige Stiefel. Diese Dinger", sie zeigte auf ihre Füße, "sind schon nach wenigen Tagen fast am Ende."
Ralof sah, dass sich die Nähte schon auflösten. "Stimmt, damit kommt ihr nicht mehr weit", sagte er bedauernd. "Das würde bedeute ich müsste doch bald anfangen euch zu tragen." Als er Nanijas ungehaltenen Blick sah lachte er wieder. "Dann statten wir wohl erst Mal Alvor einen Besuch ab und gehen dann, wenn noch Zeit ist, auf die Jagd." Nanija nickte darauf hin zufrieden. Ralof zog sich einfache Bekleidung an und dann gingen er und Nanija zum Schmied hinüber. Alvor war gerade dabei ein neues Schwert zu schmieden, als die beiden zu ihm traten.
"Ralof", rief er erstaunt als er den jungen Nord vor sich sah. "Das ist aber eine Überraschung euch hier zu sehen. Ich dachte ihr wärt schon längst wieder auf den Weg nach Windhelm."
"Ich brauche ein paar Tage ruhe, aber dann gehe ich zurück."
"Was führt euch und eure Kameradin zu mir?"
"Nanija und meine Schwester meinen, ich bräuchte eine gute neutrale Rüstung um wieder in den Norden zu kommen." Ralof seufzte bei den Worten und Alvor begann zu lachen, denn er wusste, dass es Ralof nicht gefiel sich sozusagen zu verkleiden und es vorzog offen zu zeigen, woran er glaubte und zu wem er stand.
"Wartet einen Moment, dann können wir hinein gehen und schauen, ob wir nicht etwas Passendes für euch finden. Ich muss das hier nur noch fertig machen."
Nanija und Ralof warteten, während Alvor seien Arbeit an dem Schwert beendetet. Dann gingen sie gemeinsam hinein. Drinnen trafen sie nicht nur auf Sigrid, die Frau von Alvor sondern auch auf Hadvar, den Neffen des Schmieds. Sowohl Nanija als auch Ralof wurden etwas blass, als sie Hadvar sahen.
Die drei wussten nicht wie sie reagieren sollten. Dann war es Ralof, der das Eis brach.
"Hadvar, ich bin froh zu sehen, das ihr Heil aus Helgen rausgekommen seid. Aber warum seid ihr hier?" Nanija, die hinter Ralof stand, versuchte Hadvar mit ein paar Handzeichen zu verstehen zu geben, dass er sie ignorieren sollte. "Ja, ich sowie ein paar weitere Männer haben es geschafft. Die anderen sind mit dem General schon auf den Weg nach Einsamkeit. Ich bat darum nach meiner Familie sehen zu dürfen, bevor ich mich auch dorthin begebe und dem wurde stattgegeben."
Alvor sah seinen Neffen sicherheitshalber streng an. "Ich hoffe ihr werdet euch in meinem Haus meinen Gästen geenüber zurückhalten können, auch wenn sie nicht auf eurer Seite stehen, Hadvar." Der junge Mann nickte.
Hadvar war der Sohn der Schwester des Schmieds, die gegen den Willen der Familie mit einem Kaiserlichen durchgebrannt war. Da sich Hadvars Mutter aber in Einsamkeit nicht wohlfühlte kam sie zurück nach Flusswald. Sein Vater besuchte sie so oft er konnte und wurde von der Familie geduldet, abber nie wirklich akzptiert. Er verstarb recht früh an einer Lungenentzündung, die er sich wegen eines unfreiwilligen Bads zuzog, dass er während der Verfolgung von einigen Sturmmänteln nahm. Die Sturmmäntel kannten sich in der eisigen Gegend besser aus, und wussten wo man den Fluss ohne Gefahr überqueren konnte. Er und seine Kameraden brachen ein und konnten sich nur mit Mühe und Not an Land retten, was ihm letztendlich auch nicht geholfen hatte. Hadvars Mutter verkraftete den Verlust ihres Mannes nur schwer. Nur ihr Sohn ließ sie sich nicht vollkommen aufgeben. Hadvar beschloss dann später in die Fußstapfen eines Vaters zu treten und schloss sich den Kaiserlichen an. Nachdem er nach Einsamkeit gegangen war, starb auch seine Mutter.
Alvor führte Ralof und Nanja hinunter in den Keller, wo er seine Waren aufbewarte. "Was schwebt euch den vor, Ralof? Habt ihr an etwas Besonderes gedacht?"
Nicht zu schwer, ich möchte mich gut darin bewegen können, aber trotzdem sollte es Schaden gut abhalten."
Alvor nickte und machte sich dann auf der Suche nach etwas passendem.
"Ich hätte hier eine einfache Lederrüstung, ähnlich wie die die eure Kameradin trägt." Er reichte sie Ralof. Der junge Nord probierte sie an. Man sah ihm gleich an, dass er sich darin nicht wohlfühlte und als er Nanija ansah, die sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte schüttelte er den Kopf. "Nein, die gefällt mir nicht. Ich möchte nicht, dass meine Gefährtin ständig lachen muss, wenn sie mich anschaut."
"Was ist mit der da?" Nanija zeigte auf eine Rüstung auf einen Ständer, die an der Wand entlang standen. "Auch wenn der Brustpanzer recht massiv aussieht, wirkt sie recht beweglich und scheint aus stabilen Leder angefertigt worden zu sein."
"Hmmm, eure Kameradin hat einen guten Blick für Rüstungen, wie mir scheint. Die hätte ich euch auch als nächstes vorgeschlagen."
Alvor nahm die Rüstung von dem Ständer und gab sie Ralof. Wieder probierte er sie an. Er warf einen Blick zu Nanija, die diesmal lächeln nickte. "Der Brustpanzer zwickt aber etwas hier und da. Ansonsten gefällt sie mir recht gut." Ralof zupfte an der Rüstung herum.
"Nun das lässt sich anpassen. Lasst mal sehen."
Alvor verstellte einige der Lederschnallen und danach nickte Ralof zufrieden. "Ja, so ist es wesentlich besser. Die nehme ich."
"Sehr schön. Braucht ihr sonst noch etwas?"
"Ich brauche ein paar Stabile Lederstiefel, wo die nähte nicht nach drei Tagen schon auseinander gehen."
Alvor sah sich Nanija an. "Dann lasst uns man schauen was ich da habe. Ich befürchte aber ich muss da etwas extra für euch anfertigen, weil die, die ich hier habe euch wohl alle zu groß sein werden."
"Wie lange würde das Anfertigen dauern?"
"In drei Tagen sollte ich da was passende für euch haben."
Nanija sah Ralof an. Dieser nickte. "Drei Tage sind okay, danach können wir dann nach Windhelm aufbrechen."
"Schön, dann lasst und mal sehen, welche Form euch zusagt."
Nanija probierte einige der wirklich zu große Stiefel an und entschied sich für ein paar aus dunklem Leder, die recht hohe Schäfte hatten. "Wenn ihr mir so ein paar herstellen könntet?" sie sah Alvor fragend an. Diese nickte und nahm dann Maß an Nanijas Füssen. "Ich werde noch heute Nachmittag damit anfangen, damit ihr sie in drei Tagen abholen könnt."
"Danke, Alvor", Ralof war behielt seine neue Rüstung gleich an und bezahlte sie, als sie wieder oben waren. Hadvar sagte kein Wort als sie das Haus verließen.
Ralof und Nanija begabe sich noch mal zum Haus von Gerdur um ihre Waffen zu holen und dann zogen sie los um ihr Abendessen zu besorgen. Ralof ging vor und führte Nanija auf die andere Seite vom Fluss, wo sie dann zu einer Lichtung nahe am Wasser gingen. Sie mussten nicht lange warten bis sich das erste Fasananpärchen blicken ließ. Von jeweils einen Pfeil getroffen fielen beide Tiere fast gleichzeitig tot ins Gras. Sie brauchten nicht lange warten, da kam noch ein Fasan anstolziert. Ralof über leis es Nanija das Tier zu erlegen. Sie sammelten die drei Tiere ein, setzen sich an den Rand der Lichtung und warteten. Ralof begann schon mal die drei Vögel ausbluten zu lassen, während Nanija die Lichtung weiter im Auge behielt Es dauerte nicht lange und ihre Beute war um zwei Kaninchen reicher. Langsam wurde es dann auch Zeit zurück zu gehen, wenn sie wollten dass die Tiere noch heute auf dem Speisezettel stehen sollten.
Gerdur war erfreut darüber, dass es frisches Fleisch gab. Frogar und Hod hatte Nanija seid ihrer Rückkehr von dem Hügelgrab noch nicht gesehen und begrüßten sie fröhlich. Frodnar gab durch blicke zu verstehen nicht zu sagen, dass er mitgehen wollte, als sie dann nach dem Essen erzählte was passiert war.
Die nächsten zwei Tage verliefen recht ruhig. Ralof und Nanija streifen durch den Wald und jagten dort ein wenig. Ralof Wunde war zwischenzeitlich gut verheilt und bereitete ihm keinen Schmerzen mehr. Damit stand dem Aufbruch nach Windhelm nichts mehr im Wege. Am dritten Tag ging Nanija am Morgen hinüber zu Alvor wegen ihrer Stiefel, die ja heute fertig werden sollten. Alvor war draußen in de Schmiede und bat Nanija doch drinnen zu warten. Das War Nanija ganz recht, denn sie hoffte Hadvar alleine sprechen zu können. Sie hatte mitbekommen, das Sigrid und ihre Tochter zum Fluss gegangen waren, um Wäschen zu waschen. Als sie das Haus betrat, saß Hadvar alleine am Esstisch.
"Hallo, Hadvar", begrüßte sie den kaiserlichen Soldaten leise. "Ich bin froh euch kurz alleine anzutreffen." Er sah sie erstaunt an. "Warum habt ihr die Seiten gewechselt?", fragte er plötzlich.
"Das habe ich nicht. Ich bitte euch das für euch zu behalten und niemanden außer Hauptmann Aldis zu sagen, wo ich bin. Das müsst ihr mir versprechen." "Wo wart ihr die letzten Jahre?"
"Ich wurde in Cyrodiil ausgebildet, um zu den Feinden zu gehen und sie auszuspionieren. Ich soll versuchen an Ulfic ran zu kommen. Daher habe ich mich Ralof angeschlossen. Er hat Zugang zum Jarl und ich hoffe so an Informationen zu kommen. Es war von Anfang an geplant, das ich mit den Sturmmänteln auf den Weg nach Cyrodiil fliehen sollte, aber irgendwer hat was geändert. Da ich keine neuen Befehle erhalten habe, werde ich den ursprünglichen Plan weiter verfolgen." Sie drückte Hadvar einen Brief in die Hand. "Gebt das Hauptmann Aldis. Da steht alles noch mal drinnen." Sie wollte noch etwas sagen, als sie draußen Schritte hörte und gleich darauf die Tür geöffnet wurde. Nanija war ein Schritt zurückgetreten und setze mit einmal eine wütende Mine auf. "Ihr werdet mich nicht dazu überreden mit euch zu kommen, also lasst mich gefälligst in Ruhe", fauchte sie den jungen Mann an. Dieser ging auf das Spiel ein. "Schade. Leute wie euch können wir gut gebrauchen. Aber wenn ihr nicht wollt, kann man nichts machen."
Alvor lachte als er die beiden so da stehen sah. "Ich sehe ihr habt euch gut unterhalten." Er ging hinüber zu Gang zum Keller und nahm aus dem daneben stehenden Regal ein Paar Stiefel heraus und brachte sie Nanija. Nanija probiert sie an und war begeistert. " Sie sitzen wie angegossen", freute sie sich. "Das ist eine großartige Arbeit." Alvor freute sich, das Nanija zufrieden war. Nachdem sie Alvor bezahlt hatte ging sie zurück zum Haus von Gerdur, wo Ralof schon wartete. Er hatte, während sie beim Schmied war, angefangen ihre Rucksäcke zu packen. Hod hatte sich schon am frühen Morgen, bevor er zur Mühle hinüber ging von den beiden verabschiedet. Gerdur war noch mit Frodnar geblieben. Nachdem Nanija nun da war konnten Ralof und sie sich dann auch gleich auf den Weg machen.
Gerdur und Frodnar wollten sie noch ein Stück begleiten. Gerdur hakte sich bei ihrem Bruder ein, Frodnar lief mit seinem Hund vor und Nanija ging langsam hinterher. Sie hatten die Brücke noch nicht erreicht, al ein riesiger Schatten über den Boden wanderte. Erschrocken sahen sie zum Himmel hoch. Dann sahen sie hoch oben in den Wolken ein riesiges Wesen kreisen. Nanija wurde bleich, Gerdur klammerte sich an Ralof, der wie erstarrt da stand und Frodnar versuchte den Hund zu beruhigen, der wie Wild am Bellen war. Nach wenigen Sekunden war der Spuk wieder vorbei und der Drache hinter den Bergen verschwunden.
"Ralof", Gerdur war ängstlich und aufgeregt. "Ihr müsst nach Weißlauf gehen und den Jarl vom Hilfe anfordern? Wenn wirklich ein Drache hier sein Unwesen treibt, brauchen wir Schutz. Bitte, Bruder."
Ralof nahm seine Schwester in die Arme. "Beruhigt euch wieder, Gerdur." Wir werden erst nach Weißlauf gehen und dann von dort aus nach Windhelm. Ich werde dem Jarl notfalls in den Allerwertesten treten, damit er ein paar Männer hier her schickt." Er sah sie aufmunternd an. "Nun solltet ihr aber lieber heimgehen. Ich denke vorerst ist der Drache wieder fort."
Sie nickte. Dann fiel sieh ihrem Bruder noch mal um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Nachdem sie sich von ihm gelöst hatte ging sie an Nanija vorbei, die immer noch ein ganzes Stück hinter ihnen stand. Plötzlich blieb Gerdur neben Nanija stehen. "Gebt mir euer Wort, das ihr meinen Bruder nicht weh tun werdet. „sagte sie so leise zu ihr, das Ralof es nicht hören konnte. Nanija sah Gerdur an und es dauerte etwas bis diese antworte. Ihre Mine zeigte keine Gefühlsregung, als sie antwortete. "So etwas kann niemand versprechen." Dann folgte sie Ralof ohne sich noch mal umzusehen. Gerdur starrte ihr Wortlos nach und hätte Ralof am liebsten zurück gerufen. So rief sie nur ihren Sohn und kehrte dann mit ihm nach Hause zurück. Der Drache war nun fast wieder Nebensache. Sie machte sich mehr Sorgen um ihren Bruder, der mit dieser Frau unterwegs war.
Als Nanija neben Ralof ankam, frage er sie: "Was hat meine Schwester euch gesagt?" "Nur das ich auf euch Acht geben soll." Ralof musste lachen. "Das war klar. Typisch Gerdur, sie kann es einfach nicht lassen, mich zu behüten."
Nanija schwieg erst. 'Euch wird das Lachen schon noch vergehen, wenn ihr meine Klinge zwischen den Rippen spürt', dachte sie. "Lasst und weitergehen sonst kommen wir heute nicht mehr nach Weißlauf." Ralof nickte und so schritten sie flott aus. Der größte Teil des Weges ging bergab. Bis auf etwas Wild und einem Wolf, der sich aber lieber zurückzog, als anzugreifen begegneten sie bis kurz vor der Weggabelung an der Brücke über den Weißlauf nichts und niemanden. An der Brücke aber strafen sie auf drei kaiserliche Soldaten, die einen Gefangenen mit sich führten. Ralof begann innerlich zu kochen, das spürte Nanija. "Nein, Ralof, das ist hier viel zu gefährlich.“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, um ihn davon abzuhalten sich auf die Drei zu stürzen. Ralof versuchte tief durchzuatmen um sich zu beruhigen. Dann sah er Nanija an. "Ihr habt Recht, hier geht es nicht, Aber ansonsten wären die drei kein Problem." Sie sah in Zustimmend lächelnd an.
Sie beschlossen eine kurze Rast einzulegen und setzen sich unten am Wegesrand auf einem Baumstamm direkt am Fluss. Man konnte die Stadt und die Drachenfeste, die auf einen großen Hügel erbaut wurde deutlich sehen. Nachdem sie etwas gegessen hatten gingen sie weiter. Sie kamen an der Honig Brauerei vorbei, die gerne von Reisenden aufgesucht wurde, die für eine Rast nicht extra in die Stadt wollten.
Als sich Ralof und Nanija den Feldern eines der größten Bauern von Weißlauf näherten, sahen sie wie drei Leute dabei waren einen Riesen, der sich bis hierher verirrt hatte, zu bekämpfen. Die Bauern, die eigentlich auf den Feldern arbeiteten hatten sich angstvoll zurückgezogen. Der Riese war mit einer monströsen Keule bewaffnet und wen er traf, der würde nicht wieder in dieser Welt aufstehen. Ralof zog seine Axt, während Nanija ihren Bogen zur Hand nahm. Noch waren sie zu weit weg um ins Geschehen einzugreifen. Sie erkannte zwei Frauen und einen Mann die gegen das große Wesen kämpften. Die eine Frau wurde von einem Schlag mit der Keule am Arm gestreift, der ihr die Waffe aus der Hand fallen ließ und so wich sie rückwärts aus und stolperte dabei über einen der Kohlköpfe, die auf dem Feld wuchsen. Der Mann und die andere Frau umkreisten den Riesen und versuchten ihn von der gestürzten Frau abzulenken und dadurch dass sie außerhalb der Reichweite seiner Keule blieben Müde zu machen. Die zuvor gestürzte Frau rappelte sich langsam wieder auf, und humpelte weiter zurück, diesmal drauf achtend nicht wieder über einen der Kohlköpfe zu stolpern. Ohne ihre Waffe, die vor den Füssen des Riesen lag konnte sie nichts ausrichten. Als sich der Riese der anderen Frau zuwendete versuchte der Mann mit seinem großen Zweihänder den Riesen in die Seite zu schlagen, aber mit einer erstaunlichen Schnelligkeit drehte sich der Riese um und versuchte seinen Angreifer zu treten. Dieser musste wieder zurückweichen. Diesmal versuchte die zweite Frau einen Angriff, aber auch sie kam nicht zum Zug, denn wieder schnellte der Riese herum. Und verfehlte sie nur knapp mit seiner großen Keule. Es sah für die beiden Kämpfe nicht gut aus. So beschloss Nanija mit ihrem Bogen einzugreifen und den Riesen aus der Ferne zu schwächen. Sie schoss schnell hintereinander zwei Pfeile ab, die den Riesen in der Schulter trafen. Sie richteten keinen großen Schaden an, sorgten aber dafür dass der Riese abgelenkt wurde. Ralof hatte in der Zwischenzeit seinen Rucksack fallen lasse und stürmte nun auch mit gezückter Axt auf den Riese zu. Noch mal schoss Nanija zwei Pfeile ab, den Riesen wieder an der Schulter erwischen. Viel tiefer mochte sie nicht zielen, weil sie sonst möglicherweise einen der anderen Kämpfer erwischt hätte. Als Ralof de Riesen fast erreicht hatte gelang es dem Mann mit seinem Zweihänder eine tiefe Wunde in die Seite zu schlagen. Der Riese schrie vor Wut und Schmerzen das den umstehende fast das Trommelfell zerreißen wollte. Nanija schoss weitere Pfeile ab. Zwischenzeitlich arg geschwächt gelang es der Frau und Ralof fast zeitgleich dem Riesen noch mal in die verwundete Seite mit ihren Waffen zu schlagen, was den Riesen in die Knie gehen ließ. Das nutze nun der Mann mit dem Zweihänder und schlug mit aller Macht den Kopf des Riesen von seinem Haupt.
Nanija steckte ihren Bogen weg und nahm den Rucksack von Ralof und ging auf die Kleine Gruppe zu.
"Ziemliche Feige, einen Gegner der auch noch in der Unterzahl ist, aus der Ferne zu beschießen, statt ihn direkt anzugreifen." Die Frau, die das sagte hatte ihr Gesicht mit breiten Streifen bemalt.
Nanija stand da und wusste nicht was sie sagen sollte.
"Ja", stimmte der große dunkelhaarige Nord mit dem Zweihänder ihr zu. "Aela hat Recht. Ein wahrer Krieger kämpft nicht aus dem Hinterhalt. Das machen nur Feiglinge."
"Was fällt euch ein meine Gefährtin so zu beleidigen? Sie hat gerade geholfen euch am Leben zu erhalten." Ralof war vor Wut rot angelaufen. "Wir hätten das auch locker ohne eure Hilfe geschafft." Der Nord sah Ralof herausfordernd an "Farkas, kommt und lasst uns zurückgehen. Der Auftrag ist erledigt." Die bemalte Frau ahnte dass sich ihr Kamerad mit dem Fremden anlegen wollte. Farkas rührte sich nicht von der Stelle.
"Ihr solltet auf eure Freundin hören und gehen, ansonsten kann ich nicht dafür garantieren dass mein Gefährte sich zurück hält", sagte Nanija leise.
Farkas lachte belustigt auf. "Den schlage ich mit links zu Boden, wenn er mir zu nahe kommt."
Das war nun zu viel für Ralof. Er warf seine Axt zu Boden, die er noch in der Hand hielt und ging mit geballten Fäusten auf den großen Nord los. Farkas wich Ralof aus und wollte ihm den Arm in die Seite schlagen als Nanija dazwischen ging. "Halt!" rief sie. "Wenn ihr einen fähren Kampf wollt werdet ihr beide die Rüstungen ablegen und ihr", sie sah Farkas mit blitzenden Augen an, "auch eure Armschützer."
In der Zwischenzeit war die andere Frau zu ihnen gehumpelt. "Ich finde sie hat Recht. Wenn ihr euch ehrenvoll schlagen wollt, dann so wie sie gesagt hat." Aela schwieg. Wieder willig taten Ralof und Farkas, was Nanija angeordnet hatte und so standen sie am Ende nur noch in ihren Hosen und Stiefeln da. Auch die Waffengürtel mussten beide ablegen. Nanija sah Ralof aufmunternd an und dieser lächelte ihr zu. Auch wenn er nicht so kräftig gebaut war wie sein Gegner rechnete er sich eine gute Chance aus den Mann zu zeigen, dass man seine Freunde nicht so beleidigte.
Als Ralof und Farkas fertig waren stellten sie sich gegenüber auf. Wie sie sich so gegenüberstanden kam ihr Ralof doch irgendwie recht klein vor. Ohne Vorwarnung schlug Farkas dann los. Ralof wich geschickt aus und der Schlag ging ins leere. Er umkreiste Farkas erst einmal. "Ich mache euch fertig", hörte man den dunkelhaarigen Nord zischen. Ralof lachte darüber nur, was seinen Gegner noch mehr verärgerte. Wieder griff Farkas blindwütig wie ein Bulle an. Ralof trat wieder zur Seite und Farkas stolperte fast, als er abbremste nachdem er Ralof nicht erwischt hatte. Wieder lachte Ralof fröhlich. "Euch wird das Lachen noch vergehen." Dann griff Ralof an. Sein erster Schlag traf Farkas an der Brust den zweiten wehrte dieser ab und schlug seinerseits kräftig zurück. Diesmal gelang es Ralof nicht auszuweichen und er musste einen Treffer einstecken, der ihn etwas zurücktaumeln ließ. Farkas sah ihn triumphieren an, als wäre der Kampf schon entschieden. Dann ging der dunkelhaarige Kerl wieder auf Ralof los. Ralof wehrte die Schläge so gut er konnte ab und versuchte während dieses Angriffs gar nicht erst, selbst zuzuschlagen. Als Farkas eine Pause machte und etwas zurück Tag, da holte Ralof aus landete einen ordentlichen Treffer an der linken Wange des Gegners. Wieder schäumte Farkas vor Wut und griff erneut an und Ralof wehrte seine Schläge ab, bis dieser langsamer wurde und Ralof die Gelegenheit sah seinerseits zurück zu schlagen. Farkas merkte, dass er so nicht durchkommen würde. Ralof blockte seine Schläge sehr geschickt ab und sparte so an Kraft für seine Gegenangriffe. Und Ralof hatte im Gegensatz zu Farkas Ausdauer und Geduld. Bi seinem Nächsten Angriff trat Farkas plötzlich blitzschnell mit seinen Stahlstiefeln gegen das Schienbein. Dieser nicht ganz fähre Angriff brachte Ralof kurzfristig aus dem Gleichgewicht, so dass es Farkas gelang ihn zwei ordentliche Treffer zu verpassen die Ralof wieder zurück taumeln ließen. Aber er fing sich schnell genug um die nächsten Schläge wieder abzublocken. "Na, ist euch nun das Lachen vergangen?" spottete Farkas während plötzlich eine Kopf senkte und Wie ei Rammbock auf Ralof losging. Mit solch einem Angriff hatte dieser nicht gerechnet und wurde von der Wucht des Aufpralls zu Boden geschleudert. Farkas wollte sich auf ihn werfen, aber der am Boden liegende Ralof rollte sich zur Seite und so landete Farkas im Dreck, während Ralof wieder versuchte auf die Beine zu kommen. "Das war wohl nichts", lachte Ralof wieder mal, wobei man ihm aber anmerkte, dass er etwas angeschlagen war. Ralof ließ Farkas aufstehen. Kaum war dieser auch auf den Beinen stürzte er sich wieder auf Ralof. Dieser wehrte die Schläge so gut es ging ab, konnte aber den einen oder anderen Treffen nicht verhindert. Als er merkte das Farkas Kräfte wieder nachließen setze er selbst zu Gegenangriff an, und landete mehre Treffe r im Gesicht von Farkas. Doch als dieser dann unerwartet tief gegen die gerade verheilte Wunde von Ralof schlug, sackte dieser in sich zusammen. Nanija zuckte dabei zusammen und befürchtete das wäre das Ende des Kampfes, aber das machte Ralof nun wieder wütend. Er mobilisierte alle seine Kräfte, richtete sich schnell auf und schlug mit aller Kraft Farkas, der schon dachte sein Gegner wäre nun am Ende und vergaß seien Deckung aufrecht zu erhalten, gegen die Schläfe, so dass dieser nur noch Sterne sah und einfach umkippte.
"Ich denke damit sollte klar sein wer der Bessere ist", meinte Ralf in Richtung Aela und der anderen Frau. Mit versteinerten Gesicht ging Aela zu Farkas, um zu sehen wie schwer seine Verletzung war und kniete sich neben ihn.
Nanija ging zu Ralof hinüber und gab ihm seine Rüstung. Bevor dieser sie anzog, sah sie sich noch seine Wunde an. Sie war nicht wieder aufgeplatzt, stellte Nanija erleichtert fest. Dann durfte sich Ralof anziehen und sie setzten ihren Weg, ohne sich noch mal umzusehen, fort. Sie hatten nicht gar nicht gemerkt wie die Zeit verstrichen war und nun die Dunkelheit hereinbrach. Als sie das Stadttor erreichten wurden sie von den Wachen aufgehalten. Man wollte sie erst nicht passiere lassen, weil die Stadt eh schon wegen der Angst vor Drachen überfüllt war. Aber als sie sagten das Gerdur von Flusswald sie geschickt hatte mit der bitte um Hilfe, ließen die Wachen sie doch in die Stadt.

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Dienstag, 25. Juni 2013, 23:21

06 Drachenjagd

Nanija und Ralof betraten die Stadt durch das große eisenbeschlagene Holztor. Die Straßen waren recht belebt. Von Angst vor Drachen war hier nichts zu merken. Sie hörte noch wie eine der Wachen zu seinem Kameraden sagte: "Die armen Leute in Flusswald. Die haben keine Mauer wie wir, die sie vor den Drachen schützen kann."

Nanija hätte da am liebsten laut aufgelacht. Was nützen einem Mauern, wenn ein Angriff aus der Luft kam? Rein gar nichts. Auch Helgen hatte starke Mauern gehabt und was hatte es genützt? Die Stadt war trotzdem komplett zerstört worden und die Mauern waren eher hinderlich gewesen, da sie die Flucht der Bürger verhinderten. Sie bekam eine leichte Gänsehaut, als sie an den Angriff denken musste.
Ein paar Schritte weiter sah sie wie Ralof, der etwas vor ihr ging, seine Fäuste ballte. Der Grund war ein älterer Mann in kaiserlicher Uniform, der sich mit einer Frau unterhielt. Die Frau schien Schmiedin zu sein, der Kleidung nach zu urteilen, die sie trug. Aus den Wortfetzen die zu Nanija und Ralof drangen, war zu erkennen dass der Mann Waffen für die kaiserliche Armee anfertigen lassen wollte. Nanija beeilte sich um an seine Seite zu kommen und ihn zwischen ihm und dem Mann zu kommen. Man wusste ja nie so recht was passieren konnte. Ralof hatte ihre Absicht erkannt und musste grinsen. "Ich weiß mich schon zu benehmen." Nanija sagte nichts. Sie gingen die Hauptstraße entlang bis zum Marktplatz. Die Leute die ihnen begegneten zogen es vor Abstand zu halten. Ralof schien auf sie nicht sonderlich friedlich zu wirken, was durch seine gerade kräftiger werdenden Blutergüsse verstärkt wurde. Das war den beiden auch recht. Am Marktplatz angelangt überlegten sie kurz gemeinsam ob sie erst hoch zur Drachenfeste gehen sollten, oder erst in die beflaggte Mähre um nach einen Zimmer zu fragen. Sie entschieden sich für letzteres. Damit hatten sie auch Glück, denn sie bekamen gerade noch das letzte freie Zimmer, das Hulda, die Wirtin zu vergeben hatte. Es war eine kleine Kammer mit nur einem Bett darin. Aber besser als sich draußen irgendwo vor der Stadt eine Stelle zu suchen, wo man hätte übernachten können. „Ich werde auf dem Boden schlafen, wenn euch das lieber ist“, flüsterte Ralof Nanija leise ins Ohr. Nanija nickte dankbar und lächelte ihn an. Sie gingen erst mal kurz nach oben, um ihre Sachen abzulegen, die sie nicht unbedingt mit zum Jarl schleppen wollten. Als sie die kleine Kammer betreten hatten bat Nanija Ralof sich auf den Stuhl zu setzen, der neben dem kleinen Waschtisch stand. Dann nahm sie einen Lappen und tauche ihn in die kleine Waschschüssel, die sie zuvor mit dem Wasser aus dem Krug gefüllt hatte. Dann wischte sie ihm vorsichtig den Dreck und das Blut, das aus der einen Platzwunde, das ihm die Wange hinunter gelaufen war weg. Ralof sah sie mit leuchten Augen dankbar an. Als sie fertig war machten sie sich auf den Weg hoch zur Drachenfeste. Auf der Treppe, die zum Platz mit dem heiligen Baum von Weißlauf führte trafen sie auf die drei Gefährten. Farkas wurde von Aela etwas gestützt und als Er Ralof sah verfinsterte sich sein Blick. Aela zog ihn rasch weiter. Ralof grinste ihm frech hinterher.
Die Wachen vor der Drachenfeste wollten sie erst nicht hineinlassen, aber als Ralof sagte, das seien Schwester ihn mit einer Nachricht aus Flusswald geschickt hatte, ließen sie Nanija und Ralof passieren. Langsam durchschritten sie die riesige Halle. Der Jarl saß am Ende der riesigen Tafel, denn es war Abendbrotzeit. Neben ihm saßen rechts sein Voigt Proventus Avenicci und auf der anderen Seite sein jüngere Bruder Hrongar. Hinter ihm stand wachsam eine Dunkelelfe, jederzeit bereit sich auf alle zu stürzen die ihrem Jarl ungefragt zu nahe kamen. Die beiden Jungen des Jarls saßen neben dem Voigt während die Tochter zwischen seinem Bruder und dem Hofmagier, wie Nanija dem Gewand nach vermutete, Platz genommen hatte. Ralof hatte sie kurz über die Familie des Jarls aufgeklärt. Die Mutter der Kinder, war kurz nach der Geburt des jüngsten Sohns gestorben. Die drei stritten sich während des Essens lautstark und Haushälterin, die gleichzeitig auch Kindermädchen war versuchte sie zur Ruhe zu bringen, was aber nicht gelang. Der Jarl ließ sie gewähren. Er selbst war gerade in ein Streitgespräch zwischen seinem Bruder und seinem Voigt verwickelt. So bemerkte er selbst die Ankömmlinge nicht sofort.
Irileth, die Dunkelelfe, die dem Jarl aus Huscarl diente, kam auf die Nanija und Ralof zu. „Wer hat euch die Erlaubnis erteilt, den Jarl jetzt zu stören? Ihr habt keinen Termin.“
Ralof senkte seinen Kopf, als er zu der Frau sprach: „Entschuldigt die unangemessene Störung, aber wir sind im Auftrag meiner Schwester Gerdur aus Flusswald hier. Sie bitten den Jarl um Hilfe. Ein Drache wurde über dem Dorf gesehen. Die Einwohner haben Angst und benötigen Schutz. Daher möchte sie den Jarl bitten, ein paar seiner Soldaten nach Flusswald zu schicken.“
Der Jarl hatte die bitte mit angehört. „Flusswald ist auch in Gefahr?“ Er sah zu den beiden Männern neben sich. „Da seht ihr es, überall lauert Gefahr für das Fürstentum.“
„Wir müssen sofort Truppen nach Flusswald schicken, mein Balgruuf“, hörte man den Bruder des Jarls sagen.
„ Seid ihr von Sinnen? Das würde der Jarl von Falkenring als Provokation ansehen und zum Angriff rüsten. Das können wir nicht tun.“ die Stimme des Voigt überschlug sich fast vor Aufregung.
„Was sollen wir denn machen? Einfach zusehen, wie ein Drache mein Fürstentum vernichtet?“ Der Jarl sah Irileth an. „Was denkt ihr?“
„Wir können die Leute dort nicht ihrem Schicksal überlassen. Wir brauchen dort ein paar Soldaten.“ Die Stimme der Elfe klang ernst und ruhig.
Der Jarl nickte. „Gut, kümmert euch darum.“ Irileth machte sich sofort auf den Weg.
Dann wandte sich Balgruuf an Ralof: „Ich danke euch, das ihr mit diese Nachricht gebracht habt. Ich wundere mich allerdings euch hier zu sehen. Ich dachte ihr würdet euch in Windhelm aufhalten?“
„Ich war zu Besuch bei meiner Schwester und bin nun auf den Weg zurück nach Windhelm, mein Jarl.“
Der Jarl nickte nur ohne die Miene zu verziehen, denn er fühlte sich nicht wohl einen bekannten Anhänger der Sturmmäntel hier zu empfangen. Aber da sich Ralof in seinem Fürstentum indem der junge Nord auch aufgewachsen war, nie etwas hatte zu Schulden kommen lassen, sah er keinen Grund etwas gegen ihn zu unternehmen. „Und wer ist das?“ Balgruuf wies auf Nanija.
„Sie ist eine Freundin, die mich nach Windhelm begleitet.“
„Hat sie auch einen Namen?“
„Ich heiße Nanija, mein Jarl“, antwortete Nanija höflich.
„Nun dann Ralof und Nanija, ich hoffe ihr werdet eine gute Reise nach Windhelm haben. Habt ihr für die Nacht schon eine Unterkunft? Die Stadt ist zu Zeit ja recht voll.“
Ralof nickte. „Wir haben ein Zimmer in der beflaggte Mähre. Morgen in aller Frühe brechen wir dann auf nach Windhelm.“
„Seht gut, ansonsten hätte ich euch ein Zimmer im Palast zur Verfügung gestellt.“
„Danke mein Jarl, aber das ist nicht nötig. Ihr entschuldigt und dann jetzt? Wir würden uns gerne etwas ausruhen bevor wir aufbrechen.“
„Natürlich, ihr dürft gehen.“
Ralof und Nanija drehten sich um und verließen die Drachenfeste wieder. Sie gingen hinunter zur Beflaggten Mähre. Bevor sie sich auf ihr Zimmer begaben, setzten sie sich noch im Gastraum an einen kleinen freien Tisch und bestellten sich etwas zu Essen und Trinken. Es war recht spät als sie endlich auf ihr Zimmer gingen, da der Koch mit dem zubereiten des Essens bei der Fülle an Gästen kaum hinterher kam. Ralof wollte es sich gerade auf dem Boden gemütlich machen, als Nanija ihm die dicke Decke zuwarf. „Nehmt die als Unterlage. Es ist so warm, das ein Umhang als Decke reicht und so müsst ihr nicht direkt auf dem Boden liegen.“ Ralof dankte ihr lächelnd und legte sich dann auf die Decke. Er nahm dann wie Nanija seinen Umhang und machte es sich so gemütlich wie es nur ging.
Bis zum Sonnenaufgang war es noch einige Zeit hin, als jemand heftig an ihre Tür klopfte. Verschlafen stand Ralof auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand eine aufgeregte Wache des Jarls. „Der Jarl schickt mich. Ihr sollt beide sofort hinauf in die Drachenfeste kommen.“
„Und was ist so wichtig, das der Jarl und deshalb vor Sonnenaufgang aus dem Betten holt?“ knurrte Ralof ungehalten.
„Ein Drache“, stotterte der Mann. „Es wurde ein Drache gesichtet.“
Ralof sah zu Nanija hinüber, die ihn entsetzt ansah. Er konnte ihre Angst spüren. Ihm ging es ja nicht besser. Wieder musste er an Helgen denken, wo dieses riesige schwarze Ungetüm die Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Aber wäre der Drache nicht aufgetaucht würden er und Nanija heute nicht hier sein.
„Wir kommen gleich. Wartet unten auf uns.“
Die Wache verschwand und lief die Treppe hinunter.
„Wir sollten unsere Waffen gleich mitnehmen, wenn wir zur Festung hinübergehen. Ich befürchte, dass man möchte, dass wir uns der Verteidigung der Stadt anschließen.“
Nanija nickte wortlos. Sie nahm ihren Bogen und ihre Pfeile sowie das Schwert, das sie immer noch nicht gegen ein Besseres getauscht hatte. Sie beschloss auch ihren Rucksack mit zu nehmen. Ralof ergriff auch seine Sachen. Das Zimmer war schon bezahlt und eigentlich wollte er so schnell wie möglich weiter nach Windhelm. Gemeinsam mit der Wache gingen sie hinauf zur Festung. Dort waren alle in heller Aufregung. Der Jarl saß auf seinen Thron, Irileth stand mit einem zitternden Soldaten und dem Hofzauberer vor dem Jarl. Hrongar hielt sich mit Proventus im Hintergrund. Als Ralof und Nanija eintrafen, bat der Jarl den verängstigen Soldaten noch mal alles in Ruhe zu erzählen. Stockend und mit überschlagender Stimme, berichtete der Mann, dass sie am Westlichen Wachturm von einem Drachen angegriffen wurden. Zwei Männer wurden von den Flammen, die das Wesen ausspie verbrannt. Ein paar Soldaten konnten sich im Inneren des Wachturms in Sicherheit bringen. Er selbst war zu weit weg um zum Wachturm zu gelangen und so lief er als wäre der Teufel persönlich hinter ihm zur Stadt um dem Jarl Bescheid zu geben.
„Das habt ihr gut gemacht, Soth. Ihr dürft euch nun ausruhen.“ Balgruuf sah Irileth an. „ihr werdet ein paar Männer zusammentrommeln und mit ihnen zum Wachturm gehen.“ Dann wandte er sich an Ralof und Nanija. „Ihr seid beide Kämpfer, daher werdet ihr sie begleiten. Ich brauche jetzt jeden fähigen Mann und Frau.“
Bevor die beiden was sagen konnten, hörte man den Hofmagier vollkommen begeistert rufen: „Ein Drachen. Ein echter Drache. Mein Jarl, lasst mich mitgehen. Ihr wisst dass ich seit Jahren meinen Forschungen den Drachen widme. Wer weiß was ich dort alles an neuen Erkenntnissen gewinnen kann.“
„Nein, Farengar. Ihr werdet hier bleiben. Ich brauche euch hier dringender. Wir müssen und überlegen wie wir notfalls mit Magie die Stadt schützen können, sollte es der Truppe nicht gelingen, den Drachen zu töten.“
Farengar sah betrübt drein. „Ich wünschte ihr hättet schon jemanden gefunden, der das Ödsturzhügelgrab durchsucht. Das Wissen, das man möglicherweise mit diesem Stein, der sich dort befinden soll, hätte erlangen können wäre nun möglicher weise Hilfreich gewesen im Kampf gegen die Drachen. Als der Name des alten Grabs der Nord fiel wurde Nanija plötzlich hellhörig. „Was genau sucht ihr von dort?“ Der Magier sah sie verwirrte an. „Ich weiß es nicht genau. Eine alte Steintafel auf der eine Karte eingezeichnet sein soll.“
Nanija nahm ihren Rucksack und kramte den sonderbaren Stein hervor, den sie im Ödsturzhügelgrab gefunden hatte und reichte ihn dem Magier. „Ihr meint nicht etwa dieses Teil?“
Farengar staunte nicht schlecht, als er den Stein in der Hand hielt. „Ja, genau das ist es, das ich haben wollte. Wo habt ihr es her?“
„Aus der großen Grabkammer.“
Irileth die auf Ralof und Nanija wartete wurde ungeduldig. „Wir sollten los. Ihr könnt euch später noch über den Stein unterhalten.“
Der Jarl nickte. „Sie hat Recht, ihr solltet sehen dass ihr zum Wachturm kommt.“
Nanija nickte nur und wandte sich dann zum Gehen um. Ralof folgte ihr. Irileth war schon ein paar Schritte vorausgegangen. Gemeinsam verließen sie die Drachenfeste. Die Dunkelelfe lief vor, da sie die Soldaten, die sie schon mal unten am Stadttor hatte sammeln lassen noch ein paar Instruktionen geben wollte.
„Warum hat man diese Gefährten nicht um Hilfe gebeten? Ich dachte sie wären auch Kämpfer?“ fragte Nanija plötzlich. Ralof zuckte mit den Schultern. Vielleicht möchte man das sie bei der Verteidigung der Stadt helfen.“
„Und warum sieht man dann niemanden von ihnen?“
Ralof zuckte mit den Schultern und grinste plötzlich: „Vielleicht weil man weiß das sie eine große Klappe und nichts dahinter haben?“
Nanija musste lachen, so wie Ralof das sagte.
Als sie am Stadttor ankamen waren Irileth und die Soldaten abmarschbereit. Sie brauchten gut eine halbe Stunde, um zum Wachturm zu gelangen. Im Dunkeln konnte man schon von weiten das Feuer erkennen, das der Drache entzündet hatte. Der Wachturm war schon zuvor zerfallen gewesen. Das Feuer, das sie sahen stammte durch einige Büsche und Bäume, sowie einer alten Kutsche, die vor Jahren dort mal einen Achsbruch erlitten hatte und nie weggeschafft wurde. Größe Schäden waren nicht aus zumachen. Irileth hatte die Führung übernommen während Ralof und Nanija das Schlusslicht bildeten. Nanija legte ihren Rucksack hinter einen Felsen in der Nähe des Wachturms. Sie wollte beweglich bleiben. Ralof tat es ihr nach.
Dann verteilten sich alle über den Bereich um den Turm. Nanija, Ralof und ein weiterer Soldat erklommen eine ehemalige Wachmauer, von de nur noch wenige Reste übrig geblieben waren um einen besseren Überblick zu haben. Wegen des beißenden dichten Rauch, der von den Büschen und der Kutsche aufstieg, war die Sicht aber recht eingeschränkt. Man konnte die Sonne am Horizont langsam aufgehen sehen, als plötzlich jemand rief.
„Da hinten, da kommt er.“ Der Mann, der das rief zeigte in Richtung Ödsturzhügelgrab. Alle Blicke wandte sich dorthin und anfangs sah es aus, als würde ein großer Vogel dort kreisen, aber als das Wesen näher kam war eindeutig zu sehen, dass es sich um einen Drachen handelte. Ralof und Nanija hatten ihre Bögen zur Hand genommen, wie auch fast alle der Soldaten. Als das Wesen sich näherte atmete Ralof etwas erleichtert auf. Nanija sah ihn verwirrt an. Ralof, der es mitbekam meinte darauf hin. „Der ist viel Kleiner, als der in Helgen. Den Schaffen wir gemeinsam.“ 'Euer Wort in die Gehörgänge der Acht Göttlichen', dachte Nanija nur und packte ihren Bogen fester.
Als der Drache in Schussweite kam schossen alle ihre Pfeile ab. Den Drachen kümmerte dass so gut wie nicht, denn die Pfeile prallten von seinen dicken Schuppen ab und es wirkte als würde er über sie lachen. „Die Flügel“, rief Nanija plötzlich. „Schießt auf die Flügel. Da ist er verwundbar.“ bevor sie den nächsten Pfeil abschießen konnte, musste sie sich hinter dem Rest des ehemalige Wehrgang in Deckung begeben. Denn der Drache spie plötzlich Feuer. Ralof und der Soldat, der bei ihnen stand taten es ihr nach. Die anderen Soldaten und Irileth schossen nun, wie Nanija gerufen hatte auf die Flügel. Dort bildeten sich kleine rote Flecken und Löcher in der dünnen Flughaut des Wesens. Als er über Nanija, Ralof und dem Soldaten hinweg geflogen war, kamen die drei aus ihrer Deckung hervor und schossen nun so schnell sie konnten auf das riesige Wesen.
Der Drache drehe eine Schleife und griff erneut an. Diesmal hatten sie keinen Schutz durch eine Mauer oder ähnliches. Ralof ergriff Nanija am Arm und stieß sie von dem Mauerüberrest hinunter und sprang selbst hinterher. So entkamen sie dem tödlichen Feuerstrahl der den Soldaten, der nicht schnell genug weg kam, in Flammen einhüllte und elendig verbrannte. Die Schreie die der Mann dabei ausstieß waren schrecklich. Die Pfeile zeigten langsam aber Wirkung. Die Löcher in den Flughäuten vergrößerten sich und die Bewegungen des Drachens wurden unkontrollierter. Nanija rappelte sich langsam auf. Sie suchte kurz ihren Bogen, der ihr durch den Sturz in die Tiefe aus der Hand gefallen war. Sie fand ihn neben sich liegen. Gemeinsam mit Ralof umrundeten sie die Mauer. Der Drache war in der Zwischenzeit zwischen ihnen und dem Wachturm gelandet, da seine Flughäute ihn nicht mehr in der Luft hielten. Landen konnten man es wohl aber eigentlich weniger nennen, es war wohl eher eine Bruchlandung der Schleifspur nach zur urteilen, die das Wesen in den Boden gepflügt hatte. Nachdem der Drache am Boden war richteten die Pfeile wieder wenig gegen ihn aus. Erstaunlich schnell bewegte sich das Tier auf einen Soldaten zu, dem es nicht rechtzeitig gelang zur Seite zu springen und so von dem Drachen am Oberkörper mit seinem riesigen Maul gepackt wurde und nachdem er ein paar Mal hin und her geschüttelt wurde, in einem großen Bogen zu seinen Kameraden geschleudert wurde, die entsetzt zur Seite sprangen.
Ralof hatte zwischenzeitlich seinen Bogen fallengelassen und seine Axt in die Hand genommen. Der Drache konzentrierte sich auf die Soldaten vor sich und beachtete Nanija und Ralof nicht. Nanija blieb schräg hinter dem Drachen mit ihren Bogen stehen und versuchte auf sein rechtes Auge zu zielen. Ralof hingegen nahm Anlauf und sprang erst auf den Flügel des Wesens und von dort aus war er mit zwei Sprüngen auf dem Kopf des Drachen gelandet. Der Drache war von diesem Angriff total überrascht. Bevor er sein riesiges Haupt schütteln konnte, um den Angreifer loszuwerden, hatte dieser schon mehrfach mit der Axt seitlich auf den Nasenrücken eingeschlagen. Die Pfeile von Nanija ins Auge taten ihr Übriges. zwei weitere Soldaten näherten sich dem Drachen seitlich und stießen ihm ihre Schwerte in die flanke, was dem Drachen den Rest gab.
Ralof sah, als er von dem sich im Tode windenden Drachenkopf sprang, wie der zuckende Schwanz des Tieres Nanija die doch zu nahe herangekommen war, erwischte und ein paar Meter zur Seite schleudert. „NANIJA!“ schrie Ralof entsetzt, als er das sah und stürmte zu ihr. Nanija war von dem Schanz an den Rippen getroffen worden und ihr bleib die Luft weg, so dass sie kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Vor Angst ganz narrisch erreichte Ralof sie und kniete sich neben ihr nieder und wollte sie die Arme nehmen. Bei dem Versuch wehrte sie sich so heftig, das Ralof zurückgestoßen wurde. „Nanija, was ist mit euch? Geht es euch gut?“ er wusste nicht was er tun sollte. Sie sah ihn an und nickte dann. “Es ist alles in Ordnung, “ flüsterte sie. „Ich brauche nur einen Moment ruhe, dann geht es schon wieder.“
Er kniete sich erneut neben sie. „Bitte lasst mich nachsehen, ob ihr nicht doch eine schwere Verletzung davon getragen habt.“ „Es ist nicht“, fauchte sie ihn an. Und dann stand sie langsam auf. Äußerlich war nichts zu erkennen, sah Ralof, was ihn schon mal etwas beruhigt. Auch das sie von alleine auf die Beine gekommen war, war ein gutes Zeichen. In der Beziehung schien sie genau wie er zu sein. Er ließ sich auch nur ungern helfen.
Nanija begab sich zu Irileth und den verbliebenen Soldaten, die sich neben das tote Wesen gestellt hatten um es sich näher anzuschauen. Als der Drache so tot vor ihnen lang, wirkte er mit einem Mal nicht mehr so riesig und imposant wie zu Lebzeiten. Und sie wusste nun, dass man einen Drachen töten konnte. Plötzlich durchfuhr ein leichtes kribbeln Nanija. Sie wusste nicht wo es herkam, aber sie hatte plötzlich das Gefühl ihr Geist hätte sich erweitert. Es war ein nicht zu beschreibendes Empfinden. Sie sah sich um ob es den anderen genauso ergehen würde, aber die Soldaten standen weiterhin staunend vor dem Toten Drachen. Es dauerte auch nur wenige Sekunde und dann sprangen plötzlich alle von dem Drachen zurück. Auch Nanija. Die Schuppen des Drachen begannen sich Aufzulösen. Nach nicht ganz einer Minute war nur noch das Skelett des Drachen zurückgeblieben. Nanija begann zu zittern. Ralof der sich neben sie gestellt hatte ergriff ihre Hand. „Ist alles in Ordnung mit euch?“ fragte er wieder besorgt.
Nanija schüttelte den Kopf. „Bringt mich weit weg von hier.“ Dann brach sie Bewusstlos zusammen.

CKomet

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7

Samstag, 29. Juni 2013, 21:33

07 Ankunft in Windhelm

Ralof hatte Nanija, bevor sie zu Boden ging aufgefangen. Er legte sie dann vorsichtig zu Boden. Irileth trat zu ihm. „Was ist mir ihr?“ fragte die Dunkelelfe besorgt.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht hat der Drache sie vorhin doch schlimmer erwischt al wie sie zugibt, auch wenn äußerlich nichts zu sehen ist.“
Irileth gab zwei ihren Männern den Befehl sich um die eigenen verletzten Männer zu kümmern und die Toten zu beerdigen, während sie anfing die Rüstung von Nanija zu öffnen. Ralof kniete neben Nanija, wagte es aber nicht sie anzufassen. Irileth untersuchte vorsichtig die bewusstlose Frau. „Sie hat eine schwere Prellung am unteren äußeren Rippenbogen. Gebrochen scheint aber nichts zu sein.“ Sie deutete auf die dunkel verfärbte Stelle hin. „Ihr solltet zurück nach Weißlauf gehen und sie noch mal gründlich von Danica untersuchen lassen.“ Ralof nickte. Dann ob er Nanija langsam auf und machte sich auf den Rückweg nach Weißlauf. Ihre Rucksäcke und Waffen ließ er einfach liegen. Die könnte sie später immer noch abholen. Und wenn sie weg waren war es halt Pech.
Er war noch nicht weit gekommen, als Nanija zu sich kam. Sie begann sich aus seinem Armen zu winden und er musste sie absetzen. „Ich kann alleine gehen.“ fuhr sie ihn an. „Ihr müsst ich nicht wie ein kleines Kind tragen.“ Zu mindestens schien es ihr nicht allzu schlecht zu gehen, wenn sie ihn so anfahren konnte, dachte Ralof erleichtert. „Es war Irileths Idee, euch zurück nach Weißlauf zu bringen, damit Danica sich eure Prellung anschauen kann.“
Sie sah ihn an und versuchte zu lächeln. „Entschuldigt meinen Ausbruch. Ihr wolltet mir helfen und ich hätte euch deshalb nicht anfahren dürfen. Es tut mir leid.“ Sie senkte beschämt ihren Kopf. Ralof sah sie freundlich an. „ Es ist schon gut. Es war auch alles zu viel. Da kann es passieren, das man etwas über reagiert. Es wäre aber trotzdem besser, wenn ihr euch noch mal untersuchen lasst. Nicht das doch noch etwas gebrochen ist.“
Nanija schüttelte wieder den Kopf und sah ihn lächelnd an. „Nein, mir geht es wirklich gut. Es zwickt etwas, aber das vergeht. Wir müssen deshalb nicht zurück in die Stadt. Ihr wolltet doch so schnell es geht zurück nach Windhelm und ich möchte euch nicht aufhalten.“ Sie ergriff seine Hand. „Wo sind unsere Sachen? Lasst uns von hier einfach verschwinden.“
Er sah sie an und erkannte, das sie sich nicht umstimmen ließ. „Dann ruht euch wenigstens noch ein paar Minuten hier aus, und ich hole unsere Sachen. Und wir schauen bei den Ställen, ob nicht eine Kutsche nach Windhelm fährt. Dann müssen wir nicht laufen und ihr könnt euch noch etwas schonen.“ Nanija Widersprach nicht und setzte sich auf einen großen Stein am Wegesrand, während Ralof zurück lief, um die Rucksäcke und auch die Waffen zu holen, die sie am Kampfplatz verloren hatten.
Eine halbe Stunde später machten sich Ralof und Nanija dann gemeinsam auf den Weg zu den Ställen von Weißlauf. Sie hatten Pech. Zur Zeit wollte keine Kutsche in die Richtung fahren und so blieb ihnen nichts übrig als zu Fuß zu gehen. Ihr Weg nach Windhelm verlief recht ereignislos. Sie trafen kaum auf Menschen und selbst die Wildtieren schiene einen Bogen um sie zu machen, hatten sie das Gefühl. Als sie einmal Nahe der Valtheimer Türmer einen Gruppe kaiserliche Soldaten sahen, schlugen sie sich rechtzeitig in die Büschen und ließen die Männer passieren. Auch wenn Ralof sie lieber auf gemischt hätte, tat er es Nanijas wegen nicht. Er wusste, das sie auch wenn sie es nicht zugab, noch beim Laufen Schmerzen beim Luftholen hatte. Auch wenn er überzeugt war, die Gruppe alleine fertig machen zu können, hätte Nanija ihm geholfen und das wollte er vermeiden. So oft es ging kühlte sie sich die geprellte Seite, wenn sie Rast machten. Und da sie dem gleichnamigen Fluss des Fürstentum Weißlauf folgten, hatten sie immer kaltes Wasser in der Nähe. Meist war es Ralof der Nanija etwas erzählte, wenn sie sich unterhielten. Nanija schwieg sich über ihre Herkunft und Jugend aus. Und Ralof wollte sie nicht bedrängen etwas zu erzählen. In den Nächten schliefen sie meist etwas abseits des Weges. Dabei hielten sie abwechselnd Wache, denn man wusste nie, was überall herum lauerte. Nachdem sie die Mischwassermühle erreicht hatten, zog Ralof endlich seine Sturmmantelrüstung über, die er in seinem Rucksack verstaut hatte. Nanija sah ihm an, das er sich gleich wesentlich wohler fühlte, was ihr überhaupt nicht gefiel. Sie setzte trotzdem wieder mal ein Lächeln auf und meinte, er würde nun wie ein wahrer Nord aussehen. Ralof sah sie vor Freude strahlend an.
Am späten Abend des sechsten Tag, nachdem sie von Weißlauf aufgebrochen waren kamen sie in der Stadt an. Es war schon recht dunkel und es war kalt und ungemütlich. Die Stadt wirkte dunkel, kalt und finster. Und das lag nicht an der Dunkelheit. Es war kein Ort an dem Nanija ihr Leben dauerhaft verbringen wollte.
Ralof wäre am liebsten sofort hoch in den Palast gelaufen, wo er auch sein Quartier hatte, zu Mindestens bevor sie nach Helgen aufgebrochen waren. Nanija wollte nicht sofort mitkommen. Sie beschloss im Gasthof Kerzenschein zu übernachten. Sie war von dem langen Marsch müde und wollt erst einmal ordentlich ausschlafen. Ralof war hin und her gerissen. Sollte er mit ihr im Gasthof bleiben und dann gemeinsam mit ihr am nächsten Morgen zum Palast gehen oder doch sofort? Nanija sah seinen Zwiespalt, legte ihm dann ihre Hand auf den Arm und sah ihn lächelnd an: “Geht ihr hinauf. Jarl Ulfic soll doch wissen, das einer seiner besten Männer noch am Leben ist und wieder daheim ist.“ Er sah sie an. „Ich würde aber euch gerne vorstellen. Schließlich habt ihr mir das Leben gerettet.“ „Ihr könnt mich doch Morgen immer noch vorstellen, das läuft doch nicht weg.“ Ralof seufzte. „Nun macht schon, Ralof, und geht. Ich werde morgen früh auf euch warten und dann könnt ihr mich in den Palast bringen und anschließen die Stadt zeigen.“ Ralof unternahm einen letzten Versuch sie zu überreden gleich mit ihm zu kommen. „Wollt ihr mich nicht doch gleich begleiten?“
Nanija schüttelte den Kopf. „Nein, Ralof ich bleibe heute Nacht im Gasthof.“ Mit leicht betrübten Gesicht wandte er sich um und ging hinauf zum Palast, während Nanija den Gasthof betrat. Als Ralof vor dem Palast ankam, wurde er von den Wachen freundlich begrüßt:
„Hallo, Ralof, es ist schön euch gesund und Munter wieder zu sehen. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet, weil ihr nicht zurückkamt.“ Sie öffneten ihm die Tür und Ralof betrat die riesige Halle mit der langen Tafeln in der Mitte. Ulfric saß au seinem Thron und unterhielt sich mit seiner Rechten Hand Galmar, einen alten Nord, der schon unter Ulfrics Vater gedient hatte. Der Voigt Jorleif stand nur daneben und hörte schweigend zu. Als sich Ralof dem Thron näherte sah Ulfric ihn an. Er sprang auf und ging ihm entgegen.
„Ralof, mein Freund“, er legte ihm beide Hände auf sie Oberarme. „Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, euch noch wieder zu sehen. Alle anderen, die Helgen überlebt haben sind schon vor Tagen zurückgekommen.“
„Ich wurde in den Höhlen unter Helgen von einer Frostbissspinne schwer verletzt, so das ich mich bei meiner Schwester erholen musste. Eine Freundin hat dafür gesorgt, das ich dorthin kam und mir damit das Leben gerettet, mein Jarl.“ Ralof machte eine kurze Pause. „Ich werde sie euch morgen vorstellen. Sie möchte sich unseren Truppen anschließen.“
„Warum habt ihr sie nicht sofort mitgebracht. Gute Leute können wir immer Gebrauchen, nicht war Galmar?“
Der angesprochene nickte.
„Sie wollte sich etwas von dem anstrengenden Marsch hierher erholen. Sie wurde bei unserem Zwischenstop in Weißlauf während eines Drachenkampfes leicht verletzt.“
„Drachenkampf?“ War es derselbe, den wir in Helgen unser Leben verdankten?“
„Nein, mein Jarl. Der bei Weißlauf war kleiner und heller. Und er ist nun tot. Wo mögen diese Wesen plötzlich herkommen?“
„Wir werden versuchen es heraus zu bekommen. Aber nun solltet ihr euch ausruhen, ihr seht erschöpft aus. Nehmt euch etwas zu essen von der Tafel und dann begebt euch in euer Quartier. Und morgen früh bringt ihr mir ihre Gefährtin, damit wir sie in Augenschein nehmen können.“
Ralof nickt. Er nahm sich ein wenig von dem kalten Fleisch und einen Krug Met und begab sich auf sein Zimmer, das er mit zwei anderen Kameraden teilte. Diese waren aber zur Zeit unterwegs, so dass er den Raum für sich alleine hatte, worüber er nicht unglücklich war. Nachdem er seine Mahlzeit verspeist hatte legte er sich schlafen. Es dauerte eine Weile bis er einschlief. Er vermisste die Nähe von Nanija.
Nachdem Nanija das Gasthaus Kerzenschein betreten hatte, ging sie sofort zur Wirtin und nahm sich ein Zimmer für ein paar Tage, da sie noch nicht genau wusste wie es weitergehen würde. Wenn sie Glück hatte würde sie in das Quartier der Sturmmäntel ziehen können, das ich in einem Seitenflügel des Palast von Windhelm befand. Sie ging ohne noch etwas zu essen auf ihr Zimmer. Irgendwie hatte sie keinen Hunger. Sie war ihrem Ziel nun recht nah und hoffte das es ihr gelang nahe genug an den Jarl und seine bersten Berater zu kommen um brauchbare Informationen für ihre eigenen Leute bekommen zu können. Sie setzte gleich einen Brief an Aldis auf. Dieser würde nicht direkt an den Hauptmann gehen sondern, war an eine angebliche Tante adressiert, die mit der Besitzerin des Alchemieladen befreundet war und dieser oftmals besuchte und so dann die Briefe erhalten würde, wenn sie sie besuchte. Da die Tante selbst außerhalb der Stadt lebte, war es immer schwierig Briefe dorthin zu bekommen oder es würde recht teuer werden.
Und so würde es niemanden großartig auffallen. Der eigentliche Text den sie schrieb war allgemein gehalten. Sie nutze eine Geheimschrift, die nur wenige zu entschlüsseln beherrschten. Für jeden anderen wäre der Brief ein normales Schreiben, wie es zwischen Verwandten, die irgendwie in Kontakt bleiben wollten, normal war. Als sie fertig war legte sie sich schlafen und schief auch sogleich ein.
Am nächsten Morgen wachte sie gut erholt auf. Sie hatte darum gebeten nicht geweckt zu werden. Sie kleidete sich nachdem sie sich gewaschen hatte an und ging hinaus in die Gaststube, denn nun hatte sie richtig Hunger. An einem der Tische saß Ralof. Als er sie kommen sah begannen seine Augen zu leuchten.
„Guten Morgen, Nanija“, begrüßte er sie lächelnd. „Ich hoffe ihr habt gut geschlafen.“
„Euch auch einen guten Morgen, Ralof. Und ja, ich habe sehr gut geschlafen. Aber nun habe ich einen riesigen Hunger. Ich könnten einen ganzen Drachen vertilgen.“
Ralof lachte und Nanija fiel mit ein. Ralof winkte Elda Früh-Morgen herbei und dann bestellte er für sie beide ein reichhaltiges Frühstück. Als sie fertig waren brachte Ralof Nanija hinauf zu Palast. Auch jetzt im Hellen sah die Stadt weiterhin finster und trostlos aus. Der schwarzgraue Stein der Häuser war Teilweise verwittert und es wuchs so gut wie nichts grünes in der Stadt. Kein Baum, kein Strauch war zu sehen. Wie konnte man hier leben wollen, fragte sich Nanija. Die Bewohner der Stadt schienen zur Hälfte aus Nords zur anderen Hälfte aus Dunkelelfen zu bestehen. Zwei Nordmänner stritten sich gerade mit einer Dunkelelfe. Nanija bekam nur Bruchstückhaft mit, um was es bei dem Streit ging. Scheinbar hielten die Männer die meisten der Elfen für Spione. Ralof wurde von den meisten der Stadtwachen respektvoll gegrüßt. Zwei oder drei machten leicht anzügliche Bemerkungen wegen Nanija, schwiegen aber sofort, als sie Ralofs ungehaltenen Blick deshalb sahen.
Vor dem Tor wurden sie von den dortigen Palastwachen aufgehalten. „Wer ist das?“
„Das ist eine gute Freundin von mir, die sich unserer Sachen anschließen möchte. Ich bürge für sie, daher lasst uns schon rein.“
Die Wachen nickten und ließen ihn und Nanija dann passieren. Als sie die große Halle betraten fühlte sich Nanija etwas mulmig. An den Seiteneingängen standen überall Wachen. Das hier war für sie die Höhle des Löwen. Sie hoffte ihren Hass unter Kontrolle halten zu können. Am Ende der Halle sah sie einen Mann auf dem Thron sitzen. Das musste Ulfric sein. Neben ihn stand Galmar. Ralof hatte ihr auf dem Weg zum Palast die wichtigsten Männer, die um den Jarl herum waren, benannt. Man schien Ralof und sie zu erwarten, denn nachdem sie die Halle betreten hatten, unterbrachen die beiden Männer ihr Gespräch und beobachteten sie.
„Ralof, da seid ihr ja endlich.“ Ulfric nickte dem jungen Nord zu dann musterte er Nanija gründlich von oben bis unten. „Kenne ich euch?“
Nanija überlegte ob sie eher schüchtern oder selbstbewusst auftreten sollte. Sie entschied sich für ein vorsichtiges Vorgehen. „Wir saßen zusammen auf der Kutsche, die uns nach Helgen gebracht hat“, sagte sie leise.
„Hmmm... Stimmt, ich erinnere mich. Ihr wart anfangs bewusstlos gewesen und kamt erst am Ende der Fahrt wieder zu euch.“ Er machte eine kurze Pause. „Was ist mit eurem Gesicht passiert?“
Unbewusst fuhr Nanija mit ihren Fingern über die frischen Narben. „ Die Klauen eine Frostbissspinne.“
„Warum seid ihr hier?“
„Um mich euren Leuten anzuschließen, Jarl Ulfric.“
„Und warum wollt ihr zu uns gehören?“
Nanija hob würdevoll ihren Kopf. „Ich bin eine Nord. Ist das nicht genug Grund?“
Ulfric lachte, als er sie so vor sich stehen sah.
„Sie gefällt mir Galmar. Was sagt ihr dazu?“
Galmar sah sie ernst an. Dann sagte er nach einer Weile zu Ulfric. „Sie soll geprüft werden. Danach werde ich mein Urteil bilden.“
„Aber warum?“, mischte sich plötzlich Ralof ein. „Ich habe sie kämpfen gesehen. Sie ist mutig und weiß mit ihren Waffen umzugehen. Und sie hat mir das Leben gerettet. Zählt das nicht?“
Galmar sah Ralof streng an. „Sie kommt nicht von hier. Niemand kennt sie. Sie wird die Prüfung ablegen, mit der auch unsere jungen Männer und Frauen beweisen, das sie wahre Nords und Kämpfer sind.“
Ralof erkannte das es keinen Sinn machte sich dagegen aufzulehnen. „Wie ihr meint.“
Galmar wandte sich an Nanija. „Seid ihr bereit euch der Prüfung zu unterziehen?“
Nanija sah den alten Mann mit unbeweglicher Mine an. „Woraus besteht die Prüfung?“
„Ihr werdet euch zum Schlangenstein begeben und dort einen der Eisgeister töten und mir seinen Zahn bringen. Die sich dort befindlichen Wesen sind größer und gefährlicher als ihre Verwandten am Festland. Und ihre Zähne haben eine einzigartige violett schimmernde Farbe.“
So wie er es sagte, hatte Nanija den Eindruck, er würde glauben das sie sich der Prüfung entziehen wollte und ihm notfalls einen anderen Eisgeistzahn unterjubeln würde. Der Mann war vorsichtig und nicht so leicht hinters Licht zu führen wie der gutmütige naive Ralof.
„Warum ausgerechnet die Schwerste der Prüfungen?“ man sah Ralof an, das er nicht sonderlich begeistert war und Angst um seine Freundin hatte.
Galmar sah Ralof direkt in die Augen als er sagte: „Ich traue ihr nicht.“ Ulfric sagte nichts und wartete ab was weiter geschah. Galmar wandte sich wieder an Nanija. „Seid ihr bereit zum Schlangenstein zu gehen?“
„Das schaffe ich“ antwortete Nanija selbstsicher. „Wenn ihr mir sagt wo ich den Schlangenstein finde.“
bevor Galmar antworten konnte kam ihm Ralof zuvor. „Ich werde sie hinbringen.“
„Sie muss den Eisgeist alleine töten.“
„Das wird sie auch tun, aber niemand musste bisher alleine zur Insel rudern. Es waren immer ein oder zwei Begleiter dabei, die am Boot gewartet haben.“ Ralof sah Galmar mit funkelnden Augen an. „Und wenn ihr glaubt ich würde nicht am Boot warten und ihr helfen könnt ihr ja gerne mitkommen und aufpassen.“
„Ich denke das wird nicht nötig sein“, mischte sich nun Ulfric ein, der schon befürchtete Ralof würde gleich auf Galmar losgehen. „Ralof kann das Mädchen zur Schlangensteininsel begleiten, wenn sie es wünscht.“
Die Augen der drei Männer richteten sich auf Nanija. Am liebsten wäre sie alleine losgezogen, aber damit hätte sie Ralof sicherlich ordentlich vor den Kopf gestoßen und sie brauchte ihn noch. Also nickte sie und sagte. „Ralof soll mich hinbringen und wird dann dort am Boot warten, während ich den Zahn besorge.“
„Ich lasse euch ein Boot am Hafen bereitstellen.“ Jarl Ulfric erhob sich und wandte sich an Galmar. „Lasst uns einen Blick auf die aktuelle Lage werfen.“ Er drehte sich zu seinem Voigt um der sich während ihres Gesprächs dazu gesellt hatte. Ihr kommt mit uns und sagt was ihr von der Lage haltet.“
Ralof und Nanija verließen die große Halle. „Dieser verdammte alte Sturkopf. Was fällt ihm ein euch so zu behandeln?“ Schimpfte er als sie außer Hörweite der Palastwachen waren. Nanija legte ihm beruhigen ihre Hand auf den Arm. „Lasst ihn. Er hat doch recht. Er kennt mich nicht, also ist er halt vorsichtig.“
„Trotzdem hätte er es euch nicht so ins Gesicht sagen dürfen, das er euch für nicht vertrauenswürdig hält. Gerade weil er euch nicht kennt.“
„Beruhigt euch, Ralof. Wenn ich ihm den Eisgeistzahn bringe, wird er seine Meinung schon ändern. Und nun zeigt ihr mir die Stadt, wie ihr es versprochen habt“, versuchte sie ihn abzulenken und sah ihn lächelnd an.
Ralof seufzte. Aber dann führe er sie durch sämtliche Straßen und Gassen der Stadt und zeigte ihr alles, was er für Sehenswert hielt. Am späten Nachmittag suchten sie den Markt auf. Nanija besorgte sich beim Alchemisten ein paar Zutaten und Tränke, die sie gut im Kampf gegen Eisgeister gebrauchen könnte. Beim Schmied fand sie endlich ein Schwert, das ihr gut in der Hand lag. Damit sollte sie nun kaum noch mit großen Problemen rechnen müssen um einen diese Eisgeister zu besiegen.
Anschließend gingen sie beide zum Gasthof wo sie gemeinsam zu Abend aßen. Da sie am nächsten morgen sehr zeitig aufbrechen wollten, beschloss Nanija zeitig schlafen gehen zu wollen. Ralof nickte nur und ging dann zurück zu seinem Quartier. Er freute sich auf die nächsten zwei Tage, da würde er Tag und Nacht bei ihr sein können. Wenn nur die verdammte Prüfung nicht wäre.
Am folgenden Morgen holte Ralof Nanija im Morgengrauen ab. Sie hatte sich von Elda etwas zu Essen fertigmachen lassen, dass sie mitnehmen konnten. Das Boot lag wie versprochen am Hafen Bereit. Man hatte sogar ein paar Decken hineingelegt. Ralof wollte alleine Rudern, aber Nanija bestand darauf, dass sie es gemeinsam machten. Schließlich wollte sie nicht wie ein Eisblock auf der Insel ankommen, wenn sie nur im Boot sitzen würde ohne selbst etwas zu tun. Den Grund akzeptierte Ralof.
Sie kamen frühen Abend bei der Insel an. Sie hatten Glück gehabt. Es wehte kaum ein Lüftchen und es war zwar die ganze Zeit bewölkt gewesen, aber es war trocken geblieben. Sie zogen das Boot auf den Strand und schlugen ihr Lager daneben an der Felswand auf. Ein Feuer konnten sie nicht machen. Das könnte mit Pech die Eisgeister anlocken. So mussten sie ihre Vorräte kalt essen und dazu etwas von dem Met trinken, der sie etwas erwärmte. Sie hüllten sich in die Decken und es dauerte auch nicht lange, bis sie einschliefen. Über Nacht änderte sich das Wetter und es begann zu schneien. Durch die Felswand geschützt bekamen sie davon glücklicherweise kaum etwas mit.
Am Morgen wurde Nanija als erstes Wach. Im Schneesturm konnte man nicht weit sehen. Sie weckte Ralof und dann frühstückten sie gemeinsam. Ralof versuchte Nanija zu überreden, das er sie begleiten sollte, aber diese lehnt es ab. „ Wollt ihr das Galmar triumphiert, wenn er irgendwie mitbekommt, das ihr mir geholfen habt?“ „Wie soll er das erfahren?“ „ Er muss euch nur anschauen und wird es wissen. Ihr könnt nicht Lügen.“ Sie sah ihn freundlich lächelnd an. Ralof seufzte und ließ sie dann alleine gehen.
Nanija brauchte faste ein Stunde für den Aufstieg zu dem Schlangenstein. So war ihr aber wenigstens warm geworden. Schon von weiten sah sie das Wesen aus Eiskristallen. Es war tatsächlich größer als die die sie bisher gesehen hatte. Sie blieb im Schutz der Steine als sie dem Schlangenstein näherte. Sie hatte ihren Bogen gezogen und einen Pfeil der mit Gift präpariert war angelegt. Auch ihr Schwert hatte sie vorsorglich vor dem Aufstieg mit Gilt bestrichen. Sie hatte gehofft ein gut gezielter Pfeil würde ausreichen um den Eisgeist zu erledigen, aber bei der Größe würde das wohl nicht ausreichen. Noch hatte der Eisgeist sie nicht bemerkt. Vorsichtig zielte sie und ließ dann die Bogensehne los. Der Pfeil traf sein Ziel wie gewünscht, allerdings nicht tödlich.
Mit einem zischenden Laut flog das Wesen auf Nanija zu und kurz bevor es sie erreichte verschoss es mehrere rasiermesser scharfe Eiskristalle. Nanija rollte sich zur Seite ab und wurde nicht getroffen. Ihren Bogen hatte sie nach dem Schuss fallen gelassen und ihr Schwert gezogen. Nachdem das Wesen seine Eiskristalle verschossen hatte sprang Nanija wieder auf die Beine. Mit drei Sprüngen war sie neben dem Wesen und schlug mit dem Schwert zu. Wieder zischte der Eisgeist gequält auf, starb aber immer noch nicht. Er versuchte noch mal einige Eiskristalle auf Nanija zu feuern, aber wieder war diese schneller und warf sich zur Seite. Allerdings traf sie diesmal einer der Kristalle an ihrem linken Arm und riss das Leder ihrer Rüstung bis auf die Haut auf. Es brannte wie Feuer, obwohl es eiskalt war. Sie versuchte aufzuspringen, rutschte aber weg. Der Eisgeist setzte zum direkten Angriff auf sie an und sie wusste sie hätte keine Chance auszuweichen. Aber etwas merkwürdiges passierte. In ihrem Kopf formte sich ein Wort, nur aus drei Buchstaben bestehend. Der Eisgeist war mit seinem aufgerissenen Maul fast vor ihr und wollte zuschnappen, als sie das Wort laut aussprach. Es kam aus ihrem tiefsten Inneren.
„Fus!“ Das Wesen wurde von einer Druckwelle zurückgeschleudert. Nanija hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was sie gerade getan hatte.

Noch einmal versuchte Nanija aufzuspringen und griff den Eisgeist, der nun selbst noch ein wenig verwirrt herumflog an. Diesmal gelang ihr ein Doppelschlag und dieser ließ das Wesen zerspringen. Bevor das passierte sprang Nanija so schnell und weit sie konnte zurück, denn die umherfliegenden Splitter hätten sie noch mit in den Tot reißen können, wenn sie zu nahe dran gewesen wäre. Nanija suchte in den Überresten die Zähne des Wesens. Sie hatten wirklich einen einzigartigen Farbton.
Dann begab sie sich wieder hinunter. Als Ralof sie kommen sah fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er lief ihr entgegen. Er sah den aufgerissenen Ärmel und das Blut, das zwischenzeitlich aber getrocknet war.
„Ihr seid verletzt.“
„Es ist nicht schlimm, etwas saubermachen und einen Verband darum und dann ist es in Ordnung.“
„Lasst mich das machen.“
Nanija nickte nur und setzte sich auf die Decken und zog ihre Rüstung soweit aus, damit Ralof ihren Arm abwaschen und verbinden konnte. Es war wirklich nur ein Kratzer, der durch das verkrustete Blut anfangs schlimmer aussah, als er wirklich war. Nanija erzählte während sich Ralof um sie kümmerte unaufgefordert, was am Schlangenstein passiert war. Nur das mit dem Schrei behielt sie für sich, weil sie sich das nicht erklären konnte. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber sie beschlossen auf der Insel zu bleiben und erst am nächsten Morgen zurück zu rudern. Bei dem Wetter war die Gefahr zu weit aufs Meer hinaus zu geraten zu groß, besonders wenn es dann auch noch dunkel wurde. Sie suchten gemeinsam den Strandbereich nach altem Holz ab und machten dann diesmal ein Feuer an dem sie sich wärmen konnten.
Am nächsten Morgen brachen sie dann gleich nach der Morgendämmerung auf. Der Schneesturm hatte etwas nachgelassen und es fielen nur noch vereinzelte Flocken vom Himmel. Trotzdem brauchten sie bis zum Abend um nach Windhelm zu gelangen. Diesmal sperrte sich Nanija nicht gleich mit Ralof hinauf in den Palast zu gehen obwohl sie ich viel lieber erst ein wenig ausgeruht hätte.
Die Wachen ließen gleich passieren und so betraten sie die groß Halle. Weder der Jarl noch Galmar waren zu sehen. Aber man konnte die ungehaltene Stimme Galmars hören. Sie befanden sich in dem kleinen Beratungszimmer. Ralof und Nanija gingen dorthin. Sie konnten schon von weitem hören wie sich Jarl Ulfric und Galmar über einen Gegenstand stritten, der wohl zur Sicherung des Throns des Großkönig von Himmelsrand beitragen sollte, der Zackenkrone. Nanija spitzte unauffällig ein wenig mehr die Ohren , um mitzukommen um was es dabei ging. Das könnten interessante Informationen für ihre Leute in Einsamkeit sein.
Gemeinsam mit Ralof betrat sie den Raum in dem Sich Galmar und Ulfric befanden. Bei ihrem eintreten verstummten die beiden.
Nanija ging auf den alten Nord zu und reichte ihm den violett schimmernden Eisgeistzahn ohne ein Wort zu sagen und trat dann wieder zurück neben Ralof. Galmar sah erst Nanija und dann Ralof an. „Habt ihr ihr dabei geholfen?“ Galmar sah Ralof an. Dieser wurde sofort wütend. „Was soll das, Galmar?“ fauchte er den Mann an. „Habt ihr wirklich kein Vertrauen mehr in mich, das ihr mir diese Frage stellt?“ Ralof wusste kaum was er sagen sollte. Er hatte immer treu das getan was man ihm auftrug und nie gab es irgendwelche zweifel an seinem handeln. Und nun das. Er wusste nicht wie er reagieren sollte.
„Ist ja schon gut. Ich sehe, das ihr euch an die Abmachung gehalten habt.“ Ohne sich weiter um den noch immer verärgerten Ralof zu kümmern, wandte er sich an Nanija. Also gut. Ihr habt es geschafft. Das habe ich nicht erwartet. Ihr scheint besser zu sein, als wie ihr scheint. Dann frage ich euch nun. Seid ihr bereit den Eid abzulegen?“
Nanija wurde schwindelig. Einen Eid? Davon war nie die Rede gewesen. Was sollte das jetzt mit einem mal? Vorsichtig fragte sie, als hätte sie es nicht ganz richtig verstanden: „Meinen Eid?“
„Ja natürlich“, Galmar wirkte erstaunt über ihre Reaktion. „Bevor ihr wirklich zu uns gehört, müsst ihr Jahr Ulfric Sturmmantel, dem zukünftigen Großkönig von Himmelsrand einen Treueeid schwören. Außerdem müsst ihr auch euren Gefährten bei den Sturmmänteln, dem Land und dem Volk von Himmelsrand eure unerschütterliche Treue schwören.“
Nanijas Gedanken schwirrten wild durcheinander. Was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht einfach einen Eid leisten, der zum größten Teil genau das Gegenteil von dem war, was sie tun wollte. Bei den Acht Göttlichen. Was nun? Wenn sie es nicht tat, würde sie ihre Mission hier nicht erfüllen können. Wenn sie es tat würde sie die Götter entzürnen. Sie schloss kurz die Augen. Dann nickte sie langsam: „Ich bin bereit.“ Ralof der neben ihr stand sah sie lächelnd mit stehlenden Augen an. 'Dafür werdet ihr extra leiden, das verspreche ich euch', dachte sie, als sie das sah.
Dann wandte sich ihr Blick wieder Galmar zu. Dieser sah sie feierlich an: „Das ist die richtige Einstellung. Wenn ihr diesen Eid ablegt, werdet ihr eine von uns. Eine Heldin des Volkes. Eine wahre Tochter Himmelsrand. Ein Sturmmantel. Sprecht mir nach:
„Ich schwöre bei meinem Blut und meiner Ehre, Ulfric Sturmmantel zu dienen...“
Nanija zwang sich diese Worte zu wiederholen.
„.. Jarl von Windhelm und wahrer Großkönig von Himmelsrand.“
Nanija hoffte das sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte.
„Talos sei mein Zeuge. Möge mich dieser Eid binden, bis in den Tod und darüber hinaus...“
Sie glaubte ihre Mine würde versteinert wirken.
„... an meinen Herrn, wie an meine Waffenbrüder und Schwestern.“
Nur langsam kamen ihr die Worte über die Lippen.
„Ruhm und Ehre den Sturmmänteln, den wahren Söhnen und Töchtern von Himmelsrand.“
Als sie das letzte Wort wiederholt hatte dachte sie sie würde vom Blitz getroffen werden. Aber nichts dergleichen geschah.
„Ihr seid jetzt ein von uns.“ Galmars Stimme klang nicht mehr unfreundlich sondern er sah sie lächelnd an. Er reichte ihr die Hand. Nanija ergriff sie mechanisch und zwang sich auch zu lächeln.
„Ach ja. Hier“, Galmar ging zu dem Schrank an der Seite und holte ein zusammengeschnürtes Päckchen heraus. „Da ihr nun zu den Sturmmänteln gehört, solltet ihr euch auch entsprechend kleiden. Ich habe die Ausrüstung etwas verkleinern lassen. Sie sollte euch passen. Wenn nicht geht noch mal zum Schmied damit er es anpassen kann. Die kosten gehen selbstverständlich auf uns.“ Er wollte gerade gehen als ihn noch etwas einfiel.
„Wir brechen in zwei Tagen nach Korvanjund auf um die Zackenkrone zu finden. Ihr und Ralof werdet uns begleiten. Aber nun geht und feiert eure Zugehörigkeit zu den Sturmmänteln. Morgen Vormittag kommt ihr vorbei, damit wir uns über die Einzelheiten unterhalten können. Ihr werdet von nun an auch hier in der Kaserne einen Platz haben und müsst nicht mehr im Gasthof wohnen.“
Jarl Ulfric der die ganze zeit am Tisch mit dem Lageplan gestanden hatte trat auf Nanija zu. „Willkommen bei den Sturmmänteln, Mädchen. Ralof wird euch euer neues Quartier zeigen.“
Sie konnte keine Herablassung oder Überheblichkeit in den Worten erkennen. Er schien es wirklich ernst zu meinen.
Ralof strahlte als er Nanijas Hand ergriff. Sie entzog sie ihm aber sofort wieder. Aber das störte Ralof nicht. Sie war nun eine von ihnen.

CKomet

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8

Mittwoch, 3. Juli 2013, 21:33

08 Die Suche nach der Zackenkrone

Nanija hatte Hunger als sie aufwachte. Heute sollte es nach Korvanjund gehen. Sie hatte die beiden letzten Nächte nicht sonderlich gut geschlafen. Ihre Alpträume waren zurückgekehrt und sie wachte mehrfach die Nacht schweißgebadet auf. Sie teilte sich nun ein Zimmer mit einer jungen Frau, die ungefähr zwei Jahre älter als sie selbst war. Im Zimmer war an sich Platz für vier, aber so viele Frauen gab es nicht und die anderen waren auf andere Zimmer verteilt. Nanija war nicht böse, nur eine Mitbewohnerin zu haben. Diese nervte sie schon genug. Wie hätte es da nur mit zwei weiteren sein sollen? Meggi nannte sie sich. Sie war eine Quasselstrippe und es verging kaum eine Minute wo sie nicht irgendwie versucht war, ein Gespräch anzufangen. Irgendwann hatte Nanija die Nase voll und schnauzte sie an, damit sie endlich mal die Klappe hielt. Lange hielt das aber nicht an. So hatte sich Nanija angewöhnt ein Buch vor die Nase zu nehmen und sie zu ignorieren. Das klappte auch recht gut.
Als Nanija am ersten Abend von Ralof in ihre neue Unterkunft gebracht wurde, war Meggi solange Ralof da war ganz still. Nanija sah sofort wie sie den blonden Nord anhimmelte. Kaum war er weg musste Nanija sich allerhand Fragen über ihn anhören. Die meisten beantworte Nanija mit „Fragt ihn doch selbst.“ Irgendwann gab Meggi tatsächlich auf.
Nachdem Nanija ihre Sachen, die sie gemeinsam mit Ralof aus dem Gasthof geholt hatte, in dem kleinen Schränkchen, das man ihr zur Verfügung stellte, gepackt hatte, war Nanija noch mal alleine spazieren gegangen. Die Palastwachen hielten sie nicht auf. Sie suchte sich einen ruhigen Ort und nahm ihre Schreibutensilien heraus und begann eine verschlüsselte Nachricht an ihre Tante zu schreiben. Diese brachte sie dann noch am selben Abend der Wirtin vom Haus Kerzenschein, die für die Postverteilung zuständig war.
Am folgenden Morgen wurde Nanija von Ralof abgeholt, um gemeinsam mit ihm zu Galmar zu gehen. Meggi schaute ihn sehnsuchtsvoll hinterher. Nanija hatte das erste Mal ihre Sturmmantelrüstung angezogen. Ralof war begeistert, als er sie so sah. „Ihr seht wundervoll darin aus.“
„Quatsch. Meine einfache Lederrüstung stand mir wesentlich besser.“
„Das stimmt nicht. Das Blau passt gut zu euren Augen.“
„Ihr übertreibt.“
Sie betraten die große Halle wo Galmar schon auf sie wartete. Daher mussten sie ihren Streit abbrechen.
„Eure neue Rüstung steht euch ausgesprochen gut.“, begrüßte Galmar sie. Ralof konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und Nanija schwieg lieber. Galmar führte sie in den kleinen Nebenraum, wo noch ein paar weitere Männer versammelt waren, die an der Mission teilnehmen sollte. Er begann etwas über die Zackenkrone zu erzählen, denn nicht alle Anwesenden wussten, was sie war und welche Bedeutung sie hatte.
„Einige von Fragen sich sicherlich, was ist die Zackenkrone und warum ist sie so wichtig für uns. Kennt ihr den alten Vers?
'Der Schlund spuckt eiskalte Schneiden,
hinab vom blauen Drachenthron;
gehört des stolzen Winters leiden,
dem Großkörnig samt Zackenkron.'
Die Geschichte reicht bis mindestens in die Zeit von König Harald zurück. Der Großkönig hat seit eh und je die Zackenkrone getragen, als Symbol seiner Stärke und Macht. Die Krone wurde aus den Knochen und Zähnen uralter Drachen gefertigt. Sie soll einen Teil der macht jedes Königs enthalten, der sie getragen hat. Das mag stimmen oder nicht, doch wer würde Ulfrics Anspruch anfechten, wenn erst die legendäre Zackenkrone sein Haupt ziert?“
Nanija hörte ruhig zu. Sie hoffte, dass ihre Nachricht rechtzeitig nach Einsamkeit gelangt war und dass ihre Leute die Gelegenheit nutzten den Sturmmänteln zuvorzukommen. Befürchtete aber, dass sie es nicht rechtzeitig schaffen würden.
„Ich habe die letzte Ruhestätte der Zackenkrone gefunden“, sprach Galmar weiter, „mit großer Wahrscheinlichkeit jedenfalls. Ist das nicht unglaublich?“
Zustimmendes Raunen war von den meisten Anwesenden zu hören.
„Unser Ziel ist Korvanjund.“
„Woher wisst ihr dass die Krone dort ist?“ Nanija war es, die diese Frage stellte.
„Nun, ihr Standort ging mit König Borgas verloren, nachdem er auf seinem verfluchten alessianischen Kampagnen während der Großen Jagt getötet wurde. Der Legende nach wurde sein Leichnam aber heimlich nach Himmelsrand zurückgebracht und mit der Krone begraben. Das Wissen über den genauen Ort ging in den nachfolgenden Erbfolgekriegen verloren. Mit Hilfe von Quellen, die nicht genannt werden sollen, habe ich die vermeintlich letzte Ruhestätte von König Borgas ausgemacht: Korvanjund. Wenn es die Krone wirklich gibt, dann ist sie dort.“ Galmar sah in die Runde. „Morgen früh brechen wir auf. Wir wissen nicht was uns erwartet, also seid auf alles vorbereitet.“
Dann durften sie gehen. Ralof ging gemeinsam mit Nanija zum Übungsplatz. Hier wollte sie mit ihrem neuen Schwert noch ein wenig üben. Auch fand sie, dass ihre neue Rüstung etwas sperriger wirkte als ihre Lederrüstung, die sie bisher immer getragen hatte. So verging der Tag dann auch recht schnell.

Die Gruppe, die nach Korvanjund gehen sollte versammelte sich auf dem Platz vor dem Palast. Nanija hatte sich ein wenig Brot aus der Küche geholt, das sie schnell runter schlang. Die Köche und Gehilfen hatten für die Gruppe Proviantpakete fertiggemacht, die sie in ihren Rucksäcken verstauten. Sie waren 10 Leute. Galmar ging voran. Die anderen folgten. Nanija ging hinterher. Die anderen kannten sich schon recht lange und unterhielten sich miteinander. Solang sie sich in ihrem Gebiet befanden war es auch kein Problem auf der Hauptstraße zu bleiben. Sie würden etwa zwei Tage brauchen um Korvanjund zu erreichen. Am Abend machten sie am Wegesrand rast. Sie meisten schlugen ihre Decken nahe des Feuers auf. Nanija hielt sich abseits. Ralof gesellte sich zu ihr. „Warum kommt ihr nicht zu uns anderen?“
„Ich fühle mich hier am Rad etwas wohler, wo es ruhiger ist.“
„Darf ich mich zu euch gesellen?“
Nanija wollte ablehnen, aber dann überlegte sie es sich anders. Schließlich wollte sie Ralof nicht vor den Kopf stoßen und nickte ohne etwas zu sagen. Es wurde vorm Schlafengehen ausgelost, wer heute Nacht die Wache übernehmen sollte. Nanija hatte Glück und wurde verschont. Ralof hingegen, durfte in der Nacht aufstehen und mit einem der anderen seine Runden drehen.
Am Morgen ging es dann zeitig weiter. Ab Mittag verließen sie das Sturmmantelgebiet. Galmar beschloss, Nanija und Ralof als Kundschafter vor zu schicken, während der Rest langsam folgte. Außer ein paar wilden Tieren, begegnete ihnen nichts.
Am späten Nachmittag erreichten sie ihren Zielort. Nanija und Ralof sahen, das sie nicht alleine waren. Sie geben ihre Kameraden ein Zeichen in Deckung zu gehen. Nanija fluchte innerlich. Sie erkannte sofort dass es sich um kaiserliche Soldaten handelte, die sich im Eingangsbereich von Korvanjund herumtrieben. Auch Ralof sah es, denn er flüsterte ihr leise zu: „Die Soldaten der Kaiserlichen Armee glitzern wie frisch gefallener Schnee und klappern so laut wie Töpfe in der Küche. Was sie hier wollen dürfte klar sein.“
Nanija schwieg und nickte nur. Sie beobachteten die Truppe noch eine Weile dann zogen sie sie zurück und suchten Galmar auf. „Galmar war nicht sonderlich begeistert. „Diese verdammten Kaiserlichen. Ihre Spione müssen ihnen verraten haben, dass sich die Zackenkrone hier befindet. Ich wünschte wir würden diese Hunde endlich ausfindig machen. Ihr Tod würde Qualvoll werden, darauf kann man sich verlassen.“ Dann wandte sich Galmar an Ralof. „Wie viele habt ihr gesehen?“
„Draußen waren Sechs auszumachen. Wie viele sich im inneren des alten Grabs befinde war nicht aus zu machen.“
Galmar dachte kurz nach. Wir schleichen und ran und dann erledigen wir zunächst diejenigen die sich draußen befinden. Danach werden sich zwei oder drei von uns mit die kaiserlichen Gewändern verkleiden und versuche so unerkannt ins Grab hinein zu kommen um die Lage dort auszukundschaften.“
„Lasst das mich und Nanija machen.“ Ralof sah Galmar an. Nanija hätte Ralof am liebsten einen Dolch in den Rücken gejagt. Innerlich vor Wut kochend stand sie mit unbeweglicher Mine da und wartete auf Galmars Antwort. Dieser sah Ralof nickend an. „Gut ihr und Nanija werdet hinein gehen, nachdem wir hier draußen fertig sind.“
Nanija fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut, als sie sich gemeinsam mit den anderen Sturmmänteln dem Eingang und den sich davor befindlichen kaiserlichen Soldaten näherten. Sie ging am Schluss und hoffte es würde niemanden auffallen, wenn sie versuchte sich aus dem Kampf raus zu halten. Das Überraschungsmoment war auf der Seite von Galmars Truppe. Es dauerte keine Minute und die Kaiserlichen lagen tot am Boden. Das ganze ging fast lautlos von statten. Ralof suchte zwei passende Rüstungen, eine gab er Nanija und die andere nahm er selbst und zog sie sich über. Als Nanija sich umgezogen kam sie sich komisch vor. Es war noch nicht lange her, da war es für sie das normalste der Welt so gekleidet herum zu laufen. Jetzt kam sie sich wie eine Verräterin vor, da sie ihre eigenen Leute hintergehen musste. Aber man hatte ihr beigebracht, dass man auch mal etwas tun musste, was einem nicht gefiel, aber solange es der Sache diente. Wie mochten sich andere in ihrer Situation verhalten? Würden sie hineingehen und die dortigen Soldaten warnen und dann gegen die restlichen feinde kämpfen, auch wenn das bedeutete ihre Tarnung würde auffliegen? Nein, man hatte sie gelehrt, die Tarnung sei das wichtigste, das gewahrt werden musste. Also würde sie Ralof helfen, auch wenn sie es nicht gerne tat.
Ralof sah sie an. Nanija wirkte nachdenklich. „Alles in Ordnung mit euch? Ihr seht ein wenig blass aus.“
sie schüttelte den Kopf: „Lasst uns gehen“, und dann öffnete sie vorsichtig das Tor, das ins Innere von Korvanjund führte. Ralof folgte ihr, seine beiden Kriegsäxte zum Angriff bereithaltend.
Direkt am Tor hatte man keine Wache zurückgelassen. 'Welch sträflicher Fehler', dachte Nanija kopfschüttelnd. Etwas weiter hinten sahen sie zwei kaiserliche, die den Gang vor sich beobachteten, aber dem Eingang keinen Blick würdigten.
Ralof steckte seine Äxte weg und nahm seinen Bogen zur Hand. Nanija tat es ihm nach. „Ich den Rechten, ihr den Linken“, flüsterte er ihr zu und zielte. Nanija machte es genauso und wenige Sekunden später lagen die beiden Kaiserlichen tot auf dem Boden. Sie warteten einen Moment, ob es auffiel, das die beiden nicht mehr auf ihrem Posten standen, aber es tat sich nichts. Ralof wies Nanija an, zu warten und den Gang im Auge zu behalten, während er die anderen holte. wenige Minuten später standen Galmar und die restlichen der Truppe neben ihr. Ralof hatte sich wieder umgezogen und hielt Nanija ihre Rüstung hin. Ohne eine Wort zu sagen zog sie sich auch wieder ihre Sturmmantelrüstung an. Vorsichtig gingen sie weiter. Diesmal übernahm Galmar selbst die Führung. Sie drangen tiefer in die alten Tunnel ein. Immer wieder stießen sie auf zurückgelassenen Wachposten der Kaiserlichen, die sie schnell überwältigen konnten. In einer größeren Halle blockierte ein Tor den weiteren Weg. Die Kaiserlichen mussten es dich gemacht haben nachdem sie hier durch gekommen waren.
Galmar sah Ralof und Nanija an. Ihr durchsucht den oberen Bereich und schaut ob ihr eine Möglichkeit findet, wie man das Tor von dieser Seite öffnen kann. Gemeinsam gingen sie die Morsche Holztreppe rauf, die unter jedem ihrer Schritte grauenhafte Geräusche von sich gab. Aber sie hielt und brach nicht, wie Nanija schon befürchtet hatte unter ihnen zusammen. Auf einem Sockel der mit eine Druckplatte versehen war lag ein schwerer Dolch der die Platte hinunter hielt. Ralof wollte den Dolch an sich nehmen, aber Nanija hielt ihn zurück. „Es könnte eine Falle sein.“ Nanija untersuchte den Sockel und die Umgebung und dann nickte sie, „Ihr könnt den Dolch nun nehmen, wenn ihr wollt.“
Vorsichtig nahm Ralof den Dolch von der Platte. Sie hörten plötzlich ein schabendes Geräusch. „Bewegt sich unten was?“, rief Ralof leise hinab. Ein Kopfschütteln kam von Galmar als Antwort. Also mussten sie weiter suchen. Auf der anderen Seite fanden sie schließlich einen Drehhebel an einer Säule, der gut getarnt war. Wieder sah sich Nanija die Umgebung um den Hebel genau an, bevor sie ihn selbst betätigte.
„Gut gemacht“, hörte sie Galmar von unten sagen. Ralof und Nanija folgten den anderen so schnell sie konnten. Ihre Kameraden stießen mehrfach auf Leichen von Kaiserlichen und Draugen. Ralof lief ein Schauer über den Rücken. „Mein Vater hatte Recht, als er mich warnte, sich von solchen Ruinen oder Gräbern fern zu halten. Wie können die so überlebt haben?“
Nanija konnte diese Frage nicht beantworten. Es dauerte nicht lange und sie hatten die anderen wieder eingeholt. Sie standen vor einem langen Gang, der hinunter in eine größere Kammer führte. „Ein perfekter Ort für einen Hinterhalt“, meinte Galmar. Er überlegte kurz, dann wandte er sich an Nanija. „Ihr, Mädchen, geht dort hinauf und schaut, ob ihr nicht einen anderen Weg in die nächste Kammer findet. Wir werden hier warten.“
Nanija nickte und ging zu der Treppe, auf die Galmar gedeutet hatte. Ralof wollte ihr folgen, aber Galmar rief ihn zurück. Ihr bleibt hier. Wenn das wirklich eine Falle ist, brauche ich euch hier.“
Nanija war erleichtert, alleine gehen zu können. Vielleicht fand sie eine Möglichkeit ohne Blutvergießen weiter kommen zu können. Aber es sah nicht danach aus. Oben gab es einen kleinen Seitengang der in den nächsten Bereich führte. Und hier hielten sich acht oder neun Kaiserliche auf, die darauf zu warten schien, dass jemand aus dem Gang, vor dem Galmar und die anderen standen kommen würde. Man wusste also dass sie ihnen folgten. Eine andere Möglichkeit hier durchzukommen gab es nicht. Nanija überlegte einen Augenblick, was sie tun sollte. Selbst wenn sie alle über diesen kleinen Gang kommen würden, mussten sie anschließend an den kaiserlichen vorbei. Sie sah an der Decke einige Feuertöpfe hänge. Es war erstaunlich wie diese über die Jahrhunderte noch immer brannten. Der Boden der Halle war mit einem brennbaren Öl übergossen worden.
Nanija wollte sich gerade zurückziehen, um zu den Sturmmänteln zurück zu kehren, als einer der kaiserlichen Soldaten sich umsah und sie entdeckte. Er stieß einen Warnschrei aus und schon machten sich zwei Bogenschützen bereit um auf sie zu feuern. Nanija sprang zurück und zig ihren eigenen Bogen. Sie überlege nicht lange und feuerte einen Pfeil auf einen der Feuertöpfe an der Decke, der sich dadurch löste und zu Boden fiel. Das glimmende Feuer entzündete das Öl auf dem Boden und die Soldaten wichen zurück. Galmar erkannte das dass die beste Situation sei, durch den Gang zu stürmen und tat es mit den anderen. In dem Gewühl das entstand konnte Nanija nicht mit ihrem Bogen eingreifen ohne einen der Sturmmäntel zu treffen. Dann sah sie wie sich Ralof aus der Traube der kämpfenden mit einem Gegner löste. Sie bewegten sich die Treppe herab auf den Boden wo das Feuer langsam erlosch. Ein weiterer kaiserlicher Soldat löste sich aus der Menge. Er folgte Ralof und den anderen. Ralof konnte ihn nicht sehen, da der Mann sich in seinem Rücken befand und er genug mit seinem Gegner zu tun hatte. Nanija sah wie sich der Soldat langsam Ralof mit erhobenen Schwert näherte um es ihm in den Rücken zu rammen.
Sie zögerte ein paar Sekunden. Niemand könnte ihr einen Vorwurf machen, wenn Ralof hier starb. Aber sie würde ihre eignen Mission gefährden, denn es gab sonst niemanden der ihr vertraute und an dessen Seite sie so nah an Ulfric kommen konnte. Also zielte sie kurz und der Soldat brach hinter Ralof zusammen. Dieser hatte in dem Moment seinen eigenen Gegner den Gnadenstoß versetzt. Er sah erst erstaunt auf den von oben die Treppe herabstürzenden Mann und dann in Richtung Nanija. Danken hob er sein Schwert und lächelte zu ihr, bevor er sich wieder umdrehte und zu den anderen stürmte.
Nanija eilte die Balustrade entlang zum anderen Ende, wo sie eine Steintreppe entdeckt hatte, die sich hinunter brachte, so dass sie nicht den Weg den sie gekommen war zurückgehen musste. Als sie die anderen erreichte war der Kampf beendet. Von den kaiserlichen lebte niemand mehr und auch zwei der Sturmmäntel hatten ihr Leben gelassen und zwei waren leicht verletzt. Galmar sprach für die Gefallenen an Ort und Stelle ein Gebet an Talos und sagte dann: „Wir werden ihre Leichen später holen und sie anständig begraben.“
Ralof trat zu Nanija. „Danke, ihr habt mir eben das Leben gerettet.“ Seine blauen Augen strahlte sie glücklich an. Nanija setzte ein Lächeln auf. Glücklicherweise drängte da auch schon Galmar weiter und wies Nanija an, die Vorhut zu bilden.
Sie kamen nur langsam vorwärts, da Nanija sehr vorsichtig war und jeden Gang, den sie betraten genau in Augenschein nahm, bevor sie ihn entlang ging. Das war auch nicht verkehrt, denn immer wieder waren unter altem Wurzelwerk Bodenplatten versteckt, die Fallen auslösen konnten.
Sie hatten gehofft, die Kaiserlichen die sie zuletzt bekämpft hatten wären die letzten gewesen, aber in den Gängen, die sie entlangkamen fanden sie vereinzelt weitere Leichen, die von den Draugen, die hier im Grab ihr Unwesen trieben, getötet worden waren. Immerhin mussten sie nun nicht mehr gegen die Untoten ankämpfen. So gelangte die Gruppe schließlich zu einem großen verschlossenen Tor. Davor lagen zwei tote Kaiserliche und einige tote Drauge. Nanija blieb etwas zurück. Galmar untersuchte das Tor. „Verdammt, ich weiß nicht wie man diesen Mechanismus auf bekommen kann. Aber ich bin mir sicher die Zackenkrone befindet sich hinter der Tür.“ Er fluchte lautstark und schlug vor Wut mit seinem Hammer gegen die Tür, was allerdings keinerlei Wirkung zeigte.
Nanija sah sich genauer um und durchsuchte auch die beiden Leichen der Kaiserlichen. „Was soll diese Leichenfledderei?“ fuhr Galmar Nanija an. Nanija ließ sich nicht beirren und dann stand sie plötzlich mit triumphierenden Blick auf und hielt Galmar einen merkwürdigen Gegenstand, der wie eine Klaue geformt war, unter die Nase. „Das hier ist der Schlüssel zum Öffnen der Tür.“
Galmar nahm ihn ihr ab und steckte ihn in die Löcher im inneren Teil des Mechanismus. Nichts tat sich. „Ihr müsst zuvor die drei Ringe in die richtige Lage bringen. Wie die Anordnung ist, sollte ihr auf der Innenseite der Klaue ersehen können.“
„Woher wollt ihr das wissen?“ Galmar sah sie skeptisch an.
„Ich war schon einmal in so einem Grab, wo eine solche Tür war.“
Galmar schwieg und sah sich die Klaue genau an. Dann versuchte er die drei Ringe an der Tür so zu drehen, das sie Symbole die auf der Klaue waren direkt über dem Schoss zum Stehen kamen. Als das geschafft war versuchte er noch mal die Klaue in die Öffnungen zu stecken. Es dauerte einen Moment, bevor die Tür nun anfing, sich zu bewegen. Anerkennend nickte er Nanija zu.
Sie hatten erwartet hinter der Tür die Grabkammer zu finden in der sich die Zackenkrone befand, aber sie wurden enttäuscht. Der Gang hinter der Tür führte sie in weitere Hallen, in denen sie sich nun selbst mit dem dort aufwachenden Draugen beschäftigen mussten. Auch wenn zwei von ihnen verletzt waren, hatte sie keine allzu große Mühe, die Draugen zu töten. So gelangten sie schließlich zu einer kleinen dunklen Metalltür. Mit etwas kraft ließ sie sich öffnen. Sie betraten einen Raum, der wie eine Bibliothek aussah, mit den Regalen in den Nischen der Halle. Aber die Regale waren bis auf den Staub und Dreck, der sich über die Jahrhunderte angesammelt hatte, leer. Auf einem thronartigen Stuhl, der sich auf einem Absatz in der Mitte des Raumes befand, saß ein zusammen gekrümmter Drauge. Er wirkte trotz dieser Haltung größer, als die anderen Drauge die ihnen bisher in dem Grab begegnet waren. Neben dem Stuhl standen senkrecht zwei mit großen Platten verschlossenen Sarkophage. Der Drauge trug die Zackenkrone auf dem Haupt. Galmar stürmte los. Nanija hatte keine Chance ihn noch zu warnen, vorsichtig zu sein. Der alte Nord hatte nur einen Blick für die Krone. Als er den Draugen fast erreicht hatte erhob dieser plötzlich sein Haupt und seine Augen begannen bläulich zu leuchten. Der Drauge sagte ein Wort und Galmar flog rückwärts den anderen entgegen. Eine Druckwelle hatte ihn zurückgeschleudert. Während die erschrocken zurückwichen blieben Nanija und auch Ralof auf ihren Plätzen. Nanija erkannte, dass das was der Drauge getan hatte genau das war, was sie auf der Schlangeninsel mit dem Eisgeist tat. Nur war ihr immer noch nicht klar, was es bedeutete. Ralof hatte so etwas auch schon erlebt. Jarl Ulfric war in der Lage solche sogenannte Schreie von sich zu geben. Dafür war der Jarl auch Jahrelang zur Ausbildung hoch oben in Hoch-Hrothgar bei den Graubärten, den Meistern der Stimme, gewesen. Es war eine uralte Kunst, für die man lange und hartes Training brauchte. Es wurde gesagt, es handelte sich bei den Schreiben um die uralte Sprache der Drachen. Daher war es gut möglich, das Höhere Drauge sie zu Lebzeiten gelernt hatten und auch nach ihrem eigentlichen Ableben nun als Untote weiterhin beherrschten.
Aber weder Ralof noch Nanija hatten Zeit über die Fähigkeit des Wesens nachzudenken, denn der Drauge kam auf sie zu. Sie spürten dass er zu einem neuen Schrei ansetzte und als hätten sie sich abgesprochen sprangen sie gleichzeitig in verschiedenen Richtungen auseinander und wurden so von der Druckwelle verfehlt, die aber die hinter ihnen stehenden teilweise zu Boden warf. Noch bevor Nanija mit ihrem Bogen auf den großen Draugen schießen konnte, vielen die beiden Platten der Sarkophage zu Boden und zwei weitere Drauge kamen zum Vorschein. Sie waren kleiner aber hatten große Kriegsäxte in den halbverfaulten Händen. Sowohl Ralof als auch Nanija zogen sich etwas zurück. Nanija schoss aber dabei schon einige Pfeile auf die Untoten. Zwischenzeitlich hatten sich auch die restlichen Sturmmantelkrieger wieder von ihrer Überraschung erholt und zwei stürmten mutig auf den rechten der beiden dazugekommenen Draugen zu. Der Dritte kümmerte sich um Galmar und half dem alten Nord wieder auf die Beine.
Nanija blieb auf Abstand und schoss auf den großen Draugen mit Pfeilen, während sich Ralof entschlossen hatte, den anderen normalen Draugen mit seiner Axt anzugreifen. Nur dadurch dass die Untoten recht steif und unbeweglich agierten war hatten die drei Sturmmäntel überhaupt eine Chance ihren großen Kriegsäxten zu entgehen und selbst den einen oder anderen Treffer zu landen. Der große Drauge hatte sich entschlossen, die beiden Sturmmäntel die gemeinsam auf den rechten Untoten losgegangen war in den Rücken zu fallen. Er trug ein großes zweihändiges altes Verwittertes Schwert, das auch wenn es recht stumpf aussah, bei einem mächtigen Schlag imstande war, immer noch großen Schaden anzurichten, wie einer der beiden Sturmmäntel auch zu spüren bekam. Allerdings nur kurz, denn dann lag er auch schon tot am Boden. Seinem Gefährten gelang es noch den ursprünglichen Gegner, sein schwer in den Leib zu rammen, bevor auch er von dem Großen einen Kopf kürzer gemacht wurde. Zwischenzeitlich waren Galmar und der letzte der Strummäntel neben ihr und Ralof bereit ins Kampfgeschehen einzugreifen. Die Pfeile von Nanija zeige wenig Wirkung, wie sie erkennen musste. Ralof war es auch gelungen seinen Gegner unschädlich zu machen. R wandte sich daraufhin um und lief gemeinsam mit Galmar und dem anderen Mann auf den großen Draugen zu. Nanija legte ihre Bogen ab und beschloss ihr Schwert zu ergreifen. Der Galmar und Ralof attackierte den Draugen von rechts während der dritte Nord ihn versuchte von links in die Seite zu fallen. Der Drauge sprach wieder ein Wort aus und die Druckwelle schleuderte den Mann gegen eine Säule wo er bewusstlos zusammen brach, zumal er ja schon zuvor von den Kaiserlichen verletzt worden war. Der Drauge setzte zu einem mächtigen Schlag an mit dem er wohl sowohl Ralof als auch Galmar erwischt hätte, wenn Nanija nicht nun ihrerseits versuchte einen Schrei auszustoßen. Sie hatte keine Ahnung ob es gelingen und ob es was bewirken würde, aber sie sah keine andere Möglichkeit. Mit ihrem Schwert wäre sie nicht schnell genug gewesen. Also versuchte sie sich so gut es ging zu konzentrieren und sprach dann das Wort FUS laut und deutlich aus. Der Drauge wurde zurückgeschleudert und stand für ein paar Sekunden wie gelähmt da. Das nutzen alle drei verbliebenen Kämpfer aus. Nanija rammte das Draugen ihr Schwert von links in die rechte Seite während Ralof ihm seine Axt in die linke Schulter jagte und Galmar mit seinem schweren Kriegshammer die Brust des Draugens zertrümmerte. Den Kopf durfte er ja unglücklicherweise nicht treffen, da sich dort die Zackenkrone befand und es doch etwas Schade gewesen wäre, wenn sie Schaden davon getragen hätte. Galmar schlug, als der Drauge am Boden lag noch mal ordentlich mit seinem Hammer zu, damit das Wesen auch wirklich nie wieder aufstand.
Ralof stand nun da und sah Nanija mit einem schwer zu deutenden verwunderten Blick an. Er wusste gerade nicht was er von ihr halten sollte. Wer war sie? Wie konnte es sein, dass sie wie auch Ulfric einen Schrei beherrschte? Sie hatte behauptet sie wäre Jägerin. Aber Ulfric hatte immer gesagt, man bräuchte viele Jahre harten Trainings um auch nur Ansatzweise einen Schrei meistern zu können. Aber sie hatte nun gerade damit ihrer aller Leben gerettet.
Galmar sprach aus, was Ralof dachte, nachdem er die Zackenkrone vom haut des Draugen genommen hatte: „Wer seid ihr? Wo habt ihr die Fähigkeit zu schreien gelernt? Wer hat es euch beigebracht?“
Nanija stand selbst etwas verwundert da, denn auch ihr war es nicht klar wieso sie es konnte: „niemand hat es mir beigebracht. Es ist plötzlich in mir.“ Sie sah Ralof an. „Seit wir den Drachen in Weißlauf getötet haben. Ich verstehe es selbst nicht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Wissen vergrößere sich auf merkwürdige unerklärliche Weise.“ Sie senkte den Kopf. „Ich kann es nicht beschreiben, wie es sich anfühlte.“
Galmar schüttelte den Kopf. „Ihr solltet mit Ulfric darüber sprechen. Vielleicht weiß er mehr.“ Nanija nickte stumm. Dann ging sie zu dem verletzten Mann hinüber, der immer noch bewusstlos war. Er musste sich mehr Rippen gebrochen haben, als er gegen die Säule prallte. Vorsichtig half Ralof ihr den Mann auf den Boden zu legen. Er erwachte dabei und spuckte Blut. Galmar kniete sich neben den Mann. „Torn, meine Junge, wie fühlt ihr euch?“ „Ich spüre meine Beine nicht.“ flüsterte der Torn kaum hörbar. „Bitte tut was gegen die Schmerzen. Ich ertrage es kaum.“ Wieder hustete er und spuckte dabei einen Schwall Blut aus. Nanija durchsuchte ihren Beutel nach etwas das die Schmerzen lindern könnte. Glücklicherweise sank der Mann erst man wieder in Bewusstlosigkeit. „Ich habe nur ein paar Kräuter zur Wundbehandlung dabei aber nichts was bei diesen Verletzungen helfen könnte“, sagte sie.
„Er wird die Nacht nicht überstehen“, sagte dann Galmar. Er war recht bleich als er das sagte. Obwohl er ein alter Krieger, war, der viele hatte sterben sehen, trotzdem erschütterte es ihn jedes Mal aufs Neue, wen es eine der seinen traf und er hilflos zusehen musste. Langsam zog Galmar sein Messer aus der Scheide und dann stach er es Torn ins Herz.
Nanija sah den alten Mann entsetzt an. Wie konnte er einen seiner eigenen Leute einfach so umbringen? Galmar stand einfach auf und ging Richtung Ausgang ohne ein Wort zu sagen. Auch Ralof stand langsam auf, nachdem er noch ein Gebet für den Toten an Talos geschickt hatte. Dann folgte er Galmar. Nanija rührte sich nicht. Sie kniete weiterhin neben dem Toten. Auch wenn er ihr feind war, hatte er es doch nicht verdient durch die Hand seiner eigenen Leute zu sterben. Ihr Hass auf die Sturmmäntel wurde wieder etwas größer. Ralof merkte das sie nicht mitkam. Er drehte sich um. „Nanija kommt. Wir können hier nichts mehr machen.“ Sie rührte sich nicht. Ralof ging zu ihr zurück und ergriff ihren Arm um ihr aufzuhelfen.
„Fast mich nicht an!“, fuhr sie ihn wütend an. „Wie konntet ihr das eben nur zulassen?“
Ralof sah sie ernst an. „Meint ihr Galmar hat das eben Spaß gemacht? Aber es war der einzige Weg um ihn schnell von seinen Qualen zu erlösen. Ihr wisst genau dass er die Nacht nicht überstanden hätte. Und ihr habt selbst gesagt ihr habt ja auch gesagt, ihr hattet nichts dabei u in seine Schmerzen zu lindern. Es war das Humanste was Galmar tun konnte.“ Ralofs Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Nanija senkte beschämt den Blick. So hatte sie das nicht gesehen. Und auch ihr war klar, dass der Mann so oder so gestorben wäre. Also stand auch sie langsam auf und ging dann gemeinsam schweigend mit Ralof hinter Galmar her.
Sie hatten kaum gemerkt, dass schon der neue Tag angebrochen war, als sie den Eingangsbereich von Korvanjund erreichten. Galmar wies die beiden zurückgebliebenen Krieger an, die sollten draußen vor dem Grab wache zu halten. Er würde sobald er in Windhelm angekommen war einen Trupp Leute mit Wagen schicken, um die Toten zu bergen, denn er wollte sie nicht in diesem unseligen Grab verrotten lassen.
Auch wenn Galmar, Ralof und Nanija todmüde waren marschierten sie den ganzen Tag durch. Die Nacht verbrachte sie etwas abseits der Hauptstraße unter einem Felsvorsprung und sie unterließen es eine Wache aufzustellen. Die Sonne war noch nicht wieder aufgegangen, da brachen sie auch schon wieder auf um weiter nach Windhelm zu gehen. Sie aßen unterwegs etwas von ihrem restlichen Brot. So erreichten sie Windhelm am Mittag.

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9

Sonntag, 28. Juli 2013, 22:55

09 Zurück in Windhelm

Als Nanija, Ralof und Galmar die Ställe von Windhelm erreichten, waren sie ziemlich erschöpft. Nanija wollte nur noch in ihr Bett, Ralof und Galmar erging es nicht unbedingt anders. Aber zunächst mussten sie Ulfric noch Bericht erstatten und ihm die Krone überreichen. Es hatte leicht angefangen zu schneien. Sie betraten gerade die große befestigte Brücke über den Weißlauf, als ein lauter Mark erschütternder Schrei sie zusammen fahren ließ. Dann ertönte der verängstigte Ruf einer der Wachposten auf der Brücke: „Ein Drache! Talos stehe uns bei.“
Die drei gerade angekommenen drehten sich um und dann sahen sie ihn auch schon. Er setzte gerade zum Sturzflug an um die Kutsche, die vor den Ställen stand, anzugreifen. Dem Kutscher gelange es gerade noch, nachdem er sich von dem Schrecken beim Anblick dieser riesigen Bestie erholt hatte, vom Wagen zu springen und unter den Vorbau des Stalles zu flüchten. Das Pferd vor dem Wagen, das sonst die Gelassenheit in Person war, geriet in Panik und versuchte davon zu stürmen. Trotz angezogener Bremse gelang es dem Tier die Kutsche in Bewegung zu setzen und davon zu eilen. Dabei achtete es kaum auf den Weg und die Kutsche blieb an einem der am Wegesrand liegenden Felsen hängen und die Achse zerbrach. Trotzdem lief das Pferd so schnell es mit dem Hindernis hinter sich laufen konnte weiter. Es erreichte gerade die kleine Brücke, als der Drache sich auf das vollkommen verängstigte Tier stürzte. Er stieß einen Schrei aus und da Tier wurde zu einem Eisblock gefroren.
Nanija und Ralof hatten ihre Bögen zur Hand genommen und angefangen auf die Flügel des Drachen zu schießen. Auch die Wachen, die immer noch in Panik waren, denn so ein gewaltiges Wesen kannten sie ja nur aus den alten Märchen und Legenden, fingen an auf den Drachen zu schießen. Allerdings hielten sie hauptsächlich auf seine Brust, an der ihre Pfeile nutzlos abprallten.
„Die Flügel!“, rief Nanija, „Ihr müsst die verdammten Flügel treffen, damit er zur Landung gezwungen wird. Nur dann haben wir eine Chance.“ Sie rannte dem Drachen hinterher, der sich ein neues Ziel gesucht hatte. Eine der Ziegen, die zu dem kleinen Brandy-Krug Hof gehörten. Er setzte zum Steilflug an und erwische die Ziege ohne große Probleme und verschlang sie noch im Flug. Ralof folgte dicht hinter Nanija. Galmar hatte den Beutel mit der Zackenkrone unter einen der Wehrgänge abgelegt und hatte sich seinen großen Kriegshammer gegriffen. „Na los, schießt schon, wie das Mädchen sagt auf die Flügel!“ fuhr er die Wachen an, die immer noch nicht so recht wussten was sie tun sollten und es vorzogen im Schutz der Mauer zu bleiben.
Nanija schoss einen Pfeil nach dem nächsten auf den rechten Flügel des Untiers. Dabei versuchte sie nie die gleiche Stelle zu erwischen. Ralof machte es ihr nach allerdings beim anderen Flügel. Noch aber konnte sich der Drache mühelos in der Luft halten. Er starte einen Direktangriff auf Nanija und Ralof die mitten auf dem Weg standen und stieß einen Schrei aus, der die beiden, wären sie nicht im rechten Augenblick zur Seite gesprungen in Eisblöcke verwandelt hätte. Eine der Wachen, die Mutiger als die anderen war und ihnen direkt gefolgt war, hatte weniger Glück und erstarrte zu Eis. Galmar fauchte die Männer an, sie sollen gefälligst Nanija und Ralof unterstützen. Ansonsten würden sie die nächste Zeit in einer der Zellen im Kerker unten im Palast verbringen dürfen. Diese Androhung brachte Bewegung in die verängstigten Männer, denn sie wussten, das Galmar selbst dafür sorgen würde, das sie da unter nicht sonderlich gut behandelt werden würden.
So liefen sie vorsichtig hinaus und verteilten sich und taten es Nanija und Ralof nach und schossen auf den über ihnen kreisenden Drachen. Galmar dirigierte die Männer, da er selbst nichts tun konnte, solange der Drache in der Luft war. Mehrmals griff der Drache an und versuchte seine Gegner zu Eisblöcken zu verwandeln, aber diese waren schneller und es gelang ihnen immer rechtzeitig aus zu weichen. Die Löcher in den Flügeln des riesigen Wesens wurden immer größer und man konnte langsam erkennen, dass es immer mehr Mühe hatte, sich elegant in der Luft zu bewegen. Nanija gingen langsam die Pfeile aus. Bei Ralof war es auch nicht viel besser. Wieder setzte der Drache zu einem Sturzflug an. Aber er verschätze seine eigenen verblieben Kräfte und schlug hart auf dem Boden auf und zog eine lange Furche hinter sich her. Kurz vor der Brücke, auf der das eingefrorene Pferd mit der zerstörten Kutsche befand kam er zum Stehen.
Während der Drache sich erst mal berappeln musste und sich langsam zu seinen Feinden am Boden umdrehte, kamen diese mit gezogenen Waffen angestürmt. Beim Umdrehen schlug der Drache wild mit seinem langem Schwanz wütend hin und her. Dabei stieß er die Kutsche mit dem Pferd die Brücke hinab in den Fluss.
Galmar war als erstes bei dem Drachen, der ihn aber scheinbar nicht bemerkt hatte, da er sich auf die drei Wachen konzentriert hatte, die laut brüllend direkt auf ihn zu stürmten. „Nicht direkt auf ihn losgehen“, rief Ralof ihnen noch zu, aber die Wachen beachteten ihn nicht. Sie glaubten, jetzt wo der Drache am Boden war ein leichtes Spiel zu haben. Der Drache wollte gerade wieder eine Schrei ausstoßen, der die drei Männer wahrscheinlich voll erwischt hätte, als der letzte Pfeil, den Nanija noch hatte ihm im aufgesperrten Rachen traf. Schaden richtete dieser Pfeil nicht an, aber er sorgte dafür dass der Drache sie ein wenig verschluckte und damit den Schrei abbrach. Bis sich der Drache wieder gesammelt hatte, war Galmar neben dem Drachen angekommen. Mit seinem schweren Kriegshammer schlug er mit aller Macht auf den rechten Vorderlauf des Drachens. Das riesige Tier gab einen schmerzverzerrten Laut von sich und drehte sich so gut und schnell es trotz der neuen Verletzung konnte zu dem Mann der ihn gerade die Klaue zertrümmert hatte. Galmar sprang erstaunlich behände zurück und kam so gerade noch aus der Reichweite der gefährlichen Zähne die knapp einen halben Meter vor ihm zusammenschlugen. Ralof war zwischenzeitlich wie schon die anderen drei Soldaten auf der anderen Seite der Flanke des Drachen angelangt. Mit aller Macht schlug er mit seiner Axt unterhalb des Flügels in das verletzliche Fleisch des großen Tieres. Wütend fauchte der Drache auf. Seine Beweglichkeit am Boden war aber durch den Schlag von Galmar beeinträchtigt worden, so dass er nicht den Versuch machte, sich den neuen Peiniger zuzuwenden. Zwei der Soldaten waren zuvor bei der Drehung die der Drache machte, von einem gewaltigen Hieb mit dem Schwanz zur Seite gefegt worden, so dass nur noch Ralof und ein weiterer Soldat hier einsatzbereit waren. Mit seinem blutigen zerlöcherten Flügel versuchte er Ralof und den Soldaten von sich zu schieben. Aber es gelang ihm nicht. Nanija war unterdessen unterhalb des Drachenkopfes gelaufen, während dieser versuchte nach Galmar zu schnappen. Ihren nutzlosen Bogen hatte sie fallen gelassen und ihr Schwert gezogen. Mit aller Kraft stieß sie von unten ihr Schwert in die Kehle des Drachens. Völlig überrumpelt bäumte sich der Drache vor Schmerzen und Wut auf und risst den Kopf in die Höhe. Nanija, die ihr Schwert festhielt und wieder aus der kräftig blutenden Wunde zog, sprang so schnell sie konnte aus der Reichweite des Kopfes der Bestie. Während Ralof weiterhin seine Axt in die Seite des Untieres hieb und mit jedem schlag tiefer ins Fleisch eindrang stieß sein Gefährte immer wieder mit dem Schwert zu. Galmar nutzte den Moment wo der Drache sich aufbäumte um noch einmal kräftig mit seinem schweren Hammer gegen das schon angeschlagene Vorderbein zu schlagen.
Nanija hatte scheinbar eine wichtige Blutader erwischt, denn das Blut Schoß kräftig stoßartig der Wunde unten am Hals hervor und mit jedem Herzschlag wurde der Drache schwächer. Die Kämpfer zogen sich zurück um dem Ende aus sicherer Entfernung zuzuschauen. Wenige Augenblicke später brach der Drache tot zusammen. Ralof lief zu Nanija hinüber, die von oben bis unten mit Blut übergossen war. Er selbst sah auch kaum besser aus.
„Alles in Ordnung mit euch?“ Fragte er sie als sie bleich am Boden kniete. Sie nickte schwach. Und plötzlich befiel sie wieder das merkwürdige kribbeln, das sie schon nach dem Tot des Drachens in Weißlauf erlebt hatte. Und dann löste sich plötzlich wieder der Drache vor ihr auf. Jedenfalls fast, denn sein Skelett blieb, wie schon in Weißlauf zurück. Nanija fühlte ich stärker als zuvor und die Müdigkeit, die sie zuvor noch gespürt hatte war wie weggeblasen. Langsam stand sie auf und ging hinüber zu den beiden Soldaten die von dem Mächtigen Schlag des Drachenschwanzes zur Seite gefegt worden waren. Einer der beiden war tot. Er war mit dem Kopf gegen einen Felsen geschlagen. Der andere hatte mehr Glück gehabt.
Er schien nur einige heftige Prellungen davon getragen zu haben. Die nächsten Tage würde er sich kaum rühren können aber danach sollte es ihm wieder besser gehen. Galmar wie Ralof an ihm zu helfen, um den Soldaten gemeinsam in die Stadt zu schleppen. Nanija ging zu dem Soldaten hinüber der vom Drachen zu einem Eisblock gefroren wurde. Das Eis löste sich nun genau so auf, wie zuvor der Drache. Dem Mann konnte man aber nicht mehr helfen. Er war erstickt.
'Wieder zwei weniger', dachte Nanija. Dann suchte sie ihre Bogen, den sie fallengelassen hatte. Bei den Ställen sah sie den Kutscher, der immer noch zitternd und kreidebleich zwischen den Strohballen hockte. „Ihr solltet euch in die Stadt begeben und etwas trinken.“
Der Mann nickte ohne etwas zu sagen. Nanija drehte sich um, und ging zum Wehrgang an der Brücke, wo sie ihren anderen Sachen abgelegt hatte, bevor sie sich auf den Drachen gestürzt hatten. Sie nahm alles was dort lag und folgte Galmar und Ralof die sich mit dem Verletzten Soldaten abmühten. Als sie das Stadttor erreichte kam gerade Verstärkung aus de Festung. Niemand hatte gewusst wie man sich verhalten sollte. Galmar schickte vier der zehn Männer hinaus um die beiden Toten zu holen. Vier sollten sich am Ende der Brücke postieren während zwei draußen direkt vorm Tor bleiben sollten.
In der Stadt selbst herrschte beängstigende Stille. Kaum jemand außer den Stadtwachen war auf den Straßen zu sehen. Alle schienen sich in ihre Häuser zurückgezogen zu haben, als der Drache auftauchte. Es wirkte gespenstisch, weil normal war um diese Zeit am Nachmittag immer einiges los. Als sie endlich beim Palast ankamen und diesen betraten, machte sich gerade noch eine Gruppe von Soldaten bereit, nach draußen zu stürmen. Jorleif, der Voigt wirkte aufgeregt und wusste gar nicht was er zuerst organisieren sollte. Jarl Ulfric hielt es nicht auf seinem Thron sondern auch er lief hin und her und gab Befehle.
Als er die Ankömmlinge sah lief er ihnen sofort entgegen. „Galmar“, rief er während noch am Laufen war. „Sagt, was ist da draußen los? Treibt sich dort wirklich eine Drachen herum, der die Stadt und die Höfe angreift?“ Dann sah er das Galmar, Nanija und Ralof über und über mit Blut überschüttet waren. “Ihr seid ihm entkommen“, Sagte Ulfric dann und man sah ihm die Erleichterung an, das seinem alten Freund und langjährigem Weggefährten nichts passiert war. Der Jarl wies zwei der Frauen an, sich um den verletzten Soldaten zu kümmern. Nun sag schon, was ist da draußen los? Wo ist der Rest der Männer, die euch begleitet haben?“
„Ein Drache tauchte plötzlich wie aus dem nichts auf, als wir gerade die Brücke zur Stadt betraten. Es war ein harter Kampf, aber der Drache ist tot. Zwei der Wachen haben es nicht überlebt. Was den Rest von unserer Truppe angeht die wir aufgebrochen sind um die Krone zu beschaffen. Die haben wir zurückgelassen, damit sie sich um die Toten kümmern konnten, bis ein Wagen und Verstärkung eintrifft.
Wir drei sind vorausgegangen, um euch die Krone zu überbringen.“ Galmar nickte Nanija zu den Beutel mit dem Wertvollen Inhalt trug. Sie gab ihn Galmar, der die Zackenkrone aus dem Beutel holte und sie Ulfric übergab. Ulfric sah den Kopfschmuck an. Jorleif, sein Voigt der sich zu ihnen gesellt hatte, konnte sich einen Kommentar an seinen Jarl nicht verkneifen:
„Ich glaube ihr solltet Galmar einen Ausgeben. Er hatte tatsächlich recht.“
„Verdammt soll er sein, der alte Bär“, Ulfric schlug seinem alten Freund kraftvoll auf die Schulter. „ Ihr hatte wirklich Recht. Nun erzählt schon. Was ist genau passiert?“
„Wir haben einige unserer guten Männer verloren“, antwortete der alte Recke. Zuerst lauerten uns kaiserliche auf. Ich frage mich, woher sie wussten, dass wir nach der Zackenkrone gesucht haben und schlimmer noch, woher sie den Ort kannte, an dem sie verborgen war. Ich hoffe, dass es das wert war.“
Ulfric sah Galmar ein wenig erstaunt an: Ihr wart s doch, der sie unbedingt finden wollte. Und das Blut unserer gefallenen Helden wird Himmelsrand befreien, das dürft ihr keine Sekunde lang bezweifeln. Ich bin jedenfalls froh das ihr zurück seid.“ Er sah die drei an. „Ihr solltet euch nun erst mal etwas saubermachen und anschließend erwarte ich euch drei zum Abendessen an meiner Tafel. Ich möchte einen genauen Bericht von euch haben, was vorgefallen ist.“
Die drei nickten und wollten sich in ihre Quartiere begeben. Doch Jorleif hielt Nanija zurück, als sie gerade die Kaserne betreten wollte. „Einen Augenblick, Nanija. Ich habe einen Brief für euch von eurer Tante. Wartet bitte, ich hole ihn sofort.“ Nanija setzte ein Lächeln auf und blieb in der Tür stehen. Ralof der hinter ihr war, meinte:
es ist schön, wenn man Verwandte und Freunde hat. Meine Schwester schickt mir auch regelmäßig Briefe. Ich allerdings schreibe etwas seltener zurück, was sie mir dann, wenn ich mal zu Besuch bei ihr in auch immer gleich vorhält“, grinste er.
„Ich habe mir vorgenommen mich selbst auch zu bessern, sagte Nanija leise. „ Die letzten Jahre habe ich den Kontakt fast abbrechen lassen, da ich viel unterwegs war und es keinen festen Ort gab wo ich mich aufgehalten habe.“
Ralof wollte gerade nachfragen, wo sie denn alles gewesen sei, da kam aber schon Jorleif zurück und reichte ihr lächelnd den Brief.
„Ich danke euch, Jorleif.“, Sie nahm den Brief an sich und ging dann hinauf zu den Unterkünften der Sturmmäntel. Ralof folgte ihr. Plötzlich blieb Nanija stehen. Ralof der damit nicht gerechnet hatte stieß gegen sie. Bei der Berührung zuckte Nanija merklich zusammen und Ralof sah wie sie sich verspannte. Sofort trat er einen Schritt zurück:
„Was ist mit euch?“ fragte er verwundert.
„Gibt es hier eigentlich etwas wie ein Bad? Einen Raum, wo man sich komplett waschen kann?“ Sie machte eine Pause. „Nur für Frauen.“
Ralof sah Nanija lächelnd an, was sie allerdings nicht bemerkte, da sie sich nicht umgedreht hatte.
„ja, am Ende des Gangs, wo die Schlafräume der weiblichen Soldaten sind ist ein Raum, der als Bad und Waschkammer genutzt wird. Dieser liegt an der Außenwand, so dass man durch einen Abfluss, das Wasser gleich nach draußen fließen lassen kann, wenn man es gebraucht hat.“ Bevor Nanija etwas sagen konnte, meinte, er noch. „Wir Männer haben genau so einen Raum. Und ich denke den werde ich auch sogleich aufsuchen. Jorleif wird bestimmt dem Quartiermeister schon Anweisung gegeben haben, Wasser warm machen zu lassen.“
Ralof Spürte die Erleichterung von Nanija, als er von den getrennten Räumen sprach. „Ich danke euch für die Auskunft“, sagte Nanija leise und dieses Mal meinte sie es wirklich ernst. Als sie ihre Quartiere erreichten trennten sie sich. Nanija ging zunächst auf ihr Zimmer, welchen zurzeit leer war. Meggi war wohl gerade unterwegs, worüber Nanija nicht Unglücklich war.
Sie setzte sich auf einen Stuhl und zog als ersten den Brief ihrer „Tante“ hervor. Nichts ließ erkennen das er nicht von einer alten Dame geschrieben war, die sich nach dem Befinden ihrer Nichte erkundigte und ein wenig von dem erzählte, was ihr selbst die letzte Zeit widerfahren war. Nanija brauchte kein Code Buch oder ähnliches sie konnte, den wahren Inhalt auch so lesen.
Man versicherte ihr, das man glücklich darüber war, das sie es geschafft hatte sich den Sturmmänteln anzuschließen und dabei auch noch in die Nähe ihres größten Widersachers zu kommen. Sie sollte so viel wie möglich über die Pläne von Ulfric und seinen Männern in Erfahrung bringen. Dabei sollte jedes Mittel recht sein, notfalls auch gegen ihre eigenen Leute, den Kaiserlichen, vorzugehen. Das war etwas was Nanija gar nicht gefiel. Sie dachte an den armen Soldaten den sie hinterrücks erschießen musste, um so weiterhin als Mitglied der Sturmmäntel anerkannt zu werden. Nun sie hatte, als sie nach Cyrodiil geschickt wurde, einen Eid geschworen, jedes Opfer für das Kaiserreich zu bringen. Wie dumm war sie damals gewesen. Sie hätte in Einsamkeit bleibe sollen und sich aktiv an dem Kampf beteiligen sollen. Aber jetzt war es zu spät. Sie hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Und sie würde alles tun, um ihre Aufgabe so gut es ging zu erfüllen. Früher oder Später würde sie selbst auch die Gelegenheit bekommen sich selbst an den ihr verhassten Sturmmänteln zu rächen.
Nanija beschloss ihre Antwort später zu schreiben. Nun wollte sie erst mal den Dreck und das Blut loswerden. Sie nahm aus ihrem Schrank ein sauberes Hemd, eine Hose und ein Handtuch. Dann legte sie sich auch ihre alte Lederrüstung aufs Bett. Diese würde sie wohl heute zum Abendessen tragen, da ihre Sturmmantelausrüstung sicherlich über Nacht trocknen musste. Sie begab sich in den von Ralof beschriebenen Raum am Ende des Gangs. Hier standen mehrere große Bottiche, die man zum Baden benutzen konnte. Vor dem Kamin, in dem nur ein kleines Feuer brannte, konnte man Wasser heiß machen. In der einen Ecke neben der Tür stand ein großer Behälter der mit Wasser gefüllt war. Hieraus konnte man die kleinen Bottiche füllen. Auf der dem Kamin gegenüber liegenden Seite standen ein paar Eimer mit Waschbrettern.
Nanija entkleidete sich bis auf ihre Unterhose und Hemd und beschloss zunächst ihre Rüstung zu säubern, bevor sie selbst ein Bad nahm. Sie hatte gerade damit angefangen, als ein Junge angerannt kam.
„Oh“, sagte er verschüchtert ganz leise. „Ich wusste nicht, dass ihr schon hier seid. Ich soll euch Wasser heiß machen.“
Nanija lächelte den Jungen an. „Ihr könnt gehen, ich brauche kein warmes Wasser.“
„Seid ihr euch sicher, dass ihr in dem kalten Wasser baden wollt?“
Nanija nickte und scheuchte den Jungen dann hinaus. Nach gut einer Stunde war sie mit Waschen und baden fertig. Sie begab sich noch etwas auf ihr Zimmer, bevor sie sich dann hinunter in die Große Halle zum Abendessen machte.

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10

Dienstag, 21. Januar 2014, 14:23

10 Bankett beim Jarl

Nanija merkte nicht, wie schnell die Zeit verging, nachdem sie sich auf ihr Zimmer zurück gezogen hatte. Sonderlich Wohl fühlte sie sich nicht, dass sie sich an der Tafel des Jarls mit hinsetzen zu sollen. Aber es wäre unhöflich, nun nicht zu erscheinen. Als sie die große Halle betrat, saßen schon alle an der großen Tafel. Man schien nur noch auf sie zu warten.

"Ah, da seid ihr ja. Wir haben schon auf euch gewartet", meinte Galmar etwas ungehalten. Nanija hatte das Gefühl, er genoss es, sie hier vor allen herunter zu putzen. Oder war es einfach nur seine Art, so aufzutreten? Nanija fiel es schwer, den alten Mann richtig einzuschätzen.
Nanija holte tief Luft: "Entschuldigt die Verspätung", erwiderte sie mit leiser schüchterner Stimme ohne einen Grund zu nennen. Alles andere erschien ihr unpassend. Sie kam sich eh ziemlich fehl am Platze vor, mit ihrer alten einfachen Lederrüstung. Alle am Tisch, mit Ausnahme des Voigts und dem Mann der am Ende auf der anderen Seite, schräg gegenüber von Ralof am Ende der Tafel saß, trugen Sturmmantelgewandungen. Sie spürte die missbilligenden Blicke einiger der höheren Offiziere, die nahe des Jarls am Tisch saßen. Ralof sah ihr aufmunternd lächelnd zu. Auch er schien sich hier ein wenig unwohl zu fühlen. Nanija ging langsam zum Tisch und setzte auf dem einzig freien gedeckten Platz neben Ralof. Ihr gegenüber saß nun der alte Mann der mit einer dunkelgrauen Robe gekleidet war. Von seiner Haltung her, so wie er an seinem Platz saß, machte einen verschlafenen Eindruck, aber Nanija wusste, dass das täuschen konnte. Seinen Augen wirkten alles andere als verschlafen und gelangweilt. Vor diesem Mann würde sie sie ich acht nehmen müssen, dachte Nanija.
Die Tafel war gut gefüllt. Es lag ein halber Eber auf einer großen silbernen Platte. Dazu gab es diverse Gemüsesorten und Kartoffeln.
"Lasst uns anfangen, bevor das Essen kalt wird", sagte der Jarl mit lauter Stimme, nachdem Nanija Platz genommen hatte. „Nach dem Essen werden uns Galmar, Ralof und..." Ulfric sah Nanija an. Diese fühlte sich unter den Blick noch unwohler als eh schon und überlegte ob sie ihren Heimatort preisgeben sollte. Sie entschied sich dafür, denn sie hatte ihn ja auch schon bei ihrer Gefangennahme in Helgen genannt. Außerdem war die Gegend um Dämmerstern so wild und zerklüftet, und es gab dort viele Orte und Gehöfte wo sich kaum ein Mensch hin verirrte, außer den dortigen Bewohnern. "Nanija, aus den Bergen von Dämmerstern", sagte sie schließlich leise aber deutlich und sah den Jarl dabei direkt an. Dieser nickte ihr lächelnd zu und fuhr fort, "und Nanija berichten was sich in Korvanjund zugetragen hat und was sie gefunden haben." Die Anwesenden begannen leise zu raunen, und dann begannen mehrere Diener das halbe Tier zu zerlegen und zuerst dem Jarl zu servieren und gingen dann den anderen Anwesenden. Zu trinken gab es Met und Alto Wein. Nanija ließ sich etwas von dem Wein einschenken und bat dann darum, noch etwas Wasser zum Verdünnen zu bekommen. Ansonsten würde sie nach zwei Gläsern wahrscheinlich kaum noch etwas von dem, was an der Tafel vorging, mitbekommen. Und es war besser, sie würde nüchtern bleiben. Des Weiteren fragte sie sich eh, was sie hier sollte. Wahrscheinlich war sie nur hier, da sie dummerweise gemeinsam mit Galmar und Ralof zurückgekommen war. Galmar saß neben Ulfric. Er hatte ihm schon in Kurzform erzählt wie sie die Krone im Grab gefunden hatte. Während des Essens schwiegen die Meisten, da sie damit Beschäftigt waren ihre Teller zu leeren. Nanija war erstaunt, dass es relativ gesittet zuging. Sie hatte etwas anderes erwartet. Aber niemand fiel aus der Rolle oder wurde laut. Später erfuhr sie, das Ulfric es, nachdem es das ein oder andere Mal bei solchen Anlässen zu Streitereien und unangebrachten Szenen gekommen war, wo der ein oder andere meinte sich an den weiblichen Bediensteten fast vergreifen zu müssen, es bei Strafe verboten hatte, zu viel zu trinken und sich Sinnlos zu betrinken. Wer sich nicht dran hielt, durfte mehrere Tage im Gefängnis unter der Festung verbringen, das in drei Etagen aufgeteilt war. Und kaum jemand hatte den Wunsch dort zu landen und so hielten sich alle an das Gebot ihres Jarls.
Der Koch war gut und schien auch seine Gehilfen vernünftig ausgebildet zu haben. Er schaute öfters durch die Tür der Küche, wie das Essen ankam und wies seine Gehilfen an, bei Bedarf die Schüsseln mit Kartoffeln, Gemüse und Soßen aufzufüllen. Sie hatte garnicht bemerk, wie hungrig sie gewesen war. So unauffällig wie möglich beobachtete Nanija die Männer an der Tafel, während sie sich ihr Essen schmecken ließ.
Bis auf Ralof, Galmar, Jorleif und dem Jarl kannte sie bisher niemanden der Anwesenden. Sie versuchte den Gesprächen, die die Männer führten zuzuhören, aber da die Meisten recht leise sprachen bekam sie kaum was mit. Sie sah das der Magier ihr gegenüber sie beobachtete, tat aber so als würde sie es nicht bemerken und tat so als würde sie dem Gespräch von Ralof und seinem Tischnachbarn folgen
Als alle gesättigt waren räumten die Diener die Tafel ab und nur die Metkrüge und Weinpokale blieben auf den Tischen. Ulfric forderte Galmar nun auf, allen zu erzählen, was passiert war. Dem kam der alte Mann auch sogleich nach und er erzählte was sie gefunden hatten und wie sie daran gekommen waren. Als er fast fertig war, sah er nachdenklich zu Nanija hinüber. "Ulfric, es gibt da übrigens noch etwas über das ich gerne mit euch, sowie dem Mädchen und Ralof alleine unterhalten möchte. " Nanija bemühte sich unbeteiligt zu schauen. Ralof nickte nur und Ulfric, wirkte etwas erstaunt und nickte dann auch und meinte, dann lasst uns gleich in das Arbeitszimmer gehen, nachdem wir unser weiteres Vorgehen besprochen haben."
Ulfric kündigte dann kurz an, auch wenn die Zackenkrone nun in seinen Händen war, wollte man noch nicht direkt gegen die kaiserlichen Truppen vorgehen. Die Sicherung ihrer jetzigen Gebiete war erst mal noch wichtiger. Dazu stand die Ernte bevor und man würde sich selbst ins Fleisch schneiden, wenn man ausgerechnet jetzt den Krieg beginnen würde. Besser war es jetzt anzufangen Vorräte zusammen zu sammeln, so dass man möglicherweise zum Ende des Winters losschlagen könne. Die Truppen sollten vorerst, sofern sie nicht direkt zur Sicherung der Grenzbereiche benötigt wurden, auf Jagd gehen. In den Wäldern von Rift gab es ausreichend Wild, wo man Jagen konnte ohne gleich die komplette Fauna aussterben zu lassen. Dazu gab es dort reichlich wilde Beeren, Kräuter und andere essbare Pflanzen die man sammeln und einlagern konnte. Nanija hörte schweigend zu. Sie wunderte sich das Ulfric so rücksichtsvoll seinem Volk gegenüber vorging.
Allerdings sah man es dem einen oder anderen Offizier an, das er damit nicht einverstanden war. Trotzdem nickten sie letztendlich und Stimmten den Pläne zu. Nanija beschloss, das sie noch heute einen Brief an ihre „Tante“ schreiben würde. Damit, das sich die Sturmmäntel noch länger zurückhalten würden, damit hatte eigentlich niemand gerechnet. Nanija wusste, dass man im Kaiserreich davon ausging, dass es bald mit dem offenen Krieg losgehen würde. Denn es war klar, dass die kaiserlichen wesentlich mehr Männer und Frauen zusammen bekommen würden, als es die Sturmmäntel taten. Und je länger sie warten würden, desto schlechter würden im Prinzip ihre Chancen werden, was die Truppenstärke anging.
Als alles geklärt war, bat Ulfric Galmar, Ralof und Nanija ihm zu folgen. Galmar winkte zusätzlich noch den alten Magier dazu, was den Jarl etwas wunderte. Der Magier, dessen Name Wuunfeth war, sah Nanija an bevor sie gemeinsam aufstanden um den anderen zu folgen. „Ihr scheint euch hier nicht sonderlich wohlzufühlen, Mädchen, habe ich Recht?“ Vernahm sie plötzlich die tiefe leise Stimme des Mannes ihr Gegenüber. Sie sah den Hofzauberer direkt an. „Ja, das seht ihr richtig. Ich fühle mich hier ein wenig fehl am Platz und hoffe, mich bald zurück ziehen zu können ohne unhöflich zu erscheinen, denn ich bin doch ziemlich erschöpft von den letzten Tagen. Wir sollten sehen das wir den anderen folgen." versuchte sie das Gespräch mit dem alten Mann abzuwürgen. Dieser Nickte bedächtig und dann gingen auch sie in das Arbeitszimmer des Jarls das sich neben der Thronsaal befand. Galmar schloss hinter ihnen die schwere Holztür.
"Was gibt es das ihr nicht vor den anderen sagen wolltet, Galmar" fragte Ulfric nun seinen Freund und Berater. Galmar warf einen Blick auf Nanija, die unter seinem Blick rot wurde. es gefiel ihr überhaupt nicht so in den Mittelpunkt gerückt zu werden, denn sie befürchtete, das das ihre Aufgabe erschweren würde.
"Nun, es geht um das Mädchen. Sie besitzt die Fähigkeit wie ihr, die alte Sprache der Drachen zu nutzen und kann Schrei, wie ihr es nennt anwenden."
Der Jarl sowie auch der Magier sahen nun Nanija erstaunt an. "Ist das wahr?"
Nanija nickte zurückhaltend. "Es scheint so zu sein."
"Wer hat es euch beigebracht?"
Nanija begann langsam zu erzählen, was in letzter Zeit geschehen war. Als sie geendet hatte schwiegen alle eine Weile. Ulfric wusste zunächst nicht, was er davon halten sollte. Dann meinte Wuunfeth: "Mein Jarl, ich würde vorschlagen, das Nanija zu den Graubärten geht. Vielleicht haben die gelehrten Männer eine Erklärung, dafür, warum sie die Fähigkeit besitzt von den sterbenden Drachen das Wissen aufzunehmen. Ich habe von so etwas noch nie gehört oder gelesen. Und irgendwo ist es eine merkwürdiges zusammentreffen, das zeitgleich plötzlich Drachen auftauchen."
Ulfric und Galmar nickten zustimmend. " Ja, Wuunfeth, ihr habt recht." Ulfric sah Nanija ernst an. "Ihr solltet euch nach Hochrothgar begeben. Angeir, einer der Graubärte, wie man die weisen Männer dort oben nennt, wird euch möglicherweise mehr sagen können. Ihr Wissen ist sehr umfangreich, allerdings teilen sie es nur selten mit anderen. Aber euer Fall wird sie sicherlich interessieren und sie werden euch helfen mehr heraus zu finden und mit dieser Fähigkeit umzugehen."
Nanija sagte nichts. Noch nie hatte sie so eine Art Angst in sich verspürt. Auf die Idee, das es einen Zusammenhang zwischen ihr und den Drachen geben könnte war sie bisher noch nicht gekommen. Warum hatte ausgerechnet sie so eine Fähigkeit? Was hatte die Götter, an die sie ja eigentlich selbst nicht so recht glaubte und von denen sie sich bisher im Stich gelassen fühlte, vor mit ihr? Oder sollte ihr damit eine Möglichkeit gegeben worden sein, ihren Plänen gegen die Sturmmäntel vorzugehen, besser nachzukommen?
Ralof konnte sehen, das Nanija sich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlte. Er stand dicht neben ihr und am liebsten hätte er seinem Arm um sie gelegt, aber er wusste, das das keine gute Idee war. So ergriff er nur vorsichtig ihre Hand und hielt sie fest. Nanija, die in ihren Gedanken versunken war, ließ Ralof gewähren und versuchte nicht sich ihm zu entziehen.
"Nanija?" Ulfrics Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah ihn verwirrst an. "Ja?"
"Ihr werdet so bald wie möglich aufbrechen."
Immer noch etwas abwesend nickte Nanija nur. Ralof der immer noch ihre Hand festhielt antwortete. "Ich werde sie zu den Graubärten begleiten."
Ulfric schüttelte den Kopf. "Nein, für euch habe ich eine andere Aufgabe. Ihr werdet nach Rifton gehen und Jarl Leila ein wenig auf die Finger schauen."
Ralof wollte protestieren, aber Ulfric ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Bis Ivarstatt werdet ihr das Mädchen begleiten können, aber von da aus muss sie alleine weitergehen." Der Jarl sah Nanija an. "Nur wer die 7000 Stufen alleine bewältigt, wird zu den Graubärten vorgelassen." Dagegen konnte Ralof nichts sagen und es blieb ihm nichts übrig als zuzustimmen. Es wurde beschlossen, das Nanija in drei Tagen aufbrechen sollte. Ralof würde sie mit einer kleinen Gruppe bis Ivarstatt begleiten und dann weiter nach Rifton gehen.

CKomet

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11

Montag, 18. August 2014, 10:39

11 Blut auf Eis

Fast die ganze Nacht hatte sich Nanija wieder mehr oder weniger schlaflos in ihrem Bett hin und her geworfen. Erst in den frühen Morgenstunden schlief sie richtig ein und wurde dann erst wach, als es auf die Mittagszeit zuging. Ihre Sturmmantelrüstung, die sie am Abend zuvor neben die Feuerstelle gehängt hatte, war über Nacht getrocknet, so das Nanija diese wieder anziehen konnte.

Zu den Graubärten.... Ein eiskalter Schauer lief Nanija bei dem Gedanken über den Rücken. Kaum jemand hatte die in völliger Abgeschiedenheit lebenden Männer zu Gesicht bekommen. Geschichten und Sagen rankten sich um die Graubärte und es wurde behauptet sie wären schon mehrere 100 Jahre alt. Was würde sie dort oben auf dem Hals der Welt erwarten? Würde man sie wirklich vorlassen? Sie schüttelte den Kopf und hoffte, so an etwas anderes denken zu können während sie sich ankleidete. Aber es gelang ihr nicht wirklich. Bilder von uralten Männern tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, umkreist von einem riesigen Drachen. Was war das? Fragte sie sich? Eine Vision? Ein Tagtraum? Geboren aus ihrer Angst? Sie setzte sich auf die Bettkannte und legte sich die Hände an die Stirn und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, so, wie sie in der Kaiserstadt gelernt hatte. Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder. Dann fing sie an eine Nachricht für ihre Vorgesetzten in Einsamkeit zu schreiben, in der sie ihnen mitteilte, das die Sturmmäntel vorerst noch keinen Großangriff planten und sich drauf konzentrierten ihre Vorräte für den Winter aufzustocken, wie immer getarnt als Brief an ihre angebliche Tante. Dass man sie für ein Drachenblut hielt behielt Nanija aber lieber für sich.

Dann ging sie in den Gemeinschaftsraum, wo Ralof auf sie wartete. "Ich dachte schon, ihr wolltet heute überhaupt nicht mehr aufstehen", grinste er sie an. Nanija sagte nichts und nahm sich einen der Äpfel, die in einer Schüssel auf dem Tisch standen und begann ihn langsam zu essen. "Lasst uns ins Gasthaus Kerzenschein gehen, um etwas Anständiges zu essen. Ich lade euch ein", Ralof sah Nanija an. Diese musste sich zusammenreißen nicht um nicht genervt zu klingen. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gesagt, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Sie fühlte sich von ihm zu sehr bedrängt und ständig umschwirrt so dass sie nie mal wirklich alleine sein konnte. Aber andererseits brauchte sie ihn ja auch weiterhin, um einfacher an Informationen zu kommen. Also zwang sie sich freundlich zu bleiben, als sie sagte:

„Bitte seit mir nicht böse Ralof, aber ich würde gerne ein wenig alleine durch die Stadt gehen und ein wenig für mich sein und einkaufen gehen.“
Nanija sah seinen enttäuschten Blick. „Aber wir können heute Abend gemeinsam ins Gasthaus gehen, wenn ihr möchtet.“ Sie sah ihn lächelnd an. Er nickte erfreut und so verabredeten sie, dass sie sich nach Sonnenuntergang in der großen Halle des Palasts treffen wollten und dann ins Kerzenschein gingen.

Nanija hatte überlegt, zuerst zum Alchemisten zu gehen und dort ein paar Kräuter zu bestellen. Zuvor ging sie aber noch zum Haus Kerzenschein, wo sie den Brief für ihre "Tante" bei der Wirtin abgab und bat ihn einen Boten nach Einsamkeit mit zu geben. Da sie wieder anfing schlecht zu schlafen, wollte sie wieder ihren alten Schlaftrunk zubereiten, den sie die letzten Wochen weggelassen hatte. Nachdem sie den Palast verlassen hatte, ging sie zur kleinen Gasse, die durch Viertel der mittelständigen Nords und einiger der höheren Offiziere führte, bevor man zum Marktplatz kam. Diese Gassen und die Vorgärten hier schienen die einzigen Orte in der tristen Grauen Stadt zu sein, wo ein paar Blumen und Kräuter wuchsen. Nanija konnte sich einfach nicht vorstellen, dass man hier leben wollte. Ralof hatte ihr, als er sie bei ihrem ersten Besuch in Windhelm durch die Stadt führte ein Haus gezeigt, dass leer stand. Er war am überlegen, den Jarl zu fragen, ob er es erwerben konnte, da er wenn er nicht im Dienst war eh die meiste Zeit hier in Windhelm verbrachte.

Nanija suchte, nachdem sie den Marktplatz erreicht hatte, den alten Alchimisten Nurelion auf. Sie sagte ihm, was sie gerne hätte und der alte Nord versprach es ihr für den nächsten Tag zur Abholung bereitzustellen. Anschließend ging sie weiter zur Schmiede. Der Schmied Oengul Kriegs-Amboss selbst war nicht da, nur seine Gehilfin Hermir war am Arbeiten. Nanija konnte die Frau nicht leiden. Ihre übertriebene Schwärmerei für den Jarl war kaum zu ertragen für Nanija. Aber sie musste so tun, als würde sie ihrer Meinung sein. Leider gab es das, was Nanija haben wollte nicht. Sie hatte mal von besonders stabilen Pfeilen aus Ebenerz gehört, die aber sehr schwer zu bekommen waren, da das Erz selten war und dann eher für Rüstungen und Schwerter verwendet wurde. Die Gehilfin verwies sie ab an Sadris, der einen Laden im grauen Viertel hatte, das hauptsächlich von den Dunkelelfen bewohnt war. Er hatte oftmals seltene Gegenstände in seinem Angebot, auch wenn ihr nicht immer klar war, woher er es haben mochte. Damit wollte sie wohl andeuten, dass er in illegale Handlungen verstrickt war. Nanija war das egal und sie machte sich auf, um in das Viertel am anderen Ende der Stadt zu kommen.

In den verwinkelten Gassen des grauen Viertels traf Nanija nur wenige Leute. Es waren fast nur Wachen unterwegs. Was ihr auffiel war, das wenige Kinder in den Gassen rumtobten. Nur ein Junge mit seinem Kindermädchen war zu sehen. Nanija schenkte ihnen keine weitere Beachtung und suchte das Haus des Gemischtwarenhändlers Revyn Sadri auf. Zu seinem Bedauern konnte der Dunmer ihr zur Zeit nicht helfen. Er wollte aber bei seinen Zulieferern entsprechende Pfeile bestellen. Er konnte aber nicht sagen, wann diese eintreffen würden, da er sie aus dem fernen Solstheim beziehen würde. Je nach Wetterbedingungen konnte es bis zu zwei Monaten dauern, ehe er sie hier hatte. Nanija bedankte sich bei dem Mann und versprach sie würde öfters vorbeischauen und sehen, ob sie eingetroffen wären. Da es zwischenzeitlich Mittag geworden war kaufte sie sich zwei Äpfel und eine wenig geräucherten Schinken. Des Weiteren kaufte sie einen großen Vorrat an Pfeilen mit Stahlpfeilen, weil sie ja keinen mehr hatte. Dann verließ sie den Laden wieder.

Nanija überlegte was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte. Sie beschloss zum Hafen hinunter zu gehen. nachdem sich nun das Wetter aufklarte und die Sonne herauskam, wollte sie sich dort ein ruhiges Plätzchen suchen, wo sie den Nachmittag verbringen konnte ohne großartig gestört zu werden. Sie machte es sich schließlich am Ende des Hafens auf der Kaimauer gemütlich. von dort hatte sie einen herrlichen Überblick über den Fluss und den Hafen, wo sie die Arbeiter bei ihren Beschäftigungen zuschauen konnte. Erstaunlicherweise waren die meisten Argonier, die wie sie gehört hatte in einem der großen Lagerhäuser am Hafen wohnten. Wie schon die Khajiit wurden auch die Argonier als mindere Wesen angesehen, die man lieber direkt in den Städten nicht sehen wollte. Nanija hatte bisher mit diesen Wesen kaum was zu tun gehabt, daher konnte sie auch nicht sagen, ob diese Entscheidung wirklich Sinnvoll war.

Auf alle Fälle genoss sie die Ruhe, die sie hier hatte sehr. Es war das erste Mal seit Helgen, das sie wirklich für sich war und keinen um sich herum hatte. Auch wenn es erst ein Monat her war, das sie in Helgen gefangen genommen wurde, kam es ihr schon wie eine Ewigkeit vor. Und sie hoffte sehr, dass man sie bald zurück beordern würde, damit sie sich den Kampf gegen die Sturmmäntel anschließen konnte und nicht, wie bisher geschehen gegen ihre eigenen Leute vorgehen musste. Alles kam ihr im Moment vollkommen falsch vor, der Ort an dem sie war, die Menschen, an dessen Seite sie sich zur Zeit befand und dazu noch die Geschichte mit den Drachen. Während sie so in Gedanken versunken war, merkte sie kaum wie die Zeit verstrich und es anfing dunkel zu werden.

Nanija sputete sich, damit die so schnell wie es ging zum Palast zurückkam. Ralof würde sich sonst sicher Sorgen machen und sie suchen gehen. Außer Atmen erreichte sie schließlich den Palast, wo Ralof auch schon auf sie wartet.

„Nanija, ist alles in Ordnung mit euch? Ihr seid ja vollkommen abgehetzt!“ fragte er besorgt.

Nanija sah ihn lächelnd an.

„Tut mir leid, ich habe mich ein wenig in der Zeit vertan und musste halt etwas schneller laufen, damit ich noch halbwegs pünktlich bei euch sein konnte. Gebt ihr mir bitte noch ein paar Minuten, damit ich mich etwas frisch machen kann und meine Einkäufe weglegen kann?“

Ralof nickte. Er hatte schon Angst gehabt sie würde ihn komplett versetzten und war nun Glücklich das sie doch gekommen war. Jeder Moment, den er nicht an ihrer Seite verbringen konnte, kam ihm verschenkt vor. Er konnte sich kaum vorstellen wie es ohne sie sein würde. Das wollte er auch nicht. Es war schon schlimm genug, das sie alleine hoch zu den Graubärten gehen musste.

Nach ein paar Minuten kam Nanija zurück. „Ich wäre soweit.“

„Dann mal los.“ Ralof überlegt ihr seinen Arm zu reichen, ließ es dann aber doch lieber sein. So gingen sie dann gemütlich hinüber zum Gasthof. Sie fanden einen kleinen Tisch an der Seite. Ralof übernahm die Bestellung und es dauerte nicht lange bis sie ihr Essen auf dem Tisch hatten. Als sie fertig waren erzählte Ralof ihr, das er für die Mission nach Rifton drei weitere Männer dabei haben würde. Er hatte sie heute Nachmittag gemeinsam mit Galmar ausgewählt. Mit ihnen war er schon öfters unterwegs gewesen, nur hatte er zuvor nie selbst das Kommando gehabt. Das war für ihn jetzt auch was vollkommen Neues. „Ihr werdet eure Aufgabe schon gut meistern, da bin ich mir sicher“, sagte Nanija lächelnd zu ihm. Er seufzte.
„Ich wäre glücklicher wenn ihr bei mir sein könntet.“

„Das wäre ich auch“, antwortete Nanija und in dem Augenblick meinte sie es sogar ernst. Denn alles andere wäre besser als alleine die 7000 Stufen ins Ungewisse erklimmen zu müssen. Ralof sah sie strahlend an. Dann fragte er sie: „Habt ihr schon Pläne für morgen?“ „Nur die Kräuter bei Nurelion abholen, sonst nichts“, schüttelte Nanija den Kopf. Doch dann überlegte sie es sich anders. „Ich möchte bevor wir nach Ivarstatt gehen, noch mal an einem ruhigen Ort testen, ob ich das „Schreien“, wie es wohl genannt wird, jederzeit nutzen kann.

Ralof dachte kurz nach. „Auf der anderen Flussseite hinter den Höfen wäre ein guter Platz, würde ich mal vermuten. Dorthin kommt kaum jemand. Ihr sollte das auch nicht alleine machen. Lasst mich euch begleiten.“

Nanija nickte zustimmend. Es wäre sicherlich gut falls etwas schief geht, wenn jemand in der Nähe wäre. Also beschlossen sie am nächsten Morgen gemeinsam zeitig aufzubrechen. Da es schon spät geworden war, verließen sie nachdem Ralof bezahlt hatte den Gasthof und gingen zurück zum Palast. Trotz der Feuerschalen, die vom Haupteingangstor der Stadt zum Palast brannten, war es recht dunkel. Der Himmel war wieder Wolkenverhangen. Die ersten Schnellflocken begannen vom Himmel zu fallen. Die beiden waren noch nicht weit gekommen, als plötzlich aus Richtung vom Friedhof ein lauter panischer kurzer Schrei die Nachtruhe durchbrach.

„Habt ihr das auch gehört?“, fragte Ralof Nanija, die nickte. „Lasst uns nahschauen gehen, was da los ist.“ Er zog seine Axt, die er immer bei sich hatte. Nanija nahm ihr Messer zur Hand und folgte Ralof, der vorging. Als sie am Friedhof ankamen standen schon vier Leute um eine auf dem Boden liegende Gestalt. Die am Boden liegende Frau war tot und über un über mit Blut verschmiert. „Was ist geschehen?“, fragte Ralof die Stadtwache, die sich über die Tote gebeugt hatte.

„Schon wieder ein Mädchen tot,“ sagte die Stadtwache bedauernd. Das ist Susanna aus dem Haus Kerzenschein.“

Nanija erkannte sie nun auch wieder. Das Mädchen hatte ihnen das Essen an den Tisch gebracht. Nanija hatte mitbekommen, dass sie die Wirtin bat, heute etwas früher gehen zu dürfen, was diese auch erlaubt hatte. Das war wohl nun der Preis dafür.

„Noch eine?“ fragte Ralof dann sogleich. „Ist das schon mal vorgekommen?“

„Susanna ist die dritte.“

„Wurden denn bei den anderen keine Untersuchungen eingeleitet? Die Wachen nicht erhöht?“ Ralof schüttelte den Kopf.

„Durch den Krieg haben wir sowieso schon zu wenig Personal. Niemand von uns hat die Zeit sich um die Untersuchungen zu kümmern. Und mehr Leute bekommen wir auch nicht.“ Die Wache machte eine kurze Pause. „Aber wenn ihr helfen wollt, dann befragt die Gaffer, ob sie was gesehen haben. Ich werde mich um die Leiche kümmern, bevor sich die Ratten darüber hermachen.“
Ralof nickte und wandte sich dann an den kleinen älteren Mann. Es war Calixto Corrium, dem im grauen Viertel das Kuriositäten Museum gehörte.

„Habt ihr gesehen, was passiert ist?“

„Es ist immer traurig, wenn jemand sterben muss“, sagte der Mann. „Aber es tut mir leid, ich habe nichts gesehen Ich machte gerade meinen abendlichen Spaziergang, als ich den Schrei hörte. Ich dachte jemanden davonlaufen zu sehen, aber ich konnte nicht s erkennen. Meine Augen sind im Dunkeln nicht mehr die besten.“

„Okay“, sagte Ralof und wandte sich dann an Silda, die stadtbekannte Bettlerin.

„Habt ihr gesehen, was hier passiert ist?“

Silda schüttelte den Kopf. „ich habe einen Schrei gehört und bin sofort hierher gerannt, aber sie war bereits…. In diesem Zustand… als ich hier ankam. Ich habe auch niemanden gesehen.“

„Was ist mit euch, Helgird?“ fragte Ralof dann die Priesterin, die sich um die Halle der Toten kümmerte. „Habt ihr gesehen was passiert ist?“

„Ähhhm.. nein. Tut mir leid. Ich hörte den Schrei unten im Tempel und bin dann sogleich hochgekommen um zu sehen was passiert ist. Aber mir ist aufgefallen, das ihr Goldbeute noch intakt ist.“ Sie zeigte auf den Gürtel der Leiche. „Wer immer das auch getan hat, hatte es also nicht auf ihr Gold abgesehen.“

Dann wandte sich Helgird an die Wache. „Am besten wäre wohl ihr bring die Leiche hinunter in die Halle der Toten, wo ich sie besser untersuchen kann.“

„Ja, gut.“

Dann sprach Ralof die Wache an. „Ich habe mit den Zeugen gesprochen.“

„Ich habe es mitbekommen… Wie immer… niemand hat etwas Brauchbares gesehen. Der Dreckskerl ist schon wieder entkommen.“

„Es könnte mehr dahinterstecken“, sagte Ralof. „Lasst uns euch helfen.“

„Wenn ihr glaubt ihr könnt das, dann nur zu“, antwortete die Wache. „Aber ihr müsst erst mit Jorleif reden. Wir können nicht jeden herumlaufen und behaupten lassen, er sei in offizieller Funktion unterwegs. Wenn er damit einverstanden ist reden wir weiter.“

„Schön ich werde mit Jorleif reden. Ich hoffe er ist noch wach um das gleich erledigen zu können.“ Dann drehte Ralof sich zu Nanija an, die die ganze Zeit geschwiegen hatte. „Kommt, lasst uns gehen, hier können wir im Moment eh nichts machen.“

Sie nickte schweigen und so gingen sie dann zurück zum Palast. Jorleif saß noch im Arbeitszimmer über ein großes Buch gebeugt und überprüfte die Finanzen, als Nanija und Ralof zu ihm traten. „Was führt euch noch zu mir zu so später Stunde?“, fragte der Voigt die beiden.

„Es geht um die Morde, die in der letzten Zeit in der Stadt geschehen sind“, antwortete Ralof. „Soeben wurde wieder ein Mädchen getötet.“

Jorleif seufzte: „Nicht schon wieder. Und die Stadtwachen scheinen unfähig zu sein, etwas dagegen zu machen…“

„Die Wache sagte mir, sie wären zu wenig Leute.“

Jorleif senkte den Kopf: „Ja, das kann ich leider nicht abstreiten. Das Problem ist, das die Wachen nicht bereit sind, mal über ihren Schatten zu springen und ein paar der Dunmer in ihren Reihen aufnehmen. Zwingen können wir sie leider nicht, das bringt nur mehr ärger als das es helfen würde. Wenn ihr aber, solange ihr hier in der Stadt seid, helfen könntet und die Morde untersuchen würdet, wäre ich euch sehr dankbar.“

„Natürlich machen wir das.“ antwortete Ralof, er sah dabei zu Nanija, die langsam zustimmend nickte.
„Gut“, sagte Jorleif. „Dann werde ich die Wachen darüber informieren, dass sie euch die Untersuchungen machen lassen und euch notfalls auch unterstützen.“

Ralof und Nanija wünschten dem Voigt eine gute Nacht und begaben sich zu den Unterkünften, wo auch sie sich trennten.

„Ich hoffe ihr seid mir nicht böse, dass ich eure Pläne für morgen über den Haufen geworfen habe?“ fragte er Nanija vorsichtig ein wenig schuldbewusst.

Nanija schüttelte den Kopf: „Nein, das geht in Ordnung.“

„Treffen wir und dann gleich gegen 7 Uhr, um zum Tatort zu gehen und dort vielleicht noch ein paar Spuren zu finden, bevor alles zertrampelt wird?“

Nanija nickte zustimmend und wünschte Ralof dann eine gute Nacht.

Nach einer unruhigen Nacht erschien Nanija pünktlich um 7 in der großen Halle, wo Ralof schon wartete. Sie schnappte sich einen Apfel und dann brachen sie auch schon auf zur Stelle, wo sie in der Nacht das Mordopfer gefunden hatten. Es hatte über Nacht ein wenig geschneit, was ihre Arbeit erschweren würde. Sie trafen auf eine Wache, die am Tatort stand. Von ihr erfuhren sie, dass die Leiche in die Halle der Toten gebracht worden war um zur Bestattung vorbereitet zu werden. Während Ralof und Nanija zur Halle der Toten hinübergingen sagte Ralof: „Helgird ist etwas verrückt, aber wenn sie von etwas eine Ahnung hat, dann sind es Leichen.“ Nanija schüttelte den Kopf, auch solche Menschen musste es geben.
Als sie die Halle der Toten betraten hörten sie Helgirds Stimme: „Großer Diagonaler Schnitt von der linken Schulter…“

„Ist euch etwas Sonderbares an der Leiche aufgefallen?“ fragte Ralof, als sie bei der Priesterin ankamen.

„Nun, sie ist tot, aber das ist wohl nicht ungewöhnlich, jedenfalls nicht für jemanden in diesem Raum. Mich natürlich ausgenommen.
Verzeiht, ich habe nur einen kleinen Spaß gemacht.“

Ralof ignorierte es und fragte: „Und die Leiche?“

„Ach ja, natürlich! Das einzige ungewöhnliche ist die Form der Schnitte. Sie sehen aus, als stammen sie von… nun, die alten Nords haben solch geschwungenen Klingen beim Einbalsamieren ihrer Toten verwendet. Ich weiß nicht, wer in Windhelm so etwas überhaupt haben könnte. Außer mir, natürlich. Oh… damit stehe ich hoffentlich nicht auf der Liste der Tatverdächtigen?“

„Was könnt ihr uns über die beiden anderen Toten sagen?“

„Diese wurden in zwei Nächten hinter einander getötet, drüben an den anderen Gräbern. Aber sie starben nicht an dem Ort wo sie gefunden wurden. Denn dort war zu wenig Blut zu finden, dafür dass ihre Körper fast blutleer waren. Und das lag nicht daran, dass sie einem Vampir in die Hände gefallen waren. Diese hätte sie nicht so verstümmelt und ihnen noch einige Knochen und Hautteile entfernt. Diese Leichen waren ein schauderhafter Anblick. Das kann ich euch sagen. Diese für eine anständige Beerdigung zu präparieren war wirklich eine Herausforderung.“

Ralof schüttelte den Kopf. „Falls ihr noch etwas findet, lasst es mich wissen.“

„Ich würde mir nicht zu viele Hoffnungen machen. Und nun muss ich aber wieder zur Leiche zurückkehren. Es ist viel Arbeit, sie fürs Grab vorzubereiten.“

Ralof und Nanija verließen die Halle der Toten. „Was machen wir nun?“ fragte Ralof. „Der Mörder muss gestern gestört worden sein, Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet dass sein Opfer noch einen Schrei ausstieß und damit auf sich aufmerksam machte. Wohin könnte er geflohen sein? Er ist weder uns noch Edda begegnet und wir kamen auf denselben Weg zum Tatort. Calixto schien vom Marktplatz aus gekommen zu sein. Die Wache war auf dem Hauptweg.“

„Dann bleibt nur noch der Fluchtweg zwischen den Häusern durch.“ sagte Nanija. „lasst uns einfach mal den Weg dort entlang nehmen.“

Langsam gingen sie zunächst die Treppe hoch. Sie sahen sich dabei genau um auch wenn sie dachten es wäre eh hoffnungslos, zumal die vorherigen Morde schon etwas zurück lagen. Plötzlich sagte Nanija:

„Ralof, dort am Rand der Treppe… ist das getrocknetes Blut?“

Ralof bückte sich neben Nanija. „Ja, ihr habt Recht, da ist Blut.“

Es war auf dem dunklen Untergrund kaum zu erkennen, wenn man nicht genau hinschaute. Auf Knien krabbelnd suchten sie die Treppe weiter ab. Etwas weiter oben wurden sie erneut fündig und fanden ein paar getrocknete Blutflecke. „Wir scheinen auf der richtigen Spur zu sein“ meinte Ralof. Nanija nickte. Sie kamen nur sehr langsam voran. Als es Mittag wurde beschlossen, sie eine Pause zu machen und erst mal etwas zu essen. Sie gingen ins Gasthaus Kerzenschein. Trotz dem plötzlichen Tod einer Mitarbeiterin war Betrieb wie immer. Ralof und Nanija suchten sich wieder einen ruhigen Platz an der Seite und bestellten etwas zu essen und trinken.

Anschießend gingen sie zurück und untersuchten weiter den Weg. Manche der Anwohner und Passanten schauten zwar ein wenig skeptisch, sagten aber nichts und ließen sie machen. Es war später Nachmittag als sie erneut fündig wurden. Diesmal am Rand des Weges vor dem verlassenen Haus, auf das Ralof mal ein Auge geworfen hatte.

„Seht dort, an auf dem Boden vor der Tür“ sagte Nanija zu Ralof. „Da ist ein recht großer deutlicher Fleck zu sehen. Es scheint so, als würde jemand im Haus gewesen sein.“ Ralof nickte. Er versuchte die Tür zu öffnen. Aber die war verschlossen.
„Hmm… irgendwer muss einen Schlüssel für das Haus haben um reinkommen zu können.“ Ralof dachte nach. „Wir sollten zu Jorleif gehen und ihn fragen, wer einen Schlüssel haben könnte.“

So gingen sie dann zurück zum Palast. Jorleif und ein paar weitere Angestellte des Jarls, waren gerade am Essen, als sie die große Halle betraten. Der Jarl und Galmar unterhielten sich nebenan lautstark. Als Jorleif die beiden kommen sah, stand er auf und ging ihnen entgegen.

„habt ihr schon etwas herausfinden können?“ fragte er Ralof und Nanija.

Ralof nickte. Hjerim, das leerstehende Haus…. Es sieht so aus als wäre dort jemand drinnen gewesen. Vor dem Eingang waren Blutspuren zu finden. Wisst ihr wer den Schlüssel für das Haus hat?“

Jorleif sah die beiden erstaunt an. „Den Schlüssel verwahre ich. Er hängt nebenan im Arbeitszimmer, wo er immer griffbereit ist. Kommt, lasst uns nahschauen ob er noch da ist.“
Die drei gingen ins Arbeitszimmer, grüßen Ulfric und Galmar die sich immer noch hier aufhielten. Die beiden standen am großen Tisch über einer riesigen Karte von Himmelsrand und stritten über strategisches Vorgehen. Jorleif führte Ralof und Nanija zur anderen Seite wo sein Arbeitstisch stand und an der Wand an der Seite ein paar Schlüssel hingen.

„Seht, das hier ist der für Hjerim. Nehmt ihn und schaut euch bitte im Haus selbst um.“ Er reichte ihn an Ralof der ihn entgegen nahm. Dann machten sich Ralof und Nanija wieder auf zu dem verlassenen Haus. Es ließ sich ohne Problem öffnen. Innen sahen sie weitere Blutflecke auf dem Boden. Ein paar leere Metflaschen lagen auf dem Boden verteilt herum. Ansonsten wirkte das Haus recht verlassen. In den Ecken hingen Spinnweben von oben nach unten. An der einen Wand stand eine Truhe. Diese musste vor kurzen genutzt worden sein. Denn an einigen Stellen war der Staub verwischt. Vorsichtig öffnete Nanija die Kiste. Es war zu ihrer Erleichterung nichts drinnen zu finden. Gemeinsam suchten sie weiter im Haus. An der dem Eingang gegenüber liegenden Seite fanden sie ein Regal in dem ein Haufen Steckbriefe zu finden waren. Dieser Bereich des Hauses wirkte sauberer und es waren kaum Spinnweben vorhanden.

Hier unten war erst mal nichts weiter zu sehen, also gingen sie die Treppe nach oben hoch. Oben fanden sie nichts außer ein paar zusammengestapelter Stühle auf einem Bett, was merkwürdig aussah. Aber sonst war hier scheinbar seit langen niemand gewesen, wie man anhand des Staubs auf dem Boden sehen konnte. Sie gingen wieder nach unten.

„Irgendwie kommen mir die beiden Schränke hier merkwürdig vor“, sagte Nanija zu Ralof. „Sie passen nicht in das verlassene Haus. Außerdem müsste hier noch ein Raum sein. Denn oben gab es diese Ecke nicht.“

Ralof ging zu dem Schrank an der Wand und öffnete ihn. Der Schrank war leer. „Hier ist nichts“, meinte er.

„Lasst mich mal sehen.“ Nanija schob Ralof zur Seite und untersuchte den Schrank genauer. Sie klopfte an die Rückwand und es hörte sich merkwürdig an. Dann fuhr sie vorsichtig die Innenseiten mit ihrer Hand entlang. Und tatsächlich fand sie in der unteren linken Ecke einen Hebel, denn sie betätigte. Damit öffnete sich die Rückwand des Schranks und ein weiterer Raum dahinter kam zum Vorscheinen. Der Gestank der ihr entgegenschlug, ließ sie erst mal zurücktaumeln. Ralof fing sie auf, sonst wäre sie umgefallen.

„Alles in Ordnung mit euch?“, fragte er besorgt. Nanija nickte. „Ja, es geht wieder.“

Ralof nahm seinen Umhang und hielt ihn sich als Schutz vor Mund und Nase und betrat nun den Raum. Nanija tat es ihm nach und folgte ihm. In dem kleinen Raum waren überall auf dem Boden Knochenreste und irgendwelche nicht identifizierbaren Körperteile verteilt. An der einen Wand war eine Art Altar aufgebaut, auf dem auch Knochen und Blut zu finden waren. Und ein Tagebuch sowie ein merkwürdig aussehendes Amulett. Ralof nahm das Tagebuch an sich, dann verließen sie den Raum und schlossen die Schranktür. Nun konnten sie wieder einigermaßen durchatmen. Beide waren sie recht bleich durch den Anblick und Gestank dessen was sie vorgefunden hatten.

„Lasst uns gehen, Nanija“, sagte Ralof zu seiner Gefährtin. „Ich denke hier finden wir nicht mehr.“

Nanija nickte nur, ohne etwas zu sagen. Als sie beide das Haus verlassen hatten setzen sie sich in der kühlen klaren Luft erst mal auf die Treppe. Sie hatten nicht gemerkt wie die Zeit verflogen war, während sie das Haus durchsucht hatten. De Sonne war am unter gehen. Ralof reichte Nanija das Amulett.

„Habt ihr so etwas schon einmal gesehen?“ Die angesprochene schüttelte den Kopf. „Was steht im Tagebuch?“, fragte sie nun.
Ralof kramte das Buch hervor und begann vorzulesen. Es begann mit einer Auflistung von Körperteilen. Dann folgte einen unverständliche Passage, was daran liegen könnte das es nicht richtig übersetzt wurde und dann kamen noch richtige Tagebucheinträge, wo unteranderem auch ein erster fehlgeschlagener Versuch, Susanna zu töten, aufgeführt war.

„Wir sollten es Jorleif zeigen. Vielleicht hat er eine Idee wo wir anschließend weiter machen können“, meinte Ralof. Nanija nickte. Dann fiel ihr ein:

„Geht ihr schon mal vor, ich muss ja noch zu Nurelion, meine Bestellung holen.“

„Es wird schon dunkel und der Mörder läuft noch frei umher. Ich begleite euch lieber.“

„Wenn ihr möchtet“, dann gingen sie los. Nurelion war gerade dabei aufzuräumen und wollte gleich schließen, als Nanija und Ralof herein kamen.

„Entschuldigt bitte das ich jetzt erst komme, aber wir hatten waren den ganzen Tag beschäftigt“, sagte Nanija zu dem alten Alchemisten. Die lächelte nur und meinte, das wäre doch kein Problem. Er gab ihr die bestellten Kräuter und Zutaten. Nanija steckte sie in ihre Gürteltasche und bezahlte sie. Dann verließen sie den Laden und gingen zurück zum Palast.

Sie fanden Jorleif wie meist im Arbeitszimmer. Sie sagten ihm, was sie vorgefunden hatten und zeigten ihm das Amulett und das Tagebuch. Der Voigt konnte damit auch wenig anfangen, gab ihnen aber den Rat mit Viola Giordano zu sprechen, die sich auch ein wenig mit dem Fall beschäftigt hatte, wenn auch nicht offiziell. Die alte Frau war als Klatschbase bekannt. Wegen des Amuletts sollten sie mit Calixto sprechen. Möglicherweise hätte dieser eine Idee, um was für eine Art Amulett es sich bei dem Fund handelt. Er selbst wollte veranlassen, dass man das Haus erst mal Gründlich reinigen würde. Dann wollte er auch das Schloss austauschen lassen und die Wachen beordern verstärkt einen Blick auf das Haus zu haben, damit das nicht wieder vorkommen würde.

Nachdem sie alles besprochen hatten begaben sich Nanija und Ralof in ihre Quartiere. Nanija mischte sich ein paar der Kräuter in einem Becher Wasser. Damit konnte sie endlich mal wieder durchschlafen.

Am folgenden Morgen wartete Ralof wie gehabt auf Nanija. Sie frühstückten diesmal im Speisesaal mit einigen der anderen Soldaten. Ralof unterhielt sich angeregt mit ihnen, während Nanija nur schweigend zuhörte. Als sie fertig waren suchten sie zunächst Viola auf. Diese machte gerade ihre morgendliche Runde durch die Stadt.

„Nach dem, was den anderen Frauen zugestoßen ist, fürchte ich um meine eigenen Sicherheit“, meinte die alte Frau. „ Es werden immer wieder Frauen ermordet, und doch kümmern sich die Wachen nur um den Krieg. Seid auf der Hut“, dabei sah sie Nanija direkt an. „Der Schlächter könnte hinter jeder Ecke lauern! Ich verfolge ihn schon seit Wochen, oder sollte ich besser sagen, ich versuche ihn zu finden. Die Wachen wollen mir nicht helfen. Außer mir glaubt niemand dass es möglich ist ihn zu fangen. Sie sagen sie hätten wegen des Kriegs alle Hände voll zu tu. Aber was bringt es, einen Krieg zu gewinnen, wenn wir immer noch von einem aus unserer Mitte terrorisiert werden? Es ist ihnen ja nicht gelichgültig. Es denkt nur keiner von ihnen daran, etwas dagegen zu unternehmen. Die Leute sagen, ich störe jeden nur mit meiner Schnüffelei. Dabei versuche ich doch, Leben zu retten!“

Endlich machte sie eine Pause. Nun zeigte Ralof ihr das Tagebuch.

„Was? Und was steht da?“

„Etwas über Experimente mit Leichenteilen.“

„Wuunferth!“, Panik war in den Augen der alten Frau zu sehen. „Nur der Hofmagier kann etwas damit zu tun haben. Um ihn ranken sich schon seit Jahren Gerüchte. Soweit ich zurückdenken kann, um genauer zu sein. Er ist ein gefährlicher Mann: Deshalb nennt man ihn auch den „unlebendigen“. Ich würde ihn nicht direkt konfrontieren.“

Nanija konnte sich das nicht wirklich vorstellen. Sie hatte sich mit dem Mann unterhalten an ihrem ersten Abend und auch wenn er zu den Sturmmänteln gehörte, machte er ansonsten keinen bösartigen Eindruck auf sie.

Während Nanja ihren Gedanken nachhing sprach Viola weiter: „Ihr müsst mit diesen Informationen direkt zum Voigt gehen. Er wird euch zuhören und wissen was er tun muss.“

Ralof bedanke sich für die Auskünfte bei der alten Frau und dann gingen er und Nanija weiter zu Calixto.

„Glaubt ich, dass es Wuunferth war?“ fragte Nanija Ralof. „Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen, aber ich kenne ihn ja auch kaum.“

„Ich weiß es nicht. Magier insgesamt sind mir schon immer ein wenig suspekt vorgekommen. Ansonsten habe ich bisher kaum etwas mit ihm zu tun gehabt um mir ein Urteil über ihn bilden zu können.“

Dann schwiegen sie beide, bis sie das Haus des Kuriositätenhändlers erreichten.

Wieder war es Ralof, der mit dem Mann sprach:

„Wisst ihr irgendwas über dieses Amulett?“ fragte Ralof Calixto.

„Lasst mich mal sehen….“, er nahm das Amulett in die Hände und drehte und wendetet es mehrfach hin und her, bevor er es Ralof zurück gab. „Ah ja. Das ist der Mühlstein. Ein traditionelles Symbol für Windhelms Macht. Es wird üblicherweise vom Hofmagier getragen. Ich wäre… ähm… daran interessiert, es zu erwerben, das heißt, wenn ihr euch davon trennen wollt.“

„Sollte man es nicht dem Hofzauberer geben?“

„Wuunferth? Pah. Das hat einen rein zeremoniellen Zweck, und er hat keinen Gebrauch dafür. Außerdem würde ich ihm das Ding auch nicht gerne geben. Verursacht mir eine Gänsehaut. Angeblich versucht er sich in Totenbeschwörung.“

Ralof sah Nanija fragend an. Diese schüttelte den Kopf.

„Nun, ich denke, ich wird es erst einmal behalten.“ Sagte Ralof dann.

„Wie ihr wollt“, die Stimme des alten Mannes klang enttäuscht. „Das hat aber nur Sammlerwert. Ich wünsche euch viel Glück dabei, jemanden zu finden, der es so sehr zu schätzen weiß wie ich!“

Ralof und Nanija verabschiedeten sich von dem Händler und begaben sich zurück zum Palast. Sie trafen Jorleif alleine in der großen Halle an.

„Und konntet ihr etwas neues in Erfahrung bringen?“ fragte er die beiden.

Ralof sah etwas betreten zu Boden. „Es spricht wohl einiges dafür, das Wuunferth der Täter ist. Das Amulett gehört dem Hofmagier.“

„Wuunferth? Ich kann es nicht glauben. Er war Ulfric über viele Jahre ein zuverlässiger Freund. Es schmerzt mich, feststellen zu müssen, das an den Gerüchten etwas Wahres dran war. Wuunferth wird festgenommen werden. Ich danke euch dafür, dass ihr dieser Angelegenheit mit solcher Sorgfalt auf den Grund gegangen seid. Die Straßen von Windhelm werden nun wieder sicher sein.“

Jorleif rief ein paar der Palastwachen zu sich und dann ging er mit ihnen zu den Gemächern des Hofmagiers. Ralof und Nanija sahen keinen Grund sic ihm anzuschließen und beschlossen den palst zu verlassen. Es war gerade Mittag und demnach noch viel Zeit bis zum Abend. Ralof fragte Nanija, ob sie jetzt noch hinaus hinter die Höfe wollten um ihre Stimme zu testen. Nanija nickte und so machten sie sich auf den Weg.

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12

Dienstag, 19. August 2014, 16:15

12 Aufbruch nach Hoch-Hrothgar

Ralof und Nanija schritten zügig aus. Ihr Ziel war der verlassenen Turm an der Grenze zu Morrowind, wo kaum noch jemand lang ging. Die meiste Zeit schwiegen die beiden und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Als sie losgegangen waren, schien die Sonne, doch je weiter sie nach Nordenosten gingen, desto mehr zog sich der Himmel zu. Als sie an der zerfallen und eigentlich verlassenen Hütte, die sich am Wegesrand ein Stück hinter dem Frostdiestelhof befand, ankamen, hielt Nanija Ralof zurück.

„Irgendwas stimmt da vorne nicht. Es steigt Rauch aus dem Karmin aus. Sagtet ihr nicht, dass das Haus unbewohnt ist?“

„Als ich das letzte Mal hier war, war es unbewohnt. Aber gut möglich das sich Jäger oder schlimmer noch, Banditen dort nieder gelassen haben.“ Er dachte kurz nach. „Wir sollten vorsichtig nachschauen was da los ist. Wenn dort wirklich Banditen Unterschlupf gefunden haben, sollten wir sie vertreiben, bevor sie sich über die nahegelegenen Höfe hermachen.“

Also schlichen sie beide langsam näher heran. Dabei hielten sie sich im Schutz der am Wegesrand wachsenden Schneebeerensträucher. Nanija hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Als sie nahe genug am Haus waren, erkannten sie drei Personen, die sich im Inneren aufhielten. Zwei von ihnen schienen recht viel getrunken zu haben, wie man an ihren doch recht lauten Stimmen erkennen konnte. Der Dritte, welches wohl der Anführer war, schien ihnen deshalb gerade eine Standpauke zu halten. An der Art der Bewaffnung erkannten Nanija und Ralof, das es sich nicht um Jäger handelte, sondern um Banditen.

Wenn wir jetzt da reinplatzen, haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite“, flüsterte Ralof Nanija zu. „Ihr schießt zuerst auf den Anführer, dann kümmern wir uns um die beiden anderen. Wir schleichen uns von….“

Mehr konnte er nicht sagen denn Nanija stieß überraschenderweise zu Seite und ließ sich selbst dann zu Boden fallen, wobei sie noch ihr Messer in Richtung des umgestürzten Baumes schleuderte, aus der der Pfeil angeschossen kam, der Ralof erwischt hätte wenn Nanija nicht eingegriffen hätte. Ein lauter Schmerzschrei ließ erkennen das Nanija getroffen hatte, wenn auch nicht tödlich.

„Das werdet ihr bereuen“, hörten sie die weibliche Stimme der Verletzten fluchen. Dann rief sie laut: „JURI, vorsicht!“ Damit war das Überraschungsmoment im Eimer. Ralof rappelte sich schnell wieder auf und zog seine beiden Äxte und stürmte wie ein Berserker zum Haus. Auch Nanija war schnell wieder auf die Beine gesprungen und hatte ihren Bogen zur Hand genommen. Die Gefahr die von den drei Männern aus dem Haus ausging, wo Ralof hinlief erschien ihr größer, als wie die verletzte Frau beim Baumstamm. Es gelang Nanija einen der drei Banditen mit einem Pfeil zu erwischen. Leider nicht den Anführer auf den sie eigentlich gezielt hatte, der aber von dem anderen gerade überholt wurde, als sie schoss. Sie wollte einen zweiten Schuss abgeben, aber in dem Moment wurde sie von einem Pfeil am Arm gestreift und sie zuckte kurz zusammen, was ihren eigenen Pfeil ins Leere gehen ließ.

Scheinbar war die Frau doch gefährlicher als Nanija gedacht hatte. Also ließ sie ihren Bogen Fallen und ergriff ihr Schwert, während sie im zickzack zu der Frau rannte. Mehrere Pfeile flogen ihr noch um die Ohren, aber ohne zu treffen, bevor sie bei ihrem Ziel ankam. Der Banditin gelang es aber nicht mehr, die Waffe zu wechseln. Sie versuchte noch den Schwertschlag von Nanija mit dem Bogen abzuwehren, der ihr aber unter der Wucht des Hiebs aus der Hand geschleudert wurde. Die Waffe musste aus einem besonders festen Material gefertigt worden sein, denn sie zerbrach nicht, wie Nanija es erwartet hatte.

„Bitte, tut mir nichts“, flüsterte die Banditen, als sie sah, dass sie keine Chance mehr hatte. „Lasst mich laufen, die anderen haben mich gezwungen sich ihnen anzuschließen. Ich werde von hier verschwinden und nie wieder kommen. Bitte, lasst mich gehen!“ flehte die Frau Nanija an. Nanija überlegte einen Moment, dann ließ sie ihre Waffe sinken. „Gut, verschwindet. Ich werde euch laufen lassen.“

Von der Hütte her war das Klirren von Klingen zu hören. Ralof war es gelungen den zweiten Mann, der angetrunken war, zu Boden zu bringen und kämpfte nun nur noch gegen den Anführer. Dieser war mit einem schweren Zweihänder bewaffnet, mit dem er Ralof auf Abstand hielt. Der Kampf schien recht ausgeglichen zu sein, wie Nanija aus den Auenwinkeln sah. Keiner der beiden schien die Oberhand zu gewinnen.

Nanija stand vor der Frau und forderte sie auf aufzustehen und zu gehen. Langsam erhob sich die Frau. Sie wollte ihren Bogen aufheben, aber Nanija schüttelte den Kopf. „Windhelm ist nicht weit entfernt. Dort könnt ihr euch neu ausrüsten.“
Die Frau senkte den Blick und fing dann an sich langsam rückwärts zu entfernen. Nanija ging ein paar Schritte zu der Stelle wo ihre Kontrahentin eben noch gewesen war und ihr Bogen lag. In dem Moment als sich Nanija nach der Waffe bückte, erklang ein lauter Fluch von Ralof, der ins Straucheln geriet während er einem mächtigen Hieb von Juri dem Banditenführer auswich. Nanija ließ sich dadurch ablenken und weiter auf die Frau zu achten. Sie wollte nur schnell den Bogen zur Hand nehmen und Juri damit erledigen, um den Kampf schnell zu beenden. Dabei steckte sie ihr schwer in die Scheide und den Moment nutzte die Banditin aus. Mit wenigen Sprüngen war die Frau bei Nanija und warf sie durch den Schwung den sie drauf hatte zu Boden. Sie hatte ihr Messer gezogen und versuchte damit Nanijas Herz zu erwischen. Aber so leicht war Nanija dann doch nicht zu überwältigen. Es gelang Nanija die Frau von sich zu stoßen, die rückwärts zu Boden ging. Diesmal zögerte Nanija nicht eine Sekunde und rammte der Banditin ihr Schwert in den Bauch.

Ralof der trotz seines Kampfes mit Juri mitbekommen hatte wie Nanija zu Boden ging, mobilisierte seine ganzen Kräfte und schleuderte dann eine seiner Äxte Juri seitlich ans Knie, der von dieser Aktion überrascht wurde und zu Boden ging. Das nutze Ralof aus, um ihn mit der zweiten Axt einen tödlichen Hieb in den Hals zu verpassen. Als er dann sah, das Nanija wieder auf den Beinen stand, war er erleichtert. Trotzdem lief er zu ihr rüber.

„Seid ihr in Ordnung?“ fragte er sie atemlos, als er bei Nanija ankam. Diese nickte. „Nur einen Kratzer am Arm.
Und was ist mit euch?“
Ralofs Rüstung war ziemlich mit Blut besudelt. „Das stammt von den Banditen. Ich habe nichts abbekommen.“ Er trat dichter an Nanija heran. „Lasst mich euren Arm ansehen und verbinden.“
Nanija machte einen Schritt nach hinten. „Es ist nur ein Kratzer, da muss nichts verbunden werden.“
Ralof seufzte: „Wie ihr meint. Denkt ihr dass wir weiter gehen sollten? Oder lieber umkehren?“

Nanija überlegte kurz, dann sagte sie: „Lasst uns zurückgehen.“ Nanija sammelte den Bogen der Banditin auf und untersuchte ihn gründlich. Er bestand aus Ebenerz. Kein Wunder, wenn sie ihn nicht ohne weiteres zerschlagen konnte. Sie testete ihn kurz und musste feststellen, dass der Bogen sehr gut in der Hand lag. Daher beschloss sie, ihn zu behalten.

Dann machten sie sich dann auf den Rückweg. Als sie die Gehöfte nahe der Windhelm erreichten, reinigten sie unten am Fluss ihre Rüstungen so gut es ging vom Blut und gingen dann in die Stadt. Da sie beide sehr hungrig waren gingen sie noch in den Gasthof um etwas zu essen, bevor sie sich in den Palast begaben. Bei den Unterkünften verabschiedeten sie sich und begaben sich auf ihre Zimmer.

Leider hatte Nanija das Pech, das Meggi mal wieder da war. Die Soldatin fing sofort, Nanija den letzten Nerv zu rauben, indem sie eine Frage nach der nächsten stellte und einfach nicht mit dem Reden aufhören wollte. Sie wollte wissen, wie es so als Drachenblut sei, und konnte es einfach nicht verstehen, dass Nanija sich nicht zu Ralof ins Bett begab, wo er doch alleine war.

„Wenn ihr nicht gleich euer vorlautes Mundwerk haltet, werde ich euch in Stücke schreien, wie es Ulfric mit Torryg gemacht hat“ fuhr Nanija schließlich nach einer Weile Meggi an. „Und niemand hält euch davon ab, euch selbst zu Ralof ins Bett zu begeben, wenn ihr es unbedingt wollt. Und nun lasst mich endlich schlafen.“

Beleidigt wandte sich Meggi ab. „Seid ihr aber empfindlich.“

Nanija ignorierte den Kommentar und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Sie hatte zuvor noch etwas von ihrem Schlafmittel genommen und hoffte nun endlich einschlafen zu können.

Am nächsten Morgen, als Nanija aufwachte war Meggi glücklicherweise schon weg. Und auch wenn Nanija die Nacht durchgeschlafen hatte, wirklich erholt fühlte sie sich nicht. Ralof wartete schon in der großen Halle auf sie. Er machte ein besorgtes Gesicht.

„Was ist los“, fragte Nanija ihn.

„Wir sollen noch heute nach Ivarstatt aufbrechen. Galmar hat mich informiert, dass es in dem Umland des Ortes bei den kleinen Höfen in den Bergen vermehrt Aktivitäten kaiserlicher Soldaten gibt. Bisher ist noch nicht wirklich was passiert, aber es steht zu befürchten, dass man die Höfe überfallen wird.“

„Aber warum sollten sie das tun?“

„Ich weiß es nicht? Um Unruhe zu stiften und Ulfric zu zwingen anzugreifen? Jedenfalls werden wir in einer Stunde aufbrechen. Ich habe meine Männer schon informiert.“

„Ich werde mich dann wohl auch fertig machen müssen“, sagte Nanija und Ralof spürte, dass sie nicht gerade Glücklich war. Daher nickte er nur schweigend. Was sollte er auch sagen. Zu Mindestens konnte er bis Ivarstatt in ihrer Nähe bleiben.

Eine Stunde später machten sich Nanija, Ralof sowie Arnard, Tommes, Jorag und Lentor auf den Weg nach Norden. Der junge Lentor wurde kurzfristig noch mitgenommen, da Galmar meinte, es könne ihm nicht Schaden mit einer Gruppe erfahrener Kämpfer loszuziehen. Die sechs kamen gut vorwärts. Nanija hielt sich wie gewohnt meist bei den Gesprächen zurück und versuchte sich etwas abseits zu halten, aber Lentor gelang es immer wieder mal, mit seiner lockeren jugendlichen, fast naiv wirkenden Art, sie in die Gespräche mit einzubinden und auch mal zum Lachen zu animieren. Irgendwie erinnerte der junge Mann sie an ihren Bruder, der, würde er noch leben, in demselben alter gewesen wäre. Sie wusste nicht ob sie Lentor deshalb nun hassen oder mögen sollte.

Am zweiten Abend erreichte die Truppe die Mischwassermühle, wo sie die Nacht verbrachten. Auch der folgende Tag verlief ohne dass irgendwas passierte und am frühen Nachmittag machten sie in der Festung Amol halt. Die Sturmmäntel, die hier stationiert waren, hatten bisher keine vermehrten Aktivitäten der kaiserlichen bemerkt und es war recht ruhig und schon fast langweilig, wie ihnen mitgeteilt wurde. Am folgenden Morgen ging es dann weiter Richtung Ivarstatt. Der Aufstieg in den Bergen war recht anstrengend und da es zu regnen angefangen hatte, waren die Wege recht rutschig. Am Abend erreichten sie einen Felsvorsprung am Fluss, wo sich ein Troll angesiedelt hatte und dem scheinbar schon mehrere Reisende zum Opfer gefallen waren. Gegen sechs Soldaten hatte das Wesen aber keine Chance. Ralof ordnete an, dass die Überreste der Toten begraben werden sollten. Sie blieben unter dem Felsvorsprung über Nacht, da sie so ein wenig Schutz vor dem immer noch kräftigen Regen hatten.

Nanija wurde immer stiller, je näher sie Ivarstatt kamen. In spätestens eineinhalb Tagen würden sie die Stadt erreichen. Ralof hatte beschlossen, die Hauptstraße zu verlassen und wollte, über die kleinen Pfade, an denen ein paar kleinen Gehöfte lagen, weiter gehen und dort nach dem Rechten schauen. Bei den ersten zwei, die sie passierten war alles in Ordnung. Aber als sie am Nachmittag auf einem recht abgelegenen Hof ankamen, mussten sie mit ansehen, wie die Bewohner des Hofes zusammengetrieben worden waren.
Man war gerade dabei die Gefangenen zu fesseln. Es waren ungefähr zehn bis zwölf Männer, die brutal auf die Gefangenen einschlugen. Nanija sah wie zwei kleine Kinder davon liefen. Das Mädchen erwischen die Männer, der Junge konnte entkommen. Etwas abseits waren zwei Gefangene in Sturmmantelkleidung. Diese hatte man wohl schon ein wenig früher gefangen, denn das Blut an den aufgeplatzten Wunden im Gesicht des Mannes waren schon etwas getrocknet. Die Kleindung seiner Gefährtin war zerrissen und bedecke sie kaum noch.

Dieser Anblick ließ Nanija das Blut in den Adern gefrieren. Schlimmer noch, war, dass es sich bei denjenigen die den Hof überfallen hatte um kaiserliche Soldaten handelte. Als zwei der Männer eine der gefangenen Frauen zur Seite zerrten, konnte Nanija sich nicht mehr zurückhalten. Sie ergriff ihren Bogen und stürmte los. Die beiden Männer, die die Frau zwischen sich hielten gingen sofort von zwei Pfeilen getroffen zu Boden. Ralof und die vier anderen, hatten nachdem Nanija aufgesprungen war auch ihre Waffen gezogen und folgten ihr. Die kaiserlichen Soldaten waren nur für einen kurzen Moment überrascht und griffen dann ihrerseits nach ihren Waffen. Nanija gelang es noch einen der Männer mit einem Pfeil zu töten und einen zweiten streifte sie an der Schulter. Dieser sprang ins nahegelegene Gebüsch und sie konnte ihn nicht mehr sehen. Da ihre eigenen Kameraden nun zwischen den kaiserlichen Soldaten im Kampfgetümmel waren, konnte sie ihren Bogen nicht mehr nutzen ohne dass sie einen der ihren erwischt hätte. Also ließ sie ihren Bogen fallen und ergriff ihr Schwert. Obwohl in der Unterzahl dauerte es nicht lange bis die Sturmmäntel die Oberhand gewannen. Zwei Gegnern gelang es noch zu fliehen, der Rest lag nach wenigen Minuten tot auf dem Boden. Von Ralofs Truppe hatten er selbst, Tommes und Lentor ein paar kleinen Wunden davon getragen, aber glücklicherweise nichts Schlimmes. Arnard und Jorag befreiten die Bauersfamilie während Nanija zu den beiden Sturmmantelsoldaten hinüberging und diese von ihren Fesseln befreite. Der Mann war bewusstlos. Der Frau gab sie ihren Umhang, damit sie sich etwas bedecken konnte.

„Danke“, sagte die Frau. „Nur Schade das der Anführer entkommen ist.“ Nanija sah sie fragend an. „Der Mann den ihr mit einem Pfeil angeschossen hat. Er war der Anführer der Truppe und hat sich schnell verdrückt. Aber eines Tages werde ich ihn schon bekommen und dann wird er für das bezahlen was er getan hat. Er ist ja kaum zu verkennen mit der dunklen Narbe über der Stirn und der Harkennase.“

Diese Worte ließen Nanija erstarren. Sie konnte sich für einen Moment nicht rühren und war kreidebleich geworden.

„Was ist los mit euch“, fragte die Frau, die vielleicht zwei Jahre älter war als Nanija. Dann fragte sie vorsichtig, als würde ihr plötzlich klar werden, was diese Reaktion bei Nanija ausgelöst hatte. „Ihr seid ihm auch schon begegnet?“

Langsam kam Nanija wieder zu sich. Dann nickte sie mit zitternder Stimme. „Er hatte damals seine Haare kurz getragen.“ Und plötzlich brach sie in Tränen aus. Die Frau nahm Nanija in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Nach einer Weile versiegten die Tränen von ihr wieder und sie sagte kläglich: „Eigentlich sollte ich euch Trost spenden und nicht ihr mir.“

„Trösten wir uns halt gegenseitig, da wir wohl die gleiche Erfahrung gemacht haben. Ich heiße übrigens Jacki.“

„Nanija.“

Dann drehte sich Jacki zu ihrem Gefährten, der am Boden lag. Sie untersuchte ihn vorsichtig. „Ich schätze Tharn hat ein paar gebrochene Rippen. Die Kerle haben ihn ordentlich in die Mangel genommen. Immerhin lebt er noch. Faro hatte nicht so viel Glück. Er ist an seinen Verletzungen verblutet nachdem sie uns vor zwei Tagen gefangen haben.“

Nanija kramte in ihrer Gürteltasche und holte ein paar Kräuter hervor. Dann stand sie auf. „Ich lasse daraus eine Salbe machen, die die Schmerzen hoffentlich etwas lindern wird.“

Jacki nickte dankbar. Dann ging Nanija zu den anderen. Ralof stand bei dem Bauer und seiner Familie und erkundigte sich, wie es zu dem Überfall gekommen war. Er hatte zuvor gesehen, das Nanija sich um die beiden Kameraden kümmerte. Er wollte eigentlich lieber zu ihr gehen, aber da er die Leitung hatte musste er sich zunächst um die Familie kümmern. Glücklicherweise waren sie scheinbar gerade rechtzeitig angekommen und die Kaiserlichen hatten kaum Schaden angerichtet und die Hofbewohner waren mit dem Schrecken davon gekommen. Man beschloss die Leichen der kaiserlichen am Ende der Schlucht in eine Grube zu werfen und mit Steinen zu bedecken.

Nanija sah sich die Toten etwas genauer an. Sie erkannte niemanden von ihnen. Was ihr aber auffiel war, das die meisten Rüstungen nicht passend waren. Auch die Waffen entsprachen eher denen von Banditen als die von Soldaten. Als Ralof sich ihr näherte sagte sie zu ihm:

„Das waren keine kaiserlichen Soldaten. Seht euch an wie ihre Rüstungen sitzen und ihre Bewaffnung ist.“ Ralof und Jorag, der ihm gefolgt war schauten sie sich gründlich an. „Ihr habt recht, die haben sich verkleidet“, nickte Ralof dann.

„Jorag, kümmert ihr euch darum, dass diese Kerle verscharrt werden?“ Der Krieger nickte und winke dann den Bauern mit dem Karren, den er zum Transport der Toten geholt hatte herbei. Nanija ging zu Hela, der Frau des Bauern und bat sie um ein paar Zutaten, damit sie die Salbe für Tharn herstellen konnte. Diese half Nanija die Salbe zuzubereiten du holte auch ein paar Leinentücher, damit man den verletzten verbinden konnte. Da Tharn die nächsten Tage wohl kaum laufen konnte, ließ Hela eine Schlafstelle aus Stroh und Fellen für ihn im Stall bereiten. Im Haus war gerade genug Platz für die Familie selbst, die aus dem Torge, seiner Frau Hela, dem Vater und dessen Schwester, sowie den beiden kleinen Kindern bestand. Jacki würde bei ihm bleiben, bis er wieder auf den Beinen war und dann mit ihm nach Windhelm gehen.

Es wurde beschlossen die Nacht auf dem Hof zu verbringen. Weit wären sie heute eh nicht mehr gekommen, da es bald dunkel werden würde. Und die gerettete Familie freute sich ihren Unterschlupf un Essen für die Nacht bieten zu können. Da das Wetter sich wieder aufgeklart hatte wurde direkt im Hof ein größeres Lagerfeuer gemacht um das sich alle, außer Tharn und Jacki versammelten. Auch Nanija zog sich bald zurück und gesellte sich zu Jacki, die sich um den immer noch bewusstlosen Tharn kümmerte.
Ralof sah ihr hinterher, als sie ging. Er wäre ihr gerne gefolgt um noch etwas bei ihr sein zu können, denn morgen würde er sich für längere Zeit von ihr trennen müssen, was ihm traurig stimmte. Aber er spürte, dass sie es nicht wollte. Also sah er ihr einfach nur nach.

Obwohl Nanija Jacki eigentlich als Feindin ansehen sollte, war genau das Gegenteil der Fall. Die Frau war ihr auf Anhieb sympathisch gewesen. Vielleicht lag es daran, dass sie beide von dem gleichen Mann missbraucht worden waren. Jedenfalls hatte Nanija das Gefühl in Gegenwart von Jacki frei zu reden. Sie bat sie aber mit niemand anderen darüber zu sprechen. Jacki versprach ihr das.
Während sich die beiden Frauen flüstern beim Stall unterhielten, beobachteten sie die anderen die um das Lagerfeuer herum saßen. Ralof versuchte sich mit dem kleinen Jungen der Familie anzufreunden. Es dauerte auch nicht lange, da saß der junge auf seinem Schoß. Jacki meinte daraufhin zu Nanija: „Er kann gut mit Kindern umgehen. Wenn er nicht mit euch zusammen wäre, würde ich glatt versuchen ihn für mich zu gewinnen“, grinste Jacki.

„Wir sind nicht zusammen“, stellte Nanija es richtig.

„Er scheint aber großes Interesse an euch zu haben.“ Jacki lächelte, „wenn man ihn mal genau beobachtet sieht man immer wieder, wie er euch sehnsüchtige Blicke zuwirft. Ihr würdet ein hübsches Paar abgeben.“

„Ich kann es nicht ertragen wenn mich jemand anfasst, nach dem was passiert ist. Wie könnt ihr das so einfach wegstecken?“

„Ich weiß es nicht. Aber das Leben geht weiter. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich bevor es das erste Mal vor ein paar Jahren passiert ist, glücklich verheiratet war und daher weiß wie schön es sein kann, mit einem Mann zusammen zu sein, den man wirklich mag. Leider starb er zu früh. Und wer weiß vielleicht wäre alles nicht passiert, würde er noch leben.“

Darauf wusste Nanija nichts zu sagen und so schwiegen beide Frauen einfach. Bald wurde es auch Zeit sich schlafen zu legen. Nanija blieb bei Jacki und Tharn und rollte dort ihre Schlaffelle aus. Ralof und die anderen bleiben am Feuer auf dem Hof.

Nanija blieb fast die ganze Nacht wach. Es gab so vieles wo sie drüber nahdenken musste, aber am Ende zu keinen Ergebnis kam. Wie konnte es sein, das ausgerechnet der Mann der damals ihren Hof überfallen hatte nun hier auftauchte. Er gehörte doch zu den Sturmmänteln? Warum überfiel er nun hier auf „seinem“ Gebiet Höfe? Provokationen um die Stimmung weiter gegen die kaiserlichen aufzuhetzen? Was anderes konnte es nicht sein. Zu Mindestens wollte Nanija nicht, das es möglicherweise andere Gründe dafür gab. Ihre Leute waren stets hilfsbereit und würden niemals solch hinterhältige Methoden anwenden. Nein das war die Art der Sturmmäntel, und irgendwann würden sie dafür bezahlen. Irgendwann schlief Nanija dann doch noch ein. Sie wurde aber frühzeitig wach, als Tharn mit lautem Stöhnen endlich erwachte. Auch Jacki war sofort wach und schaute sogleich nach ihren Kameraden. Sie hatte einen Trunk von Hela bekommen, der die Schmerzen lindern sollte. Diesen flößte sie ihm vorsichtig ein.

Nanija stand auf und begann schon mal ihre Felle zusammen zu rollen. Die anderen würden sicherlich auch bald erwachen. Sie ging ein paar Schritte zu dem kleinen Bach, der am Hof vorbei floss und wusch sich dort. Als sie fertig war, waren auch Ralof und seine Männer am Aufstehen. Hela und ihr Mann waren auch schon wach und bereiten ein ausgiebiges Frühstück für ihre Gäste vor. Die Tante von Hela, die sich von der Aufregung langsam wieder erholt hatte kümmerte sich um Tharn, so das Jacki und Nanija sich zu den anderen gesellen konnte. Ralof setzte sich neben Nanija. Nachdem sie alle gesättigt waren, wurde es auch Zeit aufzubrechen, wenn sie nicht mitten in der Nacht nach Ivarstatt kommen wollten. Jacki nahm Nanija zum Abschied in den Arm. „Ich werde zurück nach Windhelm gehen, sobald Tharn reisefähig ist. Dann können wir gemeinsam mal die Stadt unsicher machen oder was uns sonst so einfällt.“

Nanija nickte lächelnd. Dann machten sie sich auf den Weg. Ralof gesellte sich an ihre Seite. „ihr scheint eine neue Freundin gefunden zu haben“, meinte er zu ihr. Nanija nickte. „Ja, Jacki und ich verstehen uns recht gut.“ „Das freut mich sehr für euch. Eine gute Freundin ist viel wert.“ Nanija nickte nur schweigend.

Am Abend erreichten sie dann Ivarstatt. Sie nahmen sich im Gasthof ein paar Zimmer. Während sie in der Gaststube ihr Abendbrot aßen, versuchten die Männer Nanija, die doch arg abwesend erschien ein wenig aufzumuntern und abzulenken. Wirklich gelingen wollte es ihnen nicht. Und so gingen sie dann auch schon bald zu Bett. Am nächsten Morgen war Nanija schon sehr früh auf den Beinen. Am liebsten wäre sie einfach gleich losgegangen, ohne sich von den anderen zu verabschieden. Aber selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr nicht gelungen, denn als sie hinunter in die Gaststube kam, wartete Ralof schon auf sie.

„Ich möchte euch da nicht alleine hinaufgehen lassen. Lasst mich doch mitkommen.“

„Ihr wisst genau, dass das nicht geht“, antwortete Nanija. „Es gibt Wege die muss man alleine gehen. Und ich werde es tun.“ Willem, der Wirt hatte ihr ein Paket für unterwegs fertig gemacht, um das sie am Abend zuvor gebeten hatte, denn sie wollte so schnell wie möglich aufbrechen.
„Grüßt die anderen von mir“, lächelte sie Ralof an. „Wir werden uns bald wieder sehen. Ich werde wie versprochen hier auf euch warten, sollte ich vor euch zurückkommen.“

Ralof seufzte. Was sollte er auch großartig sagen. Er ergriff ihre Hände: „Seid vorsichtig, Nanija.“ Diese nickte und dann entzog sie ihm ihre Hände und machte sich auf den Weg.

CKomet

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13

Dienstag, 19. August 2014, 20:21

13 Die 7000 Stufen

Nachdem Nanija den Gasthof verlassen hatte und auf der Hauptstraße von Ivarstatt stand, holte sie erst mal tief Luft bevor sie sich zu der Brücke begab, die den Anfang zum Kloster hoch oben auf dem Berg bildete.. Irgendwie fühlte sie sich plötzlich einsam und verlassen. Ihre Leute, wie sie die kaiserliche Armee von Einsamkeit immer nannte, waren unendlich weit entfernt. Dort war der Ort, wo sie sich einigermaßen sicher gefühlt hatte. Dort war sie Glücklich gewesen. Zu Mindestens dachte sie es. Dass man sie dann in die Kaiserstadt geschickt hatte war nicht so angenehm. Die vier Jahre die sie dort verbracht hatte waren hart gewesen, aber sie hatte gehofft, dass sie danach nun endlich ihrer eigentlichen Bestimmung folgen könnte, und ihre Feinde endlich selbst bekämpfen konnte. Stattdessen hatte man sie aber zu ihnen geschickt, wo sie unter ihnen leben sollte. Welche Ironie, fand Nanija. Sie hatte heute Morgen, dann eine neue Nachricht nach Einsamkeit geschickt, in der sie mitteilte was geschehen war. Nämlich, das versucht wurde, die kaiserliche Armee als schlecht und böse hinzustellen, indem als kaiserliche verkleidetet Sturmmäntel Höfe überfielen. Aber sie verschwieg immer noch, das sie möglicherweise ein Drachenblut sein sollte. Nun bald würde sie es wissen.

Die Sonne kämpfte sich langsam durch die Nebel. Es war recht kühl, versprach aber ein schöner Tag zu werden. Nachdem sie die Brücke überquerst hatte, begann der Pfad hinauf nach Hoch-Hrothgar. Hier unten war er noch ohne Steinstufen, die fingen erst etwas weiter oben an. Allerdings war es keine gleichmäßig durchgehende Treppe, wie man wahrscheinlich erwarten würde, wenn man an die 7000 Stufen dachte, sondern einfach ein Weg, in dem in dem immer wieder mal Stufen geschlagen worden waren. Wenn es zu steil und felsig war. Die Stufen waren teilweise arg verwittert und auch durch den einen oder anderen Erdrutsch verschütte worden.

Nachdem Nanija eine Stunde unterwegs war, kam sie an einem Schrein, der eine Inschrift trug. Nanija machte dort halt und las sie:

Vor der Geburt der Menschen haben die Drachen ganz Mundus beherrscht.
Ihr Wort war die Stimme und sie benutzten sie nur, wenn es notwendig war.
Die Stimme konnte den Himmel verdunkeln und das Land überfluten.


Den Himmel verdunkeln? So wie es in Helgen geschehen war? Würde sie selbst das auch können? Und wäre es nicht eine gute Waffe, um die Feinde zu vernichten ohne selbst große Verluste hinnehmen zu müssen? Nachdenklich ging sie weiter.

Nach einer weiteren halben Stunde kam sie zum nächsten Schrein:

Die Menschen wurden geboren und verteilten sich in Mundus.
Die Drachen herrschten über die kriechenden Massen.
Damals waren die Menschen schwach und hatten keine Stimme.


Heute gab es Menschen die die Stimme hatten. Allerdings sowohl auf Seiten der kaiserlichen als auch auf Seiten der Sturmmäntel. Okay es gab zwei einen auf jeder Seite und sie selbst konnte eigentlich bisher nichts.

Der nächste Schrein trug folgende Inschrift:

Der junge Geist der Menschen war stark in der alten Zeit.
Sie hatte keine Angst, gegen die Drachen und deren Stimmen zu kämpfen.
Aber die Drachen schrien sie einfach nieder und brachen ihnen das Herz.


Irgendwie wusste Nanija mit diesen Zeilen nicht viel anzufangen, aber die letzte Zeile brannte sich unerklärlicherweise in ihr Herz ein. Sie ging langsam weiter. Das Wetter fing an sich zu ändern, es wurde stürmischer. Auch musste sie nun genauer drauf achten wo sie lang ging, denn nun kam sie langsam in den Bereich wo Schnee lag.

Am vierten Schrein legte sie eine kurze Pause ein und aß eine Kleinigkeit, nachdem sie die Inschrift gelesen hatte:

Kyne wandte sich an Paarthurnax, der Mitleid mit den Menschen hatte.
Gemeinsam brachten sie den Menschen bei, die Stimme einzusetzen.
Daraufhin wütete der Drachenkrieg, Drache gegen Zunge.


Man hatte als den Menschen den Umgang mit der Stimme beigebracht, um die Drachen zu bekämpfen. Aber bei den beiden die sie mit getötet hatte, hatte sie selbst die Stimme nie eingesetzt. Langsam ging sie weiter.

Bevor sie den nächsten Schrein erreichte, musste sie einen Bären töten, der den Weg versperrte. Sie brauchte drei Pfeile, bis das mächtige Tier zu Boden ging. Das traurige daran war, dass sie keine Zeit hatte dem Tier das Fell ab zuziehen und es nun hier auf dem Weg wohl verrotten würde.

Die Menschen siegten, sie schrien Alduin aus der Welt.
Und sie beweisen, dass ihre Stimme auch stark war.
Obwohl sie viele Opfer zu beklagen hatten.


Wer war Alduin? Sie hatte den Namen schon mal gehört, konnte sich aber zur Zeit nicht wirklich daran erinnern.

Kurz nach Mittag erreichte sie den sechsten Schrein:

Mit brüllender Zunge eroberten die Kinder des Himmels.
Sie gründeten das Erste Reich mit Schwert und Stimme.
Und die Drachen zogen sich aus dieser Welt zurück.


Warum waren die Drachen aber jetzt zurückgekommen? Und wohin waren sie denn überhaupt verschwunden?

Keine halbe Stunde später kam schon der nächste Schrein. Nanija wurde langsam Müde, denn der Aufstieg war doch recht anstrengend, zumal die Luft auch langsam dünner wurde, je höher sie kam.

Die Zungen am Roten Berg verschwanden gedemütigt.
Jurgen Windrufer begann seine siebenjährige Meditation.
Um zu verstehen, wie die starken Stimmen versagen konnten.


Wieder mal eine Passage, mit der Nanija nicht viel anfangen konnte.

Sie zog ihren Mantel fester um sich, denn der Wind nahm noch mehr zu und nun fing es auch noch an zu schneien. Immer wieder geriet sie nun auf den Stufen ins Rutschen und war daher immer froh, wenn sie auf Wegstücke kam, die nicht aus Felsen bestanden. Weit konnte es doch nicht mehr bis oben sein, hoffte sie, als sie den achten Schrein erreichte.

Jurgen Windrufer entschied sich für die Stille und kehrte zurück.
Die 17 Disputen konnten ihn nicht niederschreien.
Jurgen der Stille erbaute sein Heim auf dem Hals der Welt.


Also war dieser Jurgen der Gründer des Klosters Hoch-Hrothgar? Einsam und ruhig war es da oben ganz sicher…

Langsam begann die Dämemrung einzusetzen. Aber in der Ferne waren schon die Mauern des Klosters zu erkennen, als Nanija den neunten Schrein erreichte.

Nach jahrelanger Stille nannten die Graubärte einen Namen.
Tiber Septim, damals noch ein Jüngling, wurde nach Hoch-Rhothgar gerufen.
Sie segneten ihn und nannten ihn Dovahkiin.


Dovahkiin, hatte sie nicht so der Drache bei Weißlauf gerufen, als sie ihn mit getötet hatte?

Die letzten Meter kamen Nanija unendlich lang vor. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Aber sie lass bevor sie ans Tor klopfte noch die Zeilen des letzten Schreins.

Die Stimme bedeutet Verehrung.
Folge dem inneren Weg.
Sprich nur in wahrer Not.


Verehrung? Wer sollte wen verehren? Die anderen sie? Wollte sie sowas überhaupt? Das würde bedeuten im Mittelpunkt zu stehen. Und dem inneren Weg folgen? Das war an sich leicht… tot allen Sturmmänteln. Hmm… hatte sie nicht ausgerechnet die Stimme angewandt um ihre Feinde zu schützen? Irgendwie kreisten alle möglichen Gedanken kreuz und quer in ihrem Kopf, als sie gegen die schwere dunkle Holztür klopfte.

CKomet

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14

Mittwoch, 20. August 2014, 17:56

14 Bei den Graubärten

Es erfolgte keinen Antwort auf Nanijas klopfen an der Tür. Sie klopfte noch einmal etwas kräftiger. Wieder keine Reaktion. War sie etwa umsonst hier hochgekommen? Sie versuchte die Tür selbst zu öffnen und es gab keinen wiederstand. So konnte sie das Kloster betreten. Es sah von außen schon dunkel und finster aus und genauso war es auch im inneren. Der dunkle Stein, aus dem das Gebäude gebaut worden war, schien das Licht das von den Feuerschalen eigentlich den Raum erhellen sollte, zu verschlucken.

Nur direkt im inneren der Eingangshalle war es hell. Dorthin begab sich Nanija erst einmal und wartete dann. Es dauerte nicht lange und vier Männer, die in dunkel graue Gewänder gehüllt waren erschienen schweigend. Nachdem sie Nanija eine Weile angesehen hatten begab sich einer der Männer in den hellen Bereich hinein und begrüßte sie mit freundlicher Stimme.

„Sieh an… ein Drachenblut erscheint, gerade jetzt, am Wendepunkt des Zeitalters.“

Nanija überlegte was sie sagen sollte. Dann fragte sie etwas unsicher: „Ihr nennt mich Drachenblut. Was bedeutet das?“

„Zuerst werden wir überprüfen, ob ihr wirklich ein Drachenblut seid. Gebt uns einen Vorgeschmack eurer Stimme.“

Nanija sah den alten Mann fragend an.

„Keine Angst, ihr könnt uns nichts anhaben. Also zeigt uns was ihr könnt.“

Nanija konzentrierte sich und dann sagte sie kurz: „Fus“

Die beiden Männer in der Richtung in der sie das sagte gerieten ein wenig ins Wanken, aber das war auch schon alles. Dann sagte der Mann zu ihr: „ Drachenblut. Ihr seid es wirklich. Willkommen in Hoch-Hrothgar.
Ich bin Meister Arngeier. Ich spreche für die Graubärte.“
Er machte eine Pause uns sah Nanija noch mal gründlich von oben nach unten an.
„Sagt mir also, Drachenblut: Was führt euch hierher?“

Nanija zögerte etwas bevor sie antwortete:
„Ich möchte herausfinden, was es bedeutet ein Drachenblut zu sein.“

„Wir sind hier, um euch bei diesem Anliegen zu helfen, so wie die Graubärte jedem Drachenblut geholfen haben, das vor euch kam.“

Nanija war erstaunt:
„Ihr meint, ich bin nicht das einzige Drachenblut?“

„Ihr seid nicht das erste. Es hat viele gegeben, seit Akatosh die Gabe zum ersten Mal den Sterblichen verlieh. Ob ihr das einzige dieses Zeitalters seid… das entzieht sich unserem Wissen. Ihr seid das einzige, das sich bisher zu erkennen gegeben hat. Mehr kann ich euch nicht sagen.“

Wieder machte er eine kurze Pause, bevor er weitersprach:
„Ihr seid sicherlich erschöpft und müde. Ich werde euch zu eurem Zimmer bringen. Ihr werdet selbst dafür sorgen müssen, dass es sauber gehalten wird, solange ihr hier seid. Wir haben niemanden der sich um solch Weltliche belange kümmert. Unser Essen nehmen wir morgens und abends gemeinsam zu uns. Mittags brauchen wir nichts zusätzlich.“

Nanija nickte und dann folgte sie dem alten Mann zu ihrer Unterkunft. Es war ein kleiner Raum in dem sich ein Bett, ein kleiner Tisch mit Stuhl und eine kleine Kommode befanden.
„Das hier ist euer Zimmer, solange ihr euch in Hoch-Hrothgar aufhaltet. In einer Stunde, also nach Sonnenuntergang gibt es Abendessen im Speisesaal. Der befindet sich am anderen Ende des Ganges. Erwarte aber kein großartiges Menü aufgetischt zu bekommen. Wir leben hier recht bescheiden und einfach.“

Nanija nickte nur. Arngeier ließ sie alleine. Nanija begann ihren Sachen aus ihrem Rucksack zu nehmen und legte sie säuberlich in die Kommode. Nun war sie hier und fühlte sich vollkommen fehl am Platz. War es richtig hierhergekommen zu sein? Aber wenn nicht her, wo hätte sie mit ihren Fähigkeiten umgehen lernen können? Sie legte sich auf das Bett und schloss die Augen. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Erschrocken sprang sie aus dem Bett. Als sie aus dem Fenster sah, erkannte sie, dass sie glücklicherweise nicht so lange geschlafen hatte wie sie dachte. Die Sonne war gerade am Untergehen, also würde sie pünktlich zum Essen kommen.

Nanija begab sich in den Speisesaal. Die vier Graubärte, die sie schon bei ihrer Ankunft gesehen hatten saßen am Tisch und schienen nur auf sie zu warten. Nanija lächelte schüchtern als sie den Raum betrat. Arngeier wies ihr ihren Platz zu.

„Als ihr eintraft habe ich es versäumt, euch meinen Gefährten vorzustellen“, sagte Arngeier dann zu ihr. „Der Mann neben euch ist Meister Wulfgar. Ihm gegenüber sitzt Meister Einarth und am anderen Ende der Tafel, das ist Meister Borri.“

„Ich bin Nanija“, stellte sich daraufhin Nanija selbst vor.

Nun dann können wir jetzt mit dem Essen beginnen bevor es kalt wird“, lächelte Meister Arngeier. „Danach werden wir euch gerne weitere Fragen beantworten.“

Nanija nickte schweigend und dann begannen alle den Eintopf zu essen, der auf dem Tisch stand. Als sie fertig waren, sagte Arngeier: „Wenn ihr nun Fragen habt, könnt ihr sie jetzt stellen.“

Nanija dachte nach, bevor sie anfing: „Wer seid ihr? was ist das für ein Ort?“

„Wir sind die Graubärte. Wir folgen dem Weg der Stimme. Und wir sitzen hier in Hoch-Hrothgar am Hang des heiligen Berges von Kynareth. Hier kommunizieren wir mit der Stimme des Himmels und versuchen, ein Gleichgewicht zwischen unserem inneren und äußeren Ich herzustellen.“

Nanija nahm ihren ganzen Mut zusammen un die Frage, die ihr am meisten Angst machte zu stellen: „Es heißt ihr könnt die Gedanken andere lesen.“

Meister Arngeier lachte: „ Das sind Gerüchte. Wir können Vieles durch die Art der Bewegungen und Handlungen unserer Besucher erraten, aber Gedankenlesen können wir nicht.“

Nanija war erleichtert, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Sie hoffte, dass ihre Ausbildung in Cyrodiil gut genug war, um ihre Ängste zu verbergen. Dann sagte sie: „Erzählt mir etwas über die Graubärte.“

„Was gibt es da zu erzählen? Wie ihr seht leben wir recht abgeschieden in der Einsamkeit des heiligen Berges. Wir lernen den Weg der Stimme gemäß den lehren unseres Gründers, Jurgen Windrufer. Nur wenigen ist es erlaubt, hier in Hoch-Hrothgar mit uns zu lernen. Der letzte Schüler den wir hier oben hatten, war Ulfric, jetzt Jarl von Windhelm, der seinen Studien nach wenigen Jahren abbrach um sich lieber den weltlichen Dingen zu widmen.
Aber in eurem Fall, Drachenblut, ist es uns ein Vorrecht, euch zur Beherrschung eure Stimme führen zu dürfen.“

Nanija hätte gerne mehr darüber erfahren, warum Jarl Ulfric überhaupt hier hoch gekommen war, aber sie spürte, dass es sich um ein Thema handelte, das man lieber nicht ansprach. Zu Mindestens noch nicht jetzt. Daher fragte sie lieber:

„Wer war Jurgen Windrufer? Ich habe seinen Namen auf den Tafeln auf den Weg hier nach oben mehrfach gelesen. Er hat dieses Kloster errichtet nicht wahr?“

Meister Arngeier nickte: „Jurgen Windrufer war im Großen Krieg eine Anführer der alten Nords, ein Meister der Stimme, oder Zunge, wie man früher sagte. Nach der Katastrophe am Roten Berg, bei der die Armee der Nords vernichtend geschlagen wurde, verbrachte er viele Jahre damit, über die Bedeutung dieser schrecklichen Niederlage nachzudenken. Er begriff, dass die Götter die Nord für ihre überhebliche und gotteslästerliche Verwendung der Stimme bestraft hatten. Er war der erste, der begriff, dass die Stimme ausschließlich für den Ruhm und die Verehrung der Götter eingesetzt werden sollte, nicht für den Ruhm der Sterblichen.“

‚Warum war es gotteslästerlich, etwas was zuvor die Drachen eingesetzt hatten um ihre Feinde, also die Menschen unter Kontrolle zu halten, nun gegen die eigenen Feinde einzusetzen?‘ diese Frage stellte Nanija lieber nicht laut, weil sie vermutete, dass man nicht mit ihr übereinstimmen würde. Daher fragte sie lieber: „Was bedeutet es, ein Drachenblut zu sein?“

„Nun, Drachen haben die angeborene Fähigkeit, ihre Stimme zu trainieren und zu bündeln. Drachen können außerdem die Macht ihrer toten Brüder aufnehme. Einige Sterbliche werden mit ähnlichen Fähigkeiten geboren – seit Jahrhunderten wird darüber gestritten, ob es ein Fluch oder Segen ist. Manche glauben, dass ein Drachenblut von den Göttern in den Zeiten der großen Not in die Welt geschickt wird. Wir sprechen später darüber, wenn ihr bereit seid.“

Nanija erkannte, das Anrgeier hier nicht weiter drauf eingehen wollte, daher fragte sie dann: „Warum kehren die Drachen zurück? Hat das etwas mit mir zu tun?“

„Zweifelsohne. Das Erscheinen eines Drachenbluts zu diesem Zeitpunkt ist kein Zufall. Euer Schicksal ist sicher mit der Rückkehr der Drachen verknüpft. Ihr solltet euch darauf konzentrieren, eure Stimme zu stärken. Dann wird euer Weg bald frei sein.“

‚Was bedeutete das?‘ fragte sich Nanija. ‚Sollte sie lernen, um das Land von dem Übel der Sturmmäntel zu befreien? Mit Hilfe der Stimme sollte es leicht werden‘. Dann fragte sie laut:
„Ihr könnt mir sicher noch mehr erzählen.“

„Es gibt in der Tat vieles, was wir euch an Wissen voraus haben. Das bedeutet aber nicht, dass ihr bereit seid, es zu verstehen. Lasst euch durch eure mühelose Beherrschung der Stimme nicht zu der Arroganz der Macht verleiten, die schon so manches Drachenblut vor euch zu Fall brachte.“
Arngeier schwieg nach den Worten einen Moment und auch Nanija wusste nicht, was sie erwidern sollte. Dann sagte Arngeier: „Ich denke für heute ist es genug. Morgen ist auch noch ein Tag. Der Aufstieg war anstrengend für euch und ihr solltet euch ausruhen. Morgen beginnen wir dann mit einigen Übungen.“

Nanija nickte nur und dann zogen sich alle zurück. In ihrem Zimmer legte sich Nanija auch gleich hin. Sie war wirklich sehr müde und schief auch sogleich ein, nachdem sie noch ihren Schlaftrank bereitet hatte.

Am nächsten Morgen war Nanija sehr früh wach. Sie beschloss sich ein wenig im Kloster umzusehen. Die Meister der Stimme hatten ihre Zimmer etwas weiter den Gang hinab, wo sich auch ihre Unterkunft befand. Dieses schien wohl der Wohntrakt zu sein. Sie fand hier auch eine große Bibliothek mit gefühlten tausenden Büchern. Auf der anderen Seite des Klosters befand sich die große Küche, der Speisesaal und ein großes Zimmer, das wie ein Ratssaal aussah.

Dann hörte sie aus Richtung der Küche ein klappern. Die Graubärte waren wohl auch schon in Gange. Sie begab sich dorthin. Meister Borri hatte gerade Geschirr aus dem Schrank genommen. Nanija fragte ob sie irgendwie helfen könne. Schließlich wollte sie sich ja nicht die ganze Zeit bedienen lassen. Borri drückte ihr schweigend das Geschirr in die Hand. Sie nahm es und begab sich in den Speisesaal, wo sie den Tisch deckte. Während sie das tat, kamen auch Wulfgar und Einarth und stellten etwas zu essen und trinken auf den Tisch. Als alles fertig war und auch Borri und Arngeier das Zimmer betreten hatten konnte mit dem Frühstück angefangen werden. Niemand sprach ein Wort, was Nanija recht ungewohnt vorkam. Aber irgendwo gefiel ihr diese Ruhe.

Nach dem Essen bat Arngeier Nanija mit nach draußen in den Hof zu kommen. Man wollte sehen, wie schnell sie neue Schreie lernen könne. Nanija holte sich ihren Umhang aus ihrem Zimmer, denn es war doch draußen recht kalt. Als sie in den Innenhof kam, warteten die anderen schon auf sie. Arngeier erklärte, was gemacht werden sollte und Nanija hörte aufmerksam zu. Sie erfuhr das jeder Schrei aus drei Worten der macht bestand. Je mehr Worte eines Schreis man kannte, desto stärker war die Wirkung
Zunächst zeichnete Meister Wulfgar ein Wort in Form sonderbarer Zeichen in den Schnee. Es handelte sich um das zweite Wort des Schreis, den sie schon kann. Sie schaute sich die Zeichen genau an und dann wusste sie auch schon, was es bewirken würde. Dann stellte sich Meister Einarth auf den freien Platz und bat Nanija sich seitlich von ihm aufzustellen. Er würde nun eine Geistergestalt heraufbeschwören, das sie mit dem soeben neu erlernten Schrei vernichten sollte. Nur mit dem Wort Fus, das sie schon kannte, würde es nicht funktionieren. Sie musste auch das neue Wort mit hinzufügen. Nanija hatte bemerkt, dass Meister Wulfgar sich auch bereit gemacht hatte, notfalls eingreifen zu können, sollte Nanija versagen.

Nanija konzentrierte sich und wartete bis Einarth die Erscheinung herbei rief. Dann sprach sie die Worte Fus Ro deutlich aus und die beschworene Gestalt verschwand auf der Stelle wieder, als sie von der Druckwelle, die Nanija hervorgerufen hatte getroffen wurde. Nachdem sie diesen Schrei angewandt hatte, bemerkte sie, dass sie sich etwas erschöpft fühlte. Sie versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. Meister Einarth wiederholte die Übung noch zweimal und jedes Mal gelang es Nanija die herbeigerufenen Gestalten wieder zu vertreiben.

Nach dem dritten Versuch sagte Meister Arngeier: „Erstaunlich wie schnell ihr das gemeistert habt. Allerdings denke ich es reicht nun auch fürs Erste. Man sieht euch an, dass es an eurer Kraft zerrt. Ich denke morgen werden wir mit etwas Neuem weiter machen.“

Nanija nickte. Dann ging sie wieder hinein, denn sie fühlte sich müde und am Ende. Sie begab sich in ihr Zimmer wo sie sich etwas hinlegte. Nach einige Zeit fühlte sie sich wieder besser. Sie ging wieder hinaus, denn die Luft war draußen schön gewesen.

„Ich sehe es geht euch schon wieder besser“, begrüßte sie Meister Arngeier. Nanija nickte lächelnd.

„Mir war nicht bewusst, dass es so anstrengen sein kann, einen Schrei anzuwenden“, meinte sie.

„Nun, das ist Übungssache, wie anderes auch. Ihr könnt auch nicht erwarten, dass ihr Kilometer weit laufen könnt, wenn ihr es nicht regelmäßig geübt hat. Genauso ist es mit den Schreien. Je mehr Worte eines Schreis ihr anwendet, desto anstrengender ist es für euch und es gehört einiges an Kondition und Konzentration dazu, das mehrfach hintereinander anwenden zu können. Aber trotzdem habt ihr es sehr gut weggesteckt.“

„Darf ich euch noch ein paar Fragen stellen?“, fragte Nanija dann den alten Mann.

„Aber natürlich. Nur durch Fragen kann man lernen. Was wollt ihr wissen?“

„Ihr sagtet gestern, ihr folgt dem weg der Stimme. Was genau ist der Weg der Stimme?“

Arngeier dachte kurz nach, dann antwortete er: „Die Stimme war ein Geschenkt, das die Göttin Kynareth den Sterblichen zum Anbeginn der Zeit gemacht hat. Durch sie können sie wie Drachen sprechen. Obwohl dieses Geschenk oft missbraucht wurde, dient die einzig wahrhaftige Verwendung der Stimme der Verehrung und dem Ruhm der Götter. Ihr könnt nur dann ein wahrer Meister der Stimme werden, wenn der Geist in eurem Inneren mit euren äußeren Handlungen in Einklang ist. Wir versuchen, dieses Gleichgewicht zu erreichen, indem wir dem Himmel, Kynareths reich und die Anwendung der Stimme studieren.“

Nanija dachte einige Zeit nach. Sollte sie möglicherweise hier oben bleiben und sich den Graubärten anschließen? Hier oben war es friedlich, die weltlichen Dinge drangen nicht bis hierher vor. Wenn sie lernte könnte sie vielleicht alles anderes was ihr bisher wiederfahren war vergessen. Schließlich sagte sie: „Ich werde versuchen, den Weg der Stimme zu folgen.“

Arngeier sah sie ernst an: „ Das ist lobenswert. Aber denkt daran, das Drachenblut selbst ist ein Geschenk von Akatosh. Lehnt dieses Geschenk nicht ab. Euer Schicksal fordert von euch die Stimme einzusetzen… warum sonst hätte Akatosh euch diese Macht verliehen? Denkt immer daran, eure Stimme zu Diensten von Akatosh einzusetzen. Nur dann werdet ihr dem Weg treu bleiben.“

Nach diesen Worten stand Meister Arngeier auf und ließ Nanija alleine und ein wenig verwirrt zurück.
Sie ging hinüber zu den Felsen, wo es steil hinab ging. Sie setzte sich dort auf einen der Steine und schaute auf die Wolken die weit unter ihr zu sehen waren. Hier oben schien die Sonne, nur der Wind wehte eisig. Also würde sie hier oben kein neues Zuhause finden. Wo gehörte sie denn nun eigentlich hin? Ihre Familie ermordet, sie selbst misshandelt. Bei den Kaiserlichen durfte sie nicht sein, weil man sie lieber zu den Feinden schickte. Bei den Feinden wollte sie nicht sein, während diese aber scheinbar von ihr angetan waren. Hier oben war sie auch nicht wirklich dauerhaft erwünscht, wenn sie Arngeiers Worte richtig interpretiert hatte. Und dazu war sie mit Fähigkeiten ausgestattet, die sie eigentlich lieber nicht hätte.
So saß sie dann bis zum Abend da. Als die Sonne unterging begab sie sich recht durchgefroren nach drinnen. Gemeinsam mit den Graubärten aß sie zu Abend un begab sich dann auf ihr Zimmer. Wo sie dann noch eine ganze Weile eines der Bücher las, das sie sich aus der Bibliothek ausgeliehen hatte.

Am nächsten Morgen half sie wieder beim decken des Tisches während Meister Borri das Frühstück zubereitete. Anschließend begaben sich alle wieder nach draußen in den Hof. Auch heute war das Wetter hier oben wieder recht schön. Diesmal war es Meister Borri, der ein paar Zeichen in den Schnee malte. Nanija stellte sich zu ihm und betrachte die Symbole. Es dauerte einen Moment, dann spürte sie die Bedeutung des Wort. Sie konnte nicht erklären wie es passierte, aber in ihrem Kopf bildete sich ein Bild mit dem was sie da vor sich sah. Dann legte Meister Borri ihr seine Hand auf die Schulter. Merkwürdigerweise empfand Nanija nicht wie sonst den Drang die Hand wegzustoßen und sich zurückzuziehen. Sie blieb ruhig stehen und spürte wie sie ein merkwürdiges Gefühl durchfloss. Genauso, wie das, was passierte, wenn die Drachen in ihrer Gegenwart starben. Nur nicht so stark. Sie schloss die Augen und wusste nun wie sie das soeben gelernte Wort anwende musste.
Sie führte die Anweisungen von Arngeier und Borri dann genauso aus, wie es ihr gesagt wurde. Sie musste sich ein wenig konzentrieren, aber dann gelang es ihr einen kurzen Sprint in einer Geschwindigkeit hinzulegen, den kein normaler Mensch schaffen konnte. Es war auch mehr ein springen als wie ein Laufen, wie sie dachte.

Die Graubärte waren erstaunt, wie leicht sie diese Aufgabe gemeistert hatte. Noch nie zuvor hatten sie ein Drachenblut gegenüber gestanden. Jeder der sich mit der Stimme beschäftigte, brauchte Jahre der Stille und Konzentration um einen Schrei nur ansatzweise verstehen und dann auch noch anwenden zu können. Dass sie es in wenigen Minuten vollbringen konnte hätte niemand sich vorstellen können. Sie wiederholten die Übung noch ein paar Male. Diesmal kam es Nanija nicht so anstrengend vor wie gestern. Allerdings war es ja auch wieder nur ein Wort, das sie anwendete, auch wenn sie es mehrfach machte.

Nanija verbrachte fast einen Monat oben im Kloster, bevor sie wieder hinunter nach Ivarstatt ging. In dieser Zeit hatte man sie viele Worte der macht gelehrt. Meist das erste eines Schreis, da selbst die Graubärte nicht fähig waren, alle zu beherrschen oder anzuwenden, trotz jahrelanger Studien. Meist lernte sie am Morgen ein neues Wort und den Nachmittag verbrachte sie damit das gelernte anzuwenden. Ihre Kondition, wurde dabei auch von Mal zu Mal besser und sie konnte nun mehrere unterschiedliche Schreie nacheinander anwenden, ohne dass es sie zu sehr anstrengte. Sie erkannte bald selbst wo ihre Grenze lag und sie dann aufhören musste.

Auch erfuhr sie, das die Drachen die wiedererschienen waren, zwar von jedem getötet werden konnten, aber sie waren dann nicht endgültig tot, sondern erst wenn ihre Seelen vom Drachenblut aufgenommen wurden gab es für sie keine Rückkehr mehr in diese Welt. Allerdings war immer noch unklar, warum die Drachen gerade jetzt wieder aufgetaucht waren. Darauf wussten auch die Graubärte keine Antwort. Und als sie eines Tages mal nachfragte, ob es nur vier Graubärte gab, meinte Meister Arngeier, ihr Anführer würde sich alleine oben auf der Spitze vom Hals der Welt befinden. Das fand Nanja ein wenig sonderbar, aber waren nicht auch die vier hier im Kloster lebenden Männer ein wenig sonderbar? Der Name des Anführers war Paarthurnax. Nur wer fähig war, mit seiner Stimme den Weg dorthin zu öffnen und die widrigen Winde zu beseitigen, der würde ihn treffen können. Das war aber schon seit sehr langer Zeit nicht mehr geschehen. Aber um zu ihm gelangen zu können, benötigt man das Horn von Jurgen Windrufer, welches in der Grabstätte Ustengraf befinden sollte. Paarthurnax.. dieser Name machte sie stutzig. War das nicht der Name des Drachen, der auf einer der Tafeln stand, und der dabei geholfen hatte, den Menschen das Schreien beizubringen? Sie überlegte lange ob sie Arngeier darauf ansprechen sollte. Aber dann unterließ sie es.

Sie war irgendwie traurig, als sie sich von den Graubärten verabschiedete. Sie hatte angefangen sich an das Leben oben auf dem Hals der Welt zu gewöhnen. Auf ihrem Weg nach unten gab es keine erwähnenswerten Vorfälle und sie erreichte am späten Nachmittag Ivarstatt.

CKomet

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15

Freitag, 22. August 2014, 17:01

15 Knochenspitze

Als Nanija den Gasthof in Ivarstatt betrat, wurde sie sogleich von Ralof begrüßt, der mit seinen vier Kameraden so an einem Tisch saß, dass er die Eingangstür im Blick hatte. Er sprang von seinem Stuhl auf und lief ihr entgegen. Es fiel ihm schwer sie nicht in die Arme zu schließen, aber er merkte, dass sie in Abwehrhaltung ging. Als blieb er kurz vor ihr stehen und sah sie strahlend an.

„Endlich kommt ihr von da oben herunter. Wenn ihr nicht bald gekommen wärt, wäre ich da hochgegangen um nach euch zu sehen.“ Er machte eine kurze Pause. „Ihr seht müde und hungrig aus.“
Ralof drehte sich zum Tresen um und rief Willem zu. Wirt, einen Teller Hirschragout für unsere Kameradin. Und eine großen Becher Met.“

„Den Met nicht nur für sie“, erklang die fröhliche freche Stimme von Lentor. „Wir könnten auch einen vertragen.“

„Oder auch zwei“, grinste Tommes.

„Ralof, nun lasst das Mädel doch an den Tisch kommen und steht ihr nicht im Weg“, meinte Arnard und stand auf um einen weiteren Stuhl an die Stirnseite des Tischs zu stellen.

Ralof seufzte und trat zur Seite um Nanija an den Tisch zu geleiten. Diese musste sich ein Grinsen verkneifen, weil ihr das ganze recht absurd vorkam. Aber sie war froh dass die anderen da waren. Jetzt alleine mit Ralof zu sein, wäre für sie das reinste Grauen gewesen.

„Schön, dass es euch allen gut geht“, sagte sie, als sie sich an den Tisch setzte.

„Das wäre aber nicht mehr lange so gewesen, meinte Lentor. „Noch einen Tag und wir wären vor Langeweile hier gestorben. Das nächste Mal lasst uns bitte nicht so lange warten.“

„Ich werde es versuchen, kann aber nichts versprechen“, meinte Nanija lächelnd.

Willem kam an den Tisch und stellte sechs Becher Met auf den Tisch. „Das Essen wird gleich kommen.“

„Danke, Willem“, sagte Nanija und nahm dann erst mal einen kräftigen Schluck. Die anderen taten es ihr nach. Ralof sah sie die ganze Zeit an. Er bereute es, die anderen nicht schon nach Windhelm zurück geschickt zu haben, aber jetzt war es zu spät. Glücklicherweise kam das Essen für Nanija, als die anderen gerade anfingen sie auszufragen zu wollen. Hungrig machte sie sich darüber her. Nachdem sie aufgegessen hatte, bat sie die anderen um Entschuldigung, das sie sich schon zurückziehen wollte, aber der Abstieg hatte sie angestrengt und sie hätten ja die nächsten Tage auf dem Weg nach Windhelm genug Zeit sich zu unterhalten. Ihre Kameraden nickten, wenn sie auch ein wenig enttäuscht waren, aber sie wünschten ihr eine gute Nacht.
Ralof wollte sie nach oben begleiten, aber Nanija hielt ihn zurück indem sie ihre Hand auf seine Schulter legte. „Bitte macht euch keine Umstände und bleibt bei den anderen“, sie sah ihn lächelnd an. Ihm blieb nichts übrig als sich wieder zu setzen. Er sah ihr nah wie sie die Treppe alleine nach oben zu den Gästezimmern ging. Als sie oben angekommen war, drehte sie sich Nanija noch mal um. Sie sah Ralof sehnsüchtigen Blick und hätte ihm am liebsten die Zunge rausgestreckt… aber sie riss sich zusammen und lächelte ihm freundlich zu. Dann ging sie in ihr Zimmer, das sich am Ende vom Gang befand, wie Willem ihr noch gesagt hatte, als er ihren leeren Teller abräumte.

„Hmmm“, sagte Torres, nachdem Nanija weg war. „Sie ist wirklich ein Leckerbissen, trotz ihrer Narben im Gesicht würde ich sie nicht von der Bettkante schmeißen, sollte ich je die Gelegenheit haben, sie dort sitzen zu haben.“ Er sah Ralof lachend an, der gerade aufbrausend werden wollte. „Bleibt ruhig, Ralof“, lachte er weiter. „Ich denke jeder von uns weiß, dass sie euch gehört und niemand von uns hat vor sie euch streitig zu machen.“ Er legte beruhigend seine Hand auf Ralofs Arm. „So, und nun lasst uns noch eine Runde würfeln, der Abend ist ja noch jung. Willem, bringt uns noch etwas Met.“

Als Nanija im Bett lag, konnte sie nicht sogleich einschlafen. Sie frage sich wie es weiter gehen sollte. Sie war jetzt nicht mehr ein einfaches Mädchen, das der kaiserlichen Armee angehörte und als Spionin zu den Sturmmänteln geschickt worden war. Sie war nun auch ein Drachenblut, dessen Bestimmung wohl darin liegen sollte die Drachen zu bekämpfen, die neben dem Krieg Unheil anrichteten. Die Fähigkeiten die sie bei den Graubärten erlernt hatte würde ihr aber auch im Kamp gegen die Sturmmäntel helfen können. Ein Wort richtig ausgesprochen und ein dutzend Leute würden einfach in Flammen aufgehen. Zur rechten Zeit angewandt, würde es sicherlich vielen kaiserlichen das Leben erleichtern und retten. Aber dann musste sie an den Krieg am Roten Berg denken. Trotz der Fähigkeit der Stimme verloren die Nords den Kampf. Würde ihr dasselbe passieren? Würde sie so für den Untergang ihrer Leute sorgen, wenn sie ihre Fähigkeiten für den Krieg verwendete? Wie oft hatte sie sich diese Frage in der letzten Zeit gestellt. Doch irgendwie war sie nie zu einem Ergebnis gekommen. Dazu kam noch, dass sie nicht wusste wie sie mit Ralof umgehen sollte. Es war nicht zu verkennen, dass er sich in sie verliebt hatte. Aber sie selbst interessierte sich gar nicht für ihn. Aber würde sie ihn direkt abweisen würde das ihre Stellung bei den Sturmmänteln gefährden. Also musste sie ihm so freundlich es ging begegnen. Irgendwann schlief sie dann aber doch ein.

Am Morgen war die Sonne schon vor geraumer Zeit aufgegangen, als Nanija endlich aufwachte. Sie packe ihre Sachen zusammen und begab sich hinunter in die Schankstube, wo ihre Kameraden schon auf sie warteten.

„Warum habt ihr mich nicht geweckt?“ Fragte sie in die Runde.

„Wir haben doch Zeit und niemand hetzt uns, also haben wir euch schlafen lassen“, meinte Tommes.

„Aber glaubt nicht, dass das zu Gewohnheit werden wird“, grinste der junge Lentor. „Dafür dürft ihr heue Nacht die unbeliebte Nachtwache übernehmen.“

„Nun übertreibt nicht“, fuhr Ralof dazwischen. „Es wird wie immer gelost, wer welche Nachtwache übernimmt.“

Nanija lächelte. „Kein Problem, ich übernehme die unangenehme Wache heute Nacht freiwillig. Aber jetzt würde ich doch erst mal etwas Frühstücken.“

Das ließ sich niemand zweimal sagen, denn sie hatten alle gewartet bis auch Nanija da war. Der Tisch war schon gedeckt und Nanija setzte sich zu den Männern. Während sie aßen sagte keine ein Wort, außer wenn es darum ging etwas von dem Brot oder der Wurst rüberreichen zu lassen. Nachdem sie fertig waren bezahlten sie Willem und machten sich dann auf den Weg zurück nach Windhelm.

Nachdem sie die Stadt verlassen hatten begann Nanija zu erzählen, was sie bei den Graubärte erlebt hatte. Aber sie war nicht bereit ihre Fähigkeiten vorzuführen, egal wie sehr die Männer sie bedrängten. Einzig Ralof hielt sich diesmal zurück und versuchte die anderen davon abzubringen Nanija weiter deshalb zu bedrängen. Dafür schenkte sie ihm ein dankbares Lächeln, was ihn dann auch sogleich strahlen ließ.

Diesmal blieben sie auf dem direkten Weg und kamen recht gut voran. Nachdem die Männer nun die ganze Zeit sie ausgefragt hatten, drehte Nanija am Nachmittag den Spieß um, und wollte wissen wie es ihren Kameraden ergangen war. Abwechselnd erzählten die ihr dann, dass sie keine Unregelmäßigkeiten in Rifton feststellen konnten, wie befürchtet worden war. Die Schwarzdorn Familie, allen voran deren Oberhaupt Maven, versuchte zwar immer wieder die Oberhand in der Stadt zu gewinnen, aber bisher gelang ihr das nicht.

Sie machten am Abend etwas abseits der Hauptstaße halt und schlugen ihr Lager dort auf. Nanija hatte unterwegs mehrere Hasen geschossen, die Jorag dann ausnahm und auf einem Spieß über einem Lagerfeuer briet. Am folgenden Morgen brachen sie zeitig auf. Da es diesmal trocken war und der Weg gut passierbar würden sie wohl am Abend schon die Festung Amol erreichen, wo sie dann übernachten wollten. Wenn sie Pausen einlegten, setzte Nanija sich meist etwas ab um ein paar Konzentrationsübungen durchzuführen. Schreie selbst wendete sie aber nicht an. Ralof blieb dabei meist in ihrer Nähe und beobachtete sie aus einiger Entfernung.

Es dämmerte bereits, als sie von weitem die Festung Amol sahen. Irgendwas stimmte aber nicht. Als sie näher kamen sahen sie, dass die Mauern mit Ruß bedeckt waren. Es herrschte ein berücktes Schweigen als sie den Innenhof betraten. Ralof fragte den wachhabenden Offizier was los sei. Sie erfuhren das ein Drache am frühen Morgen über der Festung aufgetaucht war und sie angegriffen hatten. Mehrere Männer, unter ihnen ihr Kommandant, wurden getötet und am Ende entschwand der Drache wieder. Einige der Soldaten hatte schwere Verbrennungen davon getragen. Man hatte schon jemanden nach Windhelm geschickt, um einen Heiler zu holen. Eine Patrouille, die am Nachmittag zurück kam hatte berichtet dass der Drache Richtung Knochenspitze geflogen sei. Dort hatten in früheren Zeiten schon Drachen gehaust.

Nanija dachte nicht lange nach: „Ich werde morgenfrüh zur Konchenspitze aufbrechen und versuchen den Drachen zu töten.“

Ralof sah sie entsetzt an: „Auch wenn ihr ein Drachenblut seid und ihr daher am Besten befähigt seid, diese Wesen zu töten, könnt ihr nicht alleine losziehen. Ich werde euch begleiten. Auch ich habe schon an zwei Kämpfen gegen diese Wesen teilgenommen, genau wie ihr.“

Er sah seine Männer an. „Ich überlasse euch die Entscheidung, ob ihr euch uns anschließen wollt, oder schon zurück nach Windhelm gehen werdet.“

Seine Männer sahen sich an und nickten sich dann zu. Dann sagte Arnard: „Wir werden mit euch kommen. Ich habe noch nie einen Drachen gesehen und diese Gelegenheit werde ich mir sicherlich nicht entgehen lassen und mehr als Sterben können wir nicht“, grinste er. Die anderen nickten zustimmend. Damit war es beschlossenen Sachen. Sie würden einen Abstecher zur Knochenspitze machen. Nanija war irgendwie ein wenig erleichtert nicht alleine gehen zu müssen.

Am nächsten Morgen brachen sie zeitig auf. Am Anfang gingen sie noch gemeinsam, aber als sie gegen Mittag die offene trockenen Fläche mit den heißen Quellen erreicht entschied Ralof, das sie sich in zwei Gruppen teilten und mit einem großen Abstand parallel weiter gingen. Ralof, Nanija und Lentor bildeten eine Gruppe, die anderen drei unter der Führung von Arnard die zweite. Am späten Nachmittag sahen sie dann die Knochenspitze vor sich. Und etwas das immer wieder seine Kreise in der Luft darum zog. Von nun an waren sie noch vorsichtiger.

Sie hatten zuvor abgesprochen, das sie versuchen würden ihn in die Zange zu nehmen und von zwei Seiten anzugreifen, sofern es möglich war. Nanija deute auf eine Stelle die recht gut für ihre Taktik geeignet war. Nahe der Knochenspitze waren mehrere Felsen, hinter denen sie selbst Schutz finden konnten wenn der Drache angriff. Solange er nicht direkt von oben kam. Dann sah es schlecht aus. Ralof stimmte ihr zu. Seine kleine Truppe begab sich dorthin und er wies Arnard mit ein paar Zeichen an es genauso zu machen. Ihr größter Vorteil konnte es auch sein, das es langsam dunkel würde. Während der Himmel hell und klar war, konnten sie sich im Schatten der Felsen gut verbergen.

Als alle in Position waren stand Nanija auf und schlich in Richtung der Knochenspitze, die etwas über den Rest der Umgebung herausragte. Sie hatte ihren Bogen schon in der Hand mit eingelegten Pfeil. Als der Drache das nächste Mal seine Runde zu drehen begann Richtete sie sich auf und schoss auf seine Flügel.
Vollkommen überrascht von dem Angriff wandte sich das riesige Wesen ihr zu. Nanija blieb aufrecht stehen und schon so schnell sie konnte zwei weitere Pfeile auf seine Flügel. Dann konzentrierte sie sich auf das, was sie bei den Graubärten gelernt hatte und als der Drache kurz vor ihr in der Luft schwebte und einen Schrei ausstoßen wollte, kam sie ihm zuvor und brachte ihn aus dem Gleichgewicht.

Ralof war entsetzt, als er sah wie Nanija nicht zur Seite sprang als der Drache vor ihr war. Er hob seinen eigenen Bogen und schoss genau wie seine Kameraden einen Pfeil nach dem anderen auf den Drachen. Das Untier war von diesen geballten Angriff überrascht und musste sich selbst erst mal wieder sammeln. Allerding hatten die vielen Pfeile deutliche Spuren in seinen dünnen Flughäuten hinterlassen, was den Drachen dann doch recht wütend machte. Nachdem er sein Gleichgewicht wieder hatte, stiege er höher in die Luft und versuchte nun die anderen von hinten zu anzugreifen und stieß einen Feuerstrahl über ihnen aus. Wie die Sturmmäntel gehofft hatten, tat er das nicht direkt von oben, so dass sie hinter den Felsen geschützt waren. Und dadurch dass sie in zwei Gruppen aufgeteilt waren konnte die Truppe von Ralof ihn weiter beschießen. Die Löcher in den Flughäuten wurden immer größte und lange konnte sich der Drache nicht mehr in der Luft halten und ging mit einer unsanften Landung zu Boden.

Nanija die am weitesten entfernt war konnte ihn weiterhin nur mit ihrem Bogen angreifen. Auch Tommes zog es vor weiter zu schießen. Die anderen vier versuchten sich dem Drachen zu nähern um ihn direkt mit ihren Schwertern oder Äxten anzugreifen. Da nun alle zu dicht an dem Wesen dran waren, konnte Nanija nicht versuchen ihn noch mal mit einem Schrei zu attackieren ohne ihre eigenen Leute zu gefährden. Warum blieben sie nicht alle auf Abstand. Dann wäre es alles viel einfacher, dachte sie. Ihre Gefährten kamen nicht dicht genug an den Drachen heran, da er immer wieder Feuer spie um Ralof und Lentor, die an seine Seite wollten zurückzuhalten und mit seinem Schwanz wild um sich schlug, so das auch Arnard und Jorag nicht nahe genug heran kamen. Tommes schoss weiterhin aus der Ferne und Nanija versuchte zu Ralof und Lentor zu gelangen. Dabei musste auch sie immer wieder in Deckung gehen. Auch wenn der Drache durch die vielen Pfeile, die ihn erwischt hatten schon ein wenig geschwächt war, war er immer noch ein ernst zu nehmender Gegner. Als Nanija bei Ralof und Lentor angekommen war wartete sie bis der Drache sich wieder sammeln musste um erneut einen Feuerstoß auf sie los zu lassen in dem Moment stand sie wieder auf und sagte Laut und deutlich Liz. Für einen Moment war der Drache durch das Eis das ihn kurzzeitig bedeckte wie gelähmt. Aber es hielt nur sehr kurz an. Also musste sie das Wort wohl in kurzer Folge mehrfach wiederholen, damit ihre Kameraden eine Chance bekamen, dichter an das Untier zu kommen. Nanija gab Ralof und Lentor ein Zeichen das sie noch warten sollten, bevor sie lostürmen würden, damit nicht sie von dem Eis getroffen werden würden. Arnard und Jorag waren glücklicherweise nicht im Weg, so dass sie auf diese nicht achten musste.

Tommes war weiterhin auf Abstand und versuchte den Drachen weiterhin zu verletzten. Nur die Flügel zu erwischen brachte aber nicht viel und diese schützen die weicheren Stellen des Drachenkörpers, denn an den Schuppen prallen die einfachen Eisenpfeile immer wieder ab und machten keinen wirklichen Schaden. Sobald Nanija wieder die Gelegenheit bekam sich aufzurichten, sprach sie mehrfach das Wort Liz. Danach gab sie ihren Gefährten dann schnell auch ein Zeichen loszulaufen. Sie selbst blieb zurück, denn es hatte sie doch mehr Kraft gekostet als wie sie erwartet hatte.

Ralof lief so schnell er konnte in Richtung des Kopfes von dem Drachen und hieb so kräftig er konnte, seien beiden Äxte von unten in die Kehle. Lentor wollte dem Drachen sein Schwert in die Seite schlagen, als dieser seinen letzten Versuch machte sich zu wehren, und nach dem Jungen mit seiner Klaue trat. Im letzten Moment konnte Lentor zur Seite springen. Ralof schlug noch mal seine Äxte in den Hals des Drachens. Dort wo Ralof stand war er recht sicher, denn es war für den Drachen dort etwas wie ein toter Winkel. Der Drache dreht aber seinen Hals soweit er noch konnte zur Seite und spie einen letzten Feuerstrahl in Richtung von Lentor, der nach seinem Ausweichmanöver aber ins straucheln geraten war, da er an einer Wurzel hängen geblieben war. So konnte er dem Feuersrahl nicht mehr richtig ausweichen.

Während Lentor vor Schmerzen schreiend zu Boden ging, schafften es Arnard und Jorag in der kurzen Zeit geschafft, wo der Drachen bewegungsunfähig war an die andere Seite zu kommen. Beide rammten ihm ihre Schwerter in die Seite, wo die Schuppen am dünnsten waren. Damit war endgültig das Schicksal des Drachen besiegelt und er brach tot zusammen. Nanija und Ralof liefen zu dem jungen Lentor hinüber.

Nanija blieb dann plötzlich stehen. Der Drache begann sich aufzulösen und durchflutete sie mit seinem Wissen. Sie stand leicht zitternd da und konzentrierte sich darauf, das Wissen in sich aufzunehmen. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei und so setzte sie ihren Weg zu Lentor fort.

Er war schrecklich anzusehen. Der Feuerstrahl des Drachen hatte ihn an der linken Seite erwischt. Ralof hatte sofort seinen Umhang genommen und die brennende Rüstung des Jungen zu löschen. Die von der unteren Geschichtshälfte bis zur Hüfte war er verbrannt worden. Nanija kramte in ihrer Gürteltasche und zog eine kleine Flasche hervor, mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. Während Nanija bei den Graubärten war, hatte sie einen Teil ihrer Zeit, wenn sie nicht gerade mit ihren Übungen beschäftigt war, damit verbracht und sich mit Kräuter und Heilkunde beschäftigt. In der großen Bibliothek hatte sie viele interessante Bücher dazu gefunden. Meister Arngeier erlaubte ihr, sich in der Kräuterkammer zu bedienen und das zu nehmen was sie benötigte. So hatte sie ein paar Tränke hergestellt, die große Schmerzen unterdrücken sollten, sowie mehrere Salben angerührt, die bei Verbrennungen oder Erfrierungen helfen sollte. Das waren die hauptsächlichsten Gefahren im Kampf gegen die Drachen, wie ihr bei ihren Übungen schnell klar wurde.

Sie flößte Lentor etwas von der scheußlich schmeckenden Flüssigkeit ein und die Wirkung stellte sich fast augenblicklich ein und er hörte mit dem Wimmern auf. Warum musste es ausgerechnet den Jungen treffen fragte sich Nanija. Dann bat sie Ralof, das er versuchen sollte dem Jungen die Rüstung auszuziehen. Jorag half ihm dabei, was kein leichtes Unterfangen war. Tommes rannte von sich aus hinunter zu einer der kleinen Quellen um Wasser zu holen.

Nachdem die Rüstung ausgezogen war, sah es am Ende doch nicht so schlimm aus wie Nanija zuerst vermutete hatte. Die Rüstung selbst hatte doch mehr von dem Feuer abgehalten, als sie erwartet hatte. Nur im ungeschützten Gesicht, am Hals und an seinem Arm war die Haut richtig verbrannt. Nanija strich die verbrannten Hautpartien mit ihrer Salbe vorsichtig ein. Denn verband sie den Jungen vorsichtig. Tommes nahm weitere Tücher und legte sie über den linken Arm und die Seite von Lentor und goss dann etwas von dem kühlen Wasser auf die Tücher.

Nachdem sie den Jungen so gut es ging versorgt hatten setzen sie sich alle neben ihn. Ralof fragte nur laut: „Verdammt, warum musste das so passieren.“

Nanija sah ihn an und sagte dann: „Ihr hättet nicht einfach in den Nahkampf gehen dürfen. Wir hatten in den Felsen weiterhin eine gute Position, von wo aus wir den Drachen sicher hätten beschießen können. Und ich hätte ihn zusätzlich mit meinen Schreien bearbeiten können. Das war aber letztendlich kaum noch möglich, weil ihr vorgestürmt wart und ich damit nicht so agieren konnte, wie ich wollte ohne auch euch zu gefährden.“ Ralof war erstaunt über den streng und ungehalten klingenden Ton. So hatte er sie noch nie erlebt, aber musste zugeben, dass sie nicht ganz Unrecht hatte.

Sie beschlossen die Nacht hier an der Knochenspitze zu verbringen und dann morgen zurück nach Windhelm zu gehen. Für Lentor würden sie am Morgen, wenn es hell war eine Trage bauen. Äste und Knochen gab es hier genug um daraus etwas Brauchbares herzustellen. Allerdings war es einfach im hellen danach zu suchen.

Sie machten sich ihre Lager fertig und legten sich hin. Nanija, die nicht müde war beschloss sich trotz der Dunkelheit hier an der Knochenspitze ein wenig umzusehen und folgte, nachdem die anderen eingeschlafen waren, den Pfad hinauf zum Gipfel der Knochenspitze. Tommes, der die erste Wache hatte, nickte ihr nur zu ohne sie aufzuhalten. Da es sternklar war, war der Weg recht gut zu erkennen. Oben entdeckte Nanija dann eine Wand, wie sie schon im Ödsturzhügelgrab eine gesehen hatte. Nun wusste sie auch was diese bedeuteten und so lernte sie ein weiteres Wort der Macht.

Nachdem sie eine Weile alleine hier oben verbracht hatte ging sie wieder hinab zu den anderen. Sie merkte Tommes an, das er erleichtert war das sie wohlbehalten zurückgekommen war. Sie schaute noh kurz nach Lentor, der tief schief, dann legte sie sich hin und sie konnte sofort einschlafen. Allerdings wachte sie mehrfach schweißgebadet wieder auf. Da sie etwas abseits der anderen lag, merkten ihre Kameraden glücklicherweise nichts davon. Sie ärgerte sich, dass sie ihre Kräuter nicht vorm Schlafen genommen hatte. Dabei hatte sie wieder genug, denn unterwegs hatte sie fleißig die notwendigen Kräuter und Pflanzen sammeln können.

Ralof und die anderen, außer Arnard, schliefen noch, als Nanija endgültig wach wurde. Sie sah als erstes nach Lentor. Das Schmerzmittel schien nachzulassen, also gab Nanija ihm ein paar weitere Tropfen davon, die ihn wieder einschlafen ließen. Fieber hatte er bisher noch nicht bekommen, was sie beruhigte. Arnard weckte die anderen während Nanija die Verbände von Lentor wechselte und ihn nochmals mit der Brandsalbe einschmierte. Sie Frühstückten ein wenig, dann machten sich Ralof, Jorag und Arnard auf die suchen nach passenden ästen, um eine trage zu bauen. Tommes hatte in der Nähe wilde Ziegen gesehen. Er beschloss eine davon zu erlegen und ihr das Fell abzuziehen und es in streifen zu schneiden, damit sie die Äste zusammenbinden konnten. Nanija blieb bei Lentor.

Zwei Stunden später waren sie zum Aufbruch bereit. Zwei Mann trugen die Trage mit dem Verletzten im Wechsel. Am späten Nachmittag erreichten sie Kyesheim, wo sie übernachten. Die Bewohner des Ortes waren froh zu hören dass der Drache tot war. Sie hatten ihn mehrfach über ihren Ort fliegen sehen und waren immer sofort alle in Deckung gegangen. Das Lentor dabei verletzt worden war tat ihnen allerdings allen sehr Leid und sie versprachen für seine baldige Genesung am Schrein von Talos zu beten.

Nanija kümmerte sich immer wieder um die Wunden von Lentor. Als er das nächste Mal wach wurde, gab sie ihm nicht sofort von den Schmerzmittel sondern wollte schauen wie es ohne gehen würde. Dem jungen Mann viel es schwer zu sprechen, da er den Mund kaum öffnen konnte. Aber sie merkte dass er weiterhin große Schmerzen hatte. Dazu kam nun auch noch das seien Temperatur langsam anstieg. Also gab sie ihm doch lieber noch etwas von den Tropfen.

Ralof beobachtete sie meist, wenn sie bei dem Jungen war und setzte sich oftmals dazu. Er war froh sie dabei zu haben. Keiner von den anderen hätte sich so gut um den Jungen kümmern können. Und solange sie sich um Lentor kümmerte, war sie irgendwie anders. Sie wirkte nicht so verschlossen wie sonst. Er konnte es nicht genauer beschreiben.

Am folgenden Morgen brachen sie wieder frühzeitig auf. Sie bedankten sich bei den Bewohnern von Kynesheim dafür, dass sie so freundlich aufgenommen worden waren. Sie kamen gut vorwärts und wechselten sich mit dem Tragen von Lentor wie am Tag zuvor immer wieder ab. Nanija gefiel es allerdings nicht, das die Temperatur des Jungen weiter gestiegen war und sie war froh, als sie endlich die dunkeln Mauern von Windhelm sahen.

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Samstag, 23. August 2014, 23:00

16 Vorbereitungen

Die Wachen am Tor von Windhelm öffneten es sofort, als Sie Ralof und seine Truppe, mit dem Verletzten kommen sahen. Sie begaben sich sofort zum Tempel von Talos, wo auch die Heilerin der Stadt, Jora, die Frau von dem Priester Lortheim, zu finden war. Jora zeigte ihnen ein Bett, auf das sie Lentor legen sollten. Dann nahm sie ihm die Verbände ab und untersuchte den jungen Mann gründlich. Nanija sagte ihr was sie bisher getan hätte und welche Mittel und salben sie ihm verabreicht hatte. Die Heilerin nickte und meinte, das wäre genau richtig gewesen. Das Lentor nun Fieber bekommen hatte, war zwar ungewöhnlich, kam aber manchmal vor. Es sei kein Grund besorgt zu sein.

Die Priesterin sah, dass die Gruppe müde und hungrig war und sagte ihnen, dass sie ruhig gehen könnten. Sie und ihr Mann würden sich um Lentor kümmern. Ralof und Nanija begaben sich in den Palast um mit Ulfric zu sprechen und ihm darüber zu informieren was passiert sei. Die anderen gingen ins Haus Kerzenschein, um etwas zu Essen.

Ulfric Saß auf seinem Thron, während er sich mit Galmar und Jorleif unterhielt. Er war erfreut Ralof und Nanija zusehen. Er ließ sich erst von Ralof berichten was alles geschehen sei. Die Geschichte mit dem Drachen von der Knochenspitze überließ er aber Nanija. Ulfric lobte dann besonders den Einsatz auf dem Hof bei Ivarstatt. Galmar hatte ihn darüber informiert, nachdem Jacki und Tharn vor fast einer Woche zurück nach Windhelm gekommen waren. Dann sah Ulfric Nanija an: „Was haben die Graubärte euch gesagt? Seid ihr wirklich ein Drachenblut?“

Nanija sah den Jarl an und nickte: „Ja ich bin ein Drachenblut. Und es scheint meine Aufgabe zu sein, dafür zu sorgen dass die Drachen wieder ins Reich des Vergessens geschickt werden.“

„Also habt ihr wie auch ich, die Fähigkeit Schreie anzuwenden?“

Nanija sah dem Jarl in die Augen: „Ich beherrsche diese Fähigkeit besser als ihr.“

Der Jarl lachte: „Das würde ich gerne selbst austesten, aber ich befürchte, das könnte etwas schwierig werden.“ Dann wurde er ernst. „Wir haben neben den Vorbereitungen zum Krieg ein echtes weiteres Problem. Die Drachen tauchen vermehrt auf. Kynesheim bat um Hilfe, weil sich ein Drache auf der Knochenspitze niedergelassen hat. Die Bauern aus den Bergen haben einen auf dem Berg Anthor gesichtet. Nahe von Weislauf soll es auch einen geben. Nur habe ich kaum erfahrene Männer und Frauen, die sich um diese Drachen kümmern können, ohne das es zu großen Verlusten kommt.“

Nanija senkte nun den Kopf: „Der Drache von der Knochenspitze ist Vergangenheit, den haben wir auf dem Rückweg von Ivarstatt erledigt. Allerdings hat es dabei den jungen Lentor erwischt. Er liegt nun im Tempel von Talos im Fieber, das durch die Verbrennungen, die er erlitten hat ausgelöst wurde, wo sich die Heilerin um ihn kümmert.“

„Das mit Lentor tut mir leid zu hören. Ich hoffe es wird ihm bald wieder besser gehen. Ich werde alles was benötigt wird besorgen lassen. Das könnt ihr Jora mitteilen“

Nanija war ein wenig erstaunt, dass diese Mitteilung dem Jarl ernsthaft beschäftigte und er Mitgefühl für den Jungen zeigte, der doch nur einer von vielen Soldaten war, die er mehr oder weniger kaum kannte. Sie nickte nur zur Antwort.

Ulfric wandte sich dann wieder an Ralof: „Ralof, mein Freund, ihr habt mir bisher stets treu gedient. Gemeinsam sollten wir in Helgen hingerichtet werden. Ihr habt vor einiger Zeit mal gefragt, ob es möglich wäre, ein Haus in Windhelm zu kaufen, wie mir Jorleif erzählt hat. Nun, wir hätten da eines, das günstig zu erwerben wäre. Es wäre das Haus Hjerim. Nun es sind da zwar einige unangenehme Dinge vorgefallen, aber ich habe Jorleif angewiesen das Haus gründlich reinigen zu lassen und alle Spuren zu beseitigen. Hättet ihr Interesse daran?“

Ralof war erstaunt und erfreut sogleich. Nie hätte er erwartet, das Ulfric selbst ihm ein Haus anbieten würde. Aber endlich aus den Gemeinschaftsunterkünften rauskommen, das wäre wunderbar. Verstohlen warf er einen Blick auf Nanija. Es wäre auch genug Platz für sie, wenn sie denn wollte. Ralof überlegte nicht lange. „ich würde es gerne nehmen, mein Jarl.“ Gut dann ist es abgemacht. Die Einzelheiten besprecht bitte morgen mit Jorleif. Und ich vermute, dass ihr jetzt erst mal etwas ausruhen und essen möchtet. Daher werden wir uns morgen weiter unterhalten.“

Ralof und Nanija drehten sich und gingen. Auf Höhe der Unterkünfte fragte Ralof: „Kommt ihr noch mit in den Gasthof um etwas zu essen?“

Nanija überlegte kurz, dann nickte sie und so gingen beide zum Kerzenschein hinüber. Arnard, Tommes und Jorag hatten ihnen Plätze an ihrem Tisch freigehalten, da sie vermuteten das sie noch kommen würden, und so setzten sich die beiden zu en anderen. Ralof hätte sich lieber etwas abseits mit Nanija hinbegeben, aber das wäre unhöflich seinen Kameraden gegenüber gewesen. Und ob Nanija damit einverstanden gewesen wäre? Die anderen hatten schon gegessen und tranken nun ihren Met. Nanija bestellte ich etwas von dem hausgemachten Eintopf, während Ralof etwas von der Bärenkeule nahm.

Nah dem Essen beschloss Nanija noch mal nach Lentor zu schauen. Ralof begleitete sie, auch wenn sie lieber alleine gegangen wäre. Aber da Ralof als Hauptmann verantwortlich für den Jungen war, konnte sie es ihm schlecht verwehren mitzukommen. Jora begrüßte die beiden freundlich, auch wenn man es ihr ansah, dass sie von der späten Störung nicht begeistert war.

„Er schläft wieder“, flüsterte sie. „Das Fieber ist nicht weiter gestiegen. Seine Wunden selbst sehen weiterhin den Umständen entsprechend aus. Die Verbrennungen am Arm könnten dazu führen das er seine linke Hand nicht mehr richtig benutzen kann, aber genaues werden wir wohl in ein paar Tagen wissen. Bis dahin müssen wir abwarten.“

Nachdem sie eine Weile neben dem Bett von Lentor standen, gab Jora ihnen zu verstehen, dass es langsam an der Zeit wäre zu gehen. Morgen könnten sie wieder kommen. Also gingen Nanija und Ralof zurück zum Palast und begaben sich in ihre Quartiere. Als Nanija ihre Schlafkammer betrat erwartete sie eine Überraschung.

„Hallo, meine Freundin. Ich dachte schon ihr hättet euch entschieden bei jemand anderem Unterschlupf zu finden“, grinste Jacki sie an. „Ich hoffe es ist euch recht, das ich mich entschieden habe, zu euch ins Zimmer zu kommen. Zu Mindestens habe ich gegenüber eurer anderen Zimmergenossin behauptet, ihr hättet nichts dagegen. Bei Talos, was ist das übrigens für eine Nervensäge? Wie haltet ihr das Geschwätzt dieser Frau nur aus?“

Nanija musste lachen. „Ich dachte, nur ich wäre würde sie so sehen. Ich habe ihr gedroht, wenn sie nicht die Klappe hält, sie in Stücke zu schreien. Das hat bisher geholfen. Und ich freue mich wirklich das ihr hier seid.“

„Wir sind vor eine Woche angekommen. Tharn geht es schon wesentlich besser. Er hat auch schon wieder angefangen mit dem Schwert zu üben. Und wie ist es euch ergangen?“

Nanija begann zu erzählen was die letzten Wochen und Tage passiert war. Sie merkte nicht wie die Zeit verging. Es war komisch, sie hatte das Gefühl in Gegenwart von Jacki fast alles sagen zu können. Ein Gefühl das sie, seit ihre Familie umgekommen war, nicht mehr gehabt hatte. Trotzdem fing sie irgendwann unbewusst zu Gähnen an. Jacki meinte dann gleich, das es wohl langsam mal Zeit wäre schlafen zu gehen. Nanija legte keinen Wiederspruch dagegen ein und so legten sich die beiden Frauen denn schlafen.

Als Nanija am nächsten Morgen aufwachte war Jacki schon angezogen. Nanija sprang schnell aus dem Bett und wusch sich schnell. Dann griff sie nach ihrer Rüstung. „Hmmmm, ich denke die müsste wohl mal wieder gereinigt werden.“ Jacki nickte zustimmend. Also nahm Nanija ihre alte Lederrüstung und zog die erst mal an.

„Ihr solltet euch eine anständige Ersatzrüstung beschaffen“, meinte Jacki. „Damit könnt ihr doch hier auf Dauer nicht rumrennen ohne ständig schief angeschaut zu werden. Lasst uns heute Nachmittag zum Schmied rüber gehen. Ich habe da eh noch was zu besorgen. Er wird bestimmt etwa passendes für euch haben. Schließlich ist er ja für die Ausstattung der Soldaten hier verantwortlich.“

Nanija fand keinen Grund der dagegen sprach also stimmte sie zu. So hatte sich auch gleich einen guten Grund, um nicht mit Ralof etwas unternehmen zu müssen. Dann gingen sie gemeinsam in den Gemeinschaftsraum, der Soldaten, wo sie sich an einen der Tische setzen und sich etwas zu Essen nahmen. Es dauerte nicht lange, da kamen auch Ralof, Arnard und Tommes dazu. Jorag hatte beschlossen einfach noch etwas liegen zu bleiben, da für heute ja nichts angesagt war.

Wie zu erwarten war konnte sich Tommes einen lästerhaften Kommentar über die Kleidung von Nanija nicht verkneifen. Er sah aber ein, das Nanija auch nicht mit einer dreckigen Rüstung rumlaufen konnte. Gleich nach dem Frühstück sollten Ralof und Nanija auch schon zum Jarl gehen. Nanija hatte gehofft noch etwas Zeit zu haben um ihre Rüstung zu reinigen und dann zum Trocknen zu hängen, aber das ging nicht. Jacki bot an sich um die Reinigung zu kümmern. Sie hätte am Vormittag eh nichts zu tun. Nach einigem Zögern stimmte Nanija zu. Tommes und Arnard wollten als erstes Lentor besuchen. Das würden Nanija und Ralof nach dem Treffen mit Ulfric machen.

Der Jarl, Galmar und Jorleif warteten im Besprechungszimmer. Da das Drachenproblem zur Zeit Vorrang haben sollte, hatte Galmar den Vorschlag gemacht, das Ralof und seine Truppe Nanija unterstützen sollten. Zumal alle ja auch schon Erfahrung im Kampf mit Drachen sammeln konnten. Ulfric sah Nanija an und fragte sie: „Was haltet ihr von dem Plan?“

Nanija zögerte ein wenig bevor sie antwortet, denn einerseits war sie froh, dass sie Leute begleiten sollten, die sie schon kannte und denen sie auch vertraute. Aber andererseits wartete sie auf Antwort aus Einsamkeit. Sie hatte an dem Morgen als sie den Gasthof in Ivarstatt verließen noch eine Nachricht nach Einsamkeit schicken lassen, mit der bitte sie zurückzubeordern. Sie würde lieber an Seite der kaiserlichen gegen die Drachen kämpfen. In der Nachricht hatte sie auch mitgeteilt, dass sie ein Drachenblut sei. Aber noch war keine Antwort gekommen.

Also stimmte sie dem Vorschlag zu. Ralof hatte schon Angst bekommen, das sie lieber alleine losgegangen wäre, weil sie wegen der Verletzung von Lentor sich nicht wohl fühlte. Nun sah er sie lächelnd an. „Gemeinsam werden wir den Drachen schon das Fürchten lehren.“

Auch Ulfric nickte lächelnd: „Dann wäre das Geklärt. Ihr entscheidet selbstständig, wann ich aufbrechen wollt. Wenn ihr noch irgendwas benötigt, dann sagt Bescheid. Ich werde dafür sorgen dass ihr es unverzüglich erhaltet.“

Nanija und Ralof nickten. Galmar und Ulfric verließen den Raum. Jorleif bat Ralof noch zu blieben, da er mit ihm wegen Hjerim sprechen wollte. Da sie Ralof zugesagt hatte gemeinsam mit ihm nach Lentor zu schauen, blieb ihr nun nichts übrig als zu warten. Jorleif hatte den Vertrag vorbereitet. Ralof brauchte nur einen Bruchteil dessen zahle, was das Haus eigentlich wert war. Jorleif versprach sich darum zu kümmern dass das Haus eingerichtet werden würde. Es gab aber eine kleine Bedingung, die an den Kauf des Hauses verknüpft war. Ralof musste Calder, eine ehemaligen Sturmmantelsoldaten als Hausmeister und Koch einstellen. Er würde in einem der beiden kleinen Zimmer oben wohnen können. Calder konnte aufgrund einer schweren Verletzung, nach dessen Folge sein linkes Bein steif war, nicht mehr mit ins Feld ziehen. Er hatte auch keine Familie wo er unterkommen konnte. Aber Calder war ein guter Koch und wenn Ulfric nicht schon einen sehr guten gehabt hätte, hätte er den alten Recken selbst mit eingestellt. Er hatte es versucht, aber die beiden Köche waren sich nicht grün und es gab häufig Streit.

Da Ralof oft unterwegs war und das Haus doch sehr groß war, hielt er es für eine gute Idee. Er kannte Calder, da er mehrfach mit ihm unterwegs gewesen war und mochte den alten Mann gerne. Nachdem die Formalitäten abgeschlossen waren, verabredete Ralof mit Jorleif, das er am Nachmittag sich mit Calder in seinem neuen Haus treffe würde, um zu sehen, was er an Einrichtungsgegenständen brauchen würde. Calder konnte sich dann, während Ralof unterwegs war, darum kümmern, dass alles herbeigeschafft wurde.

Ralof freute sich sehr darüber ein eigenes Haus zu haben. Er überlegte die ganze Zeit wie er Nanija dazu bewegen konnte, bei ihm einzuziehen. Bei einer direkten Frage würde sie bestimmt ablehnen. Als sie in der großen Halle auf Höhe des Zugangs zu den Schlafquartieren waren, trafen sie auf Jacki.

„Hallo ihr zwei. Besprechung zu Ende?“ begrüßte sie die beiden. Dann wandte sie sich ohne eine Antwort abzuwarten an Nanija: Eure Rüstung blitzt nun wieder wie neu. Sie muss nur noch trocknen. Wann wollen wir denn heute nachmitttag zu Oengul?“

Nanija überlegte einen Augenblick. „Gegen drei würde ich vorschlagen“, meinte Nanija dann.

Ralof sah etwas enttäuscht drein. „Ich hatte gehofft dass ihr mich heute Nahmittag in meine neues Heim begleitet und etwas beratet was die Einrichtung angeht“, sagte er leise.

Nanija sah Ralof an. „Ich hatte mich schon am Morgen mit Jacki abgesprochen heute Nachmittag zum Schmied zu gehen, bitte seid mir nicht böse.“ Sie lächelte ihn an.

„Wir werden sicherlich nicht wer weiß wie lange bei Oengul bleiben, danach ist noch genug Zeit das Nanija mit zum Schauen kommt“, mischte sich Jacki ein und knuffte Nanija vorsichtig in die Seite, die schon etwas dagegen erwidern wollte.

„Warum kommt ihr nicht beide, wenn ihr fertig seid?“, fragte Ralof dann.

„Das ist eine großartige Idee, ich liebe es mir Häuser anzuschauen und mit vorzustellen, wie man sie einrichten könnte. Also Nanija, was haltet ihr davon?“

„Ja, das gefällt mir. Lasst es uns so machen“, lächelte Nanija. Scheinbar hatte ihr neue Freundin doch etwas mehr für Ralof übrig, und sie hoffte das Ralof sich dann Jacki zuwenden würde.

„Schön wir sehen und dann später“, verabschiedete sich Jacki dann von den Ralof und Nanija, die sich dann auf den Weg machten Lentor zu besuchen. Jora begrüßte die beiden lächelnd, als sie den Tempel betraten. Auf die Frage wie es Lentor ging lächelte die Heilerin. Sein Fieber sei gesunken. Er wäre nun auch wach. Er würde sich sicherlich über den Besuch freuen.

„Ralof, Nanija“, begrüßte der junge die beiden. Nanija setzte sich auf den Rand von Lentors Bett. „Wie geht es euch, mein Freund? Fragte Nanija ihn. „naja, ich denke wohl recht gut. Dank der Schmerzmittel von Jora merke ich nicht viel. Allerdings kann ich meinen linken Arm nicht so recht bewegen. Und die Verbände nerven auch irgendwie. Ich schätze ich sehe zur Zeit schrecklich aus.“

„Nun, zurzeit könntet ihr den Mumien in den Nordgräbern Konkurrenz machen“, versuchte Nanija den Jungen aufzuheitern. Lentor versuchte zu lachen, was ihm aber nicht so ganz gelang.

Ralof und Nanija blieben zwei Stunden, dann meine Jora, das Lentor nun wieder etwas schlafen sollte. Die beiden versprachen am Abend wieder zu kommen. Draußen vor dem Tempel trennten sich Ralof und Nanija. Ralof begab sich zu seinem Haus, während Nanija zurück zum Palast zu den Unterkünften ging. Jacki wartete schon auf sie. Gemeinsam gingen sie dann zu Oengul. Als sie dort ankamen mussten sie etwas warten, da noch ein andere Kunde zupfte plötzlich er kleiner Junge an Jackies Mantel.

„Seid ihr Nanija?“ Jacki lachte und schüttelte den Kopf. „Nein“, sie zeigte auf Nanija, „Das ist Nanija.“

„Oh…. Ent….entschuldigt die Verwechslung. Mir wurde gesagt ihr würdet eine Sturmmantelsoldatin sein, aber da ihr eine einfache Rüstung tragt ….“ Stotterte der Junge ein wenig verschämt.

„Nun, was möchtet ihr denn von mir?“ fragte Nanija und sah den Jungen aufmuntern lächelnd an.

„Revyn Sadri schickt mich. Ich soll euch ausrichten, dass er eure Bestellung erhalten hat und ihr sie jederzeit holen könnt.“

„Danke für die Information“, Nanija gab dem jungen fünf Goldstücke, was er erstaunt ansah. Dann begann wer übers ganze Gesicht zu strahlen. Er bedankte sich und lief dann wieder von dannen. Nanija und Jacki sahen sich lächeln an. In der Zwischenzeit hatte nun auch Oengul Zeit für die beiden Frauen. W

„Was kann ich für euch tun?“ fragte er und dabei sah er Jacki besonders lange an, die unter seinem Blick leicht rot wurde.

„Nun, meine Freundin braucht eine neue Rüstung“, sagte Jacki dann. Der Schmied sah Nanija an. „Was ist mit eurer anderen passiert?“

„Die muss trocknen. Daher wollte ich eine zweite zum Wechseln haben.“

„Ich denke da werde ich weiterhelfen können. Wenn ihr mir ins Haus folgen würdet.“

Das taten die beiden Frauen dann auch. Oengul führe sie in einen Raum, wo er viele Rüstungen liegen hatte. Er suchte mehrere raus, die passen zu sein schienen. Nanija war ja nicht sonderlich groß und die meisten Rüstungen die er anfertigte waren nun mal für kräftige Männer gedacht. Nanija probierte mehrere an und entschied sich dann für eine, die lange Armel aus verstärktem Leder hatte. Die Rüstung musste an einigen Stellen noch etwas enger gemacht werden, und Oengul versprach das er es bis zum folgenden Abend schaffen müsste. Nanija bedankte sich bei ihm und meinte sie würde dann morgen Abend wieder kommen.

So verließen sie dann die Schmiede wieder. Nachdem sie sich etwas entfernt hatten, fragte Nanija. „Sagt mal, Jacki, kann es sein, das ihr eigentlich garnichts beim Schmied zu erledigen hattet?“ Die angesprochene bekam etwas Farbe im Gesicht. „Ihr habt Recht, ich hatte eigentlich keinen Grund zu kommen und war froh, dass ihr einen hattet. Schaut mich nicht so an“, lachte Jacki dann. „Ja, ich habe mich in Oengul verschaut und versuche nun jede Gelegenheit zu nutzen ihn zu besuchen. Aber nun lasst uns weitergehen. Sonst könnte Ralof noch glauben wir hätten ihn vergessen.“

Nanija seufzte. Damit war ihr Plan wohl außer Kraft gesetzt worden Ralof mit Jacki zu verkuppeln. Nach einigen Minuten erreichten sie dann das Haus. Vorsichtig klopfte Nanija an die Tür, die dann auch sogleich geöffnet wurde.

„Kommt, rein.“ Sagte Ralof lächelnd. Und als sie drinnen waren stellte er ihnen Calder vor. Calder hatte wohl schon die fünfzig überschritten und seine Haare waren ergraut. Er machte einen sympathischen Eindruck, so wie ein Großvater, dachte sich Nanija. Nach der Begrüßung machten sie gemeinsam einen Gang durch das Haus. Nun wo es ausgefegt und gereinigt war, schon mal ein paar Kerzenhalter angebracht waren und auch die Fenster geputzt worden waren, machte es irgendwie einen ganz anderen Eindruck. Calder hatte eine Art Notizbuch dabei, in dem er immer mal Skizzen machte, wenn einer etwas vorschlug. Nanija hielt sich zurück und schwieg meist.

Calder hatte eine kleine Überraschung vorbereitet. Er hatte in zwei Körben etwas zu essen und trinken mitgebracht und ein paar Decken die man auf dem Boden ausbreiten konnte, damit es etwas gemütlicher wurde. Jaki fand die Idee klasse, auch Ralof war sehr angetan davon. Auch Nanija tat, als fände sie die Idee hervorragen. Während sie aßen, kam noch so die ein oder andere Idee was man wo hinstellen könnte.
So machten sie nach dem Essen noch mal einen Rundgang besonders durch die oberen Zimmer. Es war schon dunkel als sie das Haus verließen. Sie hatten nicht gemerkt wie die Zeit verflogen war.

Ralof und Nanija gingen noch mal zum Tempel von Talos, um nach Lentor zu sehen. Jora hatte ihm kurz bevor sie kamen aber schon ein Schmerzmittelgegeben, das einschläfernde Wirkung hatte. Die Temperatur des Jungen war wieder etwas gestiegen, aber ansonsten war Jora zufrieden mit seinem Zustand. Als sie den Tempel verließen fluchte Nanija plötzlich. Sie hatte vollkommen vergessen, dass ihre Bestellung ja noch bei Sadris abholbereit lag. Jetzt war es zu spät noch mal hinüber zu gehen, also blieb ihr nichts übrig als sie Morgen abzuholen.

So begaben sich Ralof und Nanija dann zurück in den Palast. Nanija wünschte Ralof eine gute Nacht und begab sich dann auf ihr Zimmer. Jacki hatte sich schon hingelegt. Trotzdem unterhielten sich die beiden noch recht lange Zeit über belanglose Dinge bis sie müde waren und einschliefen.

Am folgenden Morgen hatte sich Nanija erst mal ihr Rüstung, die nun wieder trocken war geholt und begonnen, die lederschnellen zu fetten, damit sie nicht rissig wurden. Jacki beschloss schon mal zum Frühstück zu gehen. Nanija sagte, sie würde nachkommen. Als Nanija dann auch endlich im Gemeinschaftsraum ankam, waren die anderen in eine angeregte Unterhaltung verstrickt. Nanija setze sich zu ihnen und hörte einfach zu. Dann fragte Ralof sie, was sie davon halten würden, wenn Jacki erst mal den Platz von Lentor einnehmen würde, bis dieser wieder auf den Beinen war. Nanija war erstaunt, aber ihr gefiel der Vorschlag sehr gut.

Nanija wollte nach dem Frühstück zunächst zu Sadris Laden gehen. So wie sie es sagte, erkannte selbst Ralof, das sie niemanden dabei haben wollte. Also versuchte er garnicht erst, es anzubieten, sie zu begleiten. Für den späten Nachmittag bat er alle sich wieder hier einzufinden, damit sie besprechen konnten, wie und wann sie auf Drachenjagt gehen wollten. Keiner hatte was dagegen einzuwenden.

Nanija holte ihren Mantel und machte sich dann auf den Weg ins Graue Viertel, um Sadris Laden aufzusuchen. Der Dunkelelf war erfreut sie zu sehen. Er bat sie einen Moment zu warten, während er in sein Lager ging um ihre Bestellung zu holen. Er kam mit einer recht großen Kiste zurück.

„2000 Pfeile aus Ebenerz. Beste Qualität.“

Nanija staunte, mit so vielen hatte sie nicht gerechnet. Sie nahm einen in die Hand und untersuchte ihn gründlich. Sie fand nicht daran auszusetzen. Sie waren stabil und wirkten unzerbrechlich.

„Was wollt ihr dafür haben?“

„5 Gold das Stück, das wären dann bei 2000 Pfeilen 10000 Gold.“

Nanija schluckte, das war eine gewaltige Summe. Sie hatte selbst gerade mal nur 300 Gold. Die Summe von 100 Gold für ihre neue Rüstung hatte sie schon bei Seite gelegt. Dann fielen ihr die Worte des Jarls ein. Er würde für alles was sie brauchten aufkommen. Daher sagte sie dann. „Ich nehme 60 sofort, der Rest wird später abgeholt und bezahlt.“

Revyn Sadri nickte. „Ihr könnt euch Zeit lassen. Wir hatten ja über keine bestimmte Anzahl gesprochen.“

Er zählte 60 Pfeile ab und überreichte sie ihr. Nanija bezahlte sie und verließ dann den Laden. Sie vermutete das Ralof oder die anderen jetzt noch bei Lentor sein würden, daher beschloss sie, Nurelion, den Alchemisten auf zu suchen. Sie erkundigte sich nah einen hochwirksamen Gift, in das sie Pfeile tränken konnte. Der alte Alchemist sah sie verwundert an und fragte, was sie denn damit wollte.

„Ich gehe auf Drachenjagt“, antwortete sie nur.

Nurelion sagte nichts weiter und dachte einen Moment nach. Dann rief er seinen Lehrling herbei und bat ihn nachzuschauen, ob gewisse Zutaten noch vorhanden waren. Der junge Mann ging sofort in den Lagerraum und kam ein paar Minuten später wieder und nannte die Mengen der Kräuter und Zutaten, die sie hatten.
Nanija fragte, wie lange es dauern würde, das Gift herzstellen und was es kosten würde. Wieder dachte Nurelion einen Moment nach. „Da wir alle Zutaten da haben würde es einen halben Tag dauern. Wir könnten vier mittelgroße Phiolen damit füllen. Die Zutaten sind aber nicht ganz billig, da sie schwer zu beschaffen sind. Ich denke die kosten würden sich auf 500 Gold belaufen.“

Nanija bedankte sich für die Auskunft. Sie würde am nächsten Morgen noch mal vorbeikommen und dann die Bestellung aufgeben. Dann verabschiedete sie sich und verließ den Laden wieder.

Zwischenzeitlich war es Mittag geworden. Sie ging hinüber zum Tempel von Talos. Lentor war alleine schlief aber. Sie blieb eine Weile an seinem Bett sitzen bevor sie wieder ging. Sie begab sich zu ihrer Unterkunft im Palast und holte ihren Bogen. Dann begab sie sich zu dem Übungsraum im Keller. Hier war niemand zu sehen. Sie nahm ihre neuen Pfeile und begann damit auf die Übungsscheiben zu zielen. Die neuen Pfeile waren erstaunlich gut ausbalanciert. Dann schloss sie fünf der Pfeil mit aller Kraft gegen die Wand. Als sie die Pfeile hinterher wieder zur Hand nahm, war ihnen nicht anzusehen, dass sie von der Wand abgeprallt waren. Nanija war zufrieden mit dem Ergebnis.

Nun wurde es auch zeit sich in den Gemeinschaftraum zu begeben, wo Ralof sich mit ihnen besprechen wollte. Die anderen waren schon alle da. An eigen der anderen Tischen saßen auch noch einige Männer und Frauen, aber die ignorierten sie. Ralof hatte eine Karte dabei, auf der er drei Orte markiert hatte, wo Drachen gesichtet worden waren. Sie befanden sich alle im Sturmmantel Gebiet. Wenn sie alle der Reihenfolge nach erledigen wollten würden sie bestimmt zwei Wochen unterwegs sein. Da sie sich teilweise im Grenzgebiet zu den kaiserlich regierten Fürstentümern aufhalten würden, mussten sie dort besonders vorsichtig sein. Den Vorschlag neutrale Rüstungen zu tragen unterließ Nanija lieber, da ihr klar war, dass die Meisten der anderen das für keine gute Idee halten würden.

Dann zeigte sie ihnen ihre neuen Pfeile. Tommes und Jacki waren sofort begeistert von ihnen, da sie wie Nanija eh den Bogen als Hauptwaffe vorzogen und sehr gut mit ihnen umgehen konnten. Nanija sagte das noch eine große Anzahl bei Sadris zu holen sei. Ralof sagte dann das er sobald sie hier fertig waren zum Jarl gehen würde um ihn um die notwendigen Mittel zu bitten, die Pfeile kaufen zu können.

Auch den Vorschlag die Pfeile mit Gift zu tränken wurde positiv aufgenommen. Auch hier wollte sich Ralof drum kümmern, dass die Kosten übernommen werden. Wenn sie denn alles bekommen würden, dann wollten sie in zwei Tagen aufbrechen.

Nanija und Jacki begaben sich nach der Besprechung zum Schmied um zusehen ob Nanijas neue Rüstung fertig sei. Als Nanija sie anprobierte, mussten noch an ein paar Schnallen nachgestellt werden, dann aber dann waren alle zufrieden. Nanija konnte sich in der neue Rüstung fast besser bewegen als in der leichteren Alten.

Bevor Nanija und Jacki zurück zum Palast gingen machten sie noch einen Abstecher um Lentor zu besuchen, der sich sehr über den Besuch freute. Sie scherzten viel aber irgendwann kam Jora und meinte es würde nun doch langsam wieder reichen. So verabschiedeten sie sich von dem Jungen. Und gingen zurück zum Palast. Ralof wartet auf sie. Er wollte ihnen mitteilen, dass der Jarl für die kosten aufkommen würde. Nanija war darüber sehr erleichtert. Da störte es sie auch wenig, das Ralof sie begleiten sollte um die Kosten abzuwickeln.

Am folgenden Tag wurde dann noch alles Notwendige erledigt und beschafft, wie abgesprochen. Am Abend gingen Nanija und Ralof noch mal gemeinsam Lentor besuchen. Er hatte am Morgen wieder einen Fieberanfall gehabt, was sich aber im Laufe des Tages gelegt hatte. Jora konnte sich das nicht erklären, hoffte aber, dass es nun Endgültig besser mit der Genesung laufen würde. Als sie sich von Lentor verabschiedeten gab Nanija ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Sie staunte über sich selbst. Was ging sie der Junge denn eigentlich an? Er war immer noch ein Feind. Trotzdem erinnerte er sie immer noch an ihren Bruder. Ralof war erstaunt, wie rührend sich Nanija um den Jungen kümmerte. Aber es zeigte ihm, das sie nicht so kalt war, wie sie meist tat, und das ein sensibles Wesen hinter ihrer harten fast undurchdringlichen Schale steckte.